Eine ähnlich unlösbare Aufgabe scheint die Lagerung des Atommülls zu sein. In Deutschland jedenfalls wurde die Lagerung von Atommüll schlicht als unlösbare Aufgabe deklariert. Die Bürgerinitiative Lüchow Dannenberg konnte 2009 beweisen: „Der Atommüll muss für mehrere Million Jahre sicher von der Biosphäre, von Menschen, Tieren und Pflanzen abgeschirmt werden. Dies ist realistisch betrachtet eine unlösbare Aufgabe“.
Genau dieser pessimistischen Philosophie folgte jüngst die deutsche Gesetzgebung zur Endlagersuche. Seit 50 Jahren streiten sich die Deutschen um einen Standort für ein Endlager. Sie gaben schon ungefähr zwei Milliarden Euro dafür aus, keinen Standort zu finden. Nun haben sie ein Gesetz verabschiedet, welches garantiert, dass es auch ja für alle Zeiten so weitergeht: bis 2036 soll der unter Sicherheitsgesichtspunkten „bestmögliche“ Standort gefunden werden. Schon die Formulierung „bestmöglich“ garantiert, dass das nichts wird. Damit ist es auch irrelevant, das bis zum Jahre 2100 (sic) das Lager gebaut werden soll. Da werden an diesem Sankt Nimmerleinstag die Ururenkel der heutigen Politiker ihre Freude an dem Text haben. Und es wird gleichzeitig garantiert, das die Endlagersuche noch viele Milliarden kosten wird. Man hat ja immer jemanden, dem man die Rechnung anhängen kann: den Energieriesen, solange es die noch gibt, oder dem Steuerzahler. Nach 2100 soll gewährleistet werden, dass weitere 300 Jahre die eingelagerten Castoren rückholbar sein müssen. Das Ganze erinnert mich ein wenig an die Forderung, den weltweiten Temperaturanstieg bis zum Jahre 2100 auf zwei Grad zu begrenzen, besser noch auf 1,5 Grad.
Das deutsche Endlagergesetz stellt lediglich eins sicher: den Grünen kommt das wichtigste Anti-Atom-Argument nicht abhanden. Oder kurz gesagt: die Deutschen brauchen ein Endlager, aber sie wollen keines.
Und nun, unerwähnt von den deutschen Medien und unbemerkt von den deutschen Bürgerinitiativen, bauen die Finnen einfach ein Endlager für die hochradioaktiven Wertstoffe (hierzulande vulgo Atommüll genannt). Und das ohne die deutschen Vorreiter zu fragen. Dürfen Finnen das?
Jedenfalls erteilte die finnische Regierung 2015 eine Genehmigung zum Bau eines Endlagers für hochradioaktive Rückstände am Standort Olkiluoto, das ist dort, wo schon drei Kernkraftwerke stehen. Schon im Jahre 2001 wurde dieser Standort in Finnland beschlossen. Vorangegangen waren 40 Jahre umfassende multidisziplinäre Forschungen und Untersuchungen. Die mit dem Bau beauftragte Firma POSIVA begann unmittelbar nach der Genehmigung mit den Arbeiten und wird das weltweit erste Endlager für gebrauchte Kernbrennstäbe namens ONKALO im Jahre 2020 in Betrieb nehmen.
Die Anlage wird aus zwei Teilen bestehen: einer oberirdischen Anlage zur Endverpackung für die gebrauchten Brennelemente in die Endlagerbehälter- bei uns eher bekannt als „Castoren“. Diese Behälter werden in 400m tiefen Granitstollen zum endgültigen Verbleib eingebracht. Wie die Langzeitsicherheit eines solchen Endlagers funktionieren soll, zeigt anschaulich dieses Video. Den gegenwärtigen Stand der Arbeiten stellt dieses Video dar – unbedingt ansehen, da kommt sogar ein deutsches Spitzenprodukt vor, das demnächst auch verboten werden soll. (Wer’s rausfindet, darf einen Leserbrief schreiben).
Im Jahre 2020 ist es dann soweit: finnish mission impossible completed. Dann werden wohl die Finnen die Vorreiter sein. Es gibt – natürlich außerhalb Deutschlands – umfangreiches internationales Interesse an dem Projekt. Wir Deutschen hingegen haben ja noch Zeit bis 2100 eine bessere Lösung zu erfinden, die wir dann in alle Welt exportieren können.
Finnisch ist sicherlich eine schwierige Sprache. Aber Sie kennen mit Sicherheit das finnische Wort für „Besserwisser“. Das ist nämlich ganz einfach: „Besserwisser“.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Die Anlagen i Olkiluoto sind, nach heutigen Wissen bis 2040 im Betrieb. In Lovisa sind 2 Reaktoren im Betrieb, die bis ca 2030 am Netz bleiben sollen. Für diese 5 Reaktoren baut man das Endlager in Olkiluto.
Ein neues Kernkraftwerk ist in der Planung, und bereits genehmigt von der Regierung, in Pyhäjoki im nördlichen Finnland. auch hier ist es möglich, einen zweiten Reaktor zu bauen. Rosatom/Siemens sind die Bauunternehmer…
Auch hier muss man ein Endlager bauen, allerdings mit der Einschränkung dass die Russen das ausgebrannte Kernmaterial re-importieren wollen um es für ihre Breat-reaktoren zu benutzen.
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Die Schweden haben vor einiger Zeit die Dauer des Betriebs der Kernkraftwerke bis in die 2040-ger Jahre verlängert, so wie in der Schweiz. Die vorige Regierung hat ein Principbeschluss, dass man die Kernkraftwerke die abgeschaltet werden durch neue ersetzt, die allerdings durch die jetzige Regierung nicht bestätigt wurde ( aber auch nicht aufgehoben wurde…) . Man hat allerding die Extrasteuer für Atomstrom ab 2020 abgeschafft (Wahl im nächsten Jahr, die nächste Regierung muss neue Steuern erfinden…) so dass die Pläne für ein Abschalten von 2 Reaktoren hinfällig wurde- Fast 100 % der Stromproduktion kommst von Kernkraftwerken und von Wasserkraftwerken, und man liefert auch an Finnland, die ja etwa30 % der Strommenge importieren muss.
Ziemlich interessant wie eine Beteiligung an der Regierung den schwedischen MP: Grünen geschadet hat: die hatten einige grosse Wahlversprechen, die unabdingbar waren für ihre Teilnahme an der Regierung:
-alle Kernkraftwerke abschalten bis 2020. -Vattenfalls Braukohlebergwerke sowie die Kraftwerke in Deutschland schliessen. Untertunnelung der Autobahn unter Stockholm abbrechen. Alle Flüchtlinge die kommen, willkommen zu heissen… Nichts, aber auch nichts von diesen Themen hat man in der Koalition mit den Sozialdemokraten durchsetzen können. Die Gallups der Schweden zeigen, dass Miljöpartiet (die Grünen) im Augenblick noch nicht mal mehr in das Parlament kommen würden.
Man hatte Parteitag dieses Wochenende, und gab die Losung auf: Gegen die Rechten in Schweden…. Durchhalteparolen halt.
Ich dachte, man sei sich hier einig, dass Verbuddeln und Vergessen eher die schlechtere Lösung ist. Grundsätzlich ist jeder Stoff zunächst einmal Rohstoff, und dass es mehr als eine sinnvolle Anwendungsmöglichkeit für ‚radioaktiven „Abfall“‚ gibt ist doch auch Konsens, oder? Deshalb scheint mit das finnische Vorgehen eher kontraproduktiv (das deutsche ist in diesem Sinne gleich doppelt unsinnig).
Lieber Hr. Kowalk,
im Prinzip haben Sie natürlich recht. Sie müssen aber bedenken, dass diese Planungen vor etwa 40 Jahren begonnen wurden, das ist fast zwei Generationen her. Damals waren KKW der IV Generation noch ein ferner Zukunftstraum. Angesichts der seither durch Tchernobyl und Fukushima drastisch verschärften Debatte war eine Aenderung des Kurses später gar nicht denkbar. Allerdings besteht im Prinzip durchaus die Möglichkeit, die Behälter dereinst auch wieder zurückzuholen, das Gestein ist solider Granit und die Hohlräume fallen nicht so schnell zusammen wie im Ruhrgebiet. Zurzeit entspricht das Konzept einem echten Endlager, man hat sich aber noch die Option offengehalten, später wieder umzudisponieren. Wenn man gar keine Rückholung möchte, kann man die Tunnel sprengen, aber bis das Lager fertig bestückt sein wird, gehen noch etliche Jahrzehnte ins Land.
Mfg
Das sehe ich genau so, was ist mit technischen Lösungen wie Transmutation, Stichwort „dual fluid reactor“ und ähnlichen Ansätzen?
Die Beiträge Manfred Haferburgs schätze ich sehr (auch auf der Achse des Guten), es ist bedauerlich, daß statt wirklichen Experten wie Haferburg eher Leuten wie Claudia Kemfert oder merkwürdigen, mit Soziologen und Pfaffen besetzten „Ethikkommissionen“ breite Medienpräsenz eingeräumt wird.
Als „Finis Germaniae“ hätte Rolf Peter Sieferle diese Zustände charakterisiert.
Sehr geehrter Herr Kowalk,
vielleicht kennen Sie eine Anwendungsmöglichkeit für Jod 129 mit seiner HWZ von 15,7 Millionen Jahren. Mir ist bis heute keine begegnet.
Von der Sache her scheint mir die „Endlagerung“ generell eine überflüssige Geldverschwendung / Verteuerung der Kernenergie zu sein. Doch unter den religiösen Wahnbedingungen zur Zeit ist die Lösung oben vermutlich das einzig machbare.
Warum so tief?
Angst?
Carsten
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„Wir können inzwischen sehr viel besser beschreiben, welche Arbeiten am Flughafen noch zu erledigen sind“
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup
Zu ergänzen wäre noch, dass sich in Finnland mehrere Kommunen um den Standort beworben(!) haben; finde leider nicht auf die Schnelle, wo das war, Gleiches gilt für Schweden und Spanien: http://tinyurl.com/kpanqyj
Aber die Deutschen fahren statt dessen wie die Blöden mit ihren Traktoren im Kreis herum (Wendland) und bekommen gleich Pickel und Schnappatmung, wenn sie das Wort „Endlager“ nur hören.
Lieber Hr. Haferburg,
danke für diesen Beitrag. Mit diesen Tatsachen kann man die ständig wiederholten Lügen der Kernkraftgegner, dass die Endlagerfrage weltweit nicht gelöst sei, als eindeutige Fake News entlarven. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass es sich im Prinzip um ein schwedisch-finnisches Gemeinschaftsprojekt handelt. Auf schwedischer Seite ist hierfür SKB (SKB.com) zuständig, die in Forsmark bereits seit Jahren Untersuchungen durchführen und bereits Versuche in 700 m Tiefe unter der Oberfläche durchführen. Das Konzept ist weitgehend das gleiche wie in Finnland. Noch in diesem Jahr sollen in Schweden die Anhörungen für die endgültige Genehmigung beginnen.
Mfg