Schlimm, schlimmer, Corona

Seit unsere Politiker meinen, mit „Coronamanagement“ den Bürgern ihre Führungsqualitäten zeigen zu können müssen, überbieten sie sich gegenseitig mit immer härteren Anordnungen, parallel „unterstützt“ durch pausenlose Alarm-Berichterstattung in unseren Medien:

Die Corona-Lage in Bayern, BR Fernsehen 26.11.2020: Quarantänepflicht für Tagestouristen ins Ausland – Wer für einen Tagesausflug ins Ausland fährt, muss in Bayern künftig für zehn Tage in Quarantäne. Das beschloss das bayerische Kabinett, um den Skitourismus nach Österreich einzudämmen. Der Teil-Lockdown wird verlängert, Kontakte weiter beschränkt.
t-online, 28.11.2020: Volle Intensivstationen Corona-Aufnahmestopp in mehreren Berliner Kliniken
Fast ein Viertel der Intensivbetten in Berliner Krankenhäusern ist mit Corona-Patienten belegt. In einigen Kliniken scheint die Lage noch dramatischer. Auch die Schließung einer Notaufnahme scheint möglich.
Abendzeitung, 25. Nov. 2020: Corona-Krise: Die ersten Kliniken in Bayern stoßen ans Limit
Wegen Corona sind erste Kliniken in Bayern am Limit, ebenso wie viele Pfleger und Ärzte. Droht nun ein Kollaps des Gesundheitssystems?
Merkur.de, 01.12.2020: Merkels Regierung lässt plötzlich Corona-Sorgen eskalieren – und entsetzt Experten: „Falsch und gefährlich“
Spiegel 24.11.2020: Kampf gegen Corona – Söder drängt auf noch schärfere Regeln

Doch was zeigen die Daten?

Zuerst wieder die absoluten Sterbezahlen:

Bild 2 Statistisches Bundesamt. Grafik wöchentliche Sterbefallzahlen Deutschland incl. KW44

Das statistische Bundesamt vergleicht bewusst mit dem Mittelwert der vergangenen vier Jahre (die von noch viel schlimmeren Grippejahren davor lässt es ganz weg), um eine „Corona“-Übermortalität überhaupt darstellen zu können.

Wie hoch die Sterblichkeit von schlimmen Grippepandemien (gegenüber dem aktuellen Corona) allerdings schon war, lässt sich nachlesen:
Spiegel, 20.04.2020: Historische Pandemien Als die Grippe in Nachkriegsdeutschland wütete
Bis zu 50.000 Westdeutsche sowie einige Tausend Ostdeutsche fielen der sogenannten Hongkong-Grippe zwischen 1968 und 1970 zum Opfer (Zufügung: Auf die heutige Einwohnerzahl hochgerechnet: ca. 67.000) … Die andere – die sogenannte Asiatische Grippe – hatte rund zehn Jahre zuvor 30.000 Menschen (Zufügung: Auf die heutige Einwohnerzahl hochgerechnet: ca. 39.000) in Bundesrepublik und DDR dahingerafft …
Lungenärzte im Netz: Während der letzten großen Grippe-Epidemie von 1995/96 mit etwa 8,5 Millionen Erkrankungsfällen starben allein in Deutschland ca. 30.000 Menschen an den Folgen der Influenza ...
Ärzteblatt.de, 30. September 2019: Berlin – Die außergewöhnlich starke Grippewelle 2017/18 hat nach Schätzungen rund 25.100 Menschen in Deutschland das Leben gekostet.

Bei Statista beginnt die Grafik zu Grippefällen nach dem schlimmen Jahr 1996 und die (nicht nur für 2018) weichen mehr als drastisch von den Angaben des RKI ab.

Bild 3 Statista: Anzahl der Sterbefälle infolge von Grippe in Deutschland in den Jahren 1998 bis 2018

Aber daran, dass im Merkel-Deutschland nichts mehr (überein)stimmt, muss man sich gewöhnen. Schließlich benötigt die hohe Politik „passgenaue“ Zahlen (wie ja auch Wahlergebnissse nur noch gelten, wenn sie der unfehlbaren Merkel passen).
Je nachdem, welche Zahlen man haben möchte, kann man bei ereignisbezogenen Mortalitäten die RKI-„Express-Schätzwerte“, oder die bestätigten Fälle zählen.
Presseportal 17.04.2020: dpa-Faktencheck: Falsche Berechnung: Zahlen zu Grippetoten nicht vergleichbar
Die Frage, ob es aktuell mehr Todesfälle in Zusammenhang mit dem Corona-Virus als mit der Grippe gibt, beschäftigt viele Menschen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden 411 Grippetote zwischen Oktober 2019 und Anfang April 2020 gemeldet. Das seien „24.689 Tote weniger als vor zwei Jahren“, wird in sozialen Medien behauptet …
BEWERTUNG: Die Grundlage der Berechnung ist falsch. Die 25 100 Todesfälle aus der Saison 2017/18 sind eine Schätzung, die laborbestätigten Todesfälle lagen mit 1674 deutlich darunter …
Bei der „Exzess-Schätzung“ wird „die der Influenza zugeschriebene Sterblichkeit mittels statistischer Verfahren“ geschätzt. Dabei wird zuerst eine Hintergrundmortalität, also die erwartete Todesrate ohne Einfluss von Influenza, errechnet. „Die mittels statistischer Verfahren geschätzte Anzahl zusätzlicher Todesfälle wird als Exzess-Mortalität bezeichnet,“ schreibt das RKI …
Demgegenüber stehen „laborbestätigte Todesfälle“, die auch in den Wochenberichten aufgeführt sind. Dabei handelt es sich um aus Meldedaten der an das RKI übermittelten „Todesfälle mit laborbestätigter Influenzainfektion gemäß Infektionsschutzgesetz“. Diese Zahl spielt für die „Exzess-Schätzung“ keine Rolle.
In der Saison 2017/18 war Deutschland einer ungewöhnlich starken Grippewelle ausgesetzt (dpaq.de/pG2uu). Im RKI-Bericht werden 25.100 Todesfälle durch die Exzess-Schätzung aufgelistet, daneben stehen 1674 laborbestätigte Todesfälle.

Als Unbedarfter fragt man sich, warum es über die vielen Jahre nicht gelungen ist, die gemeldeten Fälle mit den „Express-Schätzwerten“ wenigstens im Ansatz in Einklang zu bringen. Aktuell muss man wohl an beiden Werten massiv zweifeln.

Die folgende Grafik mit den Daten von Bild 2 zeigt allerding mit richtigen Daten die in der Streuung „verschwindende“ Corona-Übermortalität, da ausschließlich die hoffentlich ausreichend genau ermittelten Verstorbenen gezählt sind:

Bild 3a Wöchentliche Sterbefallzahlen Deutschland incl. KW44 mit den Einzeljahren. Grafik vom Autor erstellt. Datenquelle: Statistisches Bundesamt

Und nun das gleiche Bild nochmals mit Unterteilung der Risiko-Altersgruppe. Selbst bei der Hoch-Risikogruppe über 70 Jahre ist die „Übermortalität“ (aktuell) kaum sichtbar:

Bild 4 Wöchentliche Sterbefallzahlen Deutschland incl. KW44 mit den Einzeljahren, aufgeteilt in Alter bis 70 und Alter über 70 Jahre. Grafik vom Autor erstellt. Datenquelle: Statistisches Bundesamt

Belastungen der Krankenhäuser

Anbei die Belegungsdaten zum 01.12.2020 vom amtlichen Intensivregister DIVI und einer Auswertung der Helios-Klinikgruppe. Zumindest im Durchschnitt ist keine Überlastung feststellbar. Die Helios-Klinikgruppe „stöhnt“ sogar wegen mangelnder Auslastung (fehlendem Umsatz und damit Ergebnisminderung).

Bild 5 COVID-19 Zahlen im DIVI-Register, Tabelle „Fallzahlen in Deutschland“. Tabelle des DIVI vom Autor erweitert

Bild 6 Daten Helios-Kliniken gesamt. Original-Tabellenwerte vom Autor erweitert

Bild 7 Zusammenfassung und Vergleich von Fallzahlen des DIVI-Registers und den Helios-Kliniken

Interessant ist, dass die Helios-Kliniken diesen ganzen Corona-November gegenüber dem Vorjahr eine Minderauslastung von ca. -11 % ausweisen. Die Klinikgruppe macht demnach in diesem schlimmen Corona-Pandemiejahr wegen deutlich weniger Patientenbelegung mindestens ein schlechteres Ergebnis:
Zur Datenquelle der Helios-Klinikgruppe noch eine Info: Achgut, 01.12.2020: Bericht zur Coronalage vom 01.12.2020: Gefährliche Daten

Bild 8 Helios-Kliniken: Auslastung November im Vergleich zum Vorjahr. Man sieht schön, wie die Patienten zu jedem Wochenende „ausgekehrt“ werden

Nun noch ein Überblick, wie nahe Covid-19 und Influenza in ihren Auswirkungen beieinander liegen. Vor allem der Anteil benötigter Intensivbetten liegt mit 37/32 % und beatmet 57/42 % nicht weit auseinander. Da selbst die gegenüber früheren wirklichen Grippejahren noch moderat mortalen Grippejahre der vergangenen vier Jahre weit höhere Fallzahlen als bisher Corona hatten, müsste ein konsequentes Weiterführen der politisch verordneten „Sterbeverhinderung“ alle zwei – vier Jahre zu einem Lockdown und erneuten Zerstörung von Wirtschaft und öffentlichem Leben führen.

Bild 9 Vergleich Covid-19 Behandlung/Influenza-Behandlung (Stand Frühjahr 2020, aktuell dürften die Unterschiede wegen der medizinischen Lernkurve erheblich geringer sein). Quelle: RKI 08. Okt. 2020:

AKTUELLE DATEN UND INFORMATIONEN ZU INFEKTIONSKRANKHEITEN UND PUBLIC HEALTH Epidemiologisches Bulletin

Bild 10 Stand 30.11. (kumuliert): Anzahl registrierte Covid-19-Infektionen (Fallzahlen) 1.071.345 und Todesfälle 16.694 (1,56 %)

Doch selbst wenn nun doch nicht mit jeder Grippewelle ein neuer Lockdown droht, haben die Politiker eines daraus gelernt: Das Geld der Bürger kann man auch in Deutschland problemlos in beliebiger Menge verschleudern:
Kühnert bei Abschied: Jusos sollen Links-Kurs beibehalten – ZDFheute
ZDF … Kühnert rief die Jusos auf, an ihrem linken Kurs festzuhalten. Gerade in der Corona-Krise zeige sich, dass sich viele ihrer Jahre alten Forderungen umsetzen ließen: Die Aussetzung der Schuldenbremse, hohe staatliche Investitionen, Jobgarantien durch ein ausgeweitetes Kurzarbeitergeld, … „Warum soll das eigentlich nur in Krisenzeiten möglich sein?“, fragte Kühnert.

Vielleicht ist der SPD-Kevin aber doch so genial, wie es die SPD annimmt. Denn schmeißt Deutschland sein Geld nicht endlich selbst zum Fenster hinaus, machen es die anderen für uns, aber in ihre Taschen und dann haben wir gar nichts davon. Dass dies entgegen allen ursprünglichen Politiker-Versprechungen und „sicheren EU-Verträgen“ doch so kommen konnte, hat Merkel gesorgt.
Warum heute höhere, sehr viel höhere Staatsschulden besser sind (tichyseinblick.de):
Die sogenannte Eckrente beträgt in Deutschland 1.264 €, in Frankreich 1.638 €, und Italien gönnt seinen Alten 1.724 € … Renteneintrittsalter: Frankreich 62 Jahre, D 67 Jahre …
Das durchschnittliche Nettovermögen (also nach Abzug der Schulden) beträgt in Deutschland pro Kopf gerade 51.400 €, in Italien 163.000 €.
… Dabei geht es auch um die geheimnisvollen „Target-Salden“, also jenen Betrag, den die Bundesbank anderen Euro-Ländern als Kredit gewährt, wenn sie deutsche Produkte kaufen. Diese belaufen sich derzeit (Stand September) auf 1.056 Milliarden. Für 520 Milliarden, also ziemlich genau die Hälfte, hat sich Italien bei der Deutschen Bundesbank verschuldet.
Ein italienischer Schuldenschnitt wäre also nichts anderes als eine großangelegte Entreicherung Deutschlands über die Target-Salden …
Wer Schulden macht, ist der Schlaue, zumindest in der EU. Er macht sich das Leben schöner und lässt andere dafür zahlen.
Auch Frankreich geht sehr erfolgreich den italienischen Weg, schickt seine Arbeitskräfte früh in eine wohldotierte Rente und greift in das EU-Schuldenfass, das die Deutschen füllen sollen.

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