Nun die Fortsetzung Gründe und Antworten #8 bis #11. Die bisher behandelten Gründe und Antworten #1 bis #7 können Sie  hier und hier nachlesen. Der Originalartikel findet sich wie immer unter KRITIKALITÄT, insbesondere die MOTIVATION sollte gelesen werden.

#8: Uran-Lücke

Behauptung: Die Uran-Minen können den Verbrauch der Atomkraftwerke schon seit 20 Jahren nicht mehr decken.

Die EWS behaupten

Seit 1985 verbrauchen die Atomkraftwerke jedes Jahr deutlich mehr Uran, als die Uranminen aus dem Boden holen. So förderten alle Uranminen weltweit zusammen im Jahr 2006 noch nicht einmal zwei Drittel der benötigten Uranmenge. Den fehlenden Brennstoff bezogen die Atomkraftwerksbetreiber bisher aus zivilen und militärischen Lagerbeständen. Diese gehen jedoch zur Neige.
Um auch nur die Versorgung der derzeitigen Atomkraftwerke mit Brennstoff sicherzustellen, müsste die Uranfördermenge in den nächsten Jahren um mehr als 50 Prozent steigen. Dafür müssten unzählige neue Uranminen in Betrieb gehen – mit allen schädlichen Folgen für Mensch und Umwelt.
„Weiterführende Informationen” der EWS und „Quellen” der EWS

Richtig ist …

Die Uranförderung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich dem Bedarf angepasst, wie die Statistik der „World Nuclear Association” klar belegt. Warum sollte dies in der Zukunft anders sein? Wegen der Brennstofflieferung aus zivilen und militärischen Lagerbeständen in den 90er Jahren wurde der Bergbaubetrieb reduziert, weil die Preise etwa bei zu niedrigen 20 bis 30$/kg lagen. Seit 2003 steigt der Uranpreis und damit der Versorgungsanteil der Minen von damals 65% auf heute 85%. Weitere Vorräte sind längst erkundet und können nach Bedarf abgerufen werden. Von einem Engpass, wie hier suggeriert werden soll, ist nichts zu spüren. Es gilt eben auch hier das Prinzip von Angebot und Nachfrage.
Eine Steigerung der Uranförderung um 50% ist überhaupt kein Problem und, verglichen mit sonstiger Rohstoffförderung, sogar belanglos. Vorbildliche Minen wie im kanadischen Saskatchewan zeigen, dass ohne spürbare Kosten für den Strompreis ein exzellenter Arbeitsschutz bei gleichzeitiger Einhaltung höchster Umweltstandards möglich ist. Neue Methoden wie „In-situ leaching” verbessern dies weiter.
Allein die Erschließung von Meerwasservorräten vergrößert die Uranvorräte um einen Faktor 1.000 zu gerade mal doppelten Preisen. Von einer Uran-Lücke kann also überhaupt keine Rede sein.
Quellen von KRITIKALITÄT


#9: Begrenzte Vorräte

Behauptung: Die Uranvorräte gehen schon in wenigen Jahrzehnten zur Neige.

Die EWS behaupten

Weltweit sind die reichhaltigen und gut zugänglichen Uran-Lagerstätten bald erschöpft. Immer mehr Gestein muss bewegt werden, um die gleiche Menge Uran zu gewinnen. Damit steigen die Kosten, die Umweltschäden nehmen zu.
Würde man dennoch alle bekannten Uranvorräte abbauen, könnte man die derzeit rund 440 Atomkraftwerke damit gerade einmal 45 bis 80 Jahre versorgen. Mit noch mehr Atomkraftwerken wäre das Uran schon binnen kürzester Zeit verbraucht.
„Weiterführende Informationen” der EWS und „Quellen” der EWS

Richtig ist …

Bei heutiger Leichtwassertechnik reichen die extrem leicht zugänglichen Reserven aus den uranhaltigsten Gegenden der Welt noch für ca. 100 Jahre. Davon jedenfalls gehen IAEA und OECD aus.
Die Bearbeitung in Wiederaufarbeitungsanlagen allein verdoppelt mindestens die Nutzungsdauer. Zieht man nun die Uranreserven hinzu, die mit etwas niedrigerer Konzentration im Boden liegen, erhöht sich zwar der Förderaufwand, die Vorräte reichen aber nun schon Tausende von Jahren. Auf den Uranpreis wirkte sich das moderat, und auf den Strompreis kaum aus. Auch stimmt es nicht, dass „immer mehr Gestein bewegt werden muss”, denn moderne Techniken erlauben es, Rohstoffe noch im Boden zu extrahieren („In-situ leaching”). Die USA praktizieren dies bereits bei 90% ihrer Uranförderung.
Dies ist aber noch ausbaubar. Schnellspaltreaktoren vom Typ „Schneller Brüter” (er lief bereits in Deutschland als Testreaktor, der Prototyp fiel aber der Politik zum Opfer), können nun diesen Brennstoff 100 mal, Weiterentwicklungen sogar 200 mal so effizient nutzen. Selbst bei 5-fachem Stromverbrauch sind wir damit allein mit heutiger Schnellspalttechnik schon bei fast 20.000 Jahren. Eine Umstellung auf Meerwasser-Extraktion, auch heute bereits möglich, bringt uns in den Bereich von 500.000 Jahren. Tatsächlich wird der Strombedarf natürlich zunehmen, aber Knappheit wird es garantiert nicht geben.
Nimmt man Thorium hinzu, multipliziert sich die Reichweite um einen weiteren Faktor 1.000 und die Vorräte reichen vermutlich länger, als die Erde bewohnbar ist. Die Menschen, oder wie auch immer ihre Nachfahren heissen, werden dann immer noch nuklearen Strom im Überfluss haben, das Märchen von der Uran- oder Throrium-Knappheit wird ihnen aber sicher weiterhin erzählt.
Quellen von KRITIKALITÄT


#10: Urantransporte

Behauptung: Ein Unfall mit Uranhexafluorid kann katastrophale Auswirkungen haben.

Die EWS behaupten

Urananreicherungsanlagen wie die im westfälischen Gronau verarbeiten Uran in Form von Uranhexafluorid (UF6). Eisenbahn-, Lkw- und Schiffstransporte mit dieser sehr giftigen und radioaktiven Substanz sind wöchentlich quer durch Europa unterwegs, auch mitten durch Großstädte und Ballungsräume.
Bei einem Unfall oder Brand können die Behälter platzen, der strahlende Inhalt die Umgebung kontaminieren. Das Uranhexafluorid reagiert dann mit der Luftfeuchtigkeit zu hochgiftiger und extrem ätzender Flusssäure: eine tödliche Gefahr für Mensch und Umwelt im Umkreis von mehreren Kilometern.
„Weiterführende Informationen” der EWS und „Quellen” der EWS

Richtig ist …

500 Millionen Tonnen giftige und ätzende Chemikalien werden jedes Jahr durch Deutschland transportiert, aber nur 600 Tonnen Uranhexaflourid (UF6) – das sind im Vergleich dazu 0,0001%. Wer dem eine Bedeutung zumisst, sollte seine Risikowahrnehmung überdenken. Und wer der Radiotoxizität im Vergleich zur chemischen Toxizität von UF6 eine Bedeutung zumisst, sollte dies ebenfalls tun. Beispielsweise wird Flusssäure, die eine ähnliche chemische Giftigkeit besitzt, auch als Ätzchemikalie in der Halbleiter- und Photovoltaikindustrie eingesetzt. Andere ätzende Stoffe wie Brom, Ozon oder Schwefeldioxid sind ähnlich chemisch toxisch.
Dass die Mengen so winzig sind liegt an der extrem hohen Energiedichte. 600 Tonnen – das entspricht einem Volumen der Kantenlänge 5 Meter. Damit können alle deutschen Kernreaktoren für ein Jahr Strom produzieren.
Die chemische Toxizität von Uranhexaflourid ist mit anderen ätzenden und hochgiftigen Chemikalien vergleichbar und kann mit etwa demselben Aufwand gesichert werden. Bei den geringen Mengen ist es auch wirtschaftlich irrelevant, dies stark abzusichern. Die Radioaktivität des Urans, die – verglichen mit der chemischen Giftigkeit von Uranhexafluorid – völlig vernachlässigbar ist, wäre hier sogar von großem Vorteil. Selbst kleinste Mengen können so mit einfachen Mitteln aufgespürt werden, sollte die Gegend tatsächlich (chemisch) mit UF6 kontaminiert worden sein. Bei nicht-radioaktiven Stoffen ist dies nicht möglich.
Quellen von KRITIKALITÄT


#11: Plutoniumfracht

Behauptung: Zur Produktion von Brennstäben rollen jedes Jahr viele Tonnen reines, waffenfähiges Plutonium über europäische Straßen.

Die EWS behaupten

Viele Atomkraftwerke setzen sogenannte MOX-Brennelemente ein, eine Mischung aus Uranoxid und Plutoniumoxid. Letzteres stammt meist aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente. Schon etwa sieben Kilogramm Plutonium genügen zum Bau einer Atombombe, eingeatmet reichen einige Mikrogramm aus, um sicher Krebs zu erzeugen.
Die MOX-Brennelementefabriken in Frankreich und Belgien werden jährlich mit mehreren Tonnen reinen Plutoniumoxids beliefert – per Lkw über die Autobahn.
„Weiterführende Informationen” der EWS und „Quellen” der EWS

Richtig ist …

Diese Aussage ist falsch. Das transportierte Plutonium ist nicht waffenfähig, denn es befindet sich in Brennelementen, die vorher jahrelang im Reaktorkern waren. Dadurch ist es isotopenverunreinigt und für die Herstellung nuklearer Waffen nicht mehr zu gebrauchen.
Die wenigen Tonnen Plutonium vergleiche man mit den Hunderten Millionen Tonnen hochgifitger und ätzender Chemikalien, die jedes Jahr allein über Deutschlands Straßen und Schienen rollen. Das Plutonium wird auch nicht in leicht-flüchtiger Form offen in gewöhnlichen Behältern transportiert, sondern befindet sich keramisch gebunden und dicht umschlossen in Brennstäben, die wiederum hermetisch in Castoren, den wohl sichersten Behältern der Welt, eingekapselt sind. Die Transporte selbst finden streng bewacht in Schwerlast-LKW oder Eisenbahnzügen statt. Mit einem derartigen Aufwand werden oft viel giftigere und flüchtigere Chemikalien nicht transportiert.
Es ist undenkbar, wie hier selbst Mikrogramm-Mengen nach außen gelangen könnten. Selbst wenn der Castor beschädigt würde, wozu man schon Kampfpanzer bräuchte, und zusätzlich die Brennstäbe undicht wären, und alles in Brand geriete, selbst dann verbliebe die Plutonium-Keramik immer noch in fester Form.
Quellen von KRITIKALITÄT


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