Anthony Watts via SpaceWeather.com

Graphik 1: Die schwarze Linie zeichnet den hundertjährigen Gleissberg-Zyklus nach, der den 11-jährigen Sonnenfleckenzyklus moduliert.

Sie haben schon vom 11-jährigen Sonnenfleckenzyklus gehört. Aber was ist mit dem hundertjährigen Gleissberg-Zyklus? Der Gleissberg-Zyklus ist eine langsamere 100-jährige Modulation, welche die Sonnenfleckenzahl alle 80 bis 100 Jahre unterdrückt. In den letzten ~15 Jahren befand sich die Sonne in diesem Zyklus in der Nähe eines Minimums, aber das wird sich bald ändern.

Neue, soeben in der Zeitschrift Space Weather veröffentlichte Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass der Gleissberg-Zyklus wieder erwacht, wodurch die Sonnenzyklen in den nächsten 50 Jahren immer intensiver werden könnten.

„Wir haben uns Protonen in der Südatlantischen Anomalie angesehen“, erklärt der Hauptautor der Studie, Kalvyn Adams, Astrophysikstudent an der Universität von Colorado. „Das sind Teilchen von der Sonne, die der Erde ungewöhnlich nahe kommen, weil der magnetische Schutzschild unseres Planeten über dem Südatlantik schwach ist.“

Graphik 2:  Die Südatlantische Anomalie (blau) ist eine Schwachstelle im Magnetfeld der Erde, an der Teilchen von der Sonne relativ nahe an die Erde herankommen können [mehr]

Es hat sich herausgestellt, dass Protonen in der Südatlantik-Anomalie ein Kanarienvogel in einer Kohlenmine“ für den Gleissberg-Zyklus sind. Wenn diese Protonen abnehmen, bedeutet dies, dass der Gleissberg-Zyklus kurz vor einem Anstieg steht. „Genau das haben wir festgestellt“, sagt Adams. „Die Protonen nehmen in den Messungen, die wir von den Polar Operational Environmental Satellites der NOAA erhalten haben, deutlich ab.“

Die Protonen in der Südatlantischen Anomalie sind nur der jüngste Teil einer wachsenden Zahl von Hinweisen darauf, dass das „Gleissberg-Minimum“ vorüber ist. Die Zahl der Sonnenflecken hat zugenommen, die ultraviolette Strahlung der Sonne hat zugenommen, und die Gesamtaktivität des Sonnenzyklus 25 hat die Prognosen übertroffen. All dies deutet auf einen Aufschwung im 100-jährigen Zyklus hin.

Es bedeutet auch, dass Joan Feynman Recht hatte. Bevor sie im Jahr 2020 verstarb, war die bahnbrechende Sonnenphysikerin eine führende Forscherin des Gleissberg-Zyklus‘, und sie glaubte fest daran, dass die hundertjährige Oszillation für die bemerkenswerte Schwäche des Sonnenzyklus 24 (2012-2013) verantwortlich war. In einer bahnbrechende, im Jahre 2014 veröffentlichten Studie argumentierte sie, dass das Minimum des Gleissberg-Zyklus‘ fast genau auf den Solarzyklus 24 fiel, was ihn zum schwächsten Zyklus seit 100 Jahren machte. Das Blatt sollte sich nun wenden.

Das Wiederaufleben des Gleissberg-Zyklus‘ gibt eine klare Vorhersage für die Zukunft: Die Sonnenzyklen 26 bis 28 sollten intensiver werden. Der Solarzyklus 26, der im Jahr 2036 seinen Höhepunkt erreicht, wäre stärker als der derzeitige Solarzyklus 25, und so weiter. Das prognostizierte Maximum des Gleissberg-Zyklus‘ liegt um 2055, was mehr oder weniger mit dem Sonnenzyklus 28 übereinstimmt. Dieser Zyklus könnte also recht intensiv sein.

„Da die Zahl der Satellitenstarts stark zunehmen wird, ist es wichtig, sich auf Veränderungen in der Weltraumumgebung einzustellen, die von Tausenden von Satelliten und Raumfahrzeugen von allen Seiten durchflogen wird“, sagt Adams. „Die Sonnenaktivität und die Partikelflüsse könnten sich in den kommenden Jahrzehnten stark verändern.“

Weitere Informationen finden Sie in Adams‘ ursprünglicher Forschungsarbeit hier.

Link: https://wattsupwiththat.com/2025/05/08/the-suns-little-known-100-year-gleissberg-cycle-is-waking-up/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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