Josef Kowatsch

Im kleinen Ort Hüttlingen im Ostalbkreis beträgt die durchschnittliche Flächenversiegelung durch Bebauung und Straßenerweiterungen seit der Jahrtausendwende etwa 3 Hektar pro Jahr. Derzeit wird der Rest der Heiligenwiesen bis zum Onatsbach hin bebaut. Das ganze Gebiet gehörte einst der Kirche, deshalb der Name. Der letzte Rest war bis vor 70 Jahren ein Feucht- und Überschwemmungsgebiet. Auf Deutschland bezogen findet dieselbe großflächige Landschaftsversiegelung in jeder Sekunde statt.

Flächenversiegelungen führen im Sommer zur Versteppung und bei Regen zu Hochwasser.

Das ist die einstige Benzenwiese, (Benze=Binse), im Volksmund vor 100 Jahren auch Lachenwiese (vgl. Wasserlache) genannt.

Eine kleine Quelle, das Brünnele entspringt 100 m geländeaufwärts im Rücken des Fotographen. Das Brünnele floss einst direkt in die Lachenwiese, daher die Bezeichnung. Bei Regen bildeten sich zusammenhängende Wasserflächen. Im Frühjahr waren die Lachen voll mit Fröschen. Im Sommer zeigte sich die typische artenreiche Auenvegetation mit der bunten Vogel- und Schmetterlingsfauna. Vor fast 70 Jahren wurde die Quelle des Brünneles gefasst und direkt in den Onatsbach, der ganz rechts verläuft, eingeleitet. Die Wiese blieb natürlich noch lange Jahrzehnte eine Feuchtwiese, da sie das gesamte Regenwasser aufsaugte. Binsen und Weiden verschwanden allerdings allmählich. Unten zwischen den beiden Baumaschinen erfolgt nun die direkte Ableitung des zukünftigen Oberflächenwassers in einem 50 cm Rohr in den Onatsbach. (nächstes Bild)

So trocknen wir unser Land von unten und oben aus. Der Regen darf nicht mehr versickern und den Grundwasserspiegel auffüllen. Eine Versteppung Deutschlands zeichnet sich seit 2020 ab mit Wassermangel im Sommer. Dafür steigt der Pegel der Bäche und Flüsse bei Starkregen und letztlich auch der Meeresspiegel, weil der Boden zusehendes sein Wasser ins Meer verliert. Ohne Wasserverdunstung können auch keine Wolken mehr entstehen und die Sonnenstunden im Sommer haben in ganz Deutschland zugenommen. Zusätzlich fehlt die kühlende Verdunstung aus den trockenen Böden, spätabends und nachts verringert sich die Frischluftbildung zur Kühlung des Wohnortes. Ein positiver Effekt: Im Herbst verschwindet die Nebelbildung, einst tagelange Nebel, die für einen Ort im Kochertal typisch waren. Folge: Nicht nur die Sommer werden wärmer, sondern auch der Herbst.

In den letzten 70 Jahren wurden alle Au- und Lachenwiesen (Wasserlache) in unserem Ort zuerst trockengelegt, größtenteils sind sie heute bebaut. Eine einzige Auwiese blieb übrig im Teilort Niederalfingen, die nach dem Besitzer benannte Hüglerwiese.

Eine Boden-Temperaturmessung am 20. Juli 2022 ergab in der Hüttlinger Ortsmitte 48°C, in dieser feuchten Auwiese betrug die Bodentemperatur in der Sonnenhälfte 32°C, im Schattenteil nur 24°C. Die Wiese trägt erheblich zur Frischluftbildung für den Teilort Niederalfingen und zur nächtlichen Abkühlung bei.

Und so sehen trockengelegte Wiesen im August 2022 in Hüttlingen aus. Die Hangwiesen sind besonders betroffen, da das trocken gelegte Kochertal Wasser aus den Hängen und aus den Flächen oberhalb des Kochertales runtersaugt. Wo gibt’s im Wasserstall/Teich noch stehendes Wasser oder gar Teiche in der Landschaft? Alles braungelb im August

Die Bodentemperaturen dieser braungelben Steppenwiesen liegen im Sommer bei 40°C, siehe nächstes Bild. Sie sind außerhalb der Ortschaft eine zusätzliche Flächenheizung und sorgen für trockene und heiße Luft. Die sonst in Deutschland übliche 2.te Wiesenmahd Ende Juli/Anfang August (Öhmd oder Ohmed) genannt, fällt spärlich aus, das einst grüne Wiesengras hat sein Wachstum längst eingestellt.

Fazit: Nicht der Klimawandel führt zur Austrocknung und Erwärmung Deutschlands, sondern die menschenverursachten großflächigen Trockenlegungen einstiger freier Nassflächen erzeugen allmählich den Klimawandel. Über die Hälfte der Fläche von Deutschland wird in den Sommermonaten zu einer Wärmeinsel. Leider werden auch die Wälder zunehmend trockengelegt.

Die Temperaturen in diesen großflächigen Wärmeregionen – einst sprach man von Wärmeinseln – haben sich in den letzten 35 Jahren in den Sommermonaten stark erhöht. Als Beispiel soll der Temperaturanstieg bei der benachbarten Wetterstation Ellwangen dienen. Durch die Sonnenstundenzunahme wurde bereits der erste Sommermonat entscheidend wärmer.

Abhilfe: CO2-Klimasteuern bewirken gar nichts. Der Regen muss wieder in der Landschaft und in den Baugebieten gehalten werden, und zwar durch zusätzliche Teiche und Tümpel oder Rigolen (siehe letztes Bild) unter den asphaltierten Flächen, in welchem sich kurzfristige Stark-Niederschläge sammeln und versickern können. So bleibt nicht nur der Rasen grün.

Josef Kowatsch, Naturbeobachter, aktiver Naturschützer und Klimaforscher.

 

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