Anthony Watts

[Was hier für die Stadt Boston beispielhaft steht, gilt natürlich für alle Weltgegenden! – 102°F ≅ 39°C. A. d. Übers.]

In dem Artikel von CBS Boston (CBS-B) mit dem Titel „Is extreme heat the new normal in Boston? What hitting 102 degrees tells us about climate change“ behauptet Jacob Wycoff, dass die jüngste Hitzewelle in Boston ein Symptom des Klimawandels und der „neuen Normalität“ sei. Dies ist irreführend. Langfristige Temperaturaufzeichnungen belegen nämlich nicht, dass Hitzewellen in Boston oder in den gesamten Vereinigten Staaten immer intensiver oder häufiger werden. Historische Wetterdaten zeigen, dass extreme Hitzeereignisse in Boston weder beispiellos noch ein Beweis für einen Klimanotstand sind. Die Vorstellung, dass ein paar heiße Tage im Juni ein Beweis für eine systemische Klimaveränderung sind, wird durch die breiteren Klimaaufzeichnungen einfach nicht unterstützt.

„Was früher ‚ungewöhnlich‘ war, wird schnell zu unserer neuen Normalität“, schreibt Wycoff. „Und wenn wir nicht handeln, um die Erwärmung zu verlangsamen, wird diese Art von Hitze nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein. Wenn die Treibhausgasemissionen ungebremst bleiben, könnten die durchschnittlichen Sommerhöchsttemperaturen in Boston bis 2100 um 5 Grad steigen“, so Wycoff.

Wycoffs Geschichte fördert spekulative Modellprojektionen, wie in den Mainstream-Medien zum Thema Klimawandel üblich, während er reale Daten und gegenteilige Trends ignoriert.

Es ist eine bekannte Taktik: Man wählt das aggressivste, schlimmste Emissionsszenario und stellt es als Schicksal dar. Climate Central, die Quelle für einen Großteil der CBS-B-Geschichte, verwendet beispielsweise Computer-Modellprojektionen auf der Grundlage des RCP 8.5. Doch wie auf Climate Realism erwähnt, hat sogar der IPCC davon Abstand genommen, RCP 8,5 als wahrscheinlichen Pfad zu betonen, da er anerkennt, dass dies unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich ist.

Dieser Klimaalarmismus blendet wesentliche Zusammenhänge aus: Hitzewellen wie diejenige, die Boston gerade erlebt hat, hat es schon früher gegeben, lange vor dem jüngsten Anstieg der Kohlendioxid-Emissionen, und sie sind oft das Ergebnis lokaler Urbanisierungseffekte – und nicht globaler Klimatrends.

Beginnen wir mit der grundlegenden Tatsache, dass die jüngste Hitze in Boston zwar extrem, aber keineswegs beispiellos ist. Nach den Daten des Nationalen Wetterdienstes wurde in Boston am 24. Juni 2025 ein Rekordwert von 39 Grad für Juni erreicht. Historische Daten zeigen jedoch, dass in Boston schon lange vor dem Aufkommen der modernen Klimapanik sehr hohe Temperaturen gemessen wurden. Bostons bisheriger Temperaturrekord im Juni von 38°C wurde am 6. Juni aufgestellt – 1925, also 100 Jahre vor der globalen Erwärmung. Die höchste jemals in Boston gemessene Temperatur war 40°C im Juli 1911, gefolgt von 39°C im Juli 1926. Auch in den Jahren 1911, 1975 und 1977 wurden in der Stadt Temperaturen von 39°C gemessen. Sie können diese Höchstwerte in der unten stehenden Grafik sehen, wobei der jüngste ganz rechts in der Abbildung zu sehen ist:

Graphik: Die höchsten jährlichen Temperaturen, die in Boston in Massachusetts für jedes Jahr zwischen 1893 und 2025 gemessen worden sind.

Graphik: Die höchsten jährlichen Temperaturen, die in Boston in Massachusetts für jedes Jahr zwischen 1893 und 2025 gemessen worden sind.

Wenn also der jüngste Anstieg des atmosphärischen Kohlendioxids für diese „neue Normalität“ verantwortlich ist, wie Wycoff behauptet, wie konnte es dann in der Vergangenheit zu diesen noch heißeren Ereignissen kommen, als der Kohlendioxidgehalt niedriger war? In diesem Zusammenhang fällt seine Darstellung in sich zusammen.

Extreme Hitze ist also nicht die neue Normalität in Boston. Sie ist Teil eines langjährigen, unregelmäßigen Musters extremer Wetterereignisse. Tatsächlich brach die Hitze im Juni 2025 nicht einmal den bisherigen Rekord in Boston. Es war lediglich der heißeste Junitag seit 1872, nicht der heißeste Tag überhaupt.

Auch ausgedehnte Hitzewellen sind für Boston nichts Neues. Im Juni 1872 erlebte Boston acht Tage mit Temperaturen über 32 Grad. Auch im Juli 1911 gab es in Boston eine mehrtägige Hitzewelle mit Temperaturen über 38 Grad, die tödlicher und extremer war als die, welche die Stadt im Juni 2025 erlebte. Dieses Ereignis von 1911 hatte zahlreiche Todesopfer im gesamten Nordosten zur Folge, eine Tatsache, die dokumentiert wurde, lange bevor der Klimawandel zur Standarderklärung für jede sommerliche Hitzewelle wurde.

Der CBS-B-Artikel zitiert die Behauptung von Climate Central, dass die nächtlichen Sommertemperaturen in Boston in den letzten 50 Jahren um 1 Grad Celsius gestiegen sind. Dieser Trend wird jedoch mit ziemlicher Sicherheit durch den bekannten Urban Heat Island (UHI)-Effekt beeinflusst, der bewirkt, dass Städte aufgrund von Wärme absorbierender Infrastruktur wie Asphalt, Beton und Gebäuden vor allem nachts mehr Wärme zurückhalten. Dies ist keine Klimakrise, sondern ein lokaler Effekt.

Der UHI-Effekt ist gut dokumentiert und für einen Großteil der lokalen Erwärmung in städtischen Zentren verantwortlich. Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) räumt ein, dass „Städte tendenziell wärmer sind als ländliche Gebiete, vor allem nachts, weil Gebäude, Straßen und andere Infrastrukturen tagsüber Wärme absorbieren und sie nach Sonnenuntergang langsamer wieder abgeben.“

Boston hat wie die meisten großen Ballungsräume im letzten Jahrhundert ein erhebliches Wachstum verzeichnet. Die Bevölkerung der Stadt hat in den letzten 70 Jahren erheblich zugenommen. Mehr Menschen bringen mehr Häuser, Gebäude, Straßen, Brücken, Beton, Schwarzdecke, Maschinen und eine dichtere Bebauung mit sich, die allesamt zu einer Erwärmung beitragen. Der Temperaturanstieg ist kein globales Phänomen, das sich an einer Straßenecke in Boston abspielt, sondern ein lokales, urbanes Phänomen.

Außerdem basiert die Vorstellung, dass der Klimawandel allein dafür verantwortlich ist, dass heiße Tage in Boston „sechsmal häufiger“ auftreten, auf Computermodellvorhersagen und nicht auf gemessenen Trends. CBS-B stützt sich stark auf den Climate Shift Index von Climate Central, bei dem es sich um eine modellierte Schätzung und nicht um eine direkte Messung des Klimaeinflusses handelt. Diese Art von Zuschreibungen stützt sich auf Klimamodelle, die, wie bei Climate Realism und anderswo wiederholt gezeigt, die zukünftige Erwärmung im Vergleich zur beobachteten Realität durchweg zu hoch ansetzen. Forschungen von Roy Spencer, Ph.D., haben gezeigt, dass die meisten Klimamodelle die Erwärmung im Vergleich zu den Satellitendaten bis zu 50 Prozent überbewerten.

Was CBS-B ebenfalls nicht erwähnt ist, dass die Zahl der hitzebedingten Todesfälle in den USA zurückgegangen ist und nicht zugenommen hat. Dank moderner Klimaanlagen, einer verbesserten Gesundheitsversorgung und des öffentlichen Bewusstseins ist die Gesellschaft heute viel widerstandsfähiger gegen Hitze als noch vor einem Jahrhundert. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022, veröffentlicht in der Fachzeitschrift The Lancet, sterben immer noch deutlich mehr Menschen an Kälte als an Hitze.

Der Bericht von CBS-B ist ein Paradebeispiel für eine unseriöse Klimaberichterstattung. Sie pickt sich die jüngsten Temperaturen heraus, ignoriert mehr als ein Jahrhundert Wettergeschichte und wiederholt unhinterfragt die Argumente von Aktivisten. Das Versäumnis von CBS-B, grundlegende Fakten zu überprüfen, führte zu einem Artikel, der alarmierend irreführend war. Die Geschichte ist ein Beispiel für die Art von „Journalismus“, die das Vertrauen der Öffentlichkeit in Journalisten und die Mainstream-Medien untergräbt, für die sie berichten.

Link: https://climaterealism.com/2025/07/no-cbs-boston-climate-isnt-making-extreme-heat-the-new-normal/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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