Die Öffentlichkeitsbeteiligung an der Klimaforschung erreicht dank einer explosionsartigen Zunahme der Vielfalt und Vielfalt von Bürgerforschungsprojekten neue Höhen. Diese bieten den Wissenschaftlern unterschiedliche Möglichkeiten, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit zu fördern und gleichzeitig den wissenschaftlichen Nutzen zu maximieren. […] Citizen Science beschreibt die kollaborative Beteiligung von Amateurwissenschaftlern – meist Freiwilligen – an Forschungsprojekten, durch Beobachtungen, Datenanalysen oder durch Leihgaben von Werkzeugen. […]
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Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Bürgern ist sehr zu unterstützen, wenn wirklich alle am selben Ziel interessiert sind, nämlich der ergebnisoffenen Herangehensweise und der Erweiterung unseres Wissens. Wir sind selber Teil dieser positiven Entwicklung, da einige von Ihnen – unsere Blogleser – das Kartierprojekt zur Mittelalterlichen Klimaanomalie (bzw. Mittelalterliche Wärmpeperiode, MWP) durch Crowdfunding unterstützt haben. Uns allen war klar, dass die Sachlage zu ungenau bekannt war, die vorhandenen Daten daher systematisch mit modernen Methoden ausgewertet werden mussten. Unser Aufruf zum Projekt ist nun schon ein Weilchen her, und der eine oder andere mag sich gefragt haben, was daraus geworden ist.
Es gibt gute Nachrichten. Sie wissen bereits, dass wir fast 1000 Studien in unsere Google Maps MWP-Online-Karte eingetragen haben. Weitere 1000 Publikationen befinden sich in der Wartschleife. Vor einem Jahr begannen wir, unsere Auswert-Methodik zu vervollständigen. Software wurde organisiert, gelernt, verfeinert. Online-Tools wurden identifiziert und ausprobiert. Kooperationen wurden geschlossen. Unzählige Emails wurden an Wissenschaftler geschrieben, um Daten auszutauschen und Ergebnisse zu diskutieren. Es läuft wirklich gut, die Kooperationsbereitschaft ist hoch, eine echte Teamarbeit. Ende Oktober 2017 kam nun unser erstes wissenschaftliches Paper im Fachblatt Paleoceanography heraus:
Erwärmung und Abkühlung: Die mittelalterliche Klimaanomalie in Afrika und Arabien
Die mittelalterliche Klimaanomalie (MCA) ist in vielen Teilen der Welt eine bekannte Klimastörung mit einer Kernperiode von 1000-1200 n. Chr. Hier präsentieren wir eine Paläontemperatursynthese für die MCA in Afrika und Arabien, basierend auf 44 veröffentlichten Lokalitäten. Die Datensätze wurden gründlich korreliert und die MCA-Trends paläoklimatologisch kartiert. Die überwiegende Mehrheit der verfügbaren afro-arabischen Onshore-Standorte weist auf eine warme MCA hin, mit Ausnahme der südlichen Levante, wo die MCA anscheinend kalt war. MCA-Kühlung wurde auch in vielen Segmenten der afrikanisch-arabischen Auftriebs-Systeme [~Aufsteigendes Tiefenwasser] dokumentiert, als Folge von Veränderungen in den Windsystemen, die zu einer Intensivierung des Kaltwasserauftriebs führten. Offshore-Bohrkerne von außerhalb von Auftriebssystemen zeigen meist warme MCA-Bedingungen. Die wahrscheinlichsten Haupttreiber des beobachteten mittelalterlichen Klimawandels sind solare Antriebs- und Ozeanzyklen. Auffällige kalte Spitzen während der frühesten und letzten MCA können helfen, zwischen solarem (Oort Minimum) und ozeanischem Zyklus (Atlantic Multidecadal Oscillation, AMO) zu unterscheiden. Im Vergleich zu ihrem großen Anteil von fast einem Viertel der weltweiten Landmasse sind Daten aus Afrika und Arabien in den globalen Temperaturrekonstruktionen der letzten 2000 Jahre deutlich unterrepräsentiert. Onshore-Daten fehlen für die meisten Regionen in Afrika und Arabien, mit Ausnahme der regionalen Datencluster in Marokko, Südafrika, dem Ostafrikanischen Graben und der Levante-Küste. Um Paläotemperaturen in Afrika und Arabien robuster rekonstruieren zu können, ist ein systematisches Forschungsprogramm erforderlich.
Kurz zusammengefasst: Alle Land-Daten aus Afrika und Arabien zeigen eine Erwärmung während der MWP, mit Ausnahme von Israel, wo offenbar eine Abkühlung zu verzeichnen war. Vor den afrikanischen Küsten sah es anders aus. Hier haben veränderte Winde an vielen Stellen zu einem verstärkten Auftrieb kalter Tiefenwässer geführt, so dass die MWP eine Abkühlung erfuhr. Dies sind aber lediglich schmale Streifen, so dass sie flächenmäßig nicht übermäßig ins Gewicht fallen. Insgesamt ist festzustellen, dass es viel zu wenige Studien zur MWP-Temperaturentwicklung Afrikas/Arabiens gibt. Die beiden Gebiete machen ein Viertel der gesamten Landfläche der Erde aus und sind in den gängigen globalen Temperaturrekonstruktionen nur spärlich vertreten. Hier müssen dringend Studien aus schwerer zugänglichen Gebieten aus der Region her, in die sich die Forscher bislang aus logistischen Gründen nicht gewagt haben.
Wie geht es jetzt weiter? Ein Manuskript zum MWP-Hydroklima Afrikas ist zur Begutachtung eingereicht. Eine Studie zur MWP-Temperaturentwicklung der Antarktis ist in Arbeit, etwa zur Hälfte fertig. Im Anschluss wollen wir Australien/Ozeanien und Südamerika angehen, so dass wir daraus zusammenfassend einen Überblick zur MWP auf der Südhalbkugel gewinnen können. In der Vergangenheit wurde immer darauf hingewiesen, dass es die MWP auf der Südhalbkugel nicht gäbe bzw. die Sachlage unklar wäre. Wir wollen dabei helfen, in dieser Frage Klarheit zu erlangen. Wir gehen dabei absolut ergebnisoffen vor. Am Ende zählt die wissenschaftliche Wahrheit, unabhängig vom Standpunkt in der Klimadiskussion.
In eigener Sache:
Unser Crowdfunding-Ziel von € 25.000 haben wir Dank Ihrer Unterstützung bereits zu 60% erreicht. Es wäre toll, wenn wir die verbleibenden 40% auch noch schaffen würden. Computer brechen zusammen, Monitore geben Ihren Geist auf, Graphiksoftware muss gekauft werden, Kosten für Vortragsreisen entstehen. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, falls Sie geeignete Spender kennen bzw. selber helfen wollen. Auf diesem Weg bekommen Sie auch unsere Projekt-Kontonummer. Zudem gibt es weiterhin die online Paypal-Spenden-Option.
Apropos Vorträge. Sebastian Lüning wird am 8. November 2017 einen Vortrag zum paläoklimatologischen Kontext des 1,5-Gradziels halten. Der Vortrag findet in Birmingham auf Einladung der West Midlands Regionalgruppe der Geological Society of London statt. Beginn: 18:00 Uhr, Lapworth Museum of Geology and Earth Imaging Laboratory, Earth Sciences, University of Birmingham. B15 2TT.
Mit Dank übernommen von Kalte Sonne
englische Passagen übersetzt von Andreas Demmig
Wissenslücke schließt sich: Die Mittelalterliche Wärmeperiode auf der Südhalbkugel
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Bereits vorher gab es auf Kalte Sonne einen Beitrag zu diesem Thema
Neues zur Mittelalterlichen Wärmeperiode: Die wundersame Wiederholung der Temperaturgeschichte
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Der schwedische Historiker Fredrik Charpentier Ljungkvist hat im Laufe der Zeit einige Bücher geschrieben, auf schwedisch, die sich auf die Entwicklung des Klimas seit dem Ende der letzten Eiszeit beziehen. In de früheren Büchern hat er keine Stellung bezogen im Bezug auf die globale Erwärmung. Nur in seinem neuesten Buch, Klimatet och människan under 12000 år, auf deutsch das Klima und der Mensch seit dem Ende der Eiszeit, hat er im Vorwort und und im „Nachwort“
klar Stellung bezogen dass die jetzige Erwärmung auf CO2 zurückzuführen ist.
Nun, auch Schweden ist von den Klima-alarmisten dominiert, Ljungkvist will wohl irgendwann mal Professor werden, und da ist man kein Klimaleugner.
Aber, die Wahrheit über die klimatischen Veränderungen während der letzten 12000 Jahren hat er akribisch notiert und aufgelistet: beispielsweise die letzten 2000 Jahre: Das Klima in der Zeit des römischen Reiches: Es war mindestens genauso warm wie heute. Und global.
Die mittelalterliche Wärmeperiode: Es war wärmer als heute. Und diese Periode war global. Die kleine Eiszeit: es war im 15 Jahrhundert 3 °C kälter als heute. Und die kleine Eiszeit war global. Und heute: im Norden haben wir 2 °C wärmer als vor 400 Jahren. Global 1° C seit 1880.
Und, das hat er notiert, die Klimamodelle können keine Auskunft darüber geben, warum es den Römern gelang in Britannien Wein zu produzieren, oder warum es Sau-kalt während der Völkerwanderung oder in der der kleinen Eiszeit war. Und dann wieder warum der Weinanbau in Britannien im, was wir hier in Fennoskandinavien die Wikinger-Warmzeit nennen, wieder gelang. Bis die kleine Eiszeit dem ein Ende setzte. Und jetzt wieder gelingt, dank der globalen Erwärmung seit 1880. Und er bezeichnete auch Klimanobelpreisträger Manns Hockeystick als Falsifikat, da es keine Möglichkeit zur Reproduktion gab. Ljungkvist schreibt:die Beweise dass es so warm war wie heute, teilweise wärmer, im MWP sind unzweideutig, global, aber vor allen Dingen auf dem nördlichen Teil der Erde. Und das selbe gilt für die kleine Eiszeit.
Das Fazit seines Buches: wieso es Kalt und Warmperioden in der Vergangenheit gab weiss eigentlich kein Klimaforscher. (WARUM EIGENTLICH NICHT = WENN MAN GLAUBT DASS ES IN 70 JAHREN 5 °C WÄRMER IST UND DIE UFER ÜBERLAUFEN…?)
Ljungkvist ist paleoklimatischer Forscher der in mehr als 35 wissenschaftlichen Artikeln mitgewirkt hat, inklusive ALS Erst-Verfasser eines Artikel in Nature,
und hat seine wichtigsten Quellen schon im Vorwort benannt. U.a. Jan Esper, Claudia Hartl-Maier/ Uni Mainz.
Und viele andere.
Wie gesagt so hält Ljungkvist daran fest, das die MWP global war. Und beweist es in seinem Buch…
– Für den der schwedisch lesen kann, wäre sicher auch ein Besuch auf http://www.klimatupplysningen.se/ interessant.