Die Realität sieht anders aus. Keine technische Anlage, auch kein Kernkraftwerk kann mit 100% Sicherheit betrieben werden. Sicherheit lässt sich nur nach der Wahrscheinlichkeit eines Unfalls definieren. Sehr unsicher ist z.B. der Straßenverkehr. Jeder 250. Deutsche stirbt bei einem Verkehrsunfall. Fliegen ist dagegen sehr viel sicherer. Nur jeder 1.000.000. Fluggast stirbt bei einem Flugzeugunfall. Die Gefährdung durch Kernkraftwerke ist noch weit geringer. In Japan ist nach bisherigen Kenntnissen noch kein Mensch an den defekten Reaktoren einer tödlichen Strahlendosis ausgesetzt gewesen.
Besonders in Deutschland werden von verantwortungslosen Politikern oder Weltverbesserern Emotionen gegen Kernkraftwerke geschürt, die keine reale Grundlage haben. Sie werden von den Medien begierig aufgegriffen und als Wahrheiten verbreitet, wie es die derzeitigen Berichte über Japan zeigen.
Dazu gehören auch die Aussagen von Dr. Pohlmeier von der Organisation „Ärzte gegen Atomkrieg“. Er behauptet, nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl hätte es 50.000 Krebserkrankungen an Schilddrüsen gegeben und 100.000 Menschen wären an den Folgen der Strahlenbelastung um Tschernobyl gestorben (s. WZ vom 15. 3. 2011). Eine internationale Expertenkommission von ca. hundert unabhängigen Wissenschaftlern hat die Auswirkungen des Unfalls untersucht und dokumentiert. Die Übersetzung des Ergebnisses von www.energiefakten.de lautet wie folgt:

  • Es gab 31 Soforttote.
  • Weitere rd. 20 Menschen dürften später an Strahleneinwirkungen gestorben sein*.
  • Insgesamt müssen etwa 4.000 der 600.000 mit höheren Strahlendosen beaufschlagten Personen (sog. Liquidatoren und spät umgesiedelte Bewohner einer 30-km-Schutzzone um den Reaktorstandort) mit einer Verkürzung ihrer Lebensdauer rechnen.
  • Bei mehreren tausend Kindern, bes. in der Region Gomel, trat infolge des Einatmens von radioaktivem Jod Schilddrüsenkrebs auf; mehr als 99 % davon konnten jedoch geheilt werden.
  • Eine messbare („signifikante“) Zunahme der Erkrankungen an Krebs und Leukämie sowie von Fehlgeburten und Missbildungen Neugeborener über das normale Maß hinaus wurde nicht festgestellt.
  • Insbesondere viele aus der Schutzzone umgesiedelte Menschen sind psychisch stark belastet.

Wir sollten alle schnell zur Realität zurück kehren und Japan helfen, statt hier einen ideologischen Streit zu entfachen.
* ergänzend dazu ein Artikel in der FAZ vom 11.3.11 siehe pdf Anlage
Prof. Dr. Ing. Appel; Autor des Sachbuches "Energie Schlüssel zum Wohlstand"
Lesen Sie dazu auch das sachlich kühle Interview in der SHZ vom 15.3.11 :  
"Tschernobyl wiederholt sich nicht" …Der in Schleswig aufgewachsene Peter Thiemann hat am Kühlsystem für Fukushima I mitgearbeitet – und dessen Sicherheit getestet. Im Interview spricht er über die Situation in Japan.


F: Herr Thiemann, Sie waren am Bau der Anlagen für die Fukushima-Kraftwerke direkt beteiligt. Was wissen Sie über die derzeitige Situation und woher haben Sie ihre Informationen?

A: Während des Erdbebens waren nur die Reaktoren 1 bis 3 in Betrieb, die Reaktoren 4 bis 6 waren wegen Wartungsarbeiten stillgelegt. Obwohl die drei angeschalteten Reaktoren beim Erdbeben direkt herunter gefahren wurden, wird durch den weitgehenden Zerfall der Kernelemente auch weiter Wärme produziert – und keines der intakt gebliebenen Notfall-Kühlsysteme funktioniert, weil es derzeit keine Möglichkeit gibt, sie mit Strom zu versorgen. Die unteren Stockwerke der Reaktorblöcke wurden durch den Tsunami geflutet. Dadurch wurden die Not-Generatoren für die Kühlung zerstört, gleichzeitig ist es wegen des Wassers im Moment unmöglich, mobile Generatoren anzuschließen. Ich bin in Kontakt mit meinen ehemaligen Kollegen bei General Electric und der Nuclear Regulatory Commission, der US-Atomsicherheitsbehörde.

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