Wie sieht es heute auf dem Gelände des havarierten AKW aus und welche Fortschritte wurden gemacht? Zur Zeit des Erdbebens waren die Blöcke 1,2 und 3 in Betrieb. Die Blöcke 4,5 und 6 waren zur Revision abgeschaltet. Man muss wissen, dass die Blöcke 5 und 6 ohne Schaden davonkamen, weil sie um ca. 10 Meter erhöht gebaut wurden. Die Blöcke 1 bis 4 hingegen verloren bei dem Tsunami alle ihre Stromquellen und bei den Blöcken 1 bis 3 kam es zu teilweisen Kernschmelzen sowie zu Wasserstoffexplosionen in den Serviceflurbereichen der Turbinengebäude, wovon auch der Block 4 beeinträchtig wurde, dessen Reaktor bei der Katastrophe keinen Brennstoff enthielt.
Reaktorblock 1
Nach dem Unglück baute TEPCO ein neues Außengebäude über den Block, um die Radioaktivität sicher einzuschließen. Da nunmehr der Austritt von Radioaktivität nicht mehr zu befürchten ist, wurde dieses Gebäude teilweise eröffnet, um den Abtransport des nuklearen Brennstoffes aus den Abklingbecken durchzuführen. Am havarierten Reaktor selbst laufen Aufräumungs- und Aufklärungsarbeiten mittels eigens dazu konstruierten Robotern. Der beschädigte Reaktor ist unter Kontrolle und wird unter 30 °C gekühlt.
Reaktorblock 2
Der Block 2 wurde durch die Wasserstoffexplosionen weniger beschädigt und das Gebäude blieb weitgehend intakt. Die Aufräumungsarbeiten sind fortgeschritten und der Strahlenpegel innerhalb des Gebäudes konnte erheblich gesenkt werden. Der beschädigte Reaktor ist unter Kontrolle und wird unter 30 °C gekühlt.
Reaktorblock 3
Im Block drei wurden die ins Becken gestürzte Umlademaschine entfernt und die Aufräumarbeiten begonnen. Eine Umhausung des schwer beschädigten Turbinen-Gebäudes wurde so installiert, dass im Jahre 2017 der Brennstoff aus den Lagerbecken mit einer neuen Lademaschine in Castoren verpackt und abtransportiert werden kann. Der beschädigte Reaktor ist unter Kontrolle und wird unter 30 °C gekühlt.
Reaktorblock 4
Der Block 4 wurde innerhalb eines neuen Gebäudes komplett aufgeräumt und es wurde eine neue Brennstoff-Lademaschine installiert. Mittels dieser Anlage wurde der gesamte Brennstoff aus dem Block 4 in „castorartige“ Transportbehälter verpackt und abtransportiert. Seit September 2014 ist der Block 4 „brennstoff-frei“, das heißt, alle radioaktiven Brennelemente des Reaktors und der Lagerbecken sind entfernt worden. Vom Block 4 geht keine Gefahr mehr aus.
Die Blöcke 5 und 6
Die unbeschädigten Blöcke 5 und 6 werden nicht wieder in Betrieb gehen. Sie werden derzeit als Erprobungsmittel für dutzende neue Roboter und verschiedenste neue Rückbautechnologien genutzt. Japan arbeitet in Fukushima wegweisend mit vielen in- und ausländischen Unternehmen an der Weiterentwicklung mobiler Robotertechnologie.
Das Werksgelände
Das Werksgelände wurde komplett aufgeräumt und außerhalb der Reaktorblöcke durch Abtragen einer Oberflächenschicht dekontaminiert. Weite Bereiche wurden mittels Beton oberflächenversiegelt, so dass auf dem Kraftwerksgelände von den 6000 dort arbeitenden Mitarbeitern keine spezielle Schutzkleidung außer einem einfachen Papiermundschutz getragen werden muss. Die gesamte Seeseite des Geländes bekam eine 800 Meter lange, tief in das Felsenbett eingebrachte wasserdichte Stahl-Wand, um das Ablaufen eventuell kontaminierten Wassers ins Meer zu verhindern.
Derzeit geht gerade eine gigantische Vereisungsanlage in Betrieb. Rund um das Gelände der Reaktorblöcke wurden abertausende Rohrleitungen tief in den Boden gebohrt, durch die nun eine Kühlflüssigkeit strömt. Ziel ist es, bis Mitte nächsten Jahres einen gefrorenen wasserdichten Ring tief um das Reaktorgelände zu erzeugen, der das Grundwasser am Eintritt und eventuelle Flüssigkeiten am Austritt hindert. Dazu musste natürlich auch eine fabrikartige Anlage installiert werden, welche die Kühlflüssigkeit herunter kühlt. Die Technologie erscheint uns exotisch, ist aber in Japan auch anderweitig durchaus üblich. Große Teile des Eisschutzwalls sind bereits dicht gefroren.
Auf dem Kraftwerksgelände wurden große Lagerhallen erbaut, um die verpackten niedrigaktiven Abfälle temporär sicher einzulagern.
Wasserbehandlung
Die Wasserbehandlung gehörte seit Anfang der Katastrophe zu den größten Problemen in Fukushima. Der Tsunami, der die Anlage geflutet hatte, ließ Unmengen von kontaminiertem Wasser in den Gebäuden zurück. Für die Kühlung der beschädigten Reaktoren wurden ebenfalls große Mengen Wasser benötigt. Da das Werk an einem Berghang steht, drang durch Risse in den Gebäuden viel Grundwasser von unten ein und vermischte sich mit dem kontaminierten Wasser in der Anlage. All dieses Wasser ließ man nicht einfach abfließen, sondern pumpte es in Tausende eilig errichtete provisorische Tanks ab. Ein gigantisches Tanklager voll mit niedrigaktivem Wasser entstand und wurde ständig grösser. TEPCO baute eiligst mehrere große Wasseraufbereitungsfabriken auf dem Kraftwerksgelände und seit 2015 wird die Wassermenge durch Aufbereitung und Reinigung geringer. Die provisorischen Kunststofftanks wurden durch zuverlässige normal geschweißte Tanklager ersetzt und somit die Gefahr von Leckagen gebannt. Die Behandlung hochradioaktiven Wassers war im Mai 2015 abgeschlossen.
Die 6.000 Mitarbeiter
Seit diesem Jahr fahren die Mitarbeiter wieder in Bussen in ihrer normalen Arbeitskleidung direkt ins Werk. Für die Arbeiter wurden neue Sozialgebäude erbaut, in denen sie sich umziehen, ausruhen und ihre Malzeiten einnehmen können, die übrigens weitgehend aus lokalen Produkten erzeugt werden. (Dazu mehr im Teil 3 dieser Artikelserie). Selbst einen Supermarkt gibt es in diesem Gebäude. Auch ein neues Bürogebäude wurde errichtet, um die mehr als 1000 Ingenieure und Techniker unterzubringen, die an den Rückbauarbeiten beteiligt sind. Ein neues medizinisches Versorgungsgebäude mit der nötigen ärztlichen Infrastruktur wurde errichtet, um im Falle von Unfälle den Mitarbeitern 24 Stunden am Tag direkt vor Ort helfen zu können.
Um eventuellen Illusionen vorzubeugen: TEPCO Führungs-Mitarbeiter und Arbeiter kasteien sich seit der Fukushima-Katastrophe, als Ausdruck ihrer Betroffenheit. Die Arbeitszeiten wurden verlängert und die Gehälter gesenkt. TEPCO spart so um 600 Millionen US-Dollar pro Jahr ein. Als ich in der Tokioer TEPCO Zentrale in Shinjuku zu Besuch war, standen die Klimaanlagen auf 28°C, um Energie zu sparen.
Die Aufräum- und Rückbauarbeiten werden 30 oder sogar 40 Jahre in Anspruch nehmen. Die Kosten werden mit ca. 40 Milliarden Euro veranschlagt. Unklar ist, ob diese Summe reichen wird. Es ist genauso unklar, ob die von Kanzleramtsminister Altmaier veranschlagte Summe von 1.000 Milliarden Euro für die Energiewende reichen wird.
Leider sind Informationen über die Fortschritte in Fukushima in deutschen Medien selten oder sie werden mit Katastrophen-Unterton vorgetragen. Man könnte fast meinen, deutsche Journalisten wollten trotz des längst beschlossenen Atomausstiegs immer noch Ängste vor der Kernenergie schüren. TEPCO hat, was Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit betrifft, viel aus Fukushima gelernt. Wer sich für mehr Details, eindrucksvolle Bilder und informative Videofilme (in Englisch) interessiert, dem sei die TEPCO Webseite empfohlen.
Bereits erschienen:
Der Fukushima-Report (1): Die Fakten, die Mythen
Die nächsten Folgen:
Der Fukushima-Report (3): Wieder Leben in „Todeszonen“
Der Fukushima-Report (4): Geisterfahrer der Energiepolitik
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Man kann sich z. B. für den Firefox die BBC Erweiterung einbinden, da hat man alle Möglichkeiten, mit Rechtsklick alles mögliche zu editieren, formatieren, eigene Tags vorformatieren, z. B. © ± µ < > ¿ Links perfekt einfügen, Quoten etc
Lohnt einen Blick, und man kann eben das vorgesehene Eingabefeld hier verwenden.
Nö, kann der hier doch nicht ??!!
Ist wohl schon beim unterstreichen überfordert…. und kann die gängigen HTML Codes nicht. 🙁
Verbesserungsbedürftig !!
Damals im März 2011, als die ganze Misere in Fukushima passierte, haben die automatischen Meßstellen die Ortsdosisleistung auf dem Kraftwerksgelände gemessen und diese Werte waren weltweit verfügbar. Ich habe hier in Deutschland diese Werte anschauen können, nachdem sie von den Leuten der GRS etwas aufgearbeitet worden sind. Alle paar Tage habe ich den Verlauf ausgedruckt, heute noch vorzeigbar. Damals konnte ich ganz klar erkennen, daß niemand außerhalb des Kraftwerkgeländes jemals einen Schaden durch die Strahlung erleiden wird.
Nur ist es dummerweise bei Strahlung so, daß jede noch so kleine Strahlendosis als schädlich angenommen wird, wobei aber schon gesagt wird, daß der Schaden nicht nachweisbar sei. Inzwischen GLAUBT die ganze Welt diesen Unsinn, und man hat entsprechende Gesetze gemacht. So wie im Mittelalter die Menschen an die Boshaftigkeit der Hexen GLAUBTEN, so GLAUBEN heute alle Menschen an die unsichtbaren Schäden von Strahlung. Aber unsichtbare Schäden sind eben keine Schäden.
Bitte eine andere Textverarbeitung verwenden. Ich habe viele word oder html codes löschen müssen.
Normal
0
21
false
false
false
MicrosoftInternetExplorer4
Bitte eine andere Textverarbeitung verwenden. Ich habe viele word oder html codes löschen müssen.
Jetzt auch?
Interessant, da ich den Internet-Explorer gar nicht nutze.
Jetzt mal aus Textpad kopiert:
MicrosoftInternetExplorer4
Bitte eine andere Textverarbeitung verwenden. Ich habe viele word oder html codes löschen müssen.
so wie oben kommt Ihr Text bei mir an.
Bei Textpad werden alle „Textversrbeitungs“- Formatierungen gelöscht.
Selbst bei Word 2003 schleppt man ja das hier:
>>Normal
0
21
false
false
false
MicrosoftInternetExplorer4 <<
mit.
Man kann natürlich auch den S-Editor nehmen.
Dann erscheint das so:
Bitte eine andere Textverarbeitung verwenden. Ich habe viele word oder html codes löschen müssen.
Den Editor findet man im Ordner Zubehör.
Danke für die Info. Wichtig auch für andere Kommentatoren.
Für die Foristen war das auch gedacht.
Die meisten wissen halt nicht, was MS-Produkte alles so petzen. Leute, die ihre Arbeiten von Dritten korrigiert haben, sollten niemals eine CD-ROM mit Word bespielen, sondern immer den Umweg über eine pdf-Datei machen. Word ist eine richtige Petze, wie übrigens Facebook und Google auch. In der FAZ stand ein netter Artikel drin.
Bereits das einmalige Anklicken des Facebook-Buttons (teilen, gefällt mir) führt dazu, daß ein petzender Cookie installiert wird.
Deshalb sind ja die Politiker vom Smart-Grid so begeistert. Und natürlich von den Möglichkeiten seinen elektrischen Haushalt per Internet zu steuern.
Ich weiß jetzt jedenfalls warum ständig völlig unauffällige Autos und Typen hinter mir her sind. Ich hab den Blödsinn wie Mobiltelefon nicht, bezahle bar, keine payback-karte, Und die Compis mit den privaten Sachen sind nicht am Netz. Den ATARI ST kennen die Schlapphüte ohnehin nicht. Und ab und zu entwisch ich denen und verflüchtige mich auf dem Luftwege … ;-)) Meinen die, denn das Hintertürchen kennen die nicht.