von AR Göhring

Wie Recherchen von Zeit, Guardian und SourceMaterial ergaben, decken sogenannte Verschmutzungsrechte oder „Klimazertifikate“ des Verkäufers Verra die tatsächlichen Einsparungen kaum ab.

Wissen Sie, was „Klimazertifikate“ sind? Das ist so etwas wie die „Luftrechte“ in Chikago oder New York-Stadt, wo die Verwaltung es nicht erlaubt, über eine gewisse Traufhöhe hinaus zu bauen (in deutschen Städten ist das übrigens auch die Regel). Grund: Die Straßen in Manhattan sollen nicht zu dunklen Schluchten werden.

Möchte aber jemand trotzdem höher bauen, kann er beim Nachbarn, der unter der maximalen Traufhöhe blieb, dessen Minus-Meter kaufen. Auf diese Weise entsteht – Wunder! – ein neues Produkt, das sogar an Börsen gehandelt werden kann.

Diese Überlegung wurde schon vor Jahrzehnten in die „Umweltschutz“-Politik übernommen. Wenn ein Unternehmen, zum Beispiel ein altes norwegisches Wasserkraftwerk, kaum oder gar keine Emissionen hat, kann es die „Einsparung“ an CO2 an zum Beispiel die Deutsche Bahn verkaufen: Das ist der Grund, wieso unsere ICE „klimaneutral“ fahren, die Regionalbahnen, die am selben Netz hängen, aber nicht. Das ist auch der Grund, warum es „klimaneutrale“ Wurst (drei Scheibchen in aufwändiger Plasteverpackung), „klimaneutrale“ Zahnbürsten von Dr. Best oder „klimaneutrales“ Mineralwasser aus Thüringen gibt.

Neben diesem Marketing-Gag gibt es aber für einige Branchen sogar die Pflicht, solche Zertifikate zu kaufen. Papierhersteller zm Beispiel werden dazu gezwungen, und können dann dichtmachen, wenn die Zertifikate zu teuer sind.

Und teuer sind sie – RWE soll dem Vernehmen nach als wertvollsten Besitz diese Zertifikate erworben haben. Und Elon Musk, vor kurzem noch seine „klimaneutralen“ Teslas geliebt, machte einen Großteil seiner ca. 200 Milliarden Dollar mit Zertifikatehandel, weil E-Autos angeblich keine CO2-Emissionen verursachen (in Wirklichkeit natürlich eher mehr als ein Verbrenner).

Das Beispiel Tesla zeigt, daß der Zertifikatehandel von vornherein als Geschäftsmodell ausgelegt ist – man könnte auch „Masche“ sagen, oder Hütchenspielertrick. Nun haben ausgerechnet die grünen Zeitungen Zeit und Guardian zusammen mit einem anderen Organ die organisierte Betrügerei aufgedeckt, wie infosperber berichtet.

Der große Zertifizierer Verra, der die angeblichen Einsparungen einer Firma wie Tesla berechnet (schätzt, fühlt?), hat sich wohl des öfteren „vertan“. Präziser:

Der größte Teil der der überprüften Zertifikate kompensiere nichts, stellt die Recherche fest.

Grund: Die „nach eigenen Richtlinien“ taxierten Unternehmen sind in jüngerer Zeit vor allem Waldschutzprojekte. Da sich die Aufnahme von CO2 durch wachsende Bäume, die durch Einschlag oder Naturkatastrophen auch verloren gehen können, über Jahrzehnte hinzieht, ist die Taxierung nur grob möglich – oder gar nicht. Rein rechnerisch, um Geld zu verdienen, allerdings schon, da durch das Schutzprojekt verhinderter Einschlag zu einem Großteil eingerechnet wird.

Etwa 30 Prozent der weltweit verkauften Emissionsgutschriften seien solche verhinderten Entwaldungen, schätzt «SourceMaterial». Ohne Kontrollen könnte so theoretisch die gesamte stehende Waldfläche der Welt als CO2-Gutschrift verkauft werden.

Oder alte norwegische Wasserkraftwerke, die im wasserreichen Nordland schon lange fast den gesamten Strombedarf decken…..
Ein Waldökologe aus den USA untersuchte die CO2Bilanzen von Projekten und schaute sich Satellitendaten an.

Dabei stieß er auf etliche Projekte, bei denen die Kompensation viel zu hoch angesetzt war, und sogar solche, bei denen der Wald trotzdem zerstört wurde. Das Unternehmen habe unter Druck gestanden, «gute» Zertifikate zu finden, die es verkaufen könne, sagt er.

Ayrey hält das System von Verra für eines, in dem systematisch manipuliert wird. Er vergleicht das mit Doping – mache es einer, müssten es alle tun und jeder wisse Bescheid. Das ist nicht mehr nur spekulativ, sondern so ähnlich wie Falschgeld.

Nur acht von 29 Projekten verhindern tatsächlich Entwaldung. 94% der „Carbon Credits“ hätten gar nicht ausgestellt werden dürfen.

Nicht, daß EIKE-Leser so etwas wundern würde. Immerhin haben wir in Deutschland den Grünen Punkt mit seinen bunten Mülltonnenparaden und seinem Vertragsoligopol der Entsorger – und mittlerweile Müllsortieranlagen, die die ganze Müllsortiererei überflüssig machen würden, wenn die Abgaben für den Grünen Punkt nicht so einträglich wären.

Fazit: „Umweltschutz“ ist seit den 1980ern eine Goldgrube für allerlei überflüssige Forschung, NGOs, Marketingexperten, Politiker und Produzenten. Mit der Klimapanikmache ist der alte Öko-Trick aber auf eine Ebene gehoben worden, die die Umverteilung von der Wirtschaft hin zu nichtsnutzigen Zehrern geradezu ruinös macht – Stichwort „Desindustrialisierung“.

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken