Charles Rotter

Man sollte meinen, dass James Hansen – einst als Vater des modernen Klimaalarmismus gefeiert – sich nach einer neuen Runde von Histrionik über die Erde, die auf einen „Punkt ohne Wiederkehr“ zusteuert, im Rampenlicht sonnen würde. Stattdessen finden wir ihn auf den Seiten seiner neuesten Polemik im Blog-Stil, „Large Cloud Feedback Confirms High Climate Sensitivity“ (Große Wolkenrückkopplung bestätigt hohe Klimaempfindlichkeit), und er beschwert sich darüber, dass er von genau den Medien und Institutionen geächtet wird, die er dazu gebracht hat, jedes Mal auf Kommando zu bellen, wenn die CO₂-Konzentration um ein weiteres ppm steigt.

„Ein seltsames Phänomen ist aufgetreten… fast einheitlich wurden unsere Schlussfolgerungen in diesen Berichten als eine Randmeinung abgetan… Gibt es wichtige Auswirkungen für die Öffentlichkeit… ja, für die Zukunft aller Menschen? Die Antwort… ist ‚ja‘.“ Quelle (PDF)

Man könnte meinen, dass die Menschen nach Jahrzehnten der Theatralik einfach keine Karten mehr für dieselbe Show kaufen.

Aber wir sollten nicht voreilig sein. Seine neuesten Veröffentlichungen verdienen eine genauere Betrachtung, und zwar nicht wegen ihrer recycelten Düsternis, sondern wegen der zunehmend akrobatischen Logik und der darin enthaltenen interpretativen Freiheiten.

Der ‚Big FXcking Deal‘ und die Wolken-Rückkopplungs-Rückkopplung

Im Mittelpunkt von Hansens These steht der beobachtete Rückgang der Albedo der Erde, also des Anteils des Sonnenlichts, der in den Weltraum zurückgeworfen wird. Hansen beziffert diesen Rückgang auf 0,5 % in den letzten zwei Jahrzehnten, was einem Anstieg der absorbierten Sonnenstrahlung um 1,7 W/m² entspricht. Dies, so Hansen, beweist, dass die Wolkenrückkopplung groß und positiv sein muss, was eine Gleichgewichts-Klimasensitivität von 4,5°C ± 0,5°C für verdoppeltes CO₂ bestätigt.

Die Albedo der Erde … hat sich um etwa 0,5 % verringert … wir haben diese Veränderung als BFD bezeichnet … weil sie erschütternde Auswirkungen hat.“Quelle (PDF)

Hansen behauptet, dass die Albedo-Veränderung weder durch Treibhausgase allein noch durch die „direkten“ Auswirkungen von Aerosolen erklärt werden kann. Stattdessen muss es sich um Veränderungen bei den Wolken handeln, die wiederum eine Klima-Rückkopplung darstellen.

Der einzige wesentliche Klimaantrieb, der sich auf die Albedo der Erde auswirkt, ist der ‚indirekte‘ Aerosolantrieb… der größte Teil des Energieanstiegs von 1,7 W/m²… muss auf Klima-Rückkopplungen zurückzuführen sein.“Quelle (PDF)

Dies ist eine Behauptung auf der Suche nach einem Prozess. Er beobachtet Erwärmung und Wolkenveränderungen, vermutet die Ursache in der CO₂-induzierten Erwärmung und berechnet eine Rückkopplungsstärke, die – Überraschung – zu seiner Hypothese passt. Das ist die eigentliche Definition von motivierter Argumentation.

Aerosol-Antrieb als erzählerischer Kunstgriff

In seiner längeren Abhandlung „Acceleration“ [Beschleunigung] gibt Hansen zu, dass die Modelle nicht an gemessenen Aerosoldaten, sondern an vermuteten Ergebnissen kalibriert sind. Diese Lücke ist von zentraler Bedeutung – er nutzt sie, um sowohl die Klimasensitivität als auch sein eigenes Gefühl der Hellsichtigkeit zu steigern:

„Aerosolantrieb und Klimasensitivität waren in einer unangemessenen Zwangsehe verbunden… wir versuchen nun, ihre Beziehung mit einfachen Berechnungen zu entwirren und aufzudecken.“ – Quelle

Er führt den größten Teil des Albedo-Rückgangs auf Veränderungen im Wolkenverhalten zurück und bezeichnet dies als „Beweis“ für eine starke, positive Wolkenrückkopplung. Was jedoch fehlt, ist eine mechanistische, unabhängig validierte Kausalkette, die den CO₂-Anstieg mit dieser Wolkendynamik verbindet. Der Sprung von der Beobachtung zur Zuschreibung wird mit Gleichungen und Annahmen gemacht, nicht mit direkten Beweisen.

Die Modelle können sich jeder historischen Kurve anpassen, wenn die Aerosolparameter frei gesetzt werden. Und genau das tut Hansen – er passt die Eingaben so an, dass die Modelle „Katastrophe“ schreien, und erklärt dann die Übereinstimmung mit der beobachteten Erwärmung zu einem Triumph der Erkenntnis.

Das Selbstmitleid ist in dem Artikel über Cloud Feedback besonders ausgeprägt:

„Die Kritiken … gingen nicht auf die Physik in unseren drei Bewertungen ein … Stattdessen handelte es sich bei den Kritiken größtenteils um Ad-hoc-Meinungen, sogar um Ad-hominem-Angriffe … Wie kann sich die Wissenschafts-Berichterstattung auf dieses Niveau begeben?“Quelle

Hansens Argumentationsstruktur ist grundsätzlich zirkulär: Er geht von einem hochempfindlichen System aus, interpretiert zweideutige Daten, um diese Sichtweise zu bestätigen, und behandelt die Übereinstimmung dann als Bestätigung. So funktioniert ein robuster Hypothesentest nicht.

Hier haben wir den Wissenschaftler als Propheten, der nicht abgelehnt wird, weil seine Modelle nicht überzeugend sind, sondern weil die Massen und die Medien nicht ausreichend aufgeklärt sind. Es geht nicht darum, dass seine Argumente spekulativ sind – es geht darum, dass die Welt ihn im Stich lässt.

Hansens Arbeit ist weniger eine wissenschaftliche Analyse als vielmehr eine Predigt. Jedes unklare Ergebnis wird zugunsten der Katastrophe aufgelöst. Jedes beobachtete Artefakt ist ein „Beweis“ für eine weitere Erwärmung, die kommen wird. In der Zwischenzeit werden abweichende Meinungen als Unwissenheit abgetan, und Ungewissheit wird nie in beide Richtungen zugelassen.

Sein „Beweis“ für eine starke Wolkenrückkopplung beruht auf wenig mehr als einer Kurvenanpassung, einem CO₂-Narrativ und einer theologischen Gewissheit über die Apokalypse. Als rhetorische Darbietung hat es seine guten Seiten. Als wissenschaftliches Argument ist es hohl.
Und das ist, um es mit seinen eigenen Worten zu sagen, der wahre „BFD“.

Steve Milloy schreibt bei Junk Science:

Das Klima wird zu einer griechischen Tragödie: Der Pate des Klimaschwindels James Hansen „bestätigt“, dass weniger Wolken und mehr Sonnenschein (im Gegensatz zu den Emissionen) direkt für die Erwärmung verantwortlich sind. Er beklagt auch, dass er von der „Clique von Wissenschaftlern, auf die sich die Medien verlassen“, abgesetzt worden ist: „Angesichts des Erfolgesmehr anzeigen

Link: https://wattsupwiththat.com/2025/05/14/james-hansen-climate-cassandra-or-science-salesman/

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Zum gleichen Thema findet sich auch bei Cap Allon etwas, der sich deutlicher ausdrückt:

James Hansen von seinem eigenen Klima-Kult abgesägt

Cap Allon

1989 beschuldigte der Wichita Eagle die Bush-Regierung, James Hansen, den „Paten der globalen Erwärmung“ der NASA, zu „zensieren“, weil er vor der vom Menschen verursachten Klimakatastrophe gewarnt hatte. „Das Treibhausproblem wird nicht verschwinden“, warnten sie.

Seitdem hat Hansen jedoch seine Meinung über die direkten Ursachen der jüngsten Erwärmung geändert und macht nun weniger Wolken dafür verantwortlich. Seine jüngste Studie wurde jedoch von den Medien totgeschwiegen, was Hansen mit Belustigung zur Kenntnis nahm.

„Ein seltsames Phänomen ist aufgetreten“, schreibt er, “fast durchgängig haben diese Berichte unsere Schlussfolgerungen als Randmeinung abgetan.“

Wie aus Hansens eigener Tabelle hervorgeht: Die Albedo der Erde sinkt. Die Wolken werden dünner. Es dringt mehr Sonnenenergie in das System ein – nicht wegen der Auspuffrohre und Schornsteine, sondern wegen der schwindenden Wolkenschicht.

Hansen stellt einen beachtlichen Anstieg der Sonnenabsorption um 1,7 W/m² fest, der die Auswirkungen der steigenden CO₂-Werte in den Schatten stellt. Hansen zufolge wurde die Erwärmung der letzten Jahrzehnte größtenteils durch natürliche Rückkopplungsschleifen und nicht durch Emissionen angetrieben – weniger Wolken, die er auf 1) verringerte Aerosolemissionen durch sauberere Schiffskraftstoffe und 2) natürliche Rückkopplungen zurückführt, welche die Wolkendecke bei Erwärmung des Planeten abnehmen lassen.

In diesem Artikel geht es nicht um James Hansens Argument der Wolkenrückkopplung, sondern vielmehr um seine Reaktion auf die Ablehnung dieses Arguments. Sein Argument beruht jedoch auf einem logischen Zirkelschluss und spekulativen Sprüngen. Er beobachtet einen Rückgang der Albedo der Erde und nimmt an, dass dies durch weniger Wolken verursacht werden muss, die wiederum durch die CO₂-getriebene Erwärmung verursacht werden müssen – was seine Behauptung einer hohen Klimasensitivität untermauert. Aber er bietet keinen validierten, dafür verantwortlichen Prozess an. Stattdessen passt er die Aerosol-Annahmen an, um die Modelle an das von ihm gewünschte Ergebnis anzupassen, und nennt dies dann einen Beweis. Es ist eine als Ursache getarnte Kurvenanpassung, und seine gesamte Rückkopplungsschleife beruht auf Schlussfolgerungen, nicht auf Beweisen.

In seiner Studie vom 13. Mai beklagt sich Hansen darüber, dass er abserviert wird – diesmal nicht von „ölfinanzierten Leugnern“, sondern von seinen eigenen Klimajüngern. Er schreibt verbittert von einer „Clique von Wissenschaftlern, auf die sich die Medien verlassen“ und beklagt, dass sie „uns als Ausreißer darstellen“.

Nachdem er sich jahrzehntelang im Schutz des Establishments gesonnt hat, schimpft der Pate der globalen Erwärmung nun, weil er in dem Haus, das er mit aufgebaut hat, nicht mehr willkommen ist. Die gleiche Bewegung, die er ins Leben gerufen hat, brandmarkt ihn nun als „Randgruppe“.

Hansens Ketzerei besteht nicht darin, dass er die Erwärmung herunterspielt – er behauptet tatsächlich, die Empfindlichkeit sei schlimmer als bisher angenommen. Aber fatalerweise sagt er das aus den falschen Gründen: Wolken, nicht Kohlenstoff. Natürliche Rückkopplungen, nicht fossile Brennstoffe. Hansen stellt die Autorität des segensreichen IPCC-Konsens‘ in Frage, wonach der menschliche Wohlstand (billige und zuverlässige Energie) die Schuld an Wirbelstürmen und Hitzewellen trägt – und das ist unverzeihlich.

Ironischerweise beklagt Hansen nun den Zusammenbruch der ehrlichen wissenschaftlichen Berichterstattung und den Aufstieg der Medien, die ihre bevorzugten Experten salben. „Es gibt viele Wissenschaftler da draußen, die mindestens so viel wissen wie die Clique“, so Hansen, “aber sie werden nicht gehört“.

Poetisch. Tragisch. Vorhersehbar.

Link: https://electroverse.substack.com/p/fearco-concordia-continues-to-cool?utm_campaign=email-post&r=320l0n&utm_source=substack&utm_medium=email (Zahlschranke)

Beides übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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