Francis Menton, MANHATTAN CONTRARIAN

Es ist für jeden Menschen mit der Fähigkeit zum kritischen Denken offensichtlich, dass intermittierende erneuerbare „grüne“ Energie niemals eine moderne Wirtschaft versorgen kann. Während also verschiedene US-Bundesstaaten und andere Länder ihre Crash-Programme vorantreiben, um ihre Stromerzeugung vollständig „grün“ zu machen, stellt sich sofort die nächste offensichtliche Frage: Wer wird als erster gegen die „Wand“ der grünen Energie anrennen? Das heißt, welcher Staat oder welches Land wird als erstes feststellen, dass sein Stromsystem ohne ausreichende zuverlässige Stromerzeugung nicht mehr funktioniert? Und wie wird sich das auf die Bevölkerung auswirken?

In früheren Beiträgen habe ich die Fortschritte auf dem Weg zur Energiekatastrophe in verschiedenen wohlhabenden Ländern untersucht, die den vermeintlichen Übergang zu erneuerbarer Elektrizität eingeleitet haben. Hier zum Beispiel ein Beitrag vom 17. Dezember 2021 mit dem Titel „Which Country or U.S. State Will Be The First To Hit The Renewable Energy Wall?“ [in deutscher Übersetzung hier] In jenem Beitrag ging es um Kalifornien und Deutschland. In meinem Beitrag vom 15. März 2023 mit dem Titel „Countdown To New York’s Rendezvous With Energy Impossibility“ wurde New York als weiterer Kandidat für den ersten, der gegen die Wand fährt, betrachtet.

Doch werfen wir nun einen Blick auf Südafrika. Südafrika ist eines der reichsten Länder in Subsahara-Afrika, was nicht viel aussagt. Die Weltbank gibt das Pro-Kopf-BIP des Landes für 2021 mit etwa 7000 Dollar an. (Zum Vergleich: Das Pro-Kopf-BIP der USA liegt bei etwa 70.000 $, während die wohlhabenderen europäischen Länder wie Deutschland, das Vereinigte Königreich und Frankreich ein Pro-Kopf-BIP von etwa 40.000 bis 50.000 $ haben).

Im Gegensatz zu den wohlhabenden westlichen Ländern ist Südafrika weit davon entfernt, vollständig entwickelt zu sein und hat nie ein vollständig ausgebautes Stromnetz erreicht. Das Land verfügt über eine alte Elektrizitätsinfrastruktur, die fast ausschließlich auf der Kohleverstromung basiert und aus der Zeit vor der Machtübernahme durch den ANC im Jahr 1994 stammt. Um eine voll entwickelte Wirtschaft zu werden, muss Südafrika jedoch seine Stromversorgung erheblich ausbauen. Die Bevölkerung des Landes ist schnell gewachsen (von etwa 43 Millionen im Jahr 1994 auf heute 60 Millionen). Gleichzeitig ist der Stromversorger Eskom hoch verschuldet und hat kaum noch Möglichkeiten, privates Kapital zu beschaffen. Daher ist das Land im Wesentlichen auf westliche Hilfe angewiesen, um seine Stromversorgung zu unterstützen und auszubauen. Ein Beispiel dafür, was im Bereich der westlichen Hilfe für die Strominfrastruktur passiert ist, dass die Weltbank 2013 die Finanzierung von Kohlekraftwerken und 2017 die Finanzierung von Öl- und Gasförderprojekten eingestellt hat.

Und so ist Südafrika zu einem meist willigen Versuchskaninchen für die grünen Träume der westlichen Eliten geworden. Laut Climate Home News vom 19. September 2020 legte die südafrikanische Regierung 2019 einen sogenannten Integrated Resources Plan vor, der „einen Übergang von der umweltschädlichen Kohleverstromung zu erneuerbaren Energien wie Sonne und Wind“ vorsieht. Im September 2020 beschloss das südafrikanische Kabinett laut dem gleichen CHN-Beitrag „das Ziel, die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Null zu reduzieren“. Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa hat sich in den letzten Jahren mehrfach für eine Netto-Null-Umstellung in seinem Land ausgesprochen.

Folgendes habe ich vor Ort bei der Stromerzeugung in Südafrika erfahren: Die New York Times berichtet am 14. März 2023, dass die Kohlekraftwerke des Landes in den letzten zehn Jahren, seit die Wind- und Sonnenenergie in Mode gekommen ist, wegen schlechter Wartung und fehlenden Investitionen „verfallen“ sind. In der Zwischenzeit hat sich der Schwerpunkt seit der Jahrhundertwende auf die Entwicklung von Wind- und Solarressourcen zur Stromerzeugung verlagert. Ein Artikel des Alexandria Engineering Journal vom Dezember 2021 bietet einen umfassenden Überblick über das Wachstum der erneuerbaren Energien in Südafrika. Das erste Demonstrations-Windprojekt wurde von Eskom im Jahr 2002 errichtet. Hier finden Sie eine lange Liste von Windkraftprojekten, die in der Folgezeit fertiggestellt wurden:

Auch Südafrika hat bei der Umstellung auf Solarenergie nicht hinterhergehinkt. Aus dem gleichen Artikel im Alexandria Engineering Journal stammt die folgende Liste von Solarprojekten (aus irgendeinem Grund sind die Jahreszahlen nicht angegeben, aber sie sind fast alle nach 2010):

Müssten nicht inzwischen Wind und Sonne den reichlich vorhandenen und fast kostenlosen Strom für alle liefern? Wohl kaum. Hier ist ein Tortendiagramm des aktuellen Stromerzeugungsmixes, das auf Daten der Internationalen Energieagentur der UNO beruht:

Ja, nach all diesen Maßnahmen beträgt der Anteil der Windenergie an der südafrikanischen Stromerzeugung ganze 2 % und der Anteil der Solarenergie 1 %. Und nach einer Meldung von CNN vom 18. Januar:

Die Südafrikaner haben schon seit Jahren mit Stromausfällen zu kämpfen, aber das Jahr 2022 war mit 205 Tagen Stromausfall das schlimmste in der Geschichte des Landes, da veraltete Kohlekraftwerke ausfielen und der staatliche Stromversorger Eskom Schwierigkeiten hatte, das Geld für den Kauf von Diesel für Notstrom-Generatoren aufzubringen. In diesem Jahr gab es bisher jeden Tag Stromausfälle. Die Situation hat sich in der vergangenen Woche noch einmal verschärft, als Eskom ankündigte, dass es aufgrund von Ausfällen in 11 Kohlekraftwerken weitere Kürzungen vornehmen werde.

Nach Angaben von CNN ist jeder einzelne Haushalt oder jedes Unternehmen etwa 12 Stunden pro Tag ohne Strom, in der Regel in Schritten von jeweils etwa 4 Stunden und oft ohne Vorankündigung. Es ist empörend zu sehen, was die selbstgefälligen internationalen Funktionäre mit diesem armen Land anstellen. Aber wenigstens lernen wir, wie die Grünenergie-„Wand“ in der Praxis aussieht.

AKTUALISIERUNG, 26. April 2023: Hier sind ein paar nützliche Ergänzungen, auf die ich bei der Recherche für diesen Beitrag gestoßen bin. Erstens, aus dem Energy News Report vom 21. November 2022:

Die Weltbank hat Darlehen und andere Hilfen in Höhe von 497 Millionen Dollar genehmigt, um die Stilllegung und Umnutzung eines der größten Kohlekraftwerke der Welt zu finanzieren – die 1.000-MW-Anlage Komati in Südafrika, die sich im Besitz des größten öffentlichen Stromversorgers Eskom befindet. Das Komati-Kraftwerk, das im Oktober endgültig abgeschaltet wurde, soll für 220 MW erneuerbare Energien umgewidmet werden, darunter eine 150-MW-Photovoltaikanlage, 70 MW Windenergie und 150 MW Speicherbatterien vor Ort, die „zusammen zur Verbesserung der Qualität der Stromversorgung und der Netzstabilität beitragen werden“, so die Bank.

Und zweitens, von Macrotrends, Südafrika BIP pro Kopf, 1960-2021:

Komisch, dass all der „kostenlose“ Strom und die fast täglichen Stromausfälle nicht zu einem raschen Anstieg des Pro-Kopf-BIP führen. Stattdessen wird die Verarmung der ohnehin schon armen Menschen weiter vorangetrieben.

Link: https://wattsupwiththat.com/2023/04/28/south-africa-and-the-green-energy-wall/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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