von Michael Limburg und AR Göhring

Die Max-Planck-Gesellschaft hat sich lange gegen die Übernahme der Klima-Ideologie gewehrt – wohl auch in Erinnerung an ihre Vorgängerorganisation, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Die KWG war nach dem Krieg wegen ihrer politischen Verseuchung derart heruntergekommen, daß man den Laden lieber zumachte, und eine neue Organisation mit alternativem Namensgeber gründete.

Da dieser Kurs durch sozialen Druck und die staatliche Finanzierung zunehmend inopportun erschien, lassen jetzt auch die Max-Planck-Oberen die Klima-Säbel rasseln. So schrieb der MPG-Präsident der Bio-Chemiker Patrick Kramer kürzlich in der Zeitschrift der Deutschen Physikalischen Gesellschaft DPG einen Meinungsartikel mit dem Titel

„Ein Weckruf für den Klimaschutz – Nur gemeinsam können die Länder der Erde den Klimawandel aufhalten“

Was wie das übliche Gerede von Ampel-Politikern oder steuerfinanzierten Lobby-NGO-Vertretern klingt, ist genau dies – nur aus der Feder eines der erfolgreichsten Chemie-Professoren des Landes. Cramer ist nicht irgendwer, sondern laut Wikipedia der Wissenschaftler, der die räumliche Struktur der menschlichen RNS*-Polymerase II aufklärte. Das ist das Enzym, das unsere Gene von DNS auf RNS kopiert, damit die enthaltene Information verwirklicht werden kann.

Der Mann ist also hart am Wind der Wirklichkeit, sofern es nicht um Politik geht. Sein Artikel hingegen ist auf der windabgewandten Seite zu verorten – ein paar Kostproben:

  • „Der Klimawandel läßt die großen Eisschilde der Erde schmelzen, so daß der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts um einen Meter ansteigen könnte. Diese Entwicklung stellt eine globale Herausforderung dar. Daß der Klimawandel menschengemacht ist, wissen wir seit Jahrzehnten.
  • Der letzte Sommer war der wärmste in der Meßgeschichte, begleitet von extremen Wetterereignissen weltweit. Die Zunahme von Extremwetterereignissen verdeutlicht die Dringlichkeit des Handelns.
  • Um dem Klimawandel wirksam entgegenzuwirken, müssen die Emissionen weltweit auf Netto-Null sinken. Als Beitrag dazu hat die Max-Planck-Gesellschaft einen Climate Action Plan erstellt, der unter anderem auf grünen Strom und verbessertes Energie-Monitoring setzt.“

Das dritte Zitat zeigt, woher der Wind weht: Die MPG macht jetzt in Klima und bekommt dafür Extragelder. Vielleicht ist das gar nicht mal mehr, als man für echte Forschung bekommen würde. Nach dem Historiker Ian Morris sind wir Menschen aber „faul, ängstlich und habgierig“ – positiv formuliert könnte man auch schreiben „effizient, vorsichtig und ambitioniert“. „Effizient“ und „ambitioniert“ heißt in Kombination: Wenn der Druck nicht hoch genug ist, finden sich immer genug Leute, die versuchen, ohne tatsächlich große Leistung in Bildungssystem und Arbeitswelt an wirtschaftlich lohnende Jobs zu kommen, die hohes Ansehen genießen (zum Beispiel Außen- oder Wirtschaftsminister). Dieser Prozeß begann in Westdeutschland in den 70ern in den Verbalwissenschaften (mancherorts auch als Geschwätzwissenschaften verunglimpft) und hat nun selbst die naturwissenschaftliche Spitzenforschung erreicht.

Und daß mit „Klima“ einfach und schnell an sehr viele Fördergelder zu kommen ist, zeigt die seit rund 20 Jahren grassierende „Region X/Land Y erwärmt sich schneller als der Rest der Welt“-Pandemie. Daß es mittlerweile Hunderte „Forschungsartikel“ dieser Art für nahezu jeden Flecken des Planeten gibt, zeigt – auch Herrn Prof. Cramer – daß es schon aus logischen Gründen beim „Klima“ nicht mit rechten Dingen zugehen kann.

Daß Cramer mit seinem unwissenschaftlichen Artikel einfach nur €-Signale an die Politik sendet, zeigen Sätze wie

„Neue Technologien und Materialien – etwa leistungsfähigere Batterien, die Nutzung von CO2 in der chemischen Industrie oder neue Verfahren zur Produktion von grünem Stahl – zeigen, wie Forschung an vielen Stellen zum Klimaschutz beitragen kann.“

Ob er Geburtstags- und Weihnachtskarten an Robert Habeck schickt?

Richtig brutal wird es, wenn er schreibt:

„Klimaschutz kann dazu beitragen, daß sich Europa im globalen Wettbewerb behauptet. Die Umstellung auf klimafreundliches Wirtschaften eröffnet nämlich innovative Wachs-tumschancen.“

Das hat er wohl aus dem grünen Parteiprogramm abgeschrieben. Beispiel dafür sind aktuell, und nur aus der Fülle, Nachrichten VW und dessen Umstellung auf Elektromobilität. Auch daß sein Professorenkollege Andre Theis die Kosten der Energiewende auf 10 Billionen € taxiert, stört ihn nicht. Und er merkt auch nicht, daß, wenn man all den Unsinn glaubt, bei dem CO2 für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird, der Beitrag zwar den Ruin von Deutschland bedeuten würde, aber die Erhöhung der globalen Mitteltemperatur um nur 0,000.0654 Kelvin senken würde. Irgendwann in vielleicht 100 Jahren. Und er merkt es auch nicht oder es ist ihm offensichtlich völlig egal, daß er mit solchen Sätzen den Industrie- und Wissenschaftsstandort Deutschland schädigen hilft. Daß ein Naturwissenschaftler seines Kalibers das glaubt, was er schreibt, darf wohl als unmöglich angesehen werden.

Unter Cramers Artikel steht ein Haftungsausschluß der Physikalischen Gesellschaft:

„Die unter der Rubrik Meinung veröffentlichten Texte geben nicht in jedem Fall die Meinung der DPG wieder.“

Auch wenn die Redaktion das wohl immer drunter schreibt, ist es in diesem Fall tatsächlich notwendig.

Interessanterweise ist die DPG sogar Vorreiter der Klimapanikmache. 1986 bereits warnten deren Vertreter vor dem gefährlichen Kohlendioxid. Kenner der Materie und Organisation vermuten allerdings, daß der Quatsch damals einem guten Zweck dienen sollte – der Propagierung der Kernkraft, gewissermaßen als Gegenmittel zur medialen Atomhysterie in ARD, ZDF, Spiegel und sogar im Kino („Die Wolke“). Margaret Thatcher in London war die erste, die, so wird bis heute kolportiert, mit diesem Trick sowohl die Kohlegewerkschaften als auch die mächtigen Wohlstandsintellektuellen in einem Aufwasch ruhigstellen wollte. Wohlwissend, daß Öko-Apokalyptik sowohl die konservative Unterschicht wie auch die grünideologische Oberschicht erreicht, finanzierte sie britische Klimaforscher, die zum Dank das „Richtige“ herausfanden. Obwohl sie die Kohlegewerkschaften schon zuvor besiegt hatte, hielt sich dieses Gerücht.

Maggies vermeintlicher Plan mag in Großbritannien eine Weile funktioniert haben – langfristig stellte er sich als ruinöser Bumerang heraus. Auch, weil ein Max-Planck-Präsident grüne Parteiprogramme aufsagt und die irrsinnige Wirtschaftspolitik eines ahnungslosen Kinderbuchautors quasi heiligspricht.

Die Physiker in der EIKE-Redaktion erwarten daher eine Welle von äußerst kritischen Leserbriefen an die Redaktion des Physik Journals – es gibt genügend pensionierte Physiker und Ingenieure, die Cramers Artikel auf die Palme bringen dürfte. Werden einige davon abgedruckt, oder wenigstens online publiziert?

* dt. RNS – engl. RNA, dt. DNS – engl. DNA

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken