Nun die Fortsetzung Gründe und Antworten #8 bis #11. Die bisher behandelten Gründe und Antworten #1 bis #7 können Sie hier und hier nachlesen. Der Originalartikel findet sich wie immer unter KRITIKALITÄT, insbesondere die MOTIVATION sollte gelesen werden.
#8: Uran-Lücke
Behauptung: Die Uran-Minen können den Verbrauch der Atomkraftwerke schon seit 20 Jahren nicht mehr decken.
Die EWS behaupten
Seit 1985 verbrauchen die Atomkraftwerke jedes Jahr deutlich mehr Uran, als die Uranminen aus dem Boden holen. So förderten alle Uranminen weltweit zusammen im Jahr 2006 noch nicht einmal zwei Drittel der benötigten Uranmenge. Den fehlenden Brennstoff bezogen die Atomkraftwerksbetreiber bisher aus zivilen und militärischen Lagerbeständen. Diese gehen jedoch zur Neige.
Um auch nur die Versorgung der derzeitigen Atomkraftwerke mit Brennstoff sicherzustellen, müsste die Uranfördermenge in den nächsten Jahren um mehr als 50 Prozent steigen. Dafür müssten unzählige neue Uranminen in Betrieb gehen – mit allen schädlichen Folgen für Mensch und Umwelt.
„Weiterführende Informationen” der EWS und „Quellen” der EWS
Richtig ist …
Die Uranförderung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich dem Bedarf angepasst, wie die Statistik der „World Nuclear Association” klar belegt. Warum sollte dies in der Zukunft anders sein? Wegen der Brennstofflieferung aus zivilen und militärischen Lagerbeständen in den 90er Jahren wurde der Bergbaubetrieb reduziert, weil die Preise etwa bei zu niedrigen 20 bis 30$/kg lagen. Seit 2003 steigt der Uranpreis und damit der Versorgungsanteil der Minen von damals 65% auf heute 85%. Weitere Vorräte sind längst erkundet und können nach Bedarf abgerufen werden. Von einem Engpass, wie hier suggeriert werden soll, ist nichts zu spüren. Es gilt eben auch hier das Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Eine Steigerung der Uranförderung um 50% ist überhaupt kein Problem und, verglichen mit sonstiger Rohstoffförderung, sogar belanglos. Vorbildliche Minen wie im kanadischen Saskatchewan zeigen, dass ohne spürbare Kosten für den Strompreis ein exzellenter Arbeitsschutz bei gleichzeitiger Einhaltung höchster Umweltstandards möglich ist. Neue Methoden wie „In-situ leaching” verbessern dies weiter.
Allein die Erschließung von Meerwasservorräten vergrößert die Uranvorräte um einen Faktor 1.000 zu gerade mal doppelten Preisen. Von einer Uran-Lücke kann also überhaupt keine Rede sein.
Quellen von KRITIKALITÄT
#9: Begrenzte Vorräte
Behauptung: Die Uranvorräte gehen schon in wenigen Jahrzehnten zur Neige.
Die EWS behaupten
Weltweit sind die reichhaltigen und gut zugänglichen Uran-Lagerstätten bald erschöpft. Immer mehr Gestein muss bewegt werden, um die gleiche Menge Uran zu gewinnen. Damit steigen die Kosten, die Umweltschäden nehmen zu.
Würde man dennoch alle bekannten Uranvorräte abbauen, könnte man die derzeit rund 440 Atomkraftwerke damit gerade einmal 45 bis 80 Jahre versorgen. Mit noch mehr Atomkraftwerken wäre das Uran schon binnen kürzester Zeit verbraucht.
„Weiterführende Informationen” der EWS und „Quellen” der EWS
Richtig ist …
Bei heutiger Leichtwassertechnik reichen die extrem leicht zugänglichen Reserven aus den uranhaltigsten Gegenden der Welt noch für ca. 100 Jahre. Davon jedenfalls gehen IAEA und OECD aus.
Die Bearbeitung in Wiederaufarbeitungsanlagen allein verdoppelt mindestens die Nutzungsdauer. Zieht man nun die Uranreserven hinzu, die mit etwas niedrigerer Konzentration im Boden liegen, erhöht sich zwar der Förderaufwand, die Vorräte reichen aber nun schon Tausende von Jahren. Auf den Uranpreis wirkte sich das moderat, und auf den Strompreis kaum aus. Auch stimmt es nicht, dass „immer mehr Gestein bewegt werden muss”, denn moderne Techniken erlauben es, Rohstoffe noch im Boden zu extrahieren („In-situ leaching”). Die USA praktizieren dies bereits bei 90% ihrer Uranförderung.
Dies ist aber noch ausbaubar. Schnellspaltreaktoren vom Typ „Schneller Brüter” (er lief bereits in Deutschland als Testreaktor, der Prototyp fiel aber der Politik zum Opfer), können nun diesen Brennstoff 100 mal, Weiterentwicklungen sogar 200 mal so effizient nutzen. Selbst bei 5-fachem Stromverbrauch sind wir damit allein mit heutiger Schnellspalttechnik schon bei fast 20.000 Jahren. Eine Umstellung auf Meerwasser-Extraktion, auch heute bereits möglich, bringt uns in den Bereich von 500.000 Jahren. Tatsächlich wird der Strombedarf natürlich zunehmen, aber Knappheit wird es garantiert nicht geben.
Nimmt man Thorium hinzu, multipliziert sich die Reichweite um einen weiteren Faktor 1.000 und die Vorräte reichen vermutlich länger, als die Erde bewohnbar ist. Die Menschen, oder wie auch immer ihre Nachfahren heissen, werden dann immer noch nuklearen Strom im Überfluss haben, das Märchen von der Uran- oder Throrium-Knappheit wird ihnen aber sicher weiterhin erzählt.
Quellen von KRITIKALITÄT
#10: Urantransporte
Behauptung: Ein Unfall mit Uranhexafluorid kann katastrophale Auswirkungen haben.
Die EWS behaupten
Urananreicherungsanlagen wie die im westfälischen Gronau verarbeiten Uran in Form von Uranhexafluorid (UF6). Eisenbahn-, Lkw- und Schiffstransporte mit dieser sehr giftigen und radioaktiven Substanz sind wöchentlich quer durch Europa unterwegs, auch mitten durch Großstädte und Ballungsräume.
Bei einem Unfall oder Brand können die Behälter platzen, der strahlende Inhalt die Umgebung kontaminieren. Das Uranhexafluorid reagiert dann mit der Luftfeuchtigkeit zu hochgiftiger und extrem ätzender Flusssäure: eine tödliche Gefahr für Mensch und Umwelt im Umkreis von mehreren Kilometern.
„Weiterführende Informationen” der EWS und „Quellen” der EWS
Richtig ist …
500 Millionen Tonnen giftige und ätzende Chemikalien werden jedes Jahr durch Deutschland transportiert, aber nur 600 Tonnen Uranhexaflourid (UF6) – das sind im Vergleich dazu 0,0001%. Wer dem eine Bedeutung zumisst, sollte seine Risikowahrnehmung überdenken. Und wer der Radiotoxizität im Vergleich zur chemischen Toxizität von UF6 eine Bedeutung zumisst, sollte dies ebenfalls tun. Beispielsweise wird Flusssäure, die eine ähnliche chemische Giftigkeit besitzt, auch als Ätzchemikalie in der Halbleiter- und Photovoltaikindustrie eingesetzt. Andere ätzende Stoffe wie Brom, Ozon oder Schwefeldioxid sind ähnlich chemisch toxisch.
Dass die Mengen so winzig sind liegt an der extrem hohen Energiedichte. 600 Tonnen – das entspricht einem Volumen der Kantenlänge 5 Meter. Damit können alle deutschen Kernreaktoren für ein Jahr Strom produzieren.
Die chemische Toxizität von Uranhexaflourid ist mit anderen ätzenden und hochgiftigen Chemikalien vergleichbar und kann mit etwa demselben Aufwand gesichert werden. Bei den geringen Mengen ist es auch wirtschaftlich irrelevant, dies stark abzusichern. Die Radioaktivität des Urans, die – verglichen mit der chemischen Giftigkeit von Uranhexafluorid – völlig vernachlässigbar ist, wäre hier sogar von großem Vorteil. Selbst kleinste Mengen können so mit einfachen Mitteln aufgespürt werden, sollte die Gegend tatsächlich (chemisch) mit UF6 kontaminiert worden sein. Bei nicht-radioaktiven Stoffen ist dies nicht möglich.
Quellen von KRITIKALITÄT
#11: Plutoniumfracht
Behauptung: Zur Produktion von Brennstäben rollen jedes Jahr viele Tonnen reines, waffenfähiges Plutonium über europäische Straßen.
Die EWS behaupten
Viele Atomkraftwerke setzen sogenannte MOX-Brennelemente ein, eine Mischung aus Uranoxid und Plutoniumoxid. Letzteres stammt meist aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente. Schon etwa sieben Kilogramm Plutonium genügen zum Bau einer Atombombe, eingeatmet reichen einige Mikrogramm aus, um sicher Krebs zu erzeugen.
Die MOX-Brennelementefabriken in Frankreich und Belgien werden jährlich mit mehreren Tonnen reinen Plutoniumoxids beliefert – per Lkw über die Autobahn.
„Weiterführende Informationen” der EWS und „Quellen” der EWS
Richtig ist …
Diese Aussage ist falsch. Das transportierte Plutonium ist nicht waffenfähig, denn es befindet sich in Brennelementen, die vorher jahrelang im Reaktorkern waren. Dadurch ist es isotopenverunreinigt und für die Herstellung nuklearer Waffen nicht mehr zu gebrauchen.
Die wenigen Tonnen Plutonium vergleiche man mit den Hunderten Millionen Tonnen hochgifitger und ätzender Chemikalien, die jedes Jahr allein über Deutschlands Straßen und Schienen rollen. Das Plutonium wird auch nicht in leicht-flüchtiger Form offen in gewöhnlichen Behältern transportiert, sondern befindet sich keramisch gebunden und dicht umschlossen in Brennstäben, die wiederum hermetisch in Castoren, den wohl sichersten Behältern der Welt, eingekapselt sind. Die Transporte selbst finden streng bewacht in Schwerlast-LKW oder Eisenbahnzügen statt. Mit einem derartigen Aufwand werden oft viel giftigere und flüchtigere Chemikalien nicht transportiert.
Es ist undenkbar, wie hier selbst Mikrogramm-Mengen nach außen gelangen könnten. Selbst wenn der Castor beschädigt würde, wozu man schon Kampfpanzer bräuchte, und zusätzlich die Brennstäbe undicht wären, und alles in Brand geriete, selbst dann verbliebe die Plutonium-Keramik immer noch in fester Form.
Quellen von KRITIKALITÄT
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Hallo Herr Manz,
vielen Dank für Ihr Antwort-Statement. Ich stimme zu!
So bleibt zunächst nur offen, Ihre Frage zu erörtern:
„Gibt es denn heute neue Erkenntnisse über Endlagerstätten hinsichtlich der Eignung, die eine erneute Suche und enormen Mitteleinsatz erfordern?“
Aus meiner Sicht hat die Forschung in Deutschland (gerade auch über KIT in Karsruhe und die BGR in Hannover, abr auch international die wesentlichen Fragen erörtert und zwar in ausreichendem Maß. Selbstverständlich bleibt – wie bei jedem Menschenwerk – dennoch ein Rest Unklarheit, insbesondere wenn wir an lange Zeiträume denken. Noch niemals zuvor hat der Mensch soweit in die Zukunft hinaus planen (müssen). Dieser „Rest“ wird grundsätzlich an jedem Standort, jedem Wirtsgestein und bei jedem Verfahren der Einlagerung bestehen bleiben. Es besteht ein Unterschied zwischen „rein-technischen“ Systemen (wie einer kerntechnischen Anlage) und der Anlage „Endlager“ auf die vielfältige denkbare geologische und auch klimatische Einflußgrößen wirken (können) -noch lange nach unserer menschlichen Gesellschaft.
Im Fall „Steinsalz“ als Wirtsgestein würde ich konkret mit der Endlagerung abwarten, bis die Temperatur der hochradioaktiven Abfälle unter 100°C gefallen ist. Die entsprechende Steinsalzzone in Gorleben war in Ihrer Geschichte nie höheren Temperaturen ausgesetzt. Das kann man u.a. strukturgeologisch belegen.
Das Dumme ist nur, dass man diese Abfall- oder auch Reststoffe dann noch mindestens weitere Jahrzehnte oberirdisch lagern muß. Das Zwischenlager Gorleben ist nicht besonders gut gegen Terrorismus zu sichern und im Raum steht eine Studie der Helmholtzgesellschaft, wonach seit 1996, also kurz nach der ersten Castor-Anlieferung, das Verhältnis von Jungen zu Mädchengeburten im weiten Radius von der im übrigen Land zugunsten der Jungen abweicht.
Ein oberirdisches sicheres Bauwerk darüber zu setzen, wäre ebenfalls teuer und bietet auf mittlere Sicht (einige tausend Jahre) keine Gewähr gegen von Norden wieder vordringende Inlandeismassen.
Bei alldem muß auch an möglichen Mißbrauch in zukünftigen Zeiten gedacht werden. Wissen wir wie die Gesellschaft in 300 bis 1000 Jahren aussieht?
Dabei fällt mir die von einigen immer wieder vorgetragene „Rückholbarkeit bis 300 oder auch 500 Jahre“ ein. Wissen Sie, warum dies eine hinterlistige politische Täuschung ist? Man wollte damit das „Medium Steinsalz“ letzlich untauglich machen. Jeder ernstzunehmende Experte weiß nämlich, dass Behälter im mobilen Steinsalz schon nach Jahrzehnten unkontrolliert verfachtet werden können und die minimale Feuchtigkeit im Salz, verbunden mit den zunächst noch erhöhten Temperaturen zu schneller Korrosion und auch Wasserstoffentwicklung führen.
Ideal wäre ein futuristisches Bergwerk im Wurzelstock eines Granites, also in erheblichen Tiefen ohne Klüftigkeit, erstellt mit Robotern, die mit Flammstrahlbohrern zum Zwecke der Erstellung von Schächten und Strecken arbeiten. Wenn dann noch eine ungestörte Tonstein- bzw. Hornfelsdecke über dem Granit liegt, wäre die Wahrscheinlichkeit eines zukünftigen Austretens von Schadstoffen in die Biosphäre sehr wahrscheinlich noch geringer als aus einem Salzstock.
Ich bezweifele jedoch, ob wir in Deuschland eine solche Situation, die allen Grundkriterien genügt, finden werden. Denken wir daran, dass gerade in Gebieten von Graniten oftmals viel Bergbau umgegangen ist (Fichtelgebirge, Erzgebirge) Und Altbergbau ist Ausschlusskriterium für einen Standort!
In den Gebieten mit zunächst geeignet erscheinenden Tonen und Tonsteinen ergeben sich aus meiner Sicht Konflikte mit der Rohstoff- und Energiegewinnung (Stichwort Erdgas). Zudem wird Ton bei höheren Temperaturen spröde.
Die Wahrscheinlichkeit, dass man zum Schluß wieder nach Gorleben zurückkehrt, ist trotz der Mängel des Salzstocks also nicht gering.
Aber bis dies geschieht, bringen Parteien aller Coleur, die Medien und die Öffentlichkeit das Thema Endlagerung als Dauerbrenner auf allen Kanälen.
mfG D. Weißenborn
Hallo Herr Weißenborn,
erst einmal vielen Dank für Ihr vertiefendes klärendes Statement.
Ergänzungen zu 1:
Es ist eigentlich völlig egal, wer wem die Kosten aufbrummt. Am Ende zahlt der am Ende der Wertschröpfungskette Stehende die Zeche, sprich wir. Wer sonst? Wenn ein Unternehmen die Kosten auf seine Produkte umlegen kann, verteuern sich alle Folgeprodukte in der Mehrwertkette bis zum dem, nach dem nichts mehr kommt. Also wir. Wenn ein Unternehmen staatlich aufgezwungene Ausgaben nicht oder nur teilweise auf den Produktpreis umlegen kann (was öfters der Fall ist, wenn Wettbewerb herrscht), werden die Kosten intern ausgeglichen, über Personalabbau z.B. Auch dabei sind wir, oder ein Teil von uns allen betroffen. Das läuft dann in manchen Köpfen, auch hier, unter Profitmaximierung.
Zu 2 +3 Vollkommen richtig bemerkt.
Ich unterstelle heute keinem mehr der in der Kernindustrie im weitesten Sinne Tätigen leichtfertig und nachlässig zu arbeiten. Gerade dort sind die Gefahren und Risiken bewusst. Leider hat auch die Neigung von Experten überheblich und arrogant in einer für Laien unverständlichen Sprache sich zum Thema zu äußern, was neben einer politischen Ideologisierung spätestens seit Tschnerobyl zum Tod der Kernenergienutzung in DL geführt hat. Nie los geworden ist die Technik den Fluch, gedanklich immer den Atomwaffenpilz vorm inneren Augen zu haben. Jedenfalls war das ein schlechter Start.
Dabei den früher und heute mit der Frage der Endlagerung Beschäftigten politisch und medial ins Kreuz zu treten, nach dem unterschwelligen Motto, das was die bearbeitet haben, war und ist interessengesteuert und verniedlicht die wahren Gefahren der Atomkraft, ist gelinde gesagt suboptimal. Ich nehme mich von derartigen, medial genährten Vorurteilen in meinem früheren Leben nicht aus.
Bürgerbeteiligung mag ohne Frage sinnvoll sein. In der Art und Weise, ähnlich S21, im Nachgang, nach bereits jahrzehntelangen Ringen der entscheidungsmöglichen Repräsentanten der Bürger und staatlichen Behörden sowie der beteiligten Kreise ist das nur eine Wahlkampfnummer und weitere Steuerverschwendung. Wirkliche Beteiligung sieht anders aus. Aber das ginge wieder in System-Grundsatzfragen… und damit zu weit.
Am Ende wird das Zeug wohl wieder am Objekt des Streites landen – in Gorleben. Aber vielleicht interessiert sich ja ein anderer Staat mit der weisen Entscheidung zur Wiederaufbereitung dafür. Nur dann wird´s auch noch KrWaffKontrG-würdig…
Nur wie kann man mit durchaus berechtigten Sorgen und Ängste der Menschen umgehen, zu einer Sache wie Radioaktivität, die man weder schmecken, riechen noch fühlen kann? Die dennoch wirkt. Aber nicht so, wie es auch hier einige immer wieder darstellen und vor allem viel differenzierter als plumpes Strahlt zehntausende von Jahren.
Gibt es denn heute neue Erkenntnisse über Endlagerstätten hinsichtlich der Eignung, die eine erneute Suche und enormen Mitteleinsatz erfordern? Was könnte man damit alles machen… jedenfalls nicht in Händen von Politikern.
Und wenn dann klar wird, dass es weitere
Standorte gäbe, wie wird das dann, statt Gorleben, Pimpelhausen, Tiefenschwand?
Am Ende sind WIR der Schlüssel des Ganzen. Weil im grünen Seelenverkäuferwrack sitzen WIR alle, wenn wir hier bleiben in diesem unserem Lande und darüber hinaus EU. Das heißt, auch Sie und ich und die anderen, die anders über das Thema denken eingeschlossen.
WIR (als die medial gezauberte entscheidende Mehrheit in diesem Land), die weiter glauben, Kernenergie ist des Teufels Dreizack, Gift und Flamme. Wir, die weiter die wählen, die das so ohne weiteres uns verkaufen können, die Seelenverkäufer eben.
Wir, die sich weiter vor möglichen Gefahren und Risiken fürchten und die realen Gefahren, die z.B. aus dem System erwachsen, nicht sehen wollen. Erst wenn die Folgen persönlich spürbar für viele werden, wird reagiert. Nur wie dann – ein Deutscher Frühling?
„Vielleicht verändert ja eine zusammengebrochene Energiewende das Denken in unserer Gesellschaft. Wer weiß das schon.“
Das lässt Spielraum auch zum Hoffen. Und Hoffnung brauchen wir neben Glück, Kraft und Wissen.
MfG
#5 Rainer Manz,
Hallo Herr Manz,
Sie ärgerten sich nach eigenem Bekunden über die „bahnbrechenden“ Meldungen aus dem Hörfunk – ich hatte dafür abends die Gelegenheit bei Verfolgung der öffentlich-rechtlichen Fernsehnachrichten. War wahrscheinlich beides gruselig.
Die Gründe dafür sind mannigfaltig.
1. Die zusätzlichen Kosten (sie sprachen schon davon). Niemand weiß, ob die Kernkraftwerksbetreiber nach der Stillegung der letzten Kernkraftwerke im Jahr 2022 überhaupt noch „Lust“ haben werden, Zahlungen nach Endlagervorrausleistungsverordnung für Erkundung und Einrichtung eines nuklearen Endlagers zu bezahlen. Rein rechtlich müssen Sie. Was aber ist, wenn sie erfolgreich politischen Druck ausüben und die Politik drückt diese Kosten der Allgemeinheit auf?
2. Der nun bald anlaufende vielgepriesene „Prozeß“ ist, mit Ausnahme besonderer Formen der Bürgerbeteiligung, völlig unnötig. Strenge Kriterien zur Standortsuche und Standortauswahl gab es schon vor 1980. Der Arbeitskreis Endlagerung (AkEnd) legte 2002 nach 3 Jahren Arbeit für die damalige Bundesregierung einen weiteren Katalog zur Kriterienbestimmung vor, der noch nicht einmal von den Auftraggebern weiter verfolgt wurde. Darüber hinaus gibt es Studien der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), wonach die möglichen Gebiete und geologischen Körper (bei Steinsalz, Ton und Granit) für eine erfolgreiche Standortsuche und -wahl i.W. bereits genannt sind.
Nur die besondere und noch genau auszuformulierende, transparente Form der Bürgerbeteiligung ist neu. Bleibt abzuwarten wie sich die Bevölkerung in den Gebieten neu genannter Standorte zu den Plänen der Erkundung verhält. Ich bin da skeptisch. Möglicherweise „kauft“ sich der Staat die Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung mit noch größeren Summen als den genannten.
3. Es besteht die Möglichkeit, dass bei besonders streng angesetzten Eignungskriterien nicht nur der – wegen seiner in hohem Maße fehlenden Tertiärtonüberdeckung sowie anderer kritischer Eigenschaften keineswegs optimale Salzstock Gorleben-Rambow – herausfällt, sondern andere Standorte gleich mit. Zum Schluß steht man eventuell wieder vor einem Scherbenhaufen oder es wird wieder an Kriterien herum manipuliert Aus diesem Grund nehmen viele an, dass die „neue Suche“ leztlich wieder in Gorleben enden wird. Immerhin wurden dort auch schon ca. 1,6 Mrd. Euro investiert.
An den bürgerkriegsähnlichen Ärger bei Abtransport nicht nur der 113 Castoren, sondern auch anderer, schwachaktiver Abfälle aus dem Zwischenlager Gorleben hin zu einem neuen Endlagerstandort wagt man gar nicht zu denken – es sei denn die Bürgerinnen und Bürger des Jahres 2031 sehen die Angelegenheit deutlich anders als viele heutige Zeitgenossen.
Vielleicht verändert ja eine zusammengebrochene Energiewende das Denken in unserer Gesellschaft. Wer weiß das schon.
mfG Dirk Weißenborn
Gestern auf dem Heimweg, bundesländischer Qualitätsrundfunk präsentiert das Gespräch zur vermutet neuen Suche nach einem Atommüll-Endlager mit der Einleitung Experten verstört über die unterschätzte Menge des möglichen radioaktiven Abfalls, dieser strahlt 10. Tausende von Jahren, usw. Soweit ich mich an den Inhalt und Aufreger erinnere. Das waren keine sachlichen Nachrichten. Das war ein politisch gewolltes Statement einer Radiosprecherin im Auftrag von… ja, wem eigentlich?
Pure Angstmache mit Polarisierung unterschätzte Menge und menschlich unfassbaren Zeithorizont. In nicht einmal zwei Minuten. Und dafür darf ich, dürfen alle mit eigenem Haushalt, die ach so notwendige Haushaltszwangsabgabe bezahlen. Um stets dabei das Gefühl zu haben, zwangsweise empört, geängstigt und verar… zu werden. So nebenbei.
Von den erwähnten 2 Milliarden für die neue Suche mal gar nicht zu reden. Die Sprecherin dazu – die Energiekonzerne sollen das zahlen. Und wer zahlt das dann am Ende?
Wenn das alles mit der Lüge Bildungsauftrag gemeint ist, verzichte ich gerne weiter auf öffrechtliche Ver-Bildung. Und lese weiter EIKE und andere Seiten.
Uran-236 ist neutronenökonomisch ungünstig, aber es wird durch Gabe von abgebranntem Leichtwasserreaktorbrennstoff in einen Schnellspaltreaktor nicht aufgebaut, sonder eher abgebaut. Es kann durchaus, in kleinen Mengen zugegeben, langsam nuklear „verfeuert“ werden.
Zu #1, Herr Narrog,
im Text wurde ausgesagt, dass die Wiederaufarbeitung die Nutzungsdauer mindestens verdoppelt. Sie sagen nun, dass die *einmalige* Wiederaufarbeitung die Nutzungsdauer um 60% erhöht. Zunächst einmal ist dies überhaupt kein Widerspruch.
Sie sagen weiter, dass sich die *mehrmalige* Wiederaufarbeitung nicht lohnt. Dies wiederum hängt vom Kontext ab. Beim heutigen (geringen) Aufwand für Uranförderung, Anreicherung, usw. sicher nicht. Die Kosten für frischen Brennstoff sind etwa genau so hoch wie eine Wiederaufarbeitung, damit ist sogar der Aufwand für eine einmalige Wiederaufarbeitung fragwürdig.
Hier ging es aber nicht um die momentane wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit, sondern um die *Reichweite* der Ressourcen. Da die Brennstoffschaffung heute nur ca. 10% der nuklearen Elektrizitätskosten ausmacht, erhöhen sich die Kosten nur moderat. Bei gering gestiegenen Uranförderkosten hingegen lohnt sich bereits eine Wiederaufarbeitung, bei stark gestiegenen Kosten sogar eine 2-fache Wiederaufarbeitung.
Eine 2-fache Wiederaufarbeitung führt bereits mindestens zu einer Verdopplung der Reichweite. Lohnen tut es sich allerdings erst, wenn sich der Aufwand für die Beschaffung frischen Brennstoffs verdreifacht hat. Der nukleare Strom würde dann aber lediglich 30% mehr kosten.
Warum diskutieren Sie das eigentlich nicht mit den Experten in jenen Blogs, denen Sie „schwindendes Nuklearwissen“ vorwerfen, z.B. auf KRITIKALITÄT?
Präzisierung meines Kommentars 1
U236 ist ein sehr unglückliches Nuklid in einem Leichtwasserreaktor. Es ist ein Neutronenfänger. Durch Neutroneneinfang entsteht Np2327. Bei einem weiteren Neutroneneinfang entsteht Pu238 und erst mit einem weiteren Neutroneneinfang entsteht für thermische Neutronen spaltbares Pu239.
Die neue Methode der Laserisotopentrennung würde eine Abtrennung des U236 aus dem Uran erlauben. Allerdings würde dies die Kosten erheblich erhöhen.
Der Satz…Schnelle Reaktoren können alle Aktiniden spalten….bedarf der Einschränkung. Besser ist Schnelle Reaktoren können nahezu alle Aktiniden spalten.
Erläuterung: Mit dem Neutronenspektrum eines Schnellen Reaktors lassen sich solche Aktiniden wie Pu240, Np237, Pu238 leicht spalten. Allerdings hat U238 erst bei einer Neutronenenergie > 1MeV einen nennenswerten Spaltquerschnitt. In einem Schnellen Reaktor kann der Anteil der Schnellspaltungen von U238 bis zu 8% an den Spaltungen betragen. Der Spaltquerschnitt ist allerdings zu gering um eine selbsterhaltende Kettenreaktion zu erlauben. U232 ist ein ziemlich hoffnungsloser Kandidat.
Holger Narrog
Die im Artikel getroffene Aussage: Die Bearbeitung in Wiederaufarbeitungsanlagen allein verdoppelt mindestens die Nutzungsdauer, ist schlicht falsch, bzw. zeigt das schwindende Nuklearwissen in Deutschland auch in solchen Blogs auf.
Leichtwasserreaktoren sind moderierte Reaktoren. Ein grosser Anteil der entstandenen meist schnellen Neutronen wird durch den Moderator Wasser zu thermischen Neutronen abgebremst. Ein Vorteil eines moderierten Reaktors ist, dass er eines geringeren Anteils spaltbarer Aktinide bedarf. Ein Nachteil ist, dass für thermische Neutronen nur wenige Aktinide spaltbar sind.
Der abgebrannte Kernbrennstoff eines Leichtwasserreaktors enthält z.B. 0,6% spaltbares U235 und ca. 1% Plutonium. Das Plutonium besteht zu gut 1/3 aus für thermische Neutronen nicht-spaltbarem Pu238, Pu240 und Pu242. Daneben hat sich ca. 0,5% für thermische Neutronen nicht-spaltbares U236 gebildet.
Wenn man den abgebrannten Kernbrennstoff im Wiederaufbereitungsprozess mit Reaktorplutonium versetzt und wiederum in Leichtwasserreaktoren einsetzt, so erhöht sich der Anteil des für thermische Neutronen nicht-spaltbaren Nuklide U236 auf 1% und auch der Anteil nicht-spaltbarer Plutoniumisotope. Diese Aktiniden absorbieren lediglich Neutronen.
Deshalb ist es nicht sehr vorteilhaft den abgebranntem Kernbrennstoff aus Leichtwasserreaktoren für die Nutzung in Leichtwasserreaktoren mehr als 1-mal wiederaufzubereiten. Die zusätzliche Ausnutzung des Urans beträgt bei 1-maliger Wiederaufbereitung ca. 60%.
Das war ein wesentlicher Grund für die Entwicklung des Schnellen Natrium gekühlten Brüters in Deutschland.
Schnelle Reaktoren können alle Aktiniden spalten. Der Brennstoff lässt sich unendlich häufig wiederaufbereiten bis alle Aktiniden zu Spaltprodukten gespalten sind. Auf meiner Homepage findet man Ausarbeitungen zu Schnellen Bleigekühlten Reaktoren und MSR Reaktoren. http://kernkraftwerkderzukunft.npage.de/
Holger Narrog