Linnea Lueken

In einem kürzlich im Guardian erschienenen Artikel mit dem Titel „Jetzt den Kurs ändern: Die Menschheit hat das 1,5-Grad-Klimaziel verfehlt, sagt UN-Chef“ wird behauptet, dass der Planet in großer Gefahr ist, klimatische „Kipppunkte“ zu überschreiten, da eine Erwärmung um 1,5 °C nun unvermeidlich ist. Auch wenn eine Erwärmung um 1,5 °C bereits feststeht, wenn nicht sogar schon überschritten, ist die Behauptung falsch, dass dies einen gefährlichen Meilenstein darstellt. Nicht nur ist die Erzählung von den Kipppunkten Unsinn, es gibt auch keine Beweise dafür, dass eine Erwärmung um 1,5 °C eine besondere Bedrohung darstellt. Der angebliche Temperatur-Grenzwert wurde willkürlich und aus politischen statt aus wissenschaftlichen Gründen gewählt.

Der Artikel in The Guardian konzentriert sich auf Äußerungen des Generalsekretärs der Vereinten Nationen António Guterres, der im Vorfeld des COP30-Klimagipfels in Brasilien warnte, dass eine Erwärmung um 1,5 °C „unvermeidlich” sei und „verheerende Folgen” für den Planeten haben werde. Laut The Guardian forderte Guterres „die Staats- und Regierungschefs, die sich in der brasilianischen Regenwaldstadt Belém versammeln werden auf, sich bewusst zu machen, dass je länger sie die Emissionsreduzierung hinauszögern, desto größer die Gefahr ist, dass katastrophale „Kipppunkte im Amazonasgebiet, in der Arktis und in den Ozeanen überschritten werden“.

Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage für sogenannte Kipppunkte, und etwas anderes zu behaupten, ist reine Panikmache aus politischen Gründen.

Ausgehend vom Amazonas-Regenwald, dem Ort des nächsten Klimagipfels im November, warnte Guterres Berichten zufolge, dass dieser zu einer „Savanne“ oder einem trockenen Grasland werden könnte. Es gibt jedoch keinerlei Belege für diese absurde Behauptung. Wie Guterres‘ frühere Äußerung über „kochende Ozeane“ handelt es sich um eine reine Phantasterei, die jeder faktischen Grundlage entbehrt. Guterres bezieht sich auf eine Dürreperiode, unter der Teile des Amazonasbeckens in den letzten Jahren gelitten haben, aber diese Dürre war historisch gesehen nicht ungewöhnlich, und die jüngsten lokalen Dürregebiete waren nicht schwerwiegender als frühere Dürreperioden. Wie im Beitrag „Media Outlets Continue Spreading False Amazon ‚Record Drought‘ Claims“ [etwa: Medien verbreiten weiterhin falsche Behauptungen über eine ‚Rekorddürre‘ im Amazonasgebiet] von Climate Realism erläutert, hat der Amazonas in der Vergangenheit Perioden mit starken Regenfällen und anhaltender Dürre erlebt, die schlimmer waren als die, die wir derzeit erleben. Historische Aufzeichnungen zeigen keine Verschärfung der Dürre im Amazonasgebiet. Die Bedrohung für den Baumbestand geht von Abholzung und Kahlschlag aus, nicht vom Klimawandel.

Auch die Arktis nähert sich keinem gefährlichen Kipppunkt. Sollte sich die Erwärmung fortsetzen, wird die Eisausdehnung wahrscheinlich schrumpfen, aber dies geschieht bei weitem nicht so schnell, wie Alarmisten behaupten. Die Ausdehnung des arktischen Meereises ist seit etwa 2010 stabil, was auf ein neues Eisausdehnungsregime hindeutet, und es ist nicht abzusehen, wie lange dies anhalten wird. Wenn man sich an der Vergangenheit orientiert, könnte das Meereis wieder zu wachsen beginnen, so wie es in der Vergangenheit immer wieder zu- und abgenommen hat.

Schließlich ist der von Guterres angesprochene Kipppunkt der Ozeane die Behauptung, dass Korallenriffe aufgrund von Veränderungen des pH-Werts und höheren Temperaturen im Meer aussterben werden. Aber auch hier zeigen Wissenschaft und Paläo-Geschichte, dass Korallen gegenüber Veränderungen widerstandsfähig sind, die weitaus extremer sind als die moderate Erwärmung der letzten Jahrzehnte. Wie bereits mehrfach bei Climate Realism diskutiert, besteht keine Gefahr, dass die Weltmeere versauern – Korallenriffe breiten sich aus und erzielen Rekord-Wachstumsraten.

Es stimmt, dass die „1,5 °C-Schwelle“ wahrscheinlich überschritten wird. Das bedeutet jedoch nichts, schon gar nichts Katastrophales. Die 1,5 °C-Erwärmungsgrenze wurde aufgrund des El-Niño-Phänomens bereits 2024 überschritten – ohne dass es zu einer Katastrophe gekommen wäre. Das sollte niemanden beunruhigen, da diese Grenze kein wissenschaftlich fundierter Wert ist. The Guardian hat in der Vergangenheit Panikmache betrieben, worauf Climate Realism hier eingegangen ist, und scheint nichts daraus gelernt zu haben. Die Zahl von 1,5 °C war willkürlich und wurde von einem 11-köpfigen deutschen politischen Beirat festgelegt, dem nur ein Meteorologe angehörte. Es handelt sich nicht um einen festen wissenschaftlichen Grenzwert wie beispielsweise der Siedepunkt von Wasser, auch wenn Alarmisten ihn unangemessenerweise so behandeln.

Die Äußerungen von Guterres basieren weder auf wissenschaftlichen Erkenntnissen noch auf Daten oder gar historischen Fakten. Er versucht lediglich, mit Unterstützung von The Guardian die Öffentlichkeit zu beunruhigen, um sich politischen Einfluss für die Verhandlungen auf der COP 30 zu verschaffen, obwohl immer mehr Länder die Klimaproblematik herunterzuspielen versuchen, da sie realistisch einschätzen, dass andere Themen dringlicher sind und fossile Brennstoffe vorerst weiterhin unverzichtbar für den Wohlstand sind.

Linnea Lueken is a Research Fellow with the Arthur B. Robinson Center on Climate and Environmental Policy.

Link: https://wattsupwiththat.com/2025/11/01/the-guardian-and-guterres-are-wrong-science-shows-no-climate-tipping-points/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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