6. Analysewoche 2024 von Rüdiger Stobbe

Diesmal sind es nur zwei Tage, sofort zu Wochenbeginn, an denen der Wind kräftig weht und die Windstromerzeugung entsprechend hoch ist. Ab Mittwoch fällt die regenerative Stromerzeugung rapide ab. Um 12:00 Uhr ist erstmalig der Import von Strom aus dem benachbarten Ausland notwendig. Das bleibt auch, wenn man von einen kleinen Windbuckel am Freitag absieht, die ganze Woche so. Selbstverständlich kommt es gleich zu Beginn der Importphase zu einem Preishoch. Die konkreten Zahlen: Der mittlere Preis für die ersten zwei Tage liegt bei 40,57€/MWh, der mittlere Preis für die restlichen fünf Tage 74,49€/MWh. Die Windmüller bekommen ihren per EEG zugesagten Preis vom Steuerzahler. Das sind um die 80 bis 90€/MWh. Für die Ausschreibungen im Jahr 2023 wurden 70,35€/MWh festgelegt. Der angeblich so günstige Wind- und Solarstrom wird raufsubventioniert, so dass der Stromkunde nichts davon hat. Nur, dass er den Betrag, den er über die Steuern bezahlt, seit einiger Zeit nicht mehr auf seiner Stromrechnung sieht. Anlagenbetreiber, die ihren Windstrom direkt vermarken, erhalten begrenzt auf 20 Jahre immer den Preis, den das EEG für die jeweilige Anlage festschreibt. Liegt der Marktpreis höher, wird dieser höhere Preis gezahlt. Mehr zur Direktvermarktung.  Die Betreiber regenerativer Stromerzeugungsanlagen sind als Direktvermarkter immer auf der sicheren Seite. Das Risiko trägt der Steuerzahler. Dass dieses Risiko große Ausmaße annehmen kann, belegt die Tatsache, dass das die Rücklagen, welche auf dem EEG-Konto liegen, nicht ausreichen, um die Forderungen der Netzbetreiber, die die Abrechnungen abwickeln, auszugleichen. 7,8 Milliarden € fehlen und müssen vom Bund, vom Steuerzahler irgendwie zusätzlich aufgebracht werden. Die Staatskasse ist leer.

Der zusätzliche Betrag von 7,8 Milliarden Euro, den die Netzbetreiber nun geltend machen, setzt sich aus zwei Elementen zusammen. Einerseits geht es um einen Restanspruch aus den Jahren 2022 und 2023 in Höhe von 3,4 Milliarden Euro. Den restlichen Betrag in Höhe von 4,4 Milliarden Euro begründen die Netzbetreiber mit aktualisierten Berechnungen, die aktuelle energiewirtschaftliche Entwicklungen berücksichtigen und nach Überzeugung der Netzbetreiber eine höhere Abschlagszahlung erforderlich machen. Quelle.

Um die Dimension des Betrages 7,8 Milliarden € zu veranschaulichen, nenne ich die Summe der Förderung aller möglichen Einrichtungen, Projekte und vielem mehr seit der Gründung der „Aktion Sorgenkind“, heute „Aktion Mensch“ im Jahr 1964. Stolz wird berichtet, dass bereits über 5 Milliarden € in soziale Projekte geflossen seien.  

Wochenüberblick

Montag, 5.2.2024 bis Sonntag, 11.2.2024Anteil Wind- und PV-Strom 51,7 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 62,8 Prozent, davon Windstrom 48,2 Prozent, PV-Strom 3,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,0 Prozent.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 6. Analysewoche ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 6. KW 2024: Factsheet KW 6/2024 – ChartProduktionHandelswocheImport/Export/Preise, CO2Agora-Chart 68 Prozent AusbaugradAgora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.

  • Video-Schatz aus dem Jahr 2007 zum Klimawandel
  • Interview mit Rüdiger Stobbe zum Thema Wasserstoff plus Zusatzinformationen – Weitere Interviews zu Energiethemen
  • Viele weitere Zusatzinformationen
  • Achtung: Es gibt aktuell praktisch keinen überschüssigen PV-Strom (Photovoltaik). Ebenso wenig gibt es überschüssigen Windstrom. Auch in der Summe der Stromerzeugung mittels beider Energieträger plus Biomassestrom plus Laufwasserstrom gibt es keine Überschüsse. Der Beleg 2022, der Beleg 2023/24. Überschüsse werden bis auf wenige Stunden immer konventionell erzeugt!

Jahresüberblick 2024 bis zum 11. Februar 2024 

Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2024Chart 1Chart 2ProduktionStromhandelImport/Export/Preise/CO2

Tagesanalysen

Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2024 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.

Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.

Montag, 5. Februar 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 69,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 78,0 Prozent, davon Windstrom 65,6 Prozent, PV-Strom 3,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,6 Prozent.

Die regenerative Erzeugung per Windkraft ist stark. Immer, wenn die Bedarfslinie regenerativ erreicht oder überschritten wird, verfällt der Preis.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 5. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 5.2.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Dienstag, 6. Februar 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 70,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 79,0 Prozent, davon Windstrom 67,9 Prozent, PV-Strom 2,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 8,5 Prozent.

Ein ähnliches Bild wie Montag. Allerdings erreichen die regenerativen Stromerzeuger diesmal über Mittag die Bedarfslinie nicht. Der Preisverfall bleibt damit aus. Das Preisniveau ist gleichwohl niedrig. Der Stromkunde hat davon allerdings nichts. Er muss als Steuerzahler für den Garantiepreis des EEG herhalten. Was ihn das kostet wurde oben gezeigt. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 6. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 6.2.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Mittwoch, 7. Februar 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 46,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 57,2 Prozent, davon Windstrom 43,3 Prozent, PV-Strom 3,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,7 Prozent.

Die Windstromerzeugung lässt nach. Die PV-Stromerzeugung ist winterlich schwach. Bereits ab 10:00 Uhr wird Strom importiert. Der Preis steigt kontinuierlich an und erreicht acht Stunden nach Importbeginn einen ersten Preispeak. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 7. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 7.2.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Donnerstag, 8. Februar 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 24,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,3 Prozent, davon Windstrom 21,8 Prozent, PV-Strom 3,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,3 Prozent.

Die regenerative Stromerzeugung ist schwach, der Stromimport erfolgt ganztägig. Die Strompreisbildung. Lassen Sie sich nicht von der Preislinie täuschen. Sie liegt seit Mittwoch auf einem höheren Preisniveau als an den beiden ersten Tagen. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 8. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 8.2.2024: ChartProduktion, HandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Freitag, 9. Februar 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 50,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 61,9 Prozent, davon Windstrom 47,9 Prozent, PV-Strom 2,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,2 Prozent.

Der besagte kleine Windbuckel mit dem Überschreiten der Bedarfslinie (inkl. fossiler Erzeugung) am frühen Morgen. Der Strompreis sinkt. Aber bei weitem nicht so stark wie zu Wochenbeginn. Um dann zu einem weiteren Preispeak anzusteigen.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 9. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 9.2.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Samstag, 10. Februar 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 37,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,5 Prozent, davon Windstrom 30,7 Prozent, PV-Strom 6,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,9 Prozent.

Wenig Strombedarf, wenig regenerative Erzeugung. Schönes Winterwetter mit Tendenz Richtung Frühjahr. Ganztägiger Stromimport. Die Preisbildung ist entsprechend.

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Daten, Tabellen & Prognosen zum 10.2.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Sonntag, 11. Februar 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 45,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,7 Prozent, davon Windstrom 42,3 Prozent, PV-Strom 2,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,5 Prozent.

Sonntag: Noch weniger Strombedarf. Ab 8:00 Uhr wird Strom importiert. Den ganzen Tag. Über Tag sinkt die Windstromerzeugung. Der Import gleicht das Weniger an Windstrom aus. Die Strompreisbildung verläuft entsprechend. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 11. Februar ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 11.2.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

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