Andrew Montford

Ich arbeite seit fast 15 Jahren im Bereich Klima und Energie, und man kann sagen, dass ich nicht oft auf etwas stoße, das mich dazu bringt, meine Sichtweise auf diesen Bereich radikal zu ändern. Aber ein neues Buch von Andy A. West hat genau das getan.

Das Buch mit dem Titel The Grip of Culture (etwa: Der Zangengriff der Kultur) vertritt die These, dass der Klimakatastrophismus kulturell bedingt ist – ähnlich wie die Religion oder eine der extremen politischen Bewegungen, die die Welt von Zeit zu Zeit heimsuchen. Dieser Gedanke ist nicht ganz neu; viele Menschen haben auf die Möglichkeit hingewiesen, dass sich eine Religion um den Glauben herum gebildet hat, dass wir vor einer Wetterkatastrophe stehen. Man kann bei den Klimabefürwortern sicherlich viele Verhaltensweisen beobachten, die mit denen von Befürwortern anderer, älterer religiöser Systeme identisch sind. So werden Gegner dämonisiert, und Abweichlern wird mit Ausschluss gedroht, um sie auf dem rechten Weg zu halten. Sie haben einen geheiligten Text, den nur wenige versucht haben zu lesen, und noch weniger verstehen können. Es gibt Propheten und Prophetinnen sowie eine schwindelerregende und sich ständig verändernde Botschaft von Angst und Erlösung, der man nicht entkommen kann.

Auf den ersten Blick sieht der Klimakatastrophismus also genau wie eine Religion aus. Interessanterweise argumentiert West, dass er dies beweisen kann, und das Herzstück des Buches ist eine Reihe von Messungen der öffentlichen Einstellungen zur globalen Erwärmung in der ganzen Welt. Auf den ersten Blick erscheinen diese sehr seltsam – sogar unerklärlich – da die Öffentlichkeit in den einzelnen Ländern offenbar gleichzeitig sehr besorgt über den Klimawandel ist und überhaupt nichts dagegen unternehmen will. Bizarrerweise gilt: Je religiöser ein Land ist, desto besorgter ist die Bevölkerung über das Thema, und desto weniger ist sie geneigt, es vorrangig zu behandeln.

West zeigt, dass diese scheinbar schizophrenen Einstellungen durch die Wechselwirkung zwischen traditioneller Religion und einem neuen Glauben an den Klimakatastrophismus erklärt werden können. Die einzelnen Kapitel sind wirklich bemerkenswert. Es zeigen sich außerordentlich starke statistische Beziehungen zwischen der nationalen Religiosität und den Einstellungen zum Klimawandel: Korrelationen, wenn Fragen zu Tugendsignalen auffordern („Wie besorgt sind Sie über den Klimawandel?“) und ebenso starke Anti-Korrelationen, wenn die harte Realität ins Spiel kommt („Wie viel sind Sie bereit, jede Woche auszugeben, um den Klimawandel einzudämmen?“).

Es ist köstlich kontraintuitiv und sehr wirkungsvoll. West zeigt zum Beispiel, dass man die Ergebnisse nutzen kann, um reale Phänomene vorherzusagen, wie etwa die Verbreitung erneuerbarer Energien in verschiedenen Ländern. Bemerkenswerterweise erhält er ein besseres Ergebnis, wenn er die Religiosität als Prädiktor verwendet als beispielsweise das BIP oder die politische Einstellung. Und wenn Sie glauben, dass die Sonnenstunden ein guter Prädiktor für die Nutzung von Solarenergie sein sollten, dann sollten Sie noch einmal darüber nachdenken. Nicht nur, dass die Religiosität viel besser ist, es stellt sich absurderweise heraus, dass das Engagement für Solarenergie in wolkigen (europäischen) Ländern viel stärker ist als in sonnigen Ländern!

Das ist ein großer Spaß, aber das Buch hat auch eine sehr ernste Botschaft. Religionen – also Kulturen – haben einen starken Einfluss auf die Menschheit. Sie binden Gesellschaften zusammen und ermöglichen es uns, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Auf diese Weise waren sie von zentraler Bedeutung für den Aufstieg aller großen Zivilisationen. Aber sie funktionieren auch unbewusst, also ohne Bezug zum rationalen Denken. Es ist, als ob die Kultur einen eigenen Geist hätte. Daher sind die gemeinsamen Ziele, die am Ende verfolgt werden, ebenso oft selbstzerstörerisch wie nützlich. Das Buch schildert erschreckende Geschichten von Gesellschaften, die auf diese Weise auseinandergerissen und sogar ruiniert worden sind.

Wir werden also gewarnt. Wenn wir uns wirklich im Griff einer neuen Kultur befinden, dann müssen wir uns große Sorgen darüber machen, wohin sie uns führt, denn sie könnte uns an den Rand der Katastrophe und darüber hinaus bringen.

The Grip of Culture wird von der Global Warming Policy Foundation veröffentlicht. Sie können das Buch hier kaufen.

This piece originally appeared at conservativewoman.co.uk and has been republished here with permission.

Andrew Montford is the Director of Net Zero Watch.

Link: https://cornwallalliance.org/2023/07/the-religious-cult-of-climate-catastrophism/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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