Alle drei Wintermonate 2020/21 verliefen windschwach
Mangels geeigneter Winddaten (DWD-Flächenmittel gibt es monatsweise leider nur für Lufttemperaturen, Sonnenscheindauer und Niederschlagsmenge) lassen die Ergebnisse der deutschen Stromerzeugung gewisse Rückschlüsse auf die Windstärke zu, denn Deutschland möchte ja am liebsten ganz auf Fossile und Kernenergie verzichten, und hat in den letzten 30 Jahren den Ausbau der Windenergie massiv vorangetrieben – doch wenn der Wind einschläft, zeigt sich das ganze Dilemma der Deutschen Energiewende:
Die massiven physikalisch-meteorologisch-technisch-logistischen Probleme der Energiewende sollen hier nicht näher erläutert werden; Näheres unter anderem hier. Aber alle drei Abbildungen belegen das Fehlen langer, sehr windiger Phasen, wie es sie beispielsweise im Februar 2020 gegeben hatte. Das vom Autor gebildete Windmittel aus 25 DWD-Stationen in Norddeutschland ist nur bedingt repräsentativ, veranschaulicht aber ebenfalls die geringe Windstärke des endenden Winters 2021 sowie einen eher negativen Trend der winterlichen Windgeschwindigkeit, der sich so ähnlich auch in allen Jahreszeiten und folglich auch im Jahresmittel, zeigt:
Windschwache Winter der jüngeren Vergangenheit
Wegen des Fehlens verlässlicher Winddaten lassen sich windschwache Winter nur grob aus den NOAA-Datensätzen für den Zonal-und den Meridionalwind im 1000-hPa-Niveau erkennen. Diese sind immerhin seit Winter 1948/49 verfügbar. Für Norddeutschland erwiesen sich folgende Winter als deutlich windschwach: 1951/52, 1959/60, 1962/63, 1963/64, 1976/77, 1978/79, 1981/82, 1984/85, 2005/06, 2009/10, 2010/11 und 2012/13. Zeit- und gebietsweise windschwach waren auch noch die Winter 1995/96 und 1996/97. Hierbei geht es stets um das Wintermittel; einzelne, sehr windige oder gar stürmische Phasen gab es in jenen Wintern dennoch. Schon bei flüchtiger Betrachtung fällt aber auf: Es sind allesamt Winter, die entweder kalt oder normal temperiert waren, sehr milde fehlen. Warum das so ist, werden wir gleich noch sehen.
Windschwache Großwetterlagen
In erster Linie erweisen sich alle Hochdruckwetterlagen als meistens windschwach; besonders das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa (HM) und die Hochdruckbrücke über Mitteleuropa (BM). Im Hochzentrum oder unter der Achse einer Hochdruckzone fehlt das für Wind erforderliche Luftdruck-Gefälle (es herrscht ein großer Abstand der Linien gleichen Luftdrucks, die in der Wetterkunde Isobaren genannt werden). Aber während bei sommerlichen Hochdrucklagen die Kraft der Sonne den Wind zumindest tagsüber teils merklich auffrischen lässt („Regionalwinde“ mit nachmittäglichem Maximum als Land-See-, Berg-Tal- oder Flurwind), ist ihre Kraft im Winter zu schwach. Und die bodennahe Kaltluft unter einer winterlichen Inversion kann selbst dann noch zur Flaute führen, wenn sich ein Tief schon genähert hat und der Wind in einigen hundert Metern Höhe längst wieder kräftig weht. Erst an den Rändern der Hochdruckgebiete kann man windigere Verhältnisse erwarten; mitunter kann es hier sogar stürmen. Zwei Wetterkarten-Beispiele verdeutlichen die winterlichen Verhältnisse bei Hochdruckwetter:
Aber die „richtige“ großräumige winterliche Sturmwetterlage geht meist mit westlichen Wetterlagen einher; diese hatten im aktuellen Winter Seltenheitswert; daher ein Beispiel aus dem stürmischen Februar 2020:
Nun wird auch klar, warum windarme Winter eher zu Kälte tendieren: Erstens fehlen die stürmischen Westlagen, welche die milde Atlantik-Luft nach Deutschland lenken (Warmluft-Advektion). Und zweitens kühlt sich ruhig lagernde Luft im Winter stets mehr oder weniger schnell ab (je nach Bewölkungsverhältnissen – je klarer und wasserdampfärmer die Winterluft, desto schneller deren Abkühlung). Letzteres ist oft bei „Hochdruckwetter“ der Fall. Wie wir gleich noch sehen werden, können jedoch auch winterliche Tiefdruckwetterlagen sehr windschwach verlaufen; das war eines der wesentlichen Merkmale des Winters 2020/21.
Besonderheiten der Winter-Witterung 2020/21
Eine längere, typische, windschwache Hochdruckwetterlage war nur während der Kältewelle um den 10. Februar zu beobachten (von Skandinavien nach Mitteleuropa ziehendes Hochdruckgebiet); auf diese soll hier nicht näher eingegangen werden. Aber warum verliefen auch Dezember und Januar, in welchen Kälte-Hochs fehlten, so windschwach? Die wesentliche Ursache findet sich in kleinen, mit Höhen-Kaltluft gefüllten Rand- und Teiltiefs, welche vom Atlantik und von Großbritannien immer wieder nach West- und Mitteleuropa zogen, sich hier abschwächten oder auflösten und dabei mehr oder weniger intensive Schnee- und Regenfälle auslösten, aber wegen ihrer geringen Stärke kaum noch Wind ermöglichten; zumal sich oft gleich mehrere dieser Tiefs in unserer Nähe befanden (zwischen zwei oder mehr Tiefs liegt ebenfalls eine nahezu windstille Zone). Schon Neujahr begann mit einer solchen Lage:
Ab Ende Januar kam dann noch die sich über Mitteleuropa bildende Luftmassengrenze hinzu. Kaltluft aus Nord bis Nordost traf auf sehr milde Süd- bis Südwestluft. Doch an einer solchen Grenzlinie heben sich die Geschwindigkeiten beider Luftmassen auf – es herrscht Flaute:
Die langfristige Entwicklung der winterlichen Windstärke über Norddeutschland
Gewisse Rückschlüsse lassen die Daten des Amerikanischen Wetterdienstes (NOAA) über die Geschwindigkeiten des Zonalwindes (positive Werte bedeuten West-, negative Ostwind) und des Meridionalwindes (positive Werte Süd- und negative Nordwind) zu, welche seit Winter 1948/49 vorliegen. Addiert man die Beträge des Zonal- und Meridionalwindes, so erhält man eine Summe, welche brauchbare Rückschlüsse über die realen Werte der Windgeschwindigkeiten zulässt (je höher die Werte, desto windiger). Die folgende Grafik zeigt die Verhältnisse für die (bodennahe) 1000-hPa-Fläche über Norddeutschland und gleich eine der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Windgeschwindigkeit – die NAO:
Ob nun künftig wieder eine Abnahme der Windgeschwindigkeit erfolgt (oder gar mit dem Winter 2020/21 bereits begonnen hat), hängt also entscheidend von der NAO ab. Diese tendierte seit dem „Klimasprung“ von 1988 zu überwiegend positiven Werten – von einer kurzen Schwächephase um 2010 einmal abgesehen. Doch wird das auch so bleiben? Logischer, aber nicht sicher vorhersehbar, wäre eine Abnahme in nächster Zukunft. Ob auch die AMO gewisse Einflüsse ausübt, soll hier nicht erläutert werden. Zwar ließen sich hier keine statistischen Zusammenhänge zur indirekten Windgeschwindigkeit finden; doch ist bekannt, dass die AMO die Häufigkeit der Süd- und Südwestlagen positiv beeinflusst; Letztere können sich im Winter mitunter zu Sturmlagen entwickeln.
Die langfristige Häufigkeitsentwicklung winterlicher Großwetterlagen
Zumindest die Großwetterlagen-Klassifikation nach HESS/BREZOWSKY lässt eine Rückverfolgung der Häufigkeitsverhältnisse bis Winter 1881/82 zu; die Objektive Wetterlagen-Klassifikation des DWD nur bis 1979/80. Freilich lassen sich daraus, wie schon die vorstehenden Wetterkarten-Beispiele zeigen, nur äußerst vage Rückschlüsse auf die Windgeschwindigkeiten ziehen. Aber wie wir schon sahen, ist die NAO hierfür ein guter Indikator; und auch diese lässt sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen:
Ein weiteres Indiz ist die langfristige Häufigkeitsentwicklung der zu Starkwind neigenden zyklonalen West-, Südwest- und Nordwestlagen im Verhältnis zu den (meist) schwachwindigen Hochdrucklagen:
Abschließend schauen wir uns die so genannten Unbestimmten Lagen der Objektiven Wetterlagen-Klassifikation des DWD an. Diese sind stets windarm. Nähere Erläuterungen zu diesen hier. Man erkennt einen nicht signifikanten Häufungstrend (in den übrigen Jahreszeiten und im Jahresmittel ist dieser deutlicher):
Fazit: Die winterliche Windstärke schwankt in unseren Breiten in längeren Perioden; sie wird stark von der NAO und der Häufigkeit und dem Charakter bestimmter Wetterlagen beeinflusst. Westwetterlagen begünstigen windiges Wetter, Hochdruck-, Zentraltief- und Grenzwetterlagen neigen zu Flauten, so wie auch im Winter 2020/21. In jüngster Vergangenheit überwog windig-mildes Westwetter, ob mit dem Flaute-Winter 2020/21 eine Trendwende beginnt, bleibt abzuwarten. Der Wind erweist sich sowohl lang- als auch kurzfristig als äußerst volatil, was seine Eignung als Hauptlieferant für Elektroenergie ernsthaft in Frage stellt. Denn seine Energieausbeute unterliegt dem Kubischen Gesetz – sie verachtfacht sich bei Verdoppelung und liefert nur noch ein Achtel an Energie bei Halbierung der Windgeschwindigkeit.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Naja, der Wind nimmt ab, die Sonnenscheinstunden zu. Allerdings nur im Sommer. Das bedeutet im Sommer haben wir einen massiven Überschuss an EE, der Dank Klimawandel wächst und im Winter massive Einbußen. Der Klimawandel stellt den Ökos also ein Bein.
Für Rahmstorf sind Kältewellen, wie sie derzeit Texas, Griechenland, Türkei usw. heimsuchen, natürliche Folge der Klimaerwärmung. Angeblich soll eben das eine zusätzliche Molekül CO2, das der Mensch zu den bisherigen 3 auf 10.000 zugefügt hat, die Ursache sein. Es scheint sich um das „speziell wirkstarke arktische CO2“ zu handeln, welches sich aus bisher unbekannten Gründen genau über dem Nordpol konzentriert, den Südpol aber meidet. Ein echtes Wundergas also, das den kalten Polarwirbel abdrängt, um die polare Erwärmung zu ermöglichen und das Eis zu schmelzen. Was täten wir nur ohne unsere PIK-Wissenschaft … https://science.orf.at/stories/3204635/
Hallo Herr Strasser,
bliebe die Frage, warum Rahmstorfs „Wundergas“ im stürmischen Vorwinter 2019/20 den Polarwirbel nicht abgedrängt hat – da war er stets kalt und kreisrund. Aber solch kritische Fragen stellen leider auch unsere Wissenschafts-Journalisten nicht mehr; doch vielleicht gibt es die gar nicht mehr – Sie wissen schon, vom „bösen“ Klimagas abgedrängt… .
Wissenschaftsjournalisten gibt es in der Tat nicht mehr oder sie stehen auf der „Roten Liste“ Ich war Anfangsbezieher der Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“, die einst von Prof. Haber gegründet wurde. Bereits nach der Jahrtausendwende bemerkte ich einen deutlichen Qualitätsrückgang bei den Artikeln. Viele nichtssagende Bilder und immer weniger Inhalt. Spätestens im Jahre 2010 ist die Zeitschrift dann auf den Zug der globalen CO2-Erwärmung aufgesprungen. Bei den heftigen Diskussionen meinerseits mit der Redaktion durfte ich dann erfahren, dass ich nicht mit wissenschaftlich ausgebildeten Redakteuren diskutierte, sondern mit normal ausgebildeten Journalisten, die sich auf dem Wissenschaftsgebiet einige Praxisjahre fürs berufliche Fortkommen aneignen wollten. Das Prädikat „Wissenschaftsredakteur“ mit Praxiserfahrung hilft bei der weiteren Bewerbung.
So geht es auch mir, ich staune ohne Ende! Klimaverdummung ist ein krisensicheres Geschäft – und funktioniert einfach prächtig bei Politikern, den Medien und den Dummköpfen auf der Straße und auf den Bäumen. Sie können nicht genug davon kriegen. Und geldgierig wie Politiker sind, leeren sie uns gleichzeitig die Taschen. Funktioniert fantastisch und Dumm-Michel merkt es nicht. Man kann den Dieben leider nicht auf die Pfoten hauen. Doch nirgendwo, wo sie uns nicht abkassieren.
Sie haben sich sehr viel Mühe mit der Analyse der Windentwicklung gemacht. Dabei ist es doch viel einfacher: Wenn es zu wenig Wind gibt, ist das ein Beweis für die Klimakathastrope, die uns in Kürze hinwegraffen wird. Wenn es allerdings zu viel Wind gibt, ist das ein Beweis für die Klimakathastrope, die uns in Kürze hinwegraffen wird. 😉
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Stromlieferung vom Wetter abhängig machen,das droht uns offenbar, denn phantasierte Stromspeicher sind k e i n e Speicher. Ist es mit Rationalität und Physik so weit gekommen, dass ein (noch) führendes Industrieland sich freiwillig auf so etwas einlässt?