18. Analysewoche 2025 von Rüdiger Stobbe
Erstmalig seit die Kolumne „Woher kommt der Strom? erscheint, kommt es in einer Analysewoche jeden Tag für einige Stunden zu negativen Preisen. Ursache: An fünf Tagen der Woche wurde allein dank der regenerativen Energieträger die Bedarfslinie gescratcht. An zwei Tagen, dem ersten und zweiten Mai, wurde der Bedarf sogar nur mit regenerativ erzeugtem Strom übertroffen. Dass Stromimporte abgesehen von den Mittagspitzen – Ausnahme Samstag – durchgängig gewollt notwendig waren, ist nicht weiter zu betonen. So wurde das Preisniveau abgesehen von den Mittags-Tiefstpreisphasen hochgehalten, so dass alle Stromproduzenten im In- und Ausland profitierten. Zum knackigsten Preissprung kam es am ersten Mai. Um 13:00 Uhr Sommerzeit mussten zum geschenkten Strom noch 130€/MWh mitgegeben werden. Sonst hätten unsere Nachbarn den Strom nicht abgenommen. Um 20:00 Uhr kostete die MWh Strom 164,40€ und unsere Nachbarn lieferten. Das war doch ein sagenhaftes Preisdifferenzgeschäft am deutschen „Tag der Arbeit“ ohne Arbeit für unsere Nachbarn. Norwegen zum Beispiel, die „Batterie Deutschlands“ lud diese um 13:00 Uhr mit geschenkten 1,4 GWh Strom auf und kassierte von Deutschland/dem Stromkunden dafür zusätzlich 182.000 €. Um 20:00 benötigte Deutschland dringend Strom zwecks Bedarfsdeckung. Norwegen leerte die vor sieben Stunden aufgefüllte „Batterie“, um 1,39 GWh Strom nach Deutschland zu exportieren. Dafür zahlte Deutschland 228.516 €. Insgesamt spülte der ursprünglich in Deutschland um 13:00 Uhr in einer Stunde produzierte Strom gut 410.000 € in Norwegens „Batteriekasse“. Dänemark sahnte in noch größerem Maßstab ab. Das Land nahm 3,5 GWh um 13:00 Uhr ab und verkaufte um 20:00 Uhr 2,8 GWh an Deutschland. Der Ertrag Dänemarks war noch größer als der Norwegens. Rechnen Sie mal nach.
Wochenüberblick
Montag 28.4.2025 bis Sonntag, 4.5.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 53,6 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 67,6 Prozent, davon Windstrom 19,1 Prozent, PV-Strom 34,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,0 Prozent.
- Regenerative Erzeugung im Wochenüberblick 28.4.2025 bis 4.5.2025
- Die Strompreisentwicklung in der 18. Analysewoche 2025.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 18. Analysewoche ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 18. KW 2025:
Factsheet KW 18/2025 – Chart, Produktion, Handelswoche, Import/Export/Preise, CO2, Agora-Chart 68 Prozent Ausbaugrad, Agora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.
- Rüdiger Stobbe zur Dunkelflaute bei Kontrafunk aktuell 15.11.2024
- Bessere Infos zum Thema „Wasserstoff“ gibt es wahrscheinlich nicht!
- Eine feine Zusammenfassung des Energiewende-Dilemmas von Prof. Kobe (Quelle des Ausschnitts)
- Rüdiger Stobbe zum Strommarkt: Spitzenpreis 2.000 €/MWh beim Day-Ahead Handel
- Meilenstein – Klimawandel & die Physik der Wärme
- Klima-History 1: Video-Schatz aus dem Jahr 2007 zum Klimawandel
- Klima-History 2: Video-Schatz des ÖRR aus dem Jahr 2010 zum Klimawandel
- Interview mit Rüdiger Stobbe zum Thema Wasserstoff plus Zusatzinformationen
- Weitere Interviews mit Rüdiger Stobbe zu Energiethemen
- Viele weitere Zusatzinformationen
- Achtung: Es gibt aktuell praktisch keinen überschüssigen PV-Strom (Photovoltaik). Ebenso wenig gibt es überschüssigen Windstrom. Auch in der Summe der Stromerzeugung mittels beider Energieträger plus Biomassestrom plus Laufwasserstrom gibt es fast keine Überschüsse. Der Beleg 2023, der Beleg 2024/25. Strom-Überschüsse werden bis auf wenige Stunden immer konventionell erzeugt. Aber es werden, insbesondere über die Mittagszeit für ein paar Stunden vor allem am Wochenende immer mehr!
Was man wissen muss: Die Wind- und Photovoltaik-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie, angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem Jahresverlauf 2024/25 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.
Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit Photovoltaik-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.
Tagesanalysen
Montag, 28.4.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 45,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,5 Prozent, davon Windstrom 8,2 Prozent, PV-Strom 37,4 Prozent Strom Biomasse/Wasserkraft 13,9 Prozent.
Die in der vergangenen Woche begonnene Windflaute setzt sich fort. Starke PV-Stromerzeugung. Es war schönes Frühlingswetter mit sommerlicher Tendenz. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 28. April ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 28.4.2025: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.
Dienstag, 29.4.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 46,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 60,0 Prozent, davon Windstrom 10,1 Prozent, PV-Strom 36,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,7 Prozent.
Windflaute und starke PV-Erzeugung. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 29. April ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 29.4.2025: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.
Mittwoch, 30.4.025: Anteil Wind- und PV-Strom 45,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,0 Prozent, davon Windstrom 7,0 Prozent, PV-Strom 38,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,4 Prozent.
Weiter Windflaute und starke PV-Stromerzeugung. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 30. April 2025 ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 30.4.2025: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.
Donnerstag, 1.5.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 38,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,2 Prozent, davon Windstrom 22,8 Prozent, PV-Strom 15,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,1 Prozent.
Maifeiertag: Das Wetter ist weiterhin herrlich. Die Strompreisbildung mit Negativ-Höchstpreis der Woche.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 1. Mai ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 1.5.2025: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inklusive Importabhängigkeiten.
Freitag, 2.5.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 61,8 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 75,5 Prozent, davon Windstrom 26,1 Prozent, PV-Strom 35,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,6 Prozent.
Brückentag: Etwas mehr Windstrom doch weiter viel PV-Strom. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 2. Mai 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 2.5.2025: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Samstag, 3.5.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 59,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 74,7 Prozent, davon Windstrom 32,1 Prozent, PV-Strom 27,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,4 Prozent.
Ganztägiger Stromimport, auch über Mittag. Die Windstromerzeugung zieht über Tag an. Etwas weniger PV-Strom als an den Vortagen. Die Strompreisbildung. Ja, die Nachbarn, die über Mittag den Importstrom liefern, müssen ihn verschenken oder sogar einen Bonus zahlen!
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 3. Mai ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 3.5.2025: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Sonntag, 4.5.2025: Anteil Wind- und PV-Strom 66,6 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 80,1 Prozent, davon Windstrom 46,0 Prozent, PV-Strom 20,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,5 Prozent.
Die in der Nacht starke Windstromerzeugung fällt über Tag. Ab 16:00 Uhr wird Strom importiert. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 4. Mai ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 4.5.2025: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.
Die bisherigen Artikel der Kolumne „Woher kommt der Strom?“ seit Beginn des Jahres 2019 mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.
Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
18. Analysewoche 2025, ca. 68%
Der öffentlichen Nettostromerzeugung in Deutschland kommt von den Erneuerbaren.
Solarstrom (34%) ist in der 18. Analysewoche 2025 die wichtigste Deutsche „Stromquelle“, gefolgt vom Windstrom.
18. Analysewoche 2015, nur ca. 33% von den Erneuerbaren.
18. Analysewoche 2010, nur ca. 19% von den Erneuerbaren.
Beeindruckend ist die Veränderung von nur 1,8TWh im Jahr 2010 ging es hoch auf 4,7TWh in der 18. Analysewoche 2025, das ca. 2,6-fache bei den TWh.
Wunderbar,
jeden Tag konnte man für einige Stunden z.B. sein E-Auto bei negative Börsenstrompreisen nachladen.
Da kann man ua einen dynamischen Strompreis wählen.
https://www.enviam.de/privatkunden/Strom/dynamischer-Stromtarif?utm_campaign=B2C_Google_MSVision&utm_source=google%20&utm_medium=search&utm_marketing_tactic=cpc&utm_creativ_format=Messysteme&utm_content=&utm_term=&gad_source=1&gad_campaignid=21330993549&gbraid=0AAAAADutqxmhxbx_AFaOKUG3qat40Z0Ka&gclid=Cj0KCQjwiqbBBhCAARIsAJSfZkY6g1KWICbUwmO5rmS_pt9zQngnywAHu6KArzCUOLY8pjkBSoFbfxkaAhOiEALw_wcB
Aber auch bei anderen Stromanbietern. Bei negativen Strompreisen bekommt man dann Geld.
Da kann man in der Zweitwohnung oder im Gartenhaus dann per App den Stromverbrauch zur Mittagzeit hochregeln. Alle Verbraucher an und bekommt noch Geld.
Ganz einfach Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis!!!! Wir haben es ja.
Wer kann eigentlich die „negativen Strompreise“ nutzen? Das sind doch wohl keine Endverbraucherpreise! Gigantische Umverteilung, oder?
Jeder der dynamische Tarife hat. Und das Ausland natürlich. Miete mir bald eine Zweitwohnung an mit dynamischen Tarif. Und schalte da dann alle Geräte zur Mittagszeit an und verdiene jeden Mittag im Sommer Geld. Durch Stromverbrauch.
Warum Geräte verwenden. Einfach den Strom ins Erdreich leiten. Je mehr, desto besser fürs Konto.
Negativer Strompreis bedeutet nicht, daß man etwas verdient oder gratis bekommt.
Es ist viertelstundenweise immer dann der Fall, wenn Wind und PV mehr liefern (können), als gebraucht wird. Dann muß man wegen der Bilanzgleichheit entweder zusätzlichen Verbrauch schaffen (= unter Dazuzahlung ans Ausland liefern) oder Wind- bzw. PV-Überkapazität kostenpflichtig wegschalten. Wind und PV bekommen nämlich ihre Erlöse auch dann, wenn sie liefern könnten, aber aus Bilanzgründen weggeschaltet werden müssen. Der Regelzonenverantwortliche nimmt dann das jeweils billigere.
Für die Verbraucher erhöht sich dadurch der Mittelwert der Erzeugungskosten, er muß es also bezahlen. Je höher die Überkapazität durch Wind und PV wird, desto häufiger kommt dieser preistreibende Fall statistisch vor.
Doch:
Extreme Ramschpreise für Strom an der Börse haben jüngst einige Stromkunden frohlocken lassen: Statt zahlen zu müssen, haben sie für jede verbrauchte Kilowattstunde Geld erhalten. Beim ostdeutschen Energieversorger EnviaM war der Endkundenpreis am 11. Mai im dynamischen Tarif von 12.00 bis 15.00 Uhr negativ mit bis zu -11,4 Cent je Kilowattstunde inklusive aller gesetzlicher Umlagen, Netzentgelte und Vertriebskosten. Ein ähnliches Bild gab es auch bei anderen Stromanbietern.
In dem Fall müßte der Stromzähler beim Verbrauch rückwärts zählen können und den Rückwärtsbetrag danach als Gurthaben abspeichern.
Haben Sie das am 1. April gehört oder bei Dieter Nuhr?