Deutschlands Energiewende wird viele hundert Milliarden Euro verschlingen. Riesige Netzausbau- und Windparkprojekte sind geplant. Da wird ein neuer deutscher Gigantismus ausgelebt. Derweil investiert China in seinen ersten Thorium-Kernreaktor. Kostenpunkt: einige hundert Millionen.
von Manfred Haferburg
Der von mir sehr geschätzte Journalist Daniel Wetzel titelt in der Welt Online hinter der Bezahlschranke: „Projekt „Giga“ – diese 500-Kilometer-Trasse soll 8 KKW wettmachen“. Gemeint ist die Gleichstromtrasse „Rhein-Main-Link“, die acht Gigawatt Windstrom aus Norddeutschland vom nördlichen Niedersachsen ins südliche Hessen transportieren soll. Acht Gigawatt, das entspricht einer Leistung von fünf Kernkraftwerken, wie Deutschland sie gerade verschrottet hat.
Bisher dachte ich immer, dass Hochspannungsleitungen Strom von einem zum anderen Ort transportieren, aber selbst keinen Strom erzeugen. Deswegen hat der Kollege Wetzel auch das weise Wort „wettmachen“ verwendet. Bei einer Stromleitung kommt immer hinten ein klein bisschen weniger Strom raus, als ich vorne reintue, niemals aber mehr.
Mit dem Gigaprojekt ist geplant, den Strom der geplanten großen Meereswindparks von der Nordseeküste, der bei Oldenburg in einem geplanten Knotenpunkt eingesammelt werden soll, nach Süden zu leiten. Geplant sind Offshore-Windmühlen, die bis 2030 eine installierte Leistung von 30 Gigawatt und bis 2045 70 Gigawatt haben. Festgelegt wurde das in Habecks „Osterpaket“. Aktuell sind weniger als 10 Gigawatt installiert. Wenn ich im Kopf richtig überschlage, bedeutet das, dass für die nächsten 20 Jahre jeden Tag ungefähr ein 10 MW-Windrad Offshore errichtet werden muss. Das ist sehr viel mehr als „ambitiös“, würde ich sagen.
Von diesen gigantischen 70 Gigawatt – das ist fast die Leistung des derzeitigen konventionellen Kraftwerksparks – sollen über die neue Trasse acht Gigawatt in Richtung Frankfurt am Main geleitet werden. Per Gleichstrom. Das ist nach meinem bescheidenen Wissen auch noch keine Standard-Stromübertragungstechnologie. Auch das ist ambitiös, lassen wir uns überraschen. Immerhin traue ich den Ingenieuren vom Netzbetreiber hunderte Male so viel mehr zu wie Ministern und Staatssekretären. 2033 soll die Trasse in Betrieb gehen. Der genaue Trassenverlauf ist noch nicht festgelegt. Die Kosten werden auf 15 Milliarden Euro veranschlagt.
„Ist ja nur Geld“
Doch jetzt wird es im Artikel interessant. Die Netzbetreiber haben einen Netzentwicklungsplan vorgelegt, nach dem bis 2045 ein „Zubaunetz“ mit einer Länge von 25.723 km errichtet werden muss. Kostenpunkt 251,3 Milliarden Euro. Doch für die vielen E-Ladestellen und Wärmepumpen wird auch ein neues stärkeres regionales und örtliches Verteilernetz gebraucht. Eine Größenordnung gefällig? Ich habe die Zahl von 1,5 Millionen Kilometer Niederspannungsnetze im Kopf. Kostenpunkt grob geschätzt 500 Milliarden Euro. Macht zusammen schlappe 750 Milliarden Euro für den Netzausbau. Wie sagte Herr Dr. Habeck? „Ist ja nur Geld“.
Nicht dass der geschätzte Leser nun denkt, er kommt mit einer dreiviertel Billion Euro für die Energiewende bis 2045 weg. Das ist nur der Netzausbau. Da plant die Bundesregierung schon weitere Giga-Investitionen zum Ersatz des bisherigen Kraftwerksparks, der ja systematisch verschrottet werden soll. Bis vor der Energiewende reichte für die benötigte deutsche Spitzenlast von maximal 85 Gigawatt ein Kraftwerkspark, bestehend aus richtigen Kraftwerken, mit einer installierten Leistung von 100 bis 120 Gigawatt aus. Da hatte man noch reichlich Margen.
Die Bundesregierung plant zum Ersatz der 100 bis 120 Gigawatt Kraftwerksleistung den Ausbau der Erneuerbaren Energieanlagen auf die astronomische Höhe von 700 Gigawatt, was einer Versiebenfachung der bisher installierten Kraftwerksleistung entspricht. Dieses Mehr an installierter Leistung ist nötig, weil die neuen Wind- und Sonnenanlagen wetter- und tageszeitbedingt, deutlich weniger elektrische Arbeit bereitstellen als richtige Kraftwerke. Die Verfügbarkeit eines Windrades an Land beträgt gerade mal etwas unter 20 Prozent. Und dann muss man noch daran glauben, das irgendwo in Deutschland immer Wind ist. Leider beweist die Deutsche Windstudie, dass dies ein Irrglaube ist.
Kein Mensch weiß, was das kostet. Ist auch nicht nötig, das kann sowieso keiner bezahlen, auch kein Sondervermögen. Womit sich der Kreis schließt. Die neue Trasse macht eben nicht acht Kernkraftwerke wett, wenn eine Dunkelflaute über Deutschland liegt. Und vom Bau neuer Stromspeicher habe ich noch nichts anderes gehört, als dass sich diverse Laienspielpolitiker, die von Beruf ungelernt, Bankkaufmann oder Theaterwissenschaftler sind, sich gern „Energieexperte der Fraktion“ nennen und gegenseitig Kinderbücher über eine Wasserstoffwirtschaft vorlesen. Bezahlen können es die wie Weihnachtsgänse ausgenommenen Steuerzahler auch nicht mehr, da sie ihr Gespartes schon in die neue Wärmepumpenheizungswelt investieren mussten.
Bleibt nur zu erwähnen, dass die chinesische Behörde für nukleare Sicherheit kürzlich eine zehnjährige Betriebsgenehmigung für den Prototypen eines experimentellen Thorium-Kernreaktors mit geschmolzenen Salzen erteilt hat. Dies ist Teil einer weltweiten Revolution im Bereich der zivilen Kernenergie. China errichtet seinen ersten Thorium-Kernreaktor mit geschmolzenen Salzen in der Wüste Gobi, 110 Kilometer von Wuwei entfernt, und investiert dafür 535 Millionen Euro. Man beachte: Millionen, nicht Milliarden.
Die „Giga-Manie“ der deutschen Energiepolitik ist so Gaga, dass mir als Fachmann die Worte fehlen und ich vom Kopfschütteln ein Schleudertrauma befürchte.
Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier
Das Beratungsunternehmen Ecofys hatte in einer eigens für Deutschland angelegten Untersuchung kalkuliert, dass alleine hierzulande rund 2344 Quadratkilometer an Dachfläche für eine solare Nutzung geeignet wären.
Die ca. 2300km² geeignete Dachfläche kann ca. 12TW an PV-Leistung aufnehmen, jetzt haben wir erst ca. 0,07TW an Solarleistung, da ist noch extreme Luft nach oben beim Solarstrom in Deutschland.
Die ca. 12TW an PV-Leistung bringt ca. 11.000TWh an Solarstrom im Jahr.
Nur ist der gesamte Nettostromverbrauch in Deutschland nur ca. 500TWh im Jahr.
Der Primärenergieverbrauch in Deutschland liegt bei rund 3.500 TWh.
Wenn ich im Kopf richtig überschlage, bedeutet das, dass wir im Mai 2023 jeden Tag ungefähr eine Leistung von ca. +40 MW errichtet haben bei den Erneuerbaren.
Das ist sehr viel mehr wie die 10 MW-Windrad Offshore Leistung am Tag die man erreichen möchte.
Sehr geehrte Frau Fröhlich, wer hier postet, sollte doch wenigsten Megawatt und Gigawatt auseinanderhalten können.
Und wo habe ich Megawatt und Gigawatt nicht „auseinanderhalten können“ ?
„Neuer deutscher Gigantisus“?
Es wird doch nur das Zerstörungswerk eines gewissen Morgenthau vollendet!
Sapere aude vs. morbus ignorantia.
2MW beim Thorium-Kernreaktor kosten in China 535 Millionen Euro
2MW bei der Windkraftanlage kosten in Deutschland 4 Millionen Euro
2MW bei der PV-Anlage kosten in Deutschland 2 Millionen Euro
Da ist der Thorium-Kernreaktor um das ca. 130-fache teuer als die kW-Windkraftanlage.
Da ist der Thorium-Kernreaktor um das ca. 260-fache teuer als die kWp der PV-Anlage.
@Kraus:
Was soll Ihre Rechnerei? Vielleicht mal verstehend lesen, M.H. schrieb nämlich: …Betriebsgenehmigung für den Prototypen eines experimentellen Thorium-Kernreaktors …
Bis ein Thorium-Kernreaktor mal Strom an de Deutschen liefert vergehen noch 30 bis 40 Jahre, das ist doch die Kernaussage Herr Pelowski und noch dazu zu astronomisch hohen Preisen.
Die neu installierte Netto-Stromerzeugungsleistung im Monat Mai 2023 in Deutschland liegt bei den erneuerbaren bei ca. +1337 MW.
1337MW / 31Tage = 43 MW/Tag werden im kleinen Deutschland am Tag die erneuerbaren ausgebaut, wer braucht da z.B. 2045 noch Strom vom Thorium-Kernreaktor?
In Finnland hat das neue AKW-Olkiluoto 3, Leistung 1600 MW und habe da ca. 6500 Tage gebaut um die 1600 MW jetzt nutzen zu können.
Was lange währt, wird endlich gut.
In Deutschland werden aktuell ca. 31MW PV-Leistung fertiggestellt am Tag und das bereits seit Monaten, Tag für Tag
Und voher kommt dann der Strom Nacht für Nacht für Nacht, aus der Steckdose, oder?
Und woher kommt dann der Strom in der Nacht und am Tag beim nicht vorhandenen Thorium-Kernreaktor ?
In Deutschland kommt am Tag und in der Nacht ca. 50% vom Strom von den deutschen erneuerbaren und 0% von den deutschen AKW und Strom vom Thorium-Kernreaktor ist erst gar nicht in Sichtweite.
Gut was China macht, die werden Vorreiter.
Allerdings sind es nur 2 MW und das für 535 Mill. !!
Herr Grabitz,
das ist ein Forschungs-Prototyp. Forschung in diesem Bereich kostet nun mal Geld, und zwar viel Geld. Aber China ist das erste Land, das einen funktionierenden Thorium-Reaktor mit Salzschmelze ans Laufen bringt. Der Return on Investment beginnt dann, wenn kommerzielle Typen mit entsprechender Leistung ans Netz gehen. Chinas Thoriumvorräte sind gross, sie reichen, um das Land 10.000 Jahre mit Energie zu versorgen.
Die Idee „Atlantropa“ ist dagegen Peanuts, und das hätte -wenigstens theoretisch- funktioniert, während die „Energiewende“ schon theoretisch scheitert! Allen grünen Glaubensbekenntnissen zum Trotz.
„Die „Giga-Manie“ der deutschen Energiepolitik ist so Gaga, dass mir als Fachmann die Worte fehlen und ich vom Kopfschütteln ein Schleudertrauma befürchte.“
Vorreiter waren schon immer irre, das beweist die Geschichte. Unterbrochen von einer kurzen Pause der Vernunft, als der braune Wahn noch allen in den Knochen steckte und, weil es nicht anders ging, der Wahnsinn kurzzeitig Pause hatte. Vernunft, die den Klimairren, die im Staatsfernsehen zu besichtigen sind, total abhanden gekommen ist. Heute „retten“ wir wieder die Welt und ruinieren uns dabei – zuverlässig!
Und wieder “ Ausbau der Erneuerbaren Energieanlagen“…Auf EIKE! Alchymisten lassen grüssen…Mensch, es gibt doch KEINE ERNEUERBARE ENERGIE!!!!!!!!!!!!
Hallo Herr Zinga,
natürlich haben Sie absolut Recht. Nur ist es leider so, dass sich dieser falsche Begriff allgemein eingebürgert hat. Und wenn sie über die „Energiewede“ oder die „Klimakatastrophe“ mit Otto Normalbürger sprechen wollen, dann sollten Sie zweckmäßigerweise die Begriffe verwenden, die ihm auch täglich um die Ohren gehauen werden.
Nö, nicht unbedingt. Wenn man die „immer zu erneuerbaren“ als die „zu überteuerbaren“, mit „immer neuen Steuern haben“ beim normalen Menschen anbringt, weiss der auch was gemeint ist.
„Falsche Wörter führen zu falschen Begriffen und falsche Begriffe zu falschen Entscheidungen und Handlungen.“ Das soll Konfuzius gesagt haben, und damit hat er offenbar Recht behalten.
Dann koennte man sich ja auf „Die Ueberteuerbaren“ einigen, ganz im Sinne von Konfuzius!
Das gilt auch für den Begriff „Energiewende“ und andere „-wenden“: Was wird da gewendet? Energie kann man nicht wenden – Heu kann gewendet werden!