Stefan Kämpfe
„Wenn der Winter zu seiner Zeit nicht will, dann kommt er halt eben im März und April“ – diese alte Bauernregel traf in den vergangen Jahren (leider) allzu oft zu. Schon der März 2022 zeichnete sich durch sehr häufige Frostnächte aus – die tagsüber rekordlang scheinende Sonne kaschierte das aber (EIKE berichtete mehrmals ausführlich darüber). Aber mit dem Monatswechsel war Schluss mit Eitel Sonnenschein – Schneemassen und eisige Temperaturen legten in Mittel- und Süddeutschland den Verkehr lahm. Da kam ein vom Staat abhängiger Klimawissenschaftler des Weges und sagte: „Es wird kälter, weil es wärmer wird“ – oder doch nicht?
Ab den späten 1980er Jahren verabschiedete sich der Lenz von langen Kälteperioden mehr und mehr; diese Erwärmung gipfelte im Rekord-Frühling von 2007. Doch seitdem scheint es wieder häufigere Kaltphasen und insgesamt etwas kältere Frühjahre zu geben; auch wenn der Betrachtungszeitraum von nur 16 Jahren für endgültige Aussagen zu kurz ist. Der aktuelle Frühling 2022 wird zwar aller Voraussicht nach nicht ganz so kalt wie der letzte ausfallen; aber wohl die magische Grenze von 10°C im Deutschland-Mittel oder wenigstens auch 9°C bei weitem verfehlen. Wir schauen uns zwei Zeiträume an; den unserer aktuellen „Warmzeit“ seit 1988 und dann einen kürzeren, aber statistisch noch vertretbar langen, ab dem Frühling des Jahres 2000. Die Sonnenscheindauer wird mit gezeigt, da sie die Frühlingstemperaturen, besonders die im April und Mai, wesentlich mit beeinflusst.
Es muss da also noch einen anderen, wesentlichen Einwirkungsfaktor auf die Frühlingstemperaturen geben, welcher die zunehmende Besonnung ab dem Jahre 2000 überkompensierte. Fündig wird man bei den Objektiven Wetterlagen, welche der DWD seit Juli 1979 erfasst; Näheres zu dem Verfahren hier. Alle in der Höhe (500 hPa) zyklonalen Wetterlagen korrelieren hinsichtlich ihrer Häufigkeit signifikant negativ mit den Frühlingstemperaturen (je häufiger sie auftreten, desto kälter verläuft tendenziell der Lenz).
Die Besonnung und die Häufigkeitsverhältnisse der Wetterlagen sind also die wesentlichen Regler unserer Frühlingstemperaturen – aber was treibt nun diese an? Neben der Sonnenaktivität selbst nahm die Besonnung auch wegen der Luftreinhaltemaßnahmen stark zu; dieser Effekt ist aber nun ausgereizt. Die seit den frühen 2000er Jahren abnehmende Sonnenaktivität scheint außerdem eine Häufung von Extremwetterlagen zu begünstigen, welche entweder zu sehr sonnigen, dürren Frühjahren neigen, wie 2020, 2011 und 2007, oder aber zu trüben, kalten (2021, 2013). Da die Sonnenaktivität in den kommenden Jahrzehnten gering bleiben oder gar noch weiter abnehmen soll, steht in dieser Hinsicht nichts Gutes zu erwarten – und dann ist da noch die aktuelle AMO-Warmphase, welche warme Frühjahre zumindest leicht begünstigt hat, die in naher Zukunft aber enden wird.
Und was ist mit der These „es wird kälter, weil es wärmer wird“? Nun, Kälte und Schnee im Frühling – das gab’s schon immer. Wer’s nicht glaubt und wem der Blick in historische Wetteraufzeichnungen zu mühsam ist, dem sei folgendes Gedicht des Mecklenburger Schriftstellers HEINRICH SEIDEL (1842 bis 1906) empfohlen, welches zeigt, was schon unsere Vorfahren über den April dachten, und wie sehr doch der 2022er April denen von vor etwa 120 Jahren ähnelte. Aus Platzgründen ist hier die dritte Strophe weggelassen:
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
Bald lacht der Himmel klar und rein,
Bald schau’n die Wolken düster drein,
Bald Regen und bald Sonnenschein!
Was sind mir das für Sachen,
Mit Weinen und mit Lachen
Ein solch‘ Gesaus‘ zu machen!
April! April!
Der weiß nicht, was er will.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Und schneit mir in den Blütenbaum,
In all den Frühlingswiegentraum!
Ganz greulich ist’s, man glaubt es kaum:
Heut‘ Frost und gestern Hitze,
Heut‘ Reif und morgen Blitze;
Das sind so seine Witze.
O weh! O weh!
Nun kommt er gar mit Schnee!
Ähnliches sagt aber auch Goethes „Osterspaziergang“, welcher vor noch längerer Zeit gedichtet wurde. Mehr Hintergrundwissen zur Aprilkälte des vergangenen Jahres und den Ursachen des Aprilwetters allgemein hier. Doch könnte uns das aktuelle, verhaltene Verhalten der Frühlingstemperaturen, das sich so nicht zwangsläufig fortsetzen muss (Trends darf man niemals in die Zukunft extrapolieren!) Hinweise auf das kommende Verhalten der übrigen Jahreszeiten geben? Hierzu schauen wir uns die (freilich nur sehr eingeschränkt vertrauenswürdige) Temperaturreihe des Deutschland-Mittels seit 1761 an; diese Daten sind nicht vom Wärmeinseleffekt bereinigt; andernfalls wären die aktuellen Temperaturen nach den groben Schätzungen des Autors um etwa 0,6 bis 1 Kelvin (=1°C) niedriger. Zunächst die langfristigen Lineartrends aller Jahreszeiten:
Aber diese Langfristigen Trends sagen uns nichts über das Verhalten in kürzeren Phasen. Weil die Werte der Einzeljahre zu chaotisch wechseln, wurden sie per übergreifender Mittelung („Gleitender Durchschnitt“) etwas geglättet; das Ergebnis sieht so aus:
Um das Ganze noch etwas besser aufzulösen, wird im Folgenden nur die Zeit ab 1900, also dem Ende der „Kleinen Eiszeit“, betrachtet, und zwar mit dem etwas weniger glättenden siebenjährigen Gleitmittel:
Ob und wie lange diese Stagnation noch andauert, lässt sich nicht sagen. Aber die bisherige Zunahme der erwärmenden Sonnenscheindauer scheint weitgehend ausgereizt; und Wetterlagen mit nördlichem Strömungsanteil werden wieder häufiger. Damit dürfte das Ende der Erwärmung, und zwar in allen Jahreszeiten, wohl absehbar sein.
Weitere, (unsichere) Aussichten: Zeitweise freundlich, aber nicht immer und überall warm
In dieser Karwoche werden wir mit Wärme verwöhnt, doch an Ostern sickert voraussichtlich trotz eher freundlicher Witterung wieder kältere Luft aus Nordosten ein; die Boden- und Luftfrostgefahr steigt besonders in den nordöstlichen Bundesländern dann wieder deutlich an. Danach scheint sich das für den Lenz so typische Luftdruck-Muster mit hohem Luftdruck über Grönland/Nordmeer und Skandinavien zu festigen; was aber nicht immer eitel Sonnenschein und Wärme bedeutet; außerdem gibt es auch einzelne Modell-Läufe, welche eine Rückkehr des Nordwetters nach Ostern androhen. Fest steht: Die windigen Zeiten sind vorbei, und ganz so unfreundlich und kalt, wie 2021, wird die zweite Aprilhälfte vermutlich nicht verlaufen. Richtung Mai lassen sich noch keine eindeutigen Tendenzen erkennen.
Stefan Kämpfe, unabhängiger Natur- und Klimaforscher
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Erstmalig wurden in einem Artikel alle 4 Jahreszeiten gleichzeitig betrachtet. Vielleicht lernt das PIK mal dazu, wenn es solche Artikel liest. Wieder ist erkennbar, dass wir 1988 einen plötzlichen Temperatursprung hatten und die Temperaturen in Deutschland ein angenehmeres Niveau erreichten. Da CO2 keine Temperatursprünge erzeugen kann, wird dieses Faktum beim PIK, aber leider auch beim DWD einfach ingnoriert. Temperatursprünge gibts bei der bezahlten CO2-Klimawissenschaft nicht. Doch nun zum Frühling: Die DWD Temperaturreihe zeigt seit 1988 bis heute, also bis 2021 noch einen leichten Anstieg. Wärmeinselarme Standorte zeigen eine Hozizontale. Die Frühlingserwärmung ist somit ausgereizt. Vor allem, wenn man als Betrachtungsjahr die Jahrtausendwende wählt, zeigt hat auch die DWD-Grafik eine leichte Frühlingsabkühlung. Grund dafür ist der bei jeder Wetterstation Deutschlands sich abkühlende Monat Mai, der den Frühlingsschnitt in den letzten 22 Jahren nach unten zieht.
Es wird Zeit, dass die bezahlte CO2-Klimawissenschaft endlich Fakten zur Kenntnis nimmt. CO2 geht seit 2000 um 44 ppm nach oben, die Maitrendlinie zeigt nach unten, die Aprillinie noch nach oben und der März leicht nach oben. Das Temperaturverhalten der einzelnen Monate mag viele Gründe haben, jedenfalls ist CO2 nicht der bestimmende Faktor. Beschreibt man eine wärmeinselarme Station, dann zeigen alle drei Frühlingsmonate seit 2000 nach unten, was nichts anderes bedeutet als dass der Frühling in der freien Landschaft Deutschlands seit der Jahrtausendwende kälter wird. Aber das nehmen nur Naturbeobachter war, die täglich draußen sind. Die Mehrheit lebt halt weiter in ihrer beheizten Klimablase und erzeugt fake-news. Beispiel gefällig, ich war gestern bei herrlichem Sonnenschein am Lengenbach, 1 km außerhalb von meinem Wohnort. Kein einziger Baum oder Strauch entlang des Baches zeigte eine Knospenöffnung, am Boden blühten noch die Märzenveilchen. Höhe 460m NN. Für die meisten ist die Wärmeinselblase deshalb die Realität.
Die unterschiedliche Zeitspanne umfassenden Gleitmittel sind Recht eindrücklich, gerade im Vergleich
Interessanter und umfassender Überblick. Wenn man, wie die Alarmisten, Wärmeinseleffekte und längere Sonnenscheindauer unberücksichtigt lässt, kann man für D seit etwa 1988 für alle Jahreszeiten beachtliche ca. 2 Grad C Temperaturanstieg sehen, was unsere Klima-Missionare weidlich ausnutzen…
„Trends darf man niemals in die Zukunft extrapolieren!“
Dies gilt insbesondere dann, wenn die zukünftige Entwicklung von Einflüssen bestimmt wird, die heute noch unbekannt sind – wie bei statistischen Schwankungen. Somit wird sich zwangsläufig immer deutlicher zeigen, ob und wie sehr der IPCC mit dem anthropogenen CO2 als dem maßgebenden Temperaturtreiber daneben liegt. Bis dahin wird im Vorreiterland „Weltklima gerettet“ was das Zeug hält – koste es was es wolle!