Ob Hitzewellen, Extremregen oder Dürren: Regelmässig führen die Medien Wetterextreme auf den Jetstream zurück, der wegen des Klimawandels ins Schlingern gekommen sein soll. Doch nun haben amerikanische Forscher die These des beeinträchtigten Höhenwindes widerlegt.
von Alex Reichmuth
War der schwächelnde Jetstream schuld an der Flutkatastrophe in Deutschland im Sommer 2021? Im letzten Sommer häuften sich extreme Wetterlagen. In Nordamerika war es ausserordentlich heiss, in Kanada sogar bis fast 50 Grad warm. In Europa regnete es sehr stark: In Deutschland kamen wegen Hochwasser über 180 Menschen ums Leben. Und im Mittelmeerraum war es sehr trocken, weshalb vor allem in Griechenland und der Türkei riesige Waldbrände loderten.
Für zahlreiche Politiker und die meisten Medienschaffenden war sofort klar: Hinter den Wetterextremen in diesem Sommer muss der Klimawandel stehen. Als besonders beliebtes Erklärungsmuster diente der Jetstream, der wegen der Erderwärmung angeblich ins Schlingern geraten ist.
Jetstream mäandert mal mehr, mal weniger
«Seit Jahren mehren sich die Hinweise darauf, dass das Band der Höhenwinde schwächelt, das normalerweise stetig von West nach Ost um die Arktis weht», schrieb die «Sonntagszeitung» im Juli. Immer häufiger scheine der Jetstream nun riesige stehende Wellen um die Nordhalbkugel zu schlagen. «Das kann dazu führen, dass sich Wetterlagen festsetzen, statt zügig weiter nach Osten zu ziehen – wie kürzlich die verheerende Hitze über Westkanada oder nun Tief Bernd über Mitteleuropa.» Dann werde tagelang immer noch mehr vom Gleichen herangepumpt, sei es Hitze oder Wasser, und Extreme verstärkten sich, so der Befund der Zeitung. Der Jetstream ist ein Wind auf 8 bis 12 Kilometer Höhe, der auf der Nordhalbkugel mit bis zu 400 Kilometer pro Stunde von West nach Ost weht. Er bestimmt massgeblich die Laufbahn von Hoch- und Tiefdruckgebieten über Europa und Nordamerika. Der Jetstream zeigt dabei einen wellenförmigen Verlauf und mäandert mal mehr, mal weniger.
«Klimawandel verlangsamt Jetstream»
Die Befürchtung ist nun, dass dieser Höhenwind wegen des Klimawandels stärker als früher schlingert. Denn die Luft über der Arktisregion hat sich im Zuge der Erderwärmung stärker erwärmt als die Luft über südlicheren Gebieten, was den Jetstream abgeschwächt haben könnte. Das verstärkte Mäandern wiederum führt mutmasslich dazu, dass sich Hoch- und Tiefdruckgebiete langsamer bewegen, und es deswegen gehäuft zu extremer Hitze, extremer Dürre und extremen Regenfällen kommt.
«Klimawandel verlangsamt Jetstream», schrieb der «Blick» im letzten Sommer. «Weil die Temperatur in der Arktis deutlich schneller gestiegen ist als in den Subtropen, ist der Temperaturunterschied kleiner geworden und der Jetstream im Mittel langsamer», behauptete die Schweizer Nachrichtenagentur SDA. Wohlverstanden stellten diese Presseartikel den Zusammenhang zwischen einem angeblich langsameren Jetstream und der Erderwärmung als Fakt hin, nicht als Möglichkeit.
Grobes Geschütz gegen Zweifel an der Klimakatastrophe
Tatsächlich ist es aber genau das: eine wissenschaftliche Spekulation, die von vielen Forschern nicht geteilt wird. Sie geht zurück auf eine Publikation im Fachblatt «Nature» von 2017. Die These des Jetstreams, der ins Schlingern geraten ist, wurde vertreten von einem internationalen Wissenschaftsteam, zu denen unter anderem Michael Mann und Stefan Rahmstorf gehörten (siehe hier). Michael Mann ist Klimaforscher an der amerikanischen Pennsylvania State University. Von ihm stammt die umstrittene «Hockeyschläger»-Kurve zur Temperaturentwicklung in den letzten tausend Jahren, gemäss der die Erwärmung seit 1850 einzigartig sein soll. Stefan Rahmstorf wiederum ist Wissenschaftler am deutschen Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), das regelmässig besonders alarmistische Arbeiten in Sachen Erderwärmung veröffentlicht. Sowohl Mann wie Rahmstorf finden in den Medien starke Beachtung – auch deshalb, weil sie immer wieder grobes Geschütz gegen diejenigen auffahren, die Zweifel an der Dramatik des Klimawandels anmelden.
Eine wissenschaftliche Aussenseitermeinung
Laut der besagten Studie in «Nature» dokumentieren Computersimulationen und Beobachtungen das verstärkte Mäandern der Jetstreams. Schuld daran sei der vom Menschen verursachte Klimawandel. «Hier den menschlichen Fingerabdruck dingfest zu machen, das ist fortgeschrittene Detektivarbeit», lobte Stefan Rahmstorf in einer Pressemeldung des PIK die Arbeit seines Teams (siehe hier).
Die Medien zitieren die angeblichen Erkenntnisse von Mann, Rahmstorf und ihren Kollegen regelmässig unkritisch. Dabei handelt es sich bei diesen Erkenntnissen um eine wissenschaftliche Aussenseitermeinung. Die Theorie des schlingernden Jetstreams widerspreche dem Stand der Wissenschaft, hielt Axel Bojanowski, Wissenschaftschef der deutschen «Welt», im letzten Sommer fest: «Eine Häufung verharrender Wetterlagen sei in Mitteleuropa nicht festzustellen, berichten Klimaforscher.»
50 Eisbohrkerne aus Grönland beigezogen
Inzwischen hat die These des verlangsamten Höhenwindes völlig Schiffbruch erlitten. Eine Studie eines amerikanischen Forscherteams um Matthew Osman vom Massachusetts Institute of Technology hat ihr den Rest gegeben. Die Studie erschien im September im Fachblatt «Proceedings of the National Academy of Sciences» (siehe hier).
Die Forscher zogen Eisbohrkerne von fast 50 verschiedenen Orten in Grönland heran. Aufgrund der darin enthaltenen Eisschichten und der Wasserisotopen-Zusammensetzung ermittelten sie Veränderungen von Winden, Schneefallmengen und Temperaturen der letzten 1250 Jahre. Daraus leiteten sie Informationen zur Position und Intensität des Jetstreams ab. Bislang gab es solche Daten nur für die vergangenen hundert Jahre.
Frühere Hungersnöte auf den Jetstream zurückzuführen
Die Rekonstruktion lieferte zahlreiche Erkenntnisse. So brachte das Team um Osman eine Hungersnot von 1374 auf der Iberischen Halbinsel in Verbindung zu einer extrem nördlichen Position des Jetstreams. Auch Hungersnöte von 1728 und 1740 in Grossbritannien und Irland sind nach der Erkenntnis der Forscher darauf zurückzuführen, dass der Höhenwind damals nur mit halber üblicher Kraft ging, wodurch die Temperaturen dramatisch absackten und es deutlich weniger regnete.
Die heutigen Veränderungen beim Jetstream liegen innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite der letzten 1250 Jahre.
Vor allem aber sticht ein Resultat aufgrund der Eiskern-Analyse hervor: Die heutigen Veränderungen beim Jetstream liegen innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite der letzten 1250 Jahre. Es gibt damit keinen Beleg dafür, dass der Klimawandel den Höhenwind ungewöhnlich stark abgeschwächt oder sonstwie beeinträchtigt hat. Ein solcher Einfluss ist laut× den amerikanischen Wissenschaftlern frühestens ab 2060 zu erwarten – und auch das nur, wenn der CO₂-Ausstoss bis dahin nicht reduziert wird.
«Die fortgeschrittene Detektivarbeit des PIK führt of fensichtlich auf die falsche Fährte», kommentierte der deutsche Geologe Sebastian Lüning in seiner «Klimaschau» (siehe hier ).
Allerdings schwiegen sich die Medien über die Widerlegung der Jetstream-These weitgehend aus. Einzig die «Neue Zürcher Zeitung» ging darauf ein. In einem Kommentar geisselte Wissenschaftsredaktor Sven Titz das Verhalten seiner Berufskollegen. Es sei bemerkenswert, mit welcher «Einseitigkeit» die Medien seit Jahren über die Jetstream-Hypothese berichtet hätten. Dadurch sei «ein verzerrtes Bild des Forschungsstands» entstanden, schrieb Titz. Er bilanzierte: «Wer eine umstrittene Hypothese als Tatsache darstellt, nur um die Gefahren des Klimawandels in ein noch bedrohlicheres Licht zu rücken, (…) begibt sich in das abschüssige Gelände des Tendenzjournalismus.»
Der Bietrag erschien zuerst im Schweizer Nebelspalter hier
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Bei einer höheren Erdoberflächentemperatur aus welchen Gründen immer nimmt die Rückstrahlung mit der 4. Potenz zu. Die Wasserverdunstung nimmt gleichfalls überproportional zu. Damit werden die Erdtemperaturen gleichmässiger. Das ist für Flora, Fauna und Mensch sehr positiv.
Andererseits nehmen die Temperaturdifferenzen Nord – Äquator – Süd und Tag – Nacht ab. Insofern spricht vieles dafür das die grossen Meeresströmungen, Winde und auch Jet – Streams bei einer Erwärmung der Erde abnehmen.
Gibt es denn Forschungsarbeiten zur Historie von Meeresströmungen und Winden ausser der im Artikel genannten?
Zurecht wird Lüning zitiert, der das in einer früheren Klimaschau auch schon brachte. Respekt auch vor Axel Bojanowski, einer der wenigen, der noch Journalist ist und sich nicht als Missionar der grünen Partei versteht. Was die vielen Scheuklappen-bewehrten Klima-Aktivisten regelmäßig aufjaulen lässt…
Und auch nach 2060 wird der Jetstream nicht vermehrt Schleifen und Kringel schlagen, dessen bin ich mir sehr sicher. Egal, wie vergeblich der Potsdämlich verdummte Westen sich für Dekarbonisierung krumm legt – es wird nichts bringen. Was auch niemandem schaden wird – ganz im Gegenteil.
Und wie immer: Die Potsdamer als erbärmliche Alarm- und Panik-Schürer – wann wird diese dauer-versagende Potsdamer Alarm- und Panikforschung nur endlich eingestellt? Die das Klima nicht versteht und nichts als fortwährenden Alarmblödsinn produziert? Klar, für zurückgebliebene FFFs und Politiker reicht es…
Das CO2 in der Atmosphäre wird nach 2060 nicht mehr beliebig weiter steigen, weil Atmosphäre und Pflanzen mit wachsendem CO2-Partialdruck immer mehr davon beanspruchen. Die Erde wird grüner und die Pflanzen wachsen besser – das ist die gute Nachricht. Und nicht der Hirn-Tot-Klima-Daueralarm von Klima-verdummten Grün-Journalisten, den erbärmlichen Alarm- und Einfalts-Posaunen der grünen Partei und einer verkommenen und unfähigen Alarmforschung.
Also das ist schon ein merkwürdiger Artikel. Es bedarf doch aber eigentlich gar nicht so tiefschürfender Betrachtungen. Im Sommer ist der Jetstream natürlich IMMER viel schwächer – jedes Jahr ohne jede Ausnahme! In der Arktis gibt es Jahreszeiten, in den Tropen kaum (hiermit ist jetzt nur die Temperatur gemeint!). Fazit: Die Änderung des jahreszeitlich abhängigen Temperaturgegensatzes zwischen hohen und niedrigen Breiten dürfte um Einiges drastischer sein als die paar Zehntelgrad irgendeiner fiktiven Klimakatastrophe!
Dipl.-Met. Christian Freuer
+ + + „JET-Stream-Gucken“, quasi live und „rücklings“ bis 2014 ganz einfach auf „earth.nullschool.net“ unter „250 hPa“ – nicht „un-interessant“ dabei die Tage vor der „Ahrtal“-Flut – mit „3HPA“ kann man schön die REGEN-Mengen (in „mm/qm“) punktuell „nach-prüfen“ und natürlich alles weitere dazu !!! 😉
Mich würde mal interessieren, welchen Einfluss die gegenwärtig geringe solare Aktivität auf den Jetstream hat. Ich gehe schon davon aus, dass eine geringe solare Aktivität den Jetstream beeinflusst – allerdings wäre das eben ein natürliches Ereignis, und die Veränderungen während der „Kleinen Eiszeit“ (ca. 1300-1900) dürften deutlicher gewesen sein, als in der Gegenwart.
Gilt dann die Aussage des PIK nicht mehr: „Es wird kälter, weil es wärmer wird“?