Mark P. Mills

Es ist kein Geheimnis, dass das „Big Beautiful Bill“ der Republikaner vorsieht, große Teile der Vorschriften und Milliarden von Dollar an Subventionen für die so genannte „Energiewende“ zu streichen. Wenn diese Axt im Haushalt fällt, wäre das der sprichwörtliche dritte Schlag, der die Vorstellung zunichte macht, dass die USA, geschweige denn die Welt, sich von fossilen Brennstoffen verabschieden wird. Die beiden anderen Schläge sind bereits erfolgt.

Der zweite Schlag kam letzten Monat mit dem großen Stromausfall auf der iberischen Halbinsel. Vorläufige forensische Untersuchungen machen deutlich, dass der übereifrige Einsatz von unzuverlässiger Solar- und Windenergie der Dreh- und Angelpunkt war, der 55 Millionen Menschen tagelang im Dunkeln sitzen ließ. Nur wenige Politiker werden riskieren wollen, dass sich so etwas wiederholt, egal wo. Und wie die North American Electric Reliability Corporation immer wieder warnt, steigt auch hierzulande [= in den USA] das Risiko von Stromausfällen, und zwar aus dem gleichen Grund. Zuverlässigkeit war früher das Hauptmerkmal von Stromnetzen, bevor die Energiewende im Dienste der Klimaziele forciert worden ist.

Und der erste Schlag kam ein paar Wochen vor der iberischen Katastrophe mit der Veröffentlichung eines neuen Berichts der Internationalen Energieagentur (IEA) mit dem Titel Energy and KI. Dieser Bericht versucht die Frage zu beantworten, wie der überraschende Anstieg des Energiebedarfs zuverlässig gedeckt werden kann, der durch den Boom der Rechenzentren für künstliche Intelligenz (KI) in den kommenden zehn Jahren erwartet wird. Die Antwort auf diese Frage klärt, wenn auch nicht absichtlich, auch die Frage nach der Deckung des künftigen Bedarfs der Gesellschaft.

Wie der IEA-Bericht feststellt, verbraucht ein einziges großes KI-Rechenzentrum so viel Strom wie zwei Millionen Haushalte, und Myriaden davon sind geplant. Digitale Infrastrukturen werden also bald einen Bedarf erzeugen, der der zuverlässigen Versorgung von Hunderten Millionen neuer Haushalte entspricht. Spoiler-Alarm: Die IEA-Prognose zeigt, dass fossile Brennstoffe weiterhin eine zentrale Rolle spielen werden.

Da die IEA jedoch der wichtigste Befürworter der Energiewende ist, wird in der Zusammenfassung dieses jüngsten Berichts zunächst darauf hingewiesen, dass die Hälfte des erwarteten Bedarfs an Rechenzentren „durch erneuerbare Energien gedeckt werden wird“. Erst weit hinten in den 300 Seiten des Berichts findet man die ehrliche Feststellung, dass Erdgas die andere Hälfte in den USA deckt und Kohle diese Rolle in China übernimmt. Die von der IEA formulierte Antwort ist eine halbherzige Sicht auf eine gescheiterte Vision, vor allem wenn man bedenkt, dass bisher Billionen von Dollar in die Verfolgung des Umstellungsziels investiert worden sind.

Wenn man sich darauf verlässt, dass die Hälfte des neuen Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt wird, ignoriert man den politischen und wirtschaftlichen Gegenwind, der dem Einsatz von Solar- und Windenergie in den USA entgegen weht. Lange vor den Wahlen im November 2024 oder dem Zusammenbruch des iberischen Stromnetzes hat die IEA selbst darauf hingewiesen, was viele jetzt wissen: China hat eine nie dagewesene globale Dominanz in den Lieferketten für Wind- und Solarenergie. Abgesehen von den Auswirkungen der Zölle würde die Art von Ausgaben, die für den Aufbau der Umstellungshardware erforderlich ist, einen massiven Vermögenstransfer nach China bedeuten. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass die Einspeisung von Wind- und Solarenergie in die Stromnetze für die Verbraucher wirtschaftlichen Schaden anrichtet. Die wirtschaftlichen Folgen sind zum Beispiel in Deutschland und Großbritannien deutlich sichtbar, wo die aggressive Umstellungspolitik schon weiter fortgeschritten ist und diese Länder zu Vorzeigekindern für Deindustrialisierung und Energiearmut gemacht hat.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Die Stromkosten sind jedoch nicht das zentrale Thema für die Rechenzentrumsbranche. Schließlich hat sie tiefe Taschen. Die „Magnificent Seven“ haben zusammen etwa eine Billion Dollar an Bargeld in ihren Büchern. Auch wenn die Steuerzahler und die meisten Unternehmen preisbewusst sind, Big Tech ist es nicht. Warum nicht einfach den Aufpreis für Wind- und Sonnenenergie zahlen?

Die Antwort: Die wichtigsten Faktoren in digitalen Bereichen sind Zuverlässigkeit und Schnelligkeit. Es muss sichergestellt werden, dass die Energie zum Zeitpunkt der Fertigstellung, d. h. in naher Zukunft, zur Verfügung steht. Und es ist von entscheidender Bedeutung, diese Energie kontinuierlich und zuverlässig zu liefern, sobald der Betrieb aufgenommen wird. Daher wird bei fast allen angekündigten Projekten – von Metas Standort in Louisiana über Amazons Standorte in Virginia bis hin zu Microsofts Standorten und dem Stargate-Standort von Open AI in Texas – auf massive Mengen von Erdgasturbinen gesetzt. Josh Parker, ein leitender Angestellter von Nvidia, sagte kürzlich auf einer Energiekonferenz, dass die Tech-Community „alle Optionen auf dem Tisch“ haben will, denn „am Ende des Tages brauchen wir Strom. Wir brauchen einfach Strom“. Das Gleiche gilt für die Haushalte von Iberia bis Indiana. Natürlich steht die Kernenergie auf jedermanns Wunschliste, aber es gibt keine Aussicht darauf, dass sie im kommenden Jahrzehnt des rasanten Ausbaus von Rechenzentren einen wesentlichen Beitrag leisten wird.

Das bedeutet nicht, dass Big Tech oder die IEA von ihren Klimazusagen abrücken. Es bedeutet auch nicht, dass die Klimadebatte beendet ist. Auch werden wir keinen Rückgang des Eifers des klima-industriellen Komplexes für den Übergang erleben. Wahrscheinlich wird dieser Eifer noch zunehmen, wenn die Trump-Regierung versucht, ihr Versprechen einzulösen, die Vielzahl von Klima-Energie-Programmen zu streichen, die sich durch alle Bundesbehörden ziehen.

Was auch immer man von der Klimawissenschaft hält, Tatsache ist, dass Vorschriften und Subventionen die Physik der Energiesysteme nicht ändern können. Systeme, die zuverlässige Energie in der für ein robustes Wachstum erforderlichen Größenordnung liefern können, sind nach wie vor in genau den Brennstoffen verankert, welche die Befürworter der Energiewende abschaffen wollen.

Mark P. Mills is the executive director of the National Center for Energy Analytics, and the author of The Cloud Revolution.

Originally posted at RealClearPolicy, reposted with permission. 

Link: https://climaterealism.com/2025/05/a-new-iea-report-and-the-iberian-blackout-end-dreams-of-an-energy-transition/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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