39. Analysewoche 2023
von Rüdiger Stobbe
Der Montag der 4. KW 2023 zeichnet sich durch drei Stunden Stromimport (14,1 GW) am frühen Morgen aus, der Deutschland nichts kostet. Am Nachmittag hingegen, um 19:00 Uhr, werden für 11,6 GW 379, 70 €/MWh fällig. Das macht insgesamt 4,4 Mio. € und entspricht einem guten Viertel der Gesamtimportkosten dieses Tages in Höhe von 16 Mio € netto. Trotz der drei Stunden Stromimport zu 0€/MWh am Morgen.
Der Betrag, der in der kompletten KW 39 für Importstrom gezahlt wurde, beläuft sich auf gut 135 Mio. € netto. Der mittlere Importpreis lag bei 116€/MWh, der mittlere Strompreis bei 106€/MWh (Eigenerzeugung Deutschland) und der mittlere Exportstrompreis lag bei 74€/MWh (wenig Nachfrage/Überangebot).
Drei Quartale des Jahres 2023 sind vergangen. Wir werfen einen genaueren Blick auf die bisherigen statistischen Werte des Jahres. Mit Wirklichkeit haben diese Zahlen nur teilweise etwas zu tun. Das liegt an der Tatsache, dass ab 16.4.2023 der Stromimport massiv angestiegen ist und die Werte dadurch erheblich verfälscht werden. Warum? Die insgesamt 13,433 Terawattstunden netto, die aus dem Ausland zu einem Preis von gut zwei Mrd. € netto importiert wurden. sind rechnerisch für Deutschland CO2-frei. Sie werden keiner Form der Stromerzeugung zugerechnet. Sie bewirken dadurch, dass eben gut 13,4 TWh Strom in Deutschland NICHT fossil erzeugt werden muss. Das verbessert selbstverständlich das Verhältnis der regenerativen Stromerzeugung zum fossil erzeugten Strom. Der Anteil der „Erneuerbaren“ steigt prozentual-statistisch. Umgekehrt verhält es sich mit dem CO2-Ausstoß im Zeitraum. Der sinkt selbstverständlich, weil weniger Strom fossil erzeugt wird.
Die separate Betrachtung des Zeitraums 16.4.2023 bis 1.10.2023 verdeutlicht den Sachverhalt. Die für eine erfolgreiche Energiewende so wichtigen Werte verbessern sich nochmals gegenüber der Gesamtjahresbetrachtung. Das liegt ausschließlich am „neutralen Stromimport“. Faktisch ändert sich weltweit durch Deutschlands „gute Werte“ nichts, wie ein Blick auf den Strom-Import-Mix für diesen Zeitraum belegt. CO2-Ausstoß und konventionelle Erzeugung finden nur woanders statt.
Was in den letzten beiden Abschnitten erläutert wurde, ist unseren Politikern und den meisten Journalisten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht bekannt. Was macht die Fachwelt? Die Fachwelt wird sich hüten, die Tatsachen auf den Tisch des Hauses zu legen. Dann droht „Liebesentzug“ der Geld- und Machtgeber. Wir werden es in den Jahresanalysen Anfang 2024 sehen. Da werden die „Fortschritte“ bei der Energiewende trotz Kernkraftausstieg besonders hervorgehoben werden.
Wochenanalyse
Montag, 25.9.2023 bis Sonntag, 1.10.2023: Anteil Wind- und PV-Strom 37,4 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,5 Prozent, davon Windstrom 19,4 Prozent, PV-Strom 17,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,1 Prozent.
- Regenerative Erzeugung im Wochenüberblick 25.9.2023 bis 1.10.2023
- Die Strompreisentwicklung in der 39. Analysewoche
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 39. Analysewoche ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 39. KW 2023: Factsheet KW 39/2023 – Chart, Produktion, Handelswoche, Import/Export/Preise, CO2, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040.
- Kontrafunk-Interview mit Rüdiger Stobbe im MEDIAGNOSE Spezial-Artikel zum Thema Industriestrompreis
- Der Heizungstipp: Gas-, Ölheizung oder Wärmepumpe? Heinz Fischer, Heizungsinstallateur aus Österreich hier bei Kontrafunk vom 12.5.2023
- Weitere Informationen zur Wärmepumpe im Artikel 9. Analysewoche.
- Prof. Ganteförs überraschende Ergebnisse zu Wärmepumpe/Gasheizung (Quelle des Ausschnitts)
- Interview mit Rüdiger Stobbe zum Thema Wasserstoff plus Zusatzinformationen – Weitere Interviews zu Energiethemen
- Viele weitere Zusatzinformationen
- Achtung: Es gibt aktuell praktisch keinen überschüssigen PV-Strom (Photovoltaik). Ebenso wenig gibt es überschüssigen Windstrom. Auch in der Summe der Stromerzeugung mittels beider Energieträger plus Biomassestrom plus Laufwasserstrom gibt es keine Überschüsse. Der Beleg 2022, der Beleg 2023. Überschüsse werden immer konventionell erzeugt!
Jahresüberblick 2023 bis zum 1. Oktober 2023
Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2023: Chart 1, Chart 2, Produktion, Stromhandel, Import/Export/Preise/CO2, Agora 2030, Stromdateninfo Jahresvergleich ab 2016
Tagesanalysen
Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2023 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.
Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.
Montag, 25. September 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 44,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 57,1 Prozent, davon Windstrom 24,2 Prozent, PV-Strom 19,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,0 Prozent.
Über Tag lässt die Windstromerzeugung massiv nach. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 25. September ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 25.9.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Dienstag, 26. September 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 25,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,0 Prozent, davon Windstrom 5,0 Prozent, PV-Strom 20,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,5 Prozent.
Windflaute. Deutschland benötigt am Morgen und Frühabend dringend Strom und bekommt ihn zu happigen Preisen. Da nutzt auch der ´Billig`strom über die Mittagsspitze nichts.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 26. September ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 26.9.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Mittwoch, 27. September 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 28,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 42,4 Prozent, davon Windstrom 9,4 Prozent, PV-Strom 18,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,0 Prozent.
Weiterhin Flaute. Erst ab 18:00 zieht die Windstromerzeugung wieder an. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 27. September ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 27.9.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Donnerstag, 28. September 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 39,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,4 Prozent, davon Windstrom 21,7 Prozent, PV-Strom 17,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,3 Prozent.
Ab 6:00 Uhr sinkt die Windstromerzeugung. Die Strompreisbildung
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 28. September ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 28.9.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Freitag, 29. September 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 43,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,1 Prozent, davon Windstrom 30,9 Prozent, PV-Strom 12,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,0 Prozent.
Die Windstromerzeugung zieht zum Vorabend stark an. Ab 20:00 Uhr ist kein Stromimport nötig. Das Preisniveau sinkt erheblich.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 29. September ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 29.9.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Samstag, 30. September 2023 Anteil Wind- und PV-Strom 41,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,6 Prozent, davon Windstrom 24,7 Prozent, PV-Strom 17,0 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,9 Prozent.
Die Windstromerzeugung lässt über den ganzen Tag verteilt nach. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 30. September ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 30.9.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Sonntag, 1. Oktober 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 39,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,2 Prozent, davon Windstrom 19,5 Prozent, PV-Strom 20,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,5 Prozent.
Von 12:00 bis 15:00 Uhr ist kein Stromimport notwendig. Die Strompreisbildung am bedarfsarmen Sonntag mit Negativpreisen im Kleinstformat.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 1. Oktober ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 1.10.2023: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten, Agora-Chart 2030, Agora-Chart 2040
Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.
Rüdiger Stobbe betreibt den Politikblog Mediagnose.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Mit großem Interesse lese ich die eike Beiträge und freue, das es Menschen gibt, die das, was hinter den Kulissen versteckt wird, beleuchten. Solange es objektiv publiziert und belastbare Zahlen bringt, trage ich es weiter.
Vielen Dank an die Menschen, die sich die sich diese Mühe machen.
Günter Laudahn
Vielen doch. Die wissen auch das Greta und Luisa Neubauer und Carla Reemtsma Millionär sind. Mit Geld aus Tabak und Immobilien.
Die haben einfach ein Schweigegelüte abgelegt, damit sie ihren Systemwandel noch abschießen können.
Ebenso haben die dazu geschwiegen und tun es noch, dass viele Klimaschützer und deren arabische Flüchtlinge sich mit der Hamas solidarisieren.
Sündenböcke sind immer sog. „Rechte“.
Da wollen unsere führenden Politiker — allen voran die Grünen — die ach so gefährlichen Kernkraftwerke in Deutschland nicht haben, aber deren — wenn denn so gewollten — klimafreundlichen Strom in der Anrechnung von CO2 —Bilanzen berücksichtigt sehen.
Was ist das nur für eine scheinheilige Haltung! Anderen Menschen Gefahren aufbürden um selbst davon zu profitieren!
Ist das überhaupt mit dem Lieferkettengesetz vereinbar ?
Meiner Meinung nach genau das eben nicht!