Es  ist Hochsommer und die Hundstage machen ihrem Namen alle Ehre. Es wird auch in Zukunft sehr heiße Sommer wie auch sehr kalte Winter geben. Manche sagen, öfter als heute. Aber computergestützte Prognosen sind keine mathematisch geführten Beweise. Die Aussage eines führenden Klimawissenschaftlers aus dem  Jahr 2000, Winter mit viel Schnee und starkem Frost werde es in Mitteleuropa nicht mehr geben, erwies sich jedenfalls als nicht belastbar.
Grundsätzlich gibt es zwei Varianten, mit steigenden Temperaturen umzugehen. Man kann der These des menschengemachten Klimawandels folgen und Emissionen senken. Gelänge es, alle 800 Millionen Tonnen deutscher anthropogener CO2-Emissionen kurzfristig zu vermeiden, wäre diese Menge nach zwei Jahren durch den Emissionsanstieg Chinas überkompensiert. Eine Verringerung des Treibhauseffekts mit folgender Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs ist so nicht zu erreichen, stellt aber derzeit deutsche Staatsraison dar.
Ein zweiter Weg wäre, sich auf den Klimawandel einzustellen und sein Energiesystem wetterfest zu machen. Hier geht Deutschland den entgegengesetzten Weg und macht das System durch immer mehr Naturenergie wetterabhängiger.
In diesen heißen Tagen nehmen unsere Windkraftanlagen, vorgeblich die „Säule“ der Energiewende, auf Grund niedriger Luftdruckunterschiede etwas Hitzefrei:

Zwischen dem 23. Und 26. Juli schwankte die Windeinspeisung zwischen etwa 500 und 5.800 Megawatt (0,9 und 10,2 Prozent der installierten Leistung). Die Solarenergie schob gut rein (bis zu 28.000 Megawatt, 63 Prozent der installierten Leistung) und nachts wurden bis zu 5.000 Megawatt importiert.
Die Steinkohlekraftwerke müssen inzwischen auch der Wärme Tribut zollen. Das Steag-Kraftwerk Bergkamen, wie auch das in Wilhelmshaven (Uniper) und das Rheinhafen-Dampfkraftwerk (EnBW) müssen Leistung einsenken, da ihr Kühlwasser die Flüsse unzulässig aufheizt. Das Großkraftwerk Mannheim erwägt die Beantragung einer diesbezüglichen Ausnahmegenehmigung, es ist an diesem Netzknoten von besonderer Bedeutung. Ab 28 Grad Celsius wird allerdings ein gewässerökologisch kritischer Punkt erreicht und noch ist nicht bekannt, ob die genehmigende Behörde tote Fische anders wertet als tote Greifvögel und Fledermäuse.
Das RWE-Kraftwerk in Hamm wiederum wird eingeschränkt durch den niedrigen Wasserstand der Lippe. Die Kernkraftwerke sind derzeit noch nicht betroffen, aber für Brokdorf an der Elbe sind Einschränkungen absehbar.
Was tun die verpönten Braunkohlekraftwerke? Die fahren einfach durch und regeln wie immer, denn ihr Kühlwasser stammt aus der Grundwasserhaltung der Tagebaue und wird über Kühltürme rückgekühlt. Sie sind die Säule des Energiesystems und wir brauchen uns heute über Minderungsziele 2030, 40 oder 50 nicht zerstreiten, sondern sollten in Richtung 2023 denken, wenn alle Kernkraftwerke ihr teuflisches Werk beendet und weitere Braunkohlekraftwerke ihr Feuer gelöscht haben.
Was bis dahin passieren wird, lässt sich an der Strompreisentwicklung der letzten Wochen erahnen:

 
Die Zeiten permanenter Überkapazitäten, an die sich alle gewöhnt haben und die im Großhandel die Preise niedrig hielten, gehen dem Ende entgegen. Hoher Bedarf bei weniger Angebot lässt die Preise steigen. Das trifft vor allem große Unternehmen, die bisher bei niedrigem Börsenpreis bei gleichzeitiger Befreiung von der EEG-Umlage gut leben konnten. Wer als Erzeuger künftig zum richtigen Zeitpunkt liefern kann, wird am Markt überleben. Wer nur zufällig liefern kann, wird nicht gut verdienen, egal wie niedrig die Gestehungskosten sind.
Die entscheidenden Fragen der näheren Zukunft sind nicht die nach überstrichenen Rotorflächen, flexiblen Solarpaneelen oder der 33. Pilotanlage „Power-to-gas“, sondern wie zu jedem Zeitpunkt der Energiebedarf gedeckt werden kann.
Wer Visionen hat, muss nicht zum Arzt, sollte aber vorher schlicht die heutigen Realitäten zur Kenntnis nehmen. Heiße Sommer kommen immer wieder.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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