Insbesondere die ursprüngliche Arbeit von Lindzen et al., die inzwischen im Internet verfügbar ist und daher hier als pdf-File beigefügt werden darf, war unmittelbar nach ihrem Erscheinen heftiger Kritik ausgesetzt. So schrieb beispielsweise der dem IPCC nahe stehende Klimaforscher Kevin Trenberth in http://www.realclimate.org/index.php/archives/2010/01/lindzen-and-choi-unraveled/:
– die Arbeit sei nicht robust,
– sie missinterpretiere die Luft-Wasser Interaktionen in den Tropen,
– robustere Methoden zeigten keine Diskrepanzen zwischen IPCC-Modellen und Messungen,
– die Arbeit hätte Messungen mit Modellen verglichen, die unvollständige „Forcings“ aufwiesen und
– die Arbeit würde die Klimasensitivität falsch berechnen.
Lindzen/Choi sahen sich mit dem offenen Eingeständnis, dass diese Kritik tatsächlich zu großen Teilen berechtigt ist, veranlasst, auf die Einwände von Trenberth im Detail einzugehen und eine Erwiderung/Ergänzung zu veröffentlichen, in der lückenlos auf alle Kritikpunkte eingegangen wird. Angesichts dieser Ergänzung darf indes ein in den inzwischen zahlreichen „Für-und-Wider-Blogs“ völlig übersehener Umstand nicht unerwähnt bleiben: die Arbeit von Paltridge, die leider nur als Abstract im Internet zugänglich ist, der hier als pdf-File angefügt ist und die auf Ballonmessungen der atmosphärischen Feuchte basiert, wurde bisher nicht kritisiert. Sie wies ebenso wie auch die Arbeit von Lindzen/Choi, aber auf einem anderen Wege, nach, dass Gegenkoppelungen überwiegen, konnte aber hierzu keine quantitativen Angaben machen. Aus diesem Grunde ist zumindest einmal zutreffend zu konstatieren:
Von einer gefährlichen Rückkoppelung, die die Klimasensitivität über die o.g. 1 Grad hinaustreibt, kann definitiv keine Rede mehr sein. Und da CO2-Verdoppelung grob mit dem Verbrennen aller fossilen Brennstoffressourcen der Erde gleichgesetzt werden kann, ist das Thema einer „globalen Klimakatastrophe infolge ansteigender anthropogener CO2-Emissionen“ wissenschaftlich jetzt wohl endgültig erledigt. Die Politik und industrielle Interessengruppen an einer gefährlichen globalen Erwärmung infolge anthropogener CO2-Emissionen werden sicher noch etwas länger brauchen, bis sie von dieser Wahrheit eingeholt werden.
Die Erwiderung/Korrektur von Lindzen und Choi liegt als pdf-File bei. Es erscheint wenig sinnvoll, auf die z.Teil sehr technischen Ausführungen hier in allen Einzelheiten näher einzugehen, der einschlägig klimawissenschaftlich gebildete Leser möge sich an die Originalarbeit halten. Nur das Wichtigste in Zusammenfassung:
– die zu starke Glättung der 36-Tage Präzession des ERBE Satelliten wurde durch eine bessere Auflösung ersetzt.
– zu den Daten des ERBE Satelliten wurden nunmehr auch Daten des CERES Satelliten von 1985-1999 ergänzend hinzugezogen.
– Rauschen der ausgehenden Strahlung sowie Strahlungsänderungen, die Oberflächen-Temperaturänderungen der Ozeane bewirken, wurden sorgfältig von den Strahlungsänderungen unterschieden, die durch Rückkoppelungseffekt infolge Änderungen der Oberflächen-Temperaturänderungen der Ozeane bewirkt werden.
– Eine genauere Näherung für die Strahlungsbilanz ohne Rückkoppelungen wurde aufgestellt.
– An der zulässigen Extrapolation der Ergebnisse von den Tropen auf gemäßigte Breiten wurde nicht abgegangen, da sie gemäß einer früheren Veröffentlichung des Autors (Lindzen, R.S., M.-D. Chou, and A.Y. Hou (20019, Does the Earth have an adaptive infrared iris?, Bull. Amr. Met. Soc., 82, 417-432) abgesichert ist.
Und um das Wichtigste nicht zu vergessen: Das Ergebnis der Erwiderung/Ergänzung von Lindzen/Choi unterscheidet sich um nichts von dem der ursprünglichen Originalarbeit. Somit ist das wissenschaftliche Ende der anthropogenen Klimakatastrophe wiederholt und definitiv zu bestätigen. Wer jetzt noch von einem „Zwei Grad Ziel“ spricht, macht eine rein politische Aussage und nimmt dabei billigend die Unterschlagung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Kauf.
Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke, Physiker
EIKE-Pressesprecher
Dr. Rainer Link, Physiker
Sehr geehrter Herr Dr. Paul,
ihre Frage zum Unterschied zwischen Theorie und Praxis möchte ich gar nicht selbst beantworten, ich zitiere stattdessen aus einem vor wenigen Tagen veröffentlichten offenen Brief, den 255 Topwissenschaftler der National Academy of Science, darunter 11 Nobelpreisträger unterzeichnet haben:
„We are deeply disturbed by the recent escalation of political assaults on scientists in general and on climate scientists in particular. All citizens should understand some basic scientific facts. There is always some uncertainty associated with scientific conclusions; science never absolutely proves anything. When someone says that society should wait until scientists are absolutely certain before taking any action, it is the same as saying society should never take action. For a problem as potentially catastrophic as climate change, taking no action poses a dangerous risk for our planet.
Scientific conclusions derive from an understanding of basic laws supported by laboratory experiments, observations of nature, and mathematical and computer modeling. Like all human beings, scientists make mistakes, but the scientific process is designed to find and correct them. This process is inherently adversarial—scientists build reputations and gain recognition not only for supporting conventional wisdom, but even more so for demonstrating that the scientific consensus is wrong and that there is a better explanation. That’s what Galileo, Pasteur, Darwin, and Einstein did. But when some conclusions have been thoroughly and deeply tested, questioned, and examined, they gain the status of „well-established theories“ and are often spoken of as „facts.“
[…]
Many recent assaults on climate science and, more disturbingly, on climate scientists by climate change deniers are typically driven by special interests or dogma, not by an honest effort to provide an alternative theory that credibly satisfies the evidence.
[…]
We also call for an end to McCarthy-like threats of criminal prosecution against our colleagues based on innuendo and guilt by association, the harassment of scientists by politicians seeking distractions to avoid taking action, and the outright lies being spread about them. Society has two choices: We can ignore the science and hide our heads in the sand and hope we are lucky, or we can act in the public interest to reduce the threat of global climate change quickly and substantively. The good news is that smart and effective actions are possible. But delay must not be an option.“
(Volltext unter http://tinyurl.com/373c5pp )
Verehrter Herr Fischer,
„mein Problem“ ist,
dass nicht beweisbare Behauptungen als Wissenschaft verkauft werden.
Es ist der kleine Unterschied zwischen Theorie und Praxis, übrigens eine begriffliche Schöpfung von Aristoteles. Noch abenteuerlicher wird es, wenn die Praxis der Theorie widerspricht, in unserem Fall wird es praktisch kälter, während die Theorie von einer Erwärmung spricht.
Wenn nun ein „Wissenschaftler“ hingeht und unverschämterweise behauptet, das sei kein Widerspruch, in 50 Jahren (also wenn er verstorben ist), würde die Theorie doch gelten, so verstößt er nicht nur gegen die Logik, sondern er behauptet etwas prinzipiell nicht mehr falsifizierbares (Popper).
Mit anderen Worten, er hat sich endgültig von dem verabschiedet, was man wissenschaftlich nennen darf.
Welchen sonstigen Sinn eine solche Behauptung dann hat, kann sich jeder selbst denken.
Gruß
Sehr geehrter Dr. Paul,
ich verstehe ihr Problem nicht ganz. Welche Geheimhaltung meinen Sie? Haben Sie versucht, an Daten und Quellen zum Hockeystick (ich vermute, Sie meinen Mann et. al, 1998) zu kommen?
Ich habe mal ganz kurz gegoogelt, hier sind die von Ihnen vermissten Daten und Quellen:
http://tinyurl.com/2exqbxr
Als ich noch wissenschaftlich tätig war, habe ich allen hier gehörten Gerüchten zum Trotz keine Naturwissenschaft kennengelernt, die so viele Daten und Codes preisgibt wie die Klimaforschung.
Eine Sammlung von Links zu Daten etc. finden Sie z.B. hier:
http://tinyurl.com/29qkgof
Kennen Sie vergleichbares für Chemie oder Physik? Ich nicht.
Ich stimme Ihnen übrigens vollkommen zu, dass es nicht um Glauben geht. Dann müssten Sie also Belege und harte Fakten für ihre These der Geheimhaltung und Fälschung kennen.
Im Artikel geht es aber eigentlich um Paltridge und Lindzen, wir schweifen vom Thema ab.
Deshalb wieder zum Thema:
„Eine andere Gruppe liest sich in vieles ein, ohne sich die Mühe zu machen, eine wirklich konsistente Argumentation aufzubauen. Sie merken zwar, was wichtig ist (da andere es wichtig finden), haben aber keinerlei kritisches Verständnis wissenschaftlicher Arbeiten. Ein Paper mag Ihnen als der finale Dolchstoss in den Rücken der IPCCler gelten, seine Widerlegung erschüttert sie aber nicht sonderlich. Sie ziehen einfach zum nächsten weiter.“ (G. Hoffmann)
Passt doch zum EIKE-Beitrag hier wie die Faust aufs Auge. Vergleichen Sie die wissenschaftliche Kritik an Lindzen bzw. Paltridge mit der Kritik an Mann et al. (1998(!)). Vergleichen Sie dann die Akzeptanz dieser paper bei Skeptikern. Ich persönlich verstehe diese einseitige unwissenschaftliche Meinungsbildung, die hier so üblich ist, nicht.
Verehrter Herr Fischer
zu #6
haben Sie den Hockey Stick vergessen?
Wenn ein „Wissenschaftler“ Daten veröffentlicht ohne seine Quellen zu nennen,
wie würden Sie das denn bezeichnen.
Bitte merken Sie sich endlich,
es geht nicht um Glauben!!!!
Zurück zu den Fakten:
Es ist doch furchtbar einfach. Ein Wissenschaftler stellt eine Theorie auf und errechnet auf ihrer Basis Prognosen für die Zukunft.
Wenn diese Zukunft nun in der Realität anders aussieht, ist die Theorie schlicht nachweislich falsch.
Man muss sie fallen lassen.
Tut man das nicht kann man nicht mehr Wissenschaftler genannt werden.
Gruß
Sehr geehrter Herr Fischer,
dass klimatische Daten häufig recht problematisch sind sollte ja nicht daran hindern, seine Schlüsse daraus zu ziehen und sie zur Diskussion zu stellen. Paltridge weisst ja auch darauf hin. Meine Fachkenntniss reicht nicht aus, um seine Analyse zu beurteilen. Ich habe ja auch nur darauf aufmerksam machen wollen, dass solche Kommentare, wie der von G. Schmidt eher kontraproduktiv sind. Über EIKE kann ich nicht viel sagen aber bei WUWT versucht man wirklich zu verstehen, was so eine wissenschaftliche Arbeit eigentlich aussagt, auch wenn man eigentlich fachfremd ist.
#6 Sehr geehrter Herr Norbert Fischer
„Glaubt nach allen Untersuchungen wirklich hier noch jemand an ein „climategate“??“
Ja, Herr Fischer, ich glaube nicht nur daran, ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es ein climategate gegeben hat. Ich bin mir darüber hinaus ebenso sicher, dass ich mit dieser Meinung hier nicht allein stehe.
Ich bin aber auch Realist genug, um zu erkennen, dass die Wahrheit nicht unbedingt im Interesse derjenigen Kreise ist, die weiterhin auf die CO2 Hysterie setzen und alles dafür tun werden eine echte Aufklärung zu verhindern. Aber wie sagt man so schön, Lügen haben kurze Beine. Daher bleib ich in punkto Wahrheitsfindung Optimist.
Gruß
Holger Simonsson
Verehrter Herr Straten,
„Das deutet doch wohl eher darauf hin, dass Paltridge ein schwer zu widerlegendes Argument hat.“
Ich verweise nochmals auf Beitrag #2 und #3.
Wenn Sie dies nicht ernst nehmen, dann zitiere ich einfach Paltridge aus seinem paper die ersten beiden Sätze:
„The National Centers for Environmental Prediction (NCEP) reanalysis data on tropospheric humidity are examined for the period 1973 to 2007. It is accepted that radiosonde-derived humidity data must be treated with great caution, particularly at altitudes above the 500 hPa pressure level.“
Richtig von Paltridge erkannt, genau das ist der Knackpunkt. Seine Arbeit fußt auf problematischen Ballonsondenwerten und steht in Widerspruch zu Satellitendaten.
Jetzt nur mal angenommen, ein Wissenschaftler würde seine Thesen pro AGW mit solchen Prämissen untermauern. Was würde EIKE, was würde WUWT wohl dann sagen?? Es bestätigt wieder meine Grundthese, dass ein paper für Skeptiker automatisch zur unumstößlichen Wahrheit wird, wenn ihm das Ergebnis passt. Qualität spielt dann keine Rolle mehr.
@ Dr.Paul
„Schockiert bin ich nur über „Geheimhaltung“ und Datenfälschung in der Wissenschaft.“
Wenn es Fälschungen gäbe, wäre ich auch schockiert. Glaubt nach allen Untersuchungen wirklich hier noch jemand an ein „climategate“??
Lieber Herr Lüdecke, leiber Herr Link,
in Ihrem grossen Eifer ist Ihnen leider entgangen, dass zwei weitere Widerlegungen zu Lindzen/Choi in press sind, die ganz unterschiedliche Bereiche der Arbeit aufgreifen.
Chung, E.-S., B. J. Soden, and B.-J. Sohn (2010), Revisiting the determination of climate sensitivity from relationships between surface temperature and radiative fluxes,
Geophys. Res. Lett., doi:10.1029/2010GL043051, in press. (accepted 19 April 2010)
Murphy, D. M. (2010), Constraining climate sensitivity with linear fits to outgoing radiation, Geophys. Res. Lett., doi:10.1029/2010GL042911, in press. (accepted 31 March 2010)
Weiter sollte darauf hingewiesen werden, dass Lindzen/Chois Text (noch) nicht veröffentlicht wurde und sich auch nicht in press befindet.
Noch viel wichtiger als meine erste Bemerkungen finde ich aber darauf hinzuweisen, dass Lüdecke und Link ein etwas komisches Wissenschaftsverständnis haben. Vielleicht leigt es daran, dass sie beide noch nie in einem Fachmagazin veröffentlicht haben? Das kann ich nicht berurteilen, jedenfalls kommt es wohl eher selten vor, dass ein einizges Paper – und auch noch eins mit 3(!) Widerlegungen, 30 jahre Forschungen widerlegt. Irgendwie scheint Lüdecke und Link entgangegen zu sein, dass es diverse Wege gibt (IPCC Bericht lesen!), die Klimasensitivität zu ermitteln. Ein gutes Übersichtspaper erschein z.B. 2008 in Nature Geosciences von Knutti und Hegerl ‚The equilibrium sensitivity of the earth’s temperature to radiation changes‘.
Wenn das die ‚wissenschafltiche‘ Widerlegung der ‚Klimakatastrophe‘ sein soll, dann bin echt schockiert!
Eine wissenschaftliche Diskussion in der behauptet wird, der Autor würde gegen besseres Wissen, etwas nicht diskutieren und dann noch mit einer Oberlehrerhaften Bemerkung endet, ist ja wohl nicht so richtig ernst zu nehmen. Das deutet doch wohl eher darauf hin, dass Paltridge ein schwer zu widerlegendes Argument hat.
@ lieber Herr Piotr Smial
„Wissenschaftliche Diskussion“ erweist sich ganz besonders in dem Verzicht auf ad hominem-Argumente.
Darin sind die Katastrophen-Prediger wahre Weltmeister.
Schockiert bin ich nur über „Geheimhaltung“ und Datenfälschung in der Wissenschaft.
Im übrigen wäre ich sehr glücklich, wenn es etwas wärmer würde, tut es nur leider nicht.
Gruß
Oder hier:
„The Paltridge paper is very misleading. The reanalysis they use (NCEP1) is known to have lots of issues with erroneous trends because of changes in instrumentation over time (mainly improvements in sensitivity of radiosondes that lead to sensors correctly registering dry air at altitudes where older instruments would still be incorrectly registering wetter air because they didn’t react as fast on the ascent). Other reanalysis projects do not show this at all, and direct and consistent observations by satellite show the opposite as well. Paltridge was well aware of these issues and yet did not discuss them in his paper at all. Not good practice.“
(G. Schmidt)
Weitere Beispiele?
Wie, Paltridge wurde bisher noch nicht kritisiert??
Ein Beispiel von vielen, im Blog von Roger Pielke sen. (!), wo Andrew Dessler schreibt:
„There is a recent paper by Paltridge et al. [2009] that shows that water vapor in the tropical upper troposphere in the NCEP/NCAR reanalysis decreased over the past few decades. I have repeated this calculation with more modern and sophisticated reanalysis data sets (ECMWF interim reanalysis and MERRA reanalysis) and this result does not hold in those data sets. Given all of the other evidence that the water vapor feedback is positive, all of the ways that long-term trends in reanalyses can be wrong, and lack of verification in more reliable reanalysis data sets, I conclude that the Paltridge et al. result is almost certainly wrong.“
(Quelle: http://tinyurl.com/ydppxvs )
PS:
Ich würde mir wünschen, MacIntyre würde auch mal Paltridge oder Lindzen unter die Lupe nehmen, bleibt aber wohl auf ewig ein frommer Wunsch.