Robert Bryce

Der industrielle Stromverbrauch in der EU bricht zusammen. Es gibt keine Entschuldigung für US-Politiker „nicht auf Europa zu schauen und zu lernen.“ Plus: Filmvorführungen in Dallas, Tulsa, Fairfax und Austin.

Die Schlagzeile eines Bloomberg-Artikels vom 9. Februar fasst die sich anbahnende Katastrophe in Europa kurz und bündig zusammen: „Deutschlands Tage als industrielle Supermacht neigen sich dem Ende zu.“ In dem Artikel heißt es: „Die Produktion des verarbeitenden Gewerbes in Europas größter Volkswirtschaft ist seit 2017 tendenziell rückläufig, und der Rückgang beschleunigt sich, erodiert doch die Wettbewerbsfähigkeit immer mehr.“

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Deutschland ist wieder einmal der „kranke Mann Europas“. Aber es ist nicht nur Deutschland. Überall in Europa schrumpfen die Industriekapazitäten. Letzten Monat kündigte Tata Steel an, seine letzten beiden Hochöfen in Großbritannien bis Ende dieses Jahres zu schließen, ein Schritt, der zum Verlust von bis zu 2800 Arbeitsplätzen im Stahlwerk Port Talbot in Wales führen wird.

Im Januar 2023 gab Slovalco bekannt, dass es seine Aluminiumhütten in der Slowakei nach 70 Jahren Betrieb endgültig schließen wird. Das Unternehmen, der größte Stromverbraucher in der Slowakei, gab an, dass es seine Hütten aufgrund der hohen Stromkosten schließe.

Europa hat sich selbst in den Graben gefahren. Schlechte politische Entscheidungen, wie der Netto-Null-Wahn, die überstürzte Hinwendung zu alternativen Energien, aggressive Auflagen bzgl. Dekarbonisierung und der strategische Fehler, sich auf russisches Erdgas zu verlassen, das nicht mehr verfügbar ist, treiben die Deindustrialisierung voran. Wie schlimm ist es? Mario Loyola, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Heritage Foundation, schrieb am 28. Januar in The Hill einen deutlichen Artikel über Europas Zusammenbruch. Den Daten der Europäischen Kommission zufolge ist die Industrieproduktion in Europa „in den 12 Monaten bis November 2023 um 5,8 % eingebrochen“, schrieb er. „Die Investitionsgüterproduktion ging um fast 8,7 % zurück. Die Investitionen in Anlagen und Ausrüstungen sind drastisch gesunken.“

Das Ergebnis dieser miserablen Politik: ein Schwindel erregender Anstieg der Strompreise. Loyola stellt fest, dass sich die europäischen Strompreise „auf das Dreifache ihres Niveaus vor der Pandemie eingependelt haben“. Der Energieanalyst Rupert Darwall berichtete kürzlich, dass große Unternehmen in Großbritannien heute bis zu fünfmal mehr für ihren Strom bezahlen als noch 2004.

Der Stromverbrauch ist einer der zuverlässigsten Gradmesser für die wirtschaftliche Vitalität. In der Tat ist Strom die weltweit wichtigste und am schnellsten wachsende Energieform. Das Wirtschaftswachstum treibt den Stromverbrauch an und umgekehrt. Gesunde Volkswirtschaften brauchen Strom, und zwar jede Menge davon. In kränkelnden Volkswirtschaften geht der Stromverbrauch zurück. Einem neuen Bericht der Internationalen Energieagentur zufolge ist die weltweite Stromnachfrage im vergangenen Jahr um 2,2 % gestiegen. Die in Paris ansässige Agentur geht davon aus, dass die weltweite Stromnachfrage bis 2026 jährlich um durchschnittlich 3,4 % steigen wird, und dass „die Nachfrage durch die sich verbessernden wirtschaftlichen Aussichten angetrieben wird, die zu einem schnelleren Stromwachstum sowohl in den fortgeschrittenen als auch in den aufstrebenden Volkswirtschaften beitragen werden“.

China und Indien setzen ihr rasantes Wachstum fort. Die IEA schätzt, dass Chinas Stromnachfrage im Jahr 2023 um satte 6,4 % steigen wird. Die Agentur geht davon aus, dass Chinas Stromnachfrage bis 2026 um 1400 Terawattstunden steigen wird, eine Energiemenge, die „mehr als der Hälfte des derzeitigen jährlichen Stromverbrauchs der EU entspricht“. Die Stromnachfrage in Indien steigt bis 2023 um 7 %, ein leichter Rückgang gegenüber dem Wachstum von 8,6 % im Jahr 2022. Die IEA sagte: „Das anhaltend schnelle Wirtschaftswachstum und die robuste Nachfrage nach Raumkühlung waren die wichtigsten Säulen des Wachstums“ in Indien. Und wie ich bereits im Dezember auf diesen Seiten festgestellt habe, wird der Großteil des neuen Strombedarfs in China und Indien durch die Verbrennung von Kohle gedeckt. (Die Stromnachfrage in den USA ging im vergangenen Jahr um 1,6 % zurück, ein Rückgang, den die IEA auf das mildere Wetter, den Rückgang der Produktion, Streiks in der Automobilindustrie und den allgemeinen Inflationsdruck zurückführte.)

Das rasante Wachstum in China und Indien steht in krassem Gegensatz zur Situation in Europa, wo der Stromverbrauch im vergangenen Jahr um 3,2 % zurückging. Die IEA stellt fest, dass der Rückgang des Stromverbrauchs auf einen Rückgang von 3,1 % im Jahr 2022 folgt und dass die Stromnachfrage in der EU „auf ein Niveau gesunken ist, das zuletzt vor zwei Jahrzehnten gesehen wurde. Wie im Jahr 2022 war der schwächere Verbrauch im Industriesektor der Hauptfaktor für den Rückgang der Stromnachfrage“.

Der Einbruch des industriellen Stromverbrauchs in der EU ist geradezu atemberaubend. Im Jahr 2022 sank die industrielle Stromnachfrage in der EU um 5,8 %. Die IEA schätzt, dass sie im Jahr 2023 um weitere 6 % zurückgehen wird.

Die Deindustrialisierung Europas und der IEA-Bericht stehen diese Woche ganz oben auf der Tagesordnung, wenn ich die Folien für meine Grundsatzrede auf der Tagung der National Association of Regulatory Utility Commissioners in Washington, D.C., am 26. Februar vorbereite. Die folgenden fünf Diagramme veranschaulichen die Deindustrialisierung Europas und warum sie wahrscheinlich weitergehen wird.

Graphik 1:

Nach Angaben der IEA ist die Stromnachfrage in Deutschland „im Jahr 2023 um bemerkenswerte 4,8 % gesunken…Der Nachfragerückgang ist besonders ausgeprägt in der energieintensiven Industrie, die in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 einen Produktionsrückgang von 13 % zu verzeichnen hatte.“ Dieser Rückgang des Stromverbrauchs reflektiert den anhaltenden Rückgang der Industrieproduktion in Deutschland. Diese (etwas unscharfe) Grafik basiert auf einem Screenshot aus dem eingangs erwähnten Bloomberg-Bericht:

Graphik 2:

Graphik 3:

Graphik 4:

Graphik 5:

Diese Dias und die fortschreitende Zerstörung der europäischen Schwerindustrie erinnern an die scharfen Worte von John Constable von der britischen Renewable Energy Foundation in unserer neuen fünfteiligen Doku-Serie Juice: Power, Politics & The Grid.

Constable, der auch Energieredakteur bei der Global Warming Policy Foundation GWPF ist, spricht eine deutliche Warnung aus. In Episode 3 sagt er: „Ich rate den Entscheidungsträgern in den Vereinigten Staaten, das europäische Beispiel sehr, sehr sorgfältig zu studieren. Ich meine, es gibt keine Entschuldigung dafür, nicht nach Europa zu schauen und zu lernen. Wir haben das für euch getestet.“

Link: https://wattsupwiththat.com/2024/02/12/the-deindustrialization-of-europe-in-five-charts/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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