Paul Schwennesen

Als der Hurrikan Beryl über den Golf von Mexiko auf das US-amerikanische Festland zog, waren ihm die Aufmerksamkeit heischenden Schlagzeilen weit voraus – die Behauptung, dass es sich um einen bemerkenswerten Ausreißer handelte, tauchte bereits mehr als eine Woche zuvor in Klima-frenetischen Berichten auf. CBS News behauptete, es sei „historisch“, neben Schlagzeilen über „Wie man mit seinen Kindern über Klimaangst spricht“. Die BBC berichtete, es sei „der erste Hurrikan, der im Juni die Kategorie vier erreicht, seit das NHC [National Hurricane Center] Aufzeichnungen führt, und der früheste, der im Juli die Kategorie fünf – die höchste Kategorie – erreicht“. Diese Behauptungen sind zwar technisch gesehen richtig und verdienen eine gewisse Erwähnung, doch werden die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse über Hurrikane und die Auswirkungen des Menschen auf den Klimawandel durch Unterstellungen und Assoziationen falsch dargestellt.

Der wissenschaftliche Konsens in Bezug auf Hurrikane, über den in der atemberaubenden Klimaberichterstattung nicht berichtet wird ist, dass der Mensch im letzten Jahrhundert keinen erkennbaren Einfluss auf Hurrikane hatte. Im vom U.S. Global Change Research Program veröffentlichten National Climate Assessment heißt es zum Beispiel in Anhang 3:

Es ist weder ein signifikanter Trend bei der weltweiten Zahl der tropischen Wirbelstürme noch ein Trend bei der Zahl der auf das Festland übertretenden Hurrikane in den USA zu erkennen.

Was ist also wirklich los? Ist das historisch frühe Auftreten von Beryl ein Anzeichen für etwas grundlegend anderes in Bezug auf die Hurrikanaktivität? Stellt sie die bittere Frucht der ökologischen Sünden der Menschheit dar oder nicht? Die Antwort lautet mit ziemlicher Sicherheit nein. Vielmehr stellt der Hype um Beryls frühes Auftreten ein großes Missverständnis dar, ein Massenphänomen, das Beweise sieht, wo es eigentlich keine gibt.

Historisch gesehen sind Hurrikane im Golf natürlich alltäglich. „Hurricane“ leitet sich von dem prähistorischen Taíno-Namen für den Gott der bösen Winde, Jurucán, ab. Die Spanier übernahmen den Namen schnell, um die heftigen Stürme zu beschreiben, die bei ihren Entdeckungsreisen in die Neue Welt so viel Schaden anrichteten. Sowohl die Narváez- als auch die De Soto-Expedition von 1527 und 1539 wurden beispielsweise von Hurrikanen heimgesucht, die durchaus die Kategorie 5 erreicht haben könnten, wenn es das NHC [National Hurricane Center] gegeben hätte, um sie als solche einzustufen. Es ist zwar denkbar, dass Beryl eine große Anomalie und ein Vorbote böser Nachrichten ist, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass das so ist.

Stattdessen ist die Darstellung in den Medien als Beweismittel für den anthropogenen Klimawandel grundlegend falsch. Die heutigen düsteren Schlagzeilen sind ein perfektes Beispiel für das, was Steve Koonin in seinem Buch Unsettled als „das lange Telefonspiel, das mit der Forschungsliteratur beginnt und über die [wissenschaftlichen] Bewertungsberichte zu den Zusammenfassungen der Bewertungsberichte und weiter zur Medienberichterstattung führt“ bezeichnet. Die Medien, so sagt er, verbreiten am Ende oft ein Narrativ, das im direkten Widerspruch zu den tatsächlichen Beweisen steht. Sie tun dies zum Teil, weil sie die wissenschaftliche und statistische Bedeutung von Beobachtungen missverstehen, vor allem aber, weil extreme Schlagzeilen zu einem allgemein verständlichen Narrativ passen. Solche Berichte werden von der Öffentlichkeit viel eher wahrgenommen und aufgegriffen. Diese selektive Aufmerksamkeit führt zu einer Voreingenommenheit für Extremismus in der Klimaberichterstattung, die das politische Klima erheblich anheizt – zu unserem kollektiven Nachteil.

Wenig bekannt sind zum Beispiel Fakten wie die Tatsache, dass die Zahl der schweren Hurrikane seit 2011 unter den 170-Jahres-Durchschnitt gefallen ist. Oder die Tatsache, dass das Great Barrier Reef, einst ein Aushängeschild für den Klimawandel, heute einen Rekordbestand an Korallen aufweist. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie die Schlagzeilen lauten würden, wenn sich diese positiven Fakten umkehren würden: „Schwere Wirbelstürme: Höchste Zahl seit Jahrhunderten“ oder „Barrier Reef verzeichnet niedrigsten Bewuchs in der Geschichte“. Das sind Schlagzeilen, die wir uns leicht vorstellen können, die wir aber nicht gesehen haben, weil sie völlig verkehrt sind.

Stattdessen ist es so, dass Meldungen, die technisch gesehen wahr sind (wie Beryls rekordverdächtig frühes Auftreten), nur dann in den Mainstream einfließen, wenn sie in das allgemeine alarmistische Narrativ passen. Die BBC veranschaulicht dies perfekt in ihrer Berichterstattung, indem sie anmerkt, dass „die rekordverdächtige Natur von Hurrikan Beryl die Rolle des Klimawandels ins Rampenlicht gerückt hat.“ Dann heißt es am Ende eines Artikels, den die meisten Menschen nie ganz lesen werden:

Die Ursachen der einzelnen Stürme sind komplex, so dass es schwierig ist, bestimmte Fälle vollständig dem Klimawandel zuzuschreiben. Aber außergewöhnlich hohe Meerestemperaturen werden als Hauptgrund dafür angesehen, dass der Hurrikan Beryl so stark war.

So funktioniert die Ablenkungsmanöver: BBC-Reporter waren gezwungen, zweifellos in Interviews mit Hurrikan-Experten, ein wenig über die Auswirkungen von Beryls rekordverdächtiger Klassifizierung zu streiten. Man beachte, dass es „schwierig“ (eigentlich unmöglich) ist, Beryls Verhalten dem Klimawandel als solchem zuzuschreiben. Und sie haben Recht, dass die hohen Meerestemperaturen ein wichtiger Faktor für die außergewöhnliche Stärke von Beryl sind. Aber es ist die Art und Weise, wie diese technischen Wahrheiten präsentiert werden, die zu Fehlschlüssen führt. Nur sehr wenige Gelegenheitsleser würden den Artikel mit der Überschrift „Wie der rekordverdächtige Hurrikan Beryl ein Zeichen für eine sich erwärmende Welt ist“ lesen und nicht auf den kausalen Schluss einer vom Menschen verursachten Erwärmung kommen. Das ist ein Problem, denn eine solche Schlussfolgerung wird in der Tat durch keine wissenschaftlich anerkannten Beobachtungen gestützt.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Dies gilt natürlich in beide Richtungen. Damit soll nicht behauptet werden, dass die menschlichen Emissionen keine Auswirkungen haben, sondern nur, dass wir sehr genau darauf achten müssen, was die Beweise tatsächlich aussagen, bevor wir sie in politische Empfehlungen umwandeln. Ich will damit auch nicht sagen, dass wir alle negativen Berichte über die Umwelt einfach ignorieren können, denn es gibt eindeutig Probleme, die unsere kollektive Aufmerksamkeit verdienen. Ich habe zum Beispiel selbst ein wenig getrickst: Ich habe zwar richtig bemerkt, dass die Zahl der schweren Wirbelstürme unter dem historischen Durchschnitt liegt, aber ich habe nicht darauf hingewiesen, dass die Zahl der Wirbelstürme insgesamt gestiegen ist. [Besser soll es wohl heißen, dass die Anzahl der Wirbelsturm-Beobachtungen stark gestiegen ist.. A. d. Übers.] Ähnlich verhält es sich mit dem Great Barrier Reef: Die Korallenbedeckung hat zwar deutlich zugenommen, aber die Art der Monokulturen, die für den Anstieg verantwortlich ist, gibt immer noch Anlass zu ökologischer Besorgnis.

Der eigentliche Punkt ist, dass wir in der Klimaberichterstattung Ehrlichkeit, einschließlich kontextueller Komplexität, verlangen müssen. Gerade weil so viel auf dem Spiel steht (sei es in Sachen Umwelt oder individueller Freiheit), können wir es uns nicht leisten, mit Halbwahrheiten und Verschleierungen zu spielen. Intelligente, freie Menschen verdienen eine vollständigere, umfassendere und weniger aktivistische Berichterstattung über den Klimawandel. Beryl hat eine Art Rekord aufgestellt, ja. Was dieser Rekord im Zusammenhang mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel wirklich bedeutet, ist im Grunde wissenschaftlich unbekannt. Vielleicht wäre das eine bessere Überschrift.

This piece originally appeared at AIER.org and has been republished here with permission.

Link: https://cornwallalliance.org/2024/07/hurricanes-and-other-evil-winds/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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