Was hat mich vor einem Vierteljahrhundert dazu gebracht, mich mit der Klimawissenschaft zu beschäftigen? Es war die erstaunliche Stabilität der mittleren globalen Temperatur der Erde (GMST). Seit dem Jahr 1900, also seit eineinviertel Jahrhunderten, ist die Temperatur der Erde um 0,46 ± 0,07 Prozent gestiegen.
Ich sage es noch einmal: In eineinhalb Jahrhunderten hat sich die Erde um weniger als ein halbes Prozent erwärmt.
[Hervorhebung im Original]
Das Klimasystem der Erde ist eine seltsame Sache. Es ist eine riesige, von der Sonne angetriebene Wärmekraftmaschine. Eine Wärmekraftmaschine ist ein Gerät, das Wärme in mechanische Bewegung umwandelt. Im Falle des Klimas ist die mechanische Bewegung die endlose, unaufhörliche Bewegung des Ozeans und der Atmosphäre. Wie alle Wärmekraftmaschinen wird auch die Klima-Wärmekraftmaschine am heißen Ende erhitzt, und dann wird die Wärme an das kalte Ende übertragen und verlässt die Maschine.
Also habe ich mich auf die Suche gemacht um herauszufinden, warum die Temperatur so stabil ist. Ja, ich weiß, dass sie aus unserer winzigen menschlichen Perspektive instabil zu sein scheint, aber für eine Wärmekraftmaschine ist eine Temperaturschwankung von weniger als einem halben Prozent über eineinviertel Jahrhunderte sehr stabil. Und Folgendes habe ich herausgefunden:
Wie alle Strömungssysteme, die nicht im Gleichgewicht sind, unterliegt das Klima dem Konstruktionsgesetz, einer der am meisten unterschätzten Entdeckungen der modernen Thermodynamik. Das Konstruktionsgesetz regelt die Entwicklung von Strömungssystemen.
Und wie es das Konstruktionsgesetz verlangt, entwickelt sich die Wärmekraftmaschine des Klimas ständig weiter, um die Strömung zu maximieren. Das Konstruktionsgesetz ist eine Art Zehn Gebote für alles, was fließt – Flüsse, Blut, Verkehr und, ja, auch das Klima selbst. Der Grundgedanke?
Alles, was sich bewegt, entwickelt sich ständig weiter und wandelt sich, um die Bewegung zu erleichtern. Das Leben, so stellt sich heraus, ist ein einziges großes Spiel mit der Frage: „Wie komme ich mit möglichst wenig Aufwand von hier nach dort?“ Das Konstruktionsgesetz ist der Grund, warum Flussdeltas wie die Äste eines Baumes aussehen, die wiederum wie die Alveolen in unserer Lunge aussehen. Sie alle werden durch das Konstruktionsgesetz gesteuert.
[Hervorhebung im Original]
Aus Sicht der Konstruktionsgesetze ist das Klima kein zerbrechliches, schwankendes System, das kurz vor dem Zusammenbruch steht, sondern eine gigantische, wärmebringende Rube-Goldberg-Maschine.
Die Sonne strahlt Energie auf die Tropen ab, die Pole sind das kalte Ende der Wärmemaschine, und die Atmosphäre und die Ozeane sind damit beschäftigt, all diese Wärme vom Äquator zu den Polen zu transportieren, wo sie viel leichter ins All entweicht als in den Tropen. Hier ist eine Karte, die zeigt, welche Gebiete durch diesen Fluss Energie verlieren oder gewinnen:

Abbildung 1. Durchschnittlicher Wärmestrom, der ständig von den Tropen zu den Polen exportiert wird, März 2000 bis Februar 2024.
Bejan zufolge maximiert das Klima nicht die Temperatur oder das CO₂ oder sogar die Anzahl der Klimakonferenzen in Paris.
Nein, was es wirklich maximiert – unerbittlich, erbarmungslos, jede Minute eines jeden Tages – ist der Fluss von Wärme von dort, wo es heiß ist, dorthin, wo es nicht heiß ist.
Stellen Sie sich die Erde als ein planetarisches HVAC-System vor, das sein Kanalsystem ständig neu anordnet, um die Arbeit schneller zu erledigen. Die Hadley-Zellen, die Jetstreams, die Meeresströmungen – all dies sind keine Zufälle oder das Ergebnis einer Ausschusssitzung. Sie sind die Art und Weise, wie das System sich selbst umgestaltet, um den polwärts gerichteten Wärmefluss zu maximieren. Die Grenzen zwischen den warmen und kalten Zonen, die Größe des tropischen Gürtels, die Geschwindigkeit der Passatwinde – all das sagt Bejans Mathematik voraus, und die Zahlen stimmen mit der realen Welt überein.
Und jetzt kommt der Clou: Wenn man das System auf maximalen Wärmetransport hin optimiert, ergeben sich eine ganze Reihe anderer Dinge von selbst. Die durchschnittliche Temperatur, der Temperaturunterschied zwischen dem Äquator und den Polen, die gesamte Wärmemenge, die nach Norden und Süden transportiert wird – Bejans Modell bringt sie alle auf den Punkt, ohne dass man sich um Ausweichfaktoren kümmern, mit der Hand herumwedeln oder an die Klimagötter appellieren muss.
Woher ich das weiß? Ich weiß es, weil ich das, wie ich glaube, erste realitätsnahe Exemplar von Bejans theoretischem Klimamodell auf meinem Computer erstellt und ausgeführt habe, und weil ich gesehen habe, wie erfolgreich es war. Der gesamte Prozess wird in diesem Beitrag beschrieben.
Was steht also unter dem Strich?
Das Klima ist keine zarte Blume, die immer kurz vor dem Verwelken steht. Es ist eine kräftige, sich selbst organisierende, Wärme bewegende Maschine, die ihre eigenen Rohrleitungen immer wieder neu anordnet, um den Fluss von heiß zu kalt zu maximieren. Sie kümmert sich nicht um unsere Politik, unsere Modelle oder unsere Kohlenstoffsteuern. Sie will einfach nur ihren Job erledigen, und sie wird sich so lange verändern, bis sie ihn erledigt hat.
Kurz gesagt: Wenn Sie das Klima verstehen wollen, sollten Sie aufhören, über das Gleichgewicht nachzudenken, und anfangen, über den Fluss in einer konstruktiv geprägten Welt nachzudenken. Das Klima der Erde ist eine Wärmemaschine mit einer Mission, und sie wird sich nicht von einer Kleinigkeit wie dem Gleichgewicht aufhalten lassen.
Link: https://wattsupwiththat.com/2025/06/30/towards-a-new-climate-paradigm/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Wenn ich heute unsere Natur in der Lüneburger Heide betrachte, stelle ich fest, „sie explodiert in grün“. Viele Straßen und Wege „wachsen zu“ – dank(e) CO2.
Willis Eschenbach hat da einen sehr interessanten Ansatz getestet. Denn der meridionale Energietransport von warm nach kalt ist nun mal der bestimmende Faktor für das terrestrische Klima, was schon lange bekannt ist: Abbildung 4 aus „Machen wir mal ein Gedankenexperiment: Es gibt gar keine Erde!“
Auch Vinós & May beschreiben diesen meridionalen Energietransport auf unserer Erde in ihrer Wintergate-Hypothese: Die dunkle Seite unserer Erde und der meridionale Energietransport
Jenseits von 70° geografischer Breite fällt das Stefan-Boltzmann-Temperaturäquivalent der solaren Einstrahlung im Äquinoktium unter 0°C (Abbildung unten), und macht damit das energetische Defizit der Polarregionen deutlich:
Das scheint mir ein interessanter Ansatz zu sein, mit dem es sich zu beschäftigen lohnt. Es geht um nichts weniger als um die Herausbildung und Stabilisierung von Strukturen im Universum. Also um die Entstehung von Bereichen mit niedriger Entropie, und das in einer Welt, die vom 2. Hauptsatz der Thermodynamik regiert wird, der für die Entropie nur eine Richtung kennt, nämlich die Zunahme!
Man bewegt sich also im Bereich der Selbstorganisation und des deterministischen Chaos.
Ich finde allerdings den Begriff „Konstruktionsgesetz“ als Übersetzung des englischen „constructional law“ hier nicht besonders passend. Besser wäre es, von „Strukturbildungsgesetz“ zu reden.
Der Autor behauptet: „Seit dem Jahr 1900, also seit eineinviertel Jahrhunderten, ist die Temperatur der Erde um 0,46 ± 0,07 Prozent gestiegen..“
Meine Kritik: 2 Fehler in der Aussage.
1) Da liegt wohl ein Ausdrucksfehler vor, anstatt Prozent müßte es Grad heißen, egal ob in Celsius oder Kelvin gemessen.
2) Um 1900 wurden überhaupt keine globalen Temperaturen erhoben oder von irgendjemandem gespeichert. Die Aussage ist so oder so ohne jede Grundlage. Auch noch so schön gezeichnete Grafiken sind reine Schätzgrafiken nach gusto des Schätzers, der seinen Namen meist gar nicht angibt.
Einigermaßen zuverlässige Vergleichgrafiken liegen für die letzen 70 Jahren eigentlich nur für einzelne Länder oder Großregionen vor wie z.B. Mittel- oder Westeuropa. Und globale Grafiken über Satellit zuverlässig wohl erst seit 40 Jahren.
Und für Deutschland heißt das, die Klimaerwärmung ist real und beginnt ab 1987/88. Genauso in den restlichen Ländern Mittel- und Westeuropas. Und nicht davor!! Dieser plötzliche Erwärmungsbeginn zeigt auch jede Einzelstation an in Mittel- und Westeuropa, städtische und ländliche.
Die plötzliche Erwärmung ist in den einzelnen Monaten unterschiedlich stark, im Mai gar nichts, im Juni am stärksten und sie findet hauptsächlich tagsüber statt.
Damit scheidet CO2 aus vier Gründen als Temperaturdrehknopf vollkommen aus
1) Beginn der Erwärmung schlagartig ab 1987/88
2) Unterschiedliche Erwärmung der Einzelmonate und der Jahreszeiten
3) Erwärmt haben sich vor allem die drei Sommemonate bis in den Herbst hinein.
4) Unterschiedliche Erwärmung Tag/Nacht
Nach der Treibhaustheorie hätten sich die Nächte sogar stärker erwärmen müssen. Fazit: Nur mit der Zunahme der Sonnenstunden und der Zunahme der Sonnenintensität lassen sich alle vier Beobachtungen erklären, hier liegt eine gute Korrelation vor. Es gibt aber auch noch andere Gründe der Erwärmung seit 1987 in Mittel- und Westeuropa.
Wie ist denn unser Planet durch die periodischen Eiszeiten in der Vergangenheit gegangen, wenn es zuvor keine Klimaerwärmung gab? Der Rückzug der alpinen Gletscher seit 1850 ist dokumentiert.
Weil es ab ca. 1850 wärmer wurde (Ende der Kleinen Eiszeit [kälteste Periode der letzten 10.000 Jahre]), setzen die Klimatisten dort ihren Referenzpunkt für das „richtige“ Klima, danach hat die Natur dem Menschen wieder wärmeres Klima, die Wohlfahrt der Menschen massiv steigerndes Klima, geschenkt. Dies versuchen nunmehr die Klimatisten den Menschen als großes menschengemachtes Unglück zu verkaufen, zunehmen mit diktatorischen Gewalt, oder?
D’accord
Genau so …Passt.
Wieder ein wunderschönes Foto der grünen Natur. Vielen Dank dafür: Natur- und Umweltschutz ja, Klimaschutz nein. Eine vollkommen richtige Forderung, die bisher noch allzu wenig Wiederholung findet, was nichts anderes bedeutet, als dass dies in den Gehirnen der EIKE-Leser noch nicht fest verankert ist.
Der politisch mit unseren Geldern angeleierte Klimaschutz zerstört die Natur- und Umwelt, greift massiv negativ in die Flora und Fauna ein.
Und zwar mindesten drei Mal:
1) Weil der CO2-Ausstoß politisch gewollt eingedämmt werden soll und die Atmosphäre braucht mehr CO2 und nicht weniger
2) Die teuren Klimaschutzmaßnahmen wie Wärmepumpen, Windräder und PV-Anlagen tragen zur weiteren Erwärmung vor Ort mit bei.
3) Windräder sind schädlich für Mensch und meist tödlich für Tiere, Fledermäuse, Vögel, Insekten. Windräder sind Insektenkiller, sie tragen erheblich zum Artenschwund der Insekten bei.
Konstruktionsgesetzt, als physikalisches Gesetz, plus mittlere Globaltemperatur, zur Darstellung eines nicht komplett verstandenen nichtlinearen natürlichen Prozesses ist ziemlich gewagt, wenn nicht gar esoterisch. Konstruktionsgesetz als nichtphysikalisch gedachtes Hilfsmittel um Ordnung zu schaffen – ja, wundern über eine zeitweise fast konstante mittlere Globaltemperatur – nein, hat keine Aussagekraft, oder?
Wenn die Gegenspieler ausschließlich auf Esoterik setzen, warum sollte man sich dann diesem Wege grundsätzlich verschließen? Auf diesem Level scheint man ja derzeit die meisten Zeitgenossen zu erreichen. :-O
Die Chance auf einen Sieg hat man nur wenn beide Mannschaften auf dem gleichen Spielfeld gegeneinander spielen.
Hat was…
Esoterik fängt ja schon im ersten Absatz an… Temperatur in Prozent? vom Absoluten Nullpunkt oder von 0°C? oder was? das macht nur für Mathematiker und Statistiker Sinn, aber nicht für Leute die Physik mögen. 5cm links am Hasen vorbei geschossen, 5cm rechts am Hasen vorbei geschossen, jetzt ist der Hase mathematisch und statistisch tot.
Ja schon, aber hat EIKE sich nicht irgendwie auf die Fahne geschrieben, physikalisch seriös und realistisch zu sein?
Ah hier…
Unter „Ziele von Eike“ steht:
Fakten les ich da…