Könnte es sein, dass es Ronald Reagan und nicht Präsident Obama war, der den Anstieg des Meeresspiegels verlangsamt hat? Das ist eine der Schlussfolgerungen, die man aus der Studie des kanadischen Physikers Qing-Bin Lu an der University of Waterloo in Ontario ziehen kann. An Stelle von Kohlendioxid-Emissionen, argumentiert Lu, haben Ozon zerstörende Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe FCKW und andere die globale Erwärmung verursacht. Dank der Reagan-Administration und des Montreal-Protokolls wurden FCKW in den entwickelten Ländern verbannt. Nach einer Verzögerung, sagt Lu, erreichten die globalen Temperaturen um das Jahr 2002 einen Höhepunkt, und er sagt voraus, dass sie während der nächsten fünf bis sieben Dekaden fallen werden.
Anhänger des Konsens’ sagen, dass der gestiegene Kohlendioxidgehalt die einzig mögliche Erklärung für steigende globale Temperaturen ist. Jetzt gibt es eine weitere Erklärung, und zwar mit einer Chronologie, die viel besser zu den Beweisen passt.
Es gab immer ein Problem bei der Begründung mit dem CO2 – wie man den Rückgang der Temperatur von Mitte der vierziger Jahre und den relative flachen Verlauf bis 1975 erklären kann, als der Kohlendioxidgehalt bereits kontinuierlich im Steigen begriffen war. Das IPCC hat dieses Problem damit erklärt, dass zunehmende Aerosole aus den Emissionen von Kohlekraftwerken einen Abkühlungseffekt bewirkt hätten, der den Temperaturanstieg vorübergehend zum Stillstand gebracht hätte.
Es gab keine gemessenen Daten hinsichtlich der Aerosole, so dass man Hypothesen verwendet hatte, die nicht mit der Realität verglichen werden konnten. Für jedermann außer einem Klimawissenschaftler war das zutiefst unbefriedigend – vor allem, als verschiedene Klimamodellierer verschiedene Werte verwendet haben, um ähnliche Ergebnisse zu bekommen. Trotzdem war dies die Richtschnur, die das IPCC mit seinem zweiten Zustandsbericht 1995 verfolgte. Im Gegensatz dazu wurden die Auswirkungen der FCKW auf das Klima Lu zufolge erst Ende der siebziger Jahre bedeutsam (laut Lus Analyse gibt es eine Verzögerung von etwa neun Jahren, bevor die FCKW die obere Atmosphäre erreichen und von der Erde abgestrahlte Wärme einfangen).

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In jüngerer Zeit kam dann wieder die Realität ins Spiel. „Das Klima erwärmt sich schneller, als irgendjemand noch vor fünf oder zehn Jahren gedacht hat“, erklärte Präsident Obama im vorigen Monat. Nur dass es sich eben überhaupt nicht erwärmt hat. Wie die Abbildung mit den Temperaturdaten des UK Met. Office zeigt, war die Temperatur in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts unverändert geblieben und hat dann begonnen zu sinken. Derzeit zeigt sich also eine negative Korrelation zwischen Kohlendioxid und der Temperatur.
Im Gegensatz zu der kaum eingetretenen Vorhersage einer vom CO2 getriebenen Erwärmung ist es mit den FCKW etwas Anderes. Lu zufolge weist die lineare Korrelation mit FCKW und anderen Stoffen [halocarbons] in der Atmosphäre eine „nahezu perfekte“ lineare Korrelation auf. Mit sorgfältigen Berechnungen des Erwärmungseffektes halogenhaltiger Gase konnte Lu beobachtete Temperaturwerte seit 1970 reproduzieren und auch den Abkühlungstrend der letzten 10 Jahre. Aber Lu kann die Temperaturen zwischen 1850 und 1970 oder die jüngste Abkühlung nicht mit der IPCC-Gleichung des Treibhauseffektes durch Kohlendioxid in Übereinstimmung bringen.
Egal ob der genaue physikalische Mechanismus der von Lu behaupteten  FCKW-Erwärmung anschließend modifiziert wird, die FCKW als Ursache liegen viel näher an Änderungen des beobachteten Temperaturverlaufs. Vielleicht sind die Klimawissenschaftler hereingefallen: Wie Lu anmerkt, war das Wachstum der FCKW-Konzentrationen nahezu identisch mit der Zunahme des CO2, doch hat sich Ersteres seit der Jahrtausendwende drastisch verändert.
Kritiker der amerikanischen Politik hinsichtlich der Kohlenstoffemissionen werfen dieser vor, ein Gefangener der Ideologie des freien Marktes zu sein. Aber sie war im Gegenteil das Produkt von Betonkopf-Pragmatismus. Eine Analyse der Montreal-und Kyoto-Protokolle von Cass Sunstein, der später zum Leiter für regulierende Angelegenheiten von Präsident Obama wurde, im Jahr 2007 zeigt den Grund dafür. Man hatte erwartet, dass die USA von allen Ländern die meisten Vorteile aus dem Montreal-Protokoll gewinnen und aus dem Kyoto-Protokoll verlieren würden. Jede Milliarde US-Dollar, die die USA im Zuge des Montreal-Protokolls ausgegeben hätten, sollte Schätzungen zufolge Vorteile in Höhe von 170 Milliarden Dollar zeitigen; im Falle Kyoto sollten es lediglich läppische 37 Millionen sein.
Innerhalb der Reagan-Administration war es mit einer Kosten-Nutzen-Analyse durch den Council of Economic zu einem entscheidenden Durchbruch gekommen, der die monetären Vorteile aufzeigte, zukünftige Todesfälle durch Hautkrebs zu vermeiden, was erheblich mehr Kosten sparen würde als man für diese Maßnahme ausgeben müsste. Als man die Ergebnisse Reagan vorlegte – zusammen mit dem Vorbehalt, dass im Falle die USA als Einzige tätig werden würden es nur geringe langfristige Vorteile geben würde – hat der Präsident die US-Unterhändler angewiesen, die Latte niedriger zu legen, bei der das Abkommen in Kraft treten würde.
George Shultz hat mir gesagt, dass das Montreal-Protokoll ein „wunderbarer Erfolg“ sei. Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan beschrieb es als das bis heute vielleicht erfolgreichste internationale Einzelabkommen. Obwohl es nicht zur Reduktion von Treibhausgasen gedacht war, war es doch wesentlich effektiver als das Kyoto-Protokoll.
Die Analyse von Lu wird mit Sicherheit nachhaltig ins Kreuzfeuer geraten, da sie impliziert, dass der gegenwärtige Umgang mit der globalen Erwärmung wissenschaftlich falsch ist. Solange halogenhaltige Gase, die nicht vom Montreal-Protokoll abgedeckt sind, nicht reguliert werden, würde sich der allmähliche Temperaturrückgang umkehren. Und falls er recht hat, dass nämlich die FCKW und nicht das CO2 die Temperatur der letzten 40 Jahre getrieben hat, wäre das Montreal-Protokoll viel wirkungsvoller als jeder gedacht hat. Man kreide einen weiteren Sieg für den Nepper an.
Mr. Darwall ist der Autor von "The Age of Global Warming—A History," (Quartet, 2013).
Link: http://online.wsj.com/article/SB10001424127887323844804578528841152512364.html?KEYWORDS=RUPERT+DARWALL
Übersetzt von Chris Frey EIKE

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