Ein Blick auf die Entwicklung der NAO (Nordatlantische Oszillation, ein Maß für das Luftdruckgefälle zwischen Azoren und Island) zeigt, dass sich im Dezember 2020 vorwiegend leicht negative NAO-Werte einstellten; die in den Vorjahren rege Westdrift fehlte:
Die NOAA-Vorhersagen gehen nun von rasch wieder fallenden NAO-Werten aus; was auch über den Jahreswechsel anhalten soll und ein wenig Hoffnung auf Winterwetter weckt.
Bauern- Regeln werden zwar oft als altmodisch belächelt; doch oftmals haben sie einen wahren Kern. Sie stellen oft (unbewusst) auf die Erhaltungsneigung der großräumigen Zirkulation ab, welche kurz nach der Wintersonnenwende besonders ausgeprägt ist. Die beiden Regeln „Dezember, wechselhaft und lind, der ganze Winter bleibt ein Kind.“ und „War bis Dreikönigstag kein (richtiger) Winter, so folgt (meist) keiner mehr dahinter“ machen den Winterfans wenig Mut, zumal auch fast alle Langfrist-Modelle eine sehr milde Witterung in den Monaten Januar und Februar erwarten, freilich mit großer Unsicherheit:
Nun ist es nicht so, dass wegen der angeblichen Klimaerwärmung keine großen Kaltluftmassen mehr im Nordwinter entstehen. Im Herbst 2020 wuchs die von Eis bedeckte Meeresoberfläche in der Arktis recht stark, aber die kälteste Luft sammelte sich, wie in den bei uns milden Vorwintern, über Nordostkanada und Grönland, nicht über Nordskandinavien/Nordwestrussland, was eine erste, wichtige Voraussetzung für einen Kaltwinter in Deutschland wäre. Anfang Januar 2021 könnte sich aber wegen einer starken Meridionalisierung zumindest die höhenkalte Luft, welche „zwischen den Jahren“ nach West- und Mitteleuropa gelangte, noch halten:
Ein anderes, freilich ebenfalls nur experimentelles Prognoseverfahren basiert auf so genannten Analogfällen, das sind Jahre mit ähnlicher Luftdruckverteilung wie 2020 in den Vormonaten des zu prognostizierenden Winters. Eine solche fand sich in den Jahren 1948, 1955, 1966, 1970, 1971, 1973, 1975, 1988, 1999, 2007, 2008, 2010, 2017 und 2019. Berechnet man daraus die mittlere Luftdruckverteilung für Januar und Februar, so zeigt sich folgendes Bild:
Wenn, wie auch 2020, im Jahresmittel ein deutlich zu hohes Geopotential über Deutschland herrschte, so erhöht das die Wahrscheinlichkeit für einen eher milden Folge-Januar:
Die QBO wechselt aller Voraussicht nach erst weit nach dem Winter auch in den untersten Stratosphären-Schichten zur Ostwindphase. Etwas mehr Hoffnung macht der aktuell geschwächte, teils gar gesplittete Polarwirbel – ganz anders, als noch Anfang Dezember:
Fazit: Eindeutige, verlässliche Anzeichen für einen länger kalten Hochwinter 2021 in Deutschland fehlen zwar, manche Modell-Läufe, die NAO und der Polarwirbel machen aber deutlich mehr Hoffnung auf Winterwetter bis ins Flachland zumindest im Januar als in den Vorjahren; der Februar scheint nach jetzigem Stand mild bis sehr mild auszufallen; das wird sich aber erst zum Ende des Januars eindeutig zeigen.
Zusammengestellt von Stefan Kämpfe, unabhängiger Klimaforscher, am 26.12. 2020
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