Die schweizerische Energie- und Klimapolitik wetteifert um die Verleugnung etablierter Naturgesetze. Über Geothermie hören wir seit längerem nichts mehr, und Bioenergie ist (abgesehen von Abfallverwertung) als ökologisches und ökonomisches Desaster entlarvt worden. Bei den Bränden im Amazonasgebiet werden nur die Fleischesser zu Sündern gestempelt, aber nicht die zerstörerischen Monokulturen für «klimarettende» Biotreibstoffe. Neuerdings anerkennen selbst offizielle Stellen in der Schweiz die praktische Ausschöpfung der Wasserkraft. Atomstrom ist juristisch und politisch tot. Den Windrädern weht ein kritischer Wind entgegen. Es bleibt somit nur noch die Hoffnung auf die Sonne. Aber in unseren Breitengraden kann Solarstrom nie die Grundversorgung sichern. Die physikalischen und ökonomischen Schranken für Solarzellen, Windstromanlagen und Batterien, sind weitgehend ausgereizt.
Die neue Energiereligion glaubt daran, dass der technische Fortschritt in der Energieumwandlung bei Sonne, Wind und Batterien analog zur IT immer rasanter wird und schliesslich zu Grenzkosten von null führen wird, so dass Energie gratis würde. Das ist Unsinn. Grenzkosten sind nur kurzfristig relevant bei gegebenen Kapazitäten und keinem Investitionsbedarf. Aber für Sonne, Wind und Batterien steigen die Investitionskosten für die Systemstabilität permanent, weil im Gegensatz zur Produktion von Information die Umwandlung von Energie in immer mehr Schritten immer mehr Ressourcen verschlingt, während der Börsenwert des Flatterstroms immer öfter negativ wird.
Nicolas Léonard Sadi Carnot hat im vorletzten Jahrhundert bewiesen, dass Dampfmaschinen und Verbrennungsmotoren beim Wirkungsgrad eine obere Grenze haben (Vorläufer des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik). Genauso ist es bei Photovoltaik. Die maximale Umwandlung von Licht in elektrische Energie mit der SI Technologie beträgt 34 Prozent, und davon sind bereits 26 erreicht. Bei Wind erzielt die maximale Umwandlung von kinetischer Energie in Strom immerhin 60 Prozent, gut 40 sind schon realisiert. Die Energiedichten von Sonne und Winden sind naturgegeben begrenzt. Batterien sind extrem ressourcenintensiv. Für jedes Kilo Batterie müssen 50- bis 100-mal mehr Rohstoffe verarbeitet werden – ein potenzielles ökologisches Desaster.
Dies eben in krassem Gegensatz zur IT, wo ein Handy einen Fünfzigstel bis einen Hundertstel an Maschinen, Apparaten und Festnetzen erfordert. Die Jahresproduktion des grössten Batterieproduzenten Tesla vermöchte gerade einmal drei Minuten des amerikanischen Stromverbrauchs zu speichern.
Ein Digitale-Intelligenz-Netz kann wohl die Nutzung etwas glätten, aber die physikalischen Grenzen der Energiedichte sowie der Umwandlungsverluste um keinen Millimeter verschieben. Es wird noch Fortschritte geben, aber immer kleinere. Echte technologische Revolutionen sind marktfähige Neuanfänge auf der Basis von Grundlagenforschung und eben nicht Weiterentwicklungen bereits überalterter Technologien mit politischer Förderung. Auch Windräder und Sonnenkollektoren benötigen enorme Ressourcen für Landverbrauch, Bau, Unterhalt und Entsorgung.
Je mehr wir via Solar und Wind Energie umwandeln und diese via Batterien speichern, desto höher werden nicht nur die Kosten, sondern auch die gesamte Umweltbelastung. Ein 100-prozentiges Solar- und Windstromnetz muss nicht nur den Spitzenbedarf jederzeit garantieren, sondern auch die temporäre Spitzenproduktion bei geringem Verbrauch direkt in Batterien oder indirekt mit Wasserpumpen oder chemischer Umwandlung puffern können. Das ist für die saisonale Speicherung enorm ressourcenintensiv. Für jede Kilowattstunde eliminierten Atomstroms müssen wir deshalb in der Schweiz mindestens 4 bis 5 Kilowattstunden in Sonne und Wind installieren, um den Jahresverbrauch zu sichern.
Aber weil Sonne und Wind in Dunkelflauten bis gegen null sinken, reicht auch das nicht. Netzparität von Sonne und Wind ist daher im Lichte sowohl der Physik wie der Ökonomie ein Schwindel. Die nackten und sinkenden Produktionskosten an der Quelle für Flatterstrom sind irreführend, weil mit steigendem Anteil die Speicher-, Reserve und Stabilisierungskosten überproportional ansteigen, so dass die volkswirtschaftlich relevanten Systemkosten immer grösser werden. Fossile und nukleare Energieträger haben nicht nur extrem hohe Energiedichten und Lastfaktoren, sondern auch viel tiefere Lagerkosten und globale Transportkapazitäten.
Deutschland hat mittlerweile dreimal höhere Stromkosten als die USA, messbar an den Subventionen minus Markterlösen und Verbraucherpreisen – ohne Klimanutzen, aber mit steigenden ökonomischen und ökologischen Schäden. Der politische Schaden der Naturgesetzleugnung kommt leider erst ganz am Schluss, wenn die Krise voll zugeschlagen hat.
Ergänzende Anmerkungen von Horst-Joachim Lüdecke
Über das Thema der Schweizer Energiewende, die als Kopie der deutschen Energiewende gelten darf, ist bereits schon einmal eine EIKE-News erschienen (hier). Anlass war eine Einladung von Silvio an mich, an der Uni Basel anlässlich einer Tagung des Carnot-Cournot-Netzwerks ( 2019_01_15_Flyer_SBorner ) einen Fachvortrag zur Energiewende zu halten. Die Auswirkungen der Tagung dürfen als Irritationen – an der Universität Basel, aber auch in den Schweizer Medien – bezeichnet werden. Der ideologisch-religiöse Widerstand gegen Fakten ist in der Alpen-Nation manchmal ebenso heftig wie hierzulande. Aber lesen Sie einfach selber (hier).
Ich wünsche an dieser Stelle dem Carnot-Cournot-Netzwerk und insbesondere Silvio weiterhin allen Erfolg bei seiner in der Schweiz ebenso dornigen Aufklärungsarbeit wie sie für EIKE hierzulande ist.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Die Schweizer Gewerkschaft UNIA hat all unsere Probleme gelöst. in ihrer neuesten Postille genannt „work“ https://www.workzeitung.ch/2019/09/co2-neutrale-schweiz/ hat sie in 19 Punkten erklärt wie das geht.
Ich will nur einen ganz kleinen Ausschnitt hier vorstellen, im Punkt 16 (Blackout, Winterloc, Winterliche Verbrauchsspitzen) verlangen sie „Kleinzellige abschottbare reionale Stromnetze“ ganz was des Schweizers Herz höher schlagen lässt und in denn sollen Notstromagreggate und Brennstoffzellen wie in Krankenhäusern den Blackout verhindern. Das klingt doch richtig gut.
Sie haben sich auch glücklicherweise auch noch quantifiziert, sie fordern eine „Kapazität von mindestens 10’000 MW Leistung“.
Nun das ist ja zum Glück viel weniger als 11 GW aber was sind denn 10’000 MW?
Das KKW Mühleberg das kurz vor Weihnachten abgeschaltet werden soll (sic) hat 373 MW Leistung, die UNIA fordert also Notstrom in der Leistung von fast 27 KKW der grösse Mühleberg.
Oder es mal realistischer zu quantifizieren, die UNIA verlangt 7 Gaskraftwerke vom Kaliber Irsching im Standby.
Danke für den guten Artikel, hier in Frankreich läuft die Isolation für 1€ auf Hochtouren für die Ärmeren, natürlich mit Isolationmaterial gewonnen aus Erdöl, andere sind zu teuer. Der Schimmel darunter lässt grüssen. So hat mir mein Heizölliferant erzält das ein Hausbesitzer auf Wärmepumpe, subventioniert, umgestellt hat, jetzt 300€ Elektrizitätsrechenungen erhält und muss noch Zusatzheizen mit dem Holzofen weils nicht langt. Wahrscheindlich falsche Berechnung. Habe selber 400€ Heizöl kosten eingespart nur weil ich anfang Sebtember zum noch günstigen Sommerpreis einkaufte. Ist wahrscheinlich mit Sonne und Wind kaum möglich.Grüsse
Sehr geehrte Eike Redaktion, da sie besser informiert und vernetzt sind als ich, bitte ich sie um die Beantwortung folgender Fragen:
1. Wie hoch war die Welt-Durchschnittstemperatur 1850 und 2016 (14,8 Grad?)?
2.Wie viele Messstellen gab es und wo waren diese?
3.Was bedeutet „Klimaoptimum? (15 Grad?)
4. Häufig wird gesagt dass die Veränderung der Temperatur (1 Grad in ca. 150 Jahren)
um ein vielfaches höher ist als in der Vergangenheit.
Frage: Wie wurde vor 500, 2000 oder 5000 Jahren die Weltdurchschnittstemperatur im Nachkommastellenbereich ermittelt?
Vielen Dank
Bitte schauen Sie zu Messstellen hier nach:https://www.eike-klima-energie.eu/2016/04/03/analyse-zur-bewertung-und-fehlerabschaetzung-der-globalen-daten-fuer-temperatur-und-meeresspiegel-und-deren-bestimmungsprobleme/
2. Zur Mitteltemperatur: Das ist ein großes Geheimnis. Die einen sagen so, die andern so. Beispiel Prof. A. Levermann vom PIK gab im DBT im November 2018 bei einer Anhörung diesen Wert „ziemlich genau“ mit 15 °C für 1850 an. Doch das „wärmste Jahr jemals gemessen“ soll 2016 gewesen sein, mit 14,83 °C. Ist es seitdem kühler geworden?
3. Klimaoptimum bedeutet, dass das Klima optimal (warm) war. Im Gegenteil zur kleinen Eiszeit die Klimapessimum genannt wurde.
4. Schauen Sie bei EIKE nach wie hoch die Temperaturen der vergangenen z.B. hier, sonst können Sie auch Holozän als Suchbegriff in die Suchleiste recht eingeben.