Im Bericht des IPCC AR6 findet sich nicht viel über die Entwicklung der atmosphärischen CO₂-Konzentration im Holozän. Es wird viel darüber gesprochen, wie sich die CO₂-Konzentration im Vergleich zur globalen Temperatur in den Jahren seit 1850 und in den letzten 800.000 Jahren entwickelt hat, aber sehr wenig über die Veränderungen seit vor 12.000 Jahren. Auf Seite 44 der technischen Zusammenfassung finden wir die untenstehende Abbildung 1:
Abbildung 1 soll die Beziehung zwischen CO₂ und der globalen atmosphärischen Oberflächentemperatur (GAST) verbergen, nicht beleuchten. Sie wurde entworfen, um die zahlreichen, glaubwürdigen und bekannten Beweise dafür zu verbergen, dass die CO₂-Konzentration während eines Großteils der Erdgeschichte abnimmt, während die globalen Temperaturen steigen. Abbildung 2 stammt aus dem Buch von Javier Vinos (Vinós, 2022, S. 145). Sie zeigt die Daten auf eine viel klarere und ehrlichere Weise:
Die AR6-Darstellung versucht zu suggerieren, dass die Temperatur der CO₂-Konzentration folgt, und verwendet dazu eine geschickte zeitliche Skalierung und herausgepickte Daten, um dieses Argument zu untermauern. Abbildung 2 zeigt alle Daten für das Känozoikum unter Verwendung einer Zeitskala und zeigt, dass in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall ist. Normalerweise bewegen sich CO₂ und Temperatur in entgegengesetzte Richtungen.
Der eingekreiste Bereich in Abbildung 1 zeigt, dass die CO₂-Konzentration während des Holozäns zunimmt, während die Temperaturen gegenüber dem letzten glazialen Maximum um etwa fünf Grad steigen. Damit wird das gesamte Holozän auf weniger als einen Millimeter eingepfercht. AR6 sagt uns, dass die „Absicht von [Abbildung 1] darin besteht zu zeigen, dass CO₂ und Temperatur sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft zusammenhängen“. Aber die Wahrheit über die Beziehung zwischen ihnen wird in Abbildung 1 durch die Gestaltung der Abbildung, die seltsame Zeitskala und die Auswahl der verwendeten Daten geschickt versteckt. Es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche Illustration, die die Wahrheit erhellen soll; es ist ein cleveres Stück Propaganda.
In Kapitel 2 werden die CO₂-Werte von Dome C und WAIS Divide von vor 21.000 Jahren bis vor 10.000 Jahren in einem sehr kleinen Diagramm dargestellt (AR6, Seite 301). Das ist in Abbildung 3 dargestellt:
Warum wird es vermieden, das Verhältnis zwischen CO₂ und Temperatur während des Holozäns darzustellen? In Abbildung 1 wird sie auf weniger als einen Millimeter eingepfercht, in Abbildung 3 wird sie abgeschnitten. Das Holozän umfasst die letzten 12.000 Jahre, die Qualität der Proxydaten in diesem Zeitraum sollte im Vergleich zum Rest des Känozoikums hoch sein. Schauen wir uns andere Quellen für CO₂-Daten aus dem Holozän an, z. B. Monnin, 2004:
Wie Abbildung 4 zeigt, sind die atmosphärischen Konzentrationen von CO₂ und CH₄ (Methan) in den letzten 5.000 bis 6.000 Jahren gestiegen, während die globalen Proxy-Temperaturen gesunken sind. Dies ist das Gegenteil von dem, was der IPCC mit der Darstellung von Abbildung 1 bezweckt. Die in Abbildung 4 dargestellte globale Proxy-Temperaturkurve stammt von Marcotts Proxies, wurde aber von Vinós neu interpretiert (Vinós, 2022). Sowohl die Klimamodelltemperaturen als auch die CO₂-Konzentrationen bewegen sich während des größten Teils des Holozäns entgegengesetzt zu den Proxy-Temperaturen.
Die CO₂-Konzentration in Abbildung 4 stammt von Eric Monnin und elf Mitautoren (Monnin, et al., 2004) in einem Artikel in Earth and Planetary Science Letters. Ihre Abbildung 1 ist eine Darstellung der verfügbaren CO₂-Proxies aus antarktischen Eiskernen für das Holozän, die in unserer Abbildung 5 wiedergegeben ist. In dieser Darstellung liegt die Gegenwart links und der Beginn des Holozäns rechts, genau umgekehrt wie in den vorherigen Abbildungen:
Der Eiskern von Dome C zeigt das gesamte Holozän. Er ist in Abbildung 6 dargestellt, die wie die Abbildungen 1 bis 3 ausgerichtet ist, wobei die Gegenwart rechts liegt.:
In Abbildung 7 vergleichen wir drei Temperatur-Rekonstruktionen. Wir verwenden die Vinther-Rekonstruktion für Grönland (Vinther, et al., 2009), die Rosenthal-Rekonstruktion (Rosenthal, Linsley, & Oppo, 2013) aus der indonesischen Meeresstraße im tropischen Pazifik und die antarktische Dome-C-Temperatur-Rekonstruktion (Jouzel, et al., 2007):
Abbildung 7 zeigt, dass die Temperaturen in der nördlichen Hemisphäre in den letzten 5000 bis 6000 Jahren oder länger zurückreichen, ein Zeitraum, der als „Neoglazial“ bekannt ist. Während Rosenthals Rekonstruktion auf 500 Meter tiefen Ozeantemperaturen in der indonesischen Meeresstraße zwischen Borneo und Sulawesi basiert, geht man davon aus, dass die Wassertemperaturen in erster Linie die Lufttemperaturen im tropischen und nördlichen Pazifik repräsentieren. Dies macht insofern Sinn, als sie mit Vinthers Eisbohrkerntemperaturen aus Grönland recht gut übereinstimmen.
Die Antarktis tanzt nach einem anderen Rhythmus. Während des holozänen Klimaoptimums (etwa 8000 v. Chr. bis 4500 v. Chr.) bewegt sie sich entgegengesetzt zu den Temperaturen der nördlichen Hemisphäre, und während die Temperaturen der nördlichen Hemisphäre nach 4500 v. Chr. sinken, bleiben die antarktischen Temperaturen gleich. Nach 5000 v. Chr. steigt die CO₂-Konzentration, wie in Abbildung 6 dargestellt.
Diskussion
Renee Hannon bemerkte die trügerische Darstellung in Abbildung 1 und wies in den Kommentaren zu meinem Beitrag [in deutscher Übersetzung hier] über Javiers Interview mit Tom Nelson darauf hin. Siehe ihren Kommentar hier. Das erklärte Ziel des IPCC ist es, „Regierungen auf allen Ebenen mit wissenschaftlichen Informationen zu versorgen, die sie zur Entwicklung von Klimapolitiken nutzen können“. Ist das Herauspicken von Daten und die Erstellung irreführender Illustrationen „wissenschaftlich“? Ist das Ignorieren und Verstecken gültiger, von Fachleuten überprüfter, relevanter Daten „wissenschaftlich“? Ich glaube nicht.
Das erinnert mich an einen Artikel, den ich für eine andere Publikation recherchierte und bei dem ich feststellte, dass AR6 es schaffte, den berühmten Iris-Effekt zu diskutieren (siehe hier, Abschnitt Lindzen und Choi), der 2001 von Richard Lindzen, Ming-Dah Chou und Arthur Hou entdeckt wurde (Lindzen, Chou, & Hou, 2001), und zwar ohne einen von ihnen auch nur einmal zu erwähnen. Sie erwähnen Lindzen, et al., 2001 später in Kapitel 7 in einem anderen Zusammenhang, daher finden Sie die Studie im Literaturverzeichnis des Kapitels. Die Rosinenpickerei, das Ignorieren gegenteiliger Daten und das „Vergessen“, auf die Entdecker von Schlüsselkonzepten zu verweisen, hat in diesem IPCC epische Ausmaße angenommen. Ich finde das schändlich.
Zitierte Arbeiten
Jouzel, J., Masson-Delmotte, V., Cattani, O., Dreyfus, G., Falourd, S., & Hoffmann, G. (2007). Orbital and Millennial Antarctic Climate Variability over the Past 800,000 Years. Science, 317, 793-796. doi:10.1126/science.1141038
Kobashi, T., Severinghaus, J. P., Brook, E. J., Barnola, J.-M., & Grachev, A. M. (2007). Precise timing and characterization of abrupt climate change 8200 years ago from air trapped in polar ice,. Quaternary Science Reviews, 26(9-10), 1212-1222. doi:10.1016/j.quascirev.2007.01.009
Lindzen, R., Chou, M.-D., & Hou, A. (2001, March). Does the Earth have an Adaptive Iris. Bulletin of the American Meteorological Society, 82(3). Retrieved from https://journals.ametsoc.org/view/journals/bams/82/3/1520-0477_2001_082_0417_dtehaa_2_3_co_2.xml
Monnin, E., Steig, E. J., Siegenthaler, U., Kawamura, K., Schwander, J., Stauffer, B., . . . Fischer, H. (2004). Evidence for substantial accumulation rate variability in Antarctica during the Holocene, through synchronization of CO2 in the Taylor Dome, Dome C and DML ice cores. Earth and Planetary Science Letters, 45-54. doi:10.1016/j.epsl.2004.05.007
Rosenthal, Y., Linsley, B., & Oppo, D. (2013, November 1). Pacific Ocean Heat Content During the Past 10,000 years. Science. Retrieved from http://science.sciencemag.org/content/342/6158/617
Vinós, J. (2022). Climate of the Past, Present and Future, A Scientific Debate, 2nd Edition. Madrid: Critical Science Press. Retrieved from https://www.researchgate.net/publication/363669186_Climate_of_the_Past_Present_and_Future_A_scientific_debate_2nd_ed
Vinther, B. M., Buchardt, S. L., Clausen, H. B., Dahl-Jensen, D., Johnsen, S. J., Fisher, D. A., . . . Svensson, A. M. (2009, September 17). Holocene thinning of the Greenland ice sheet. Nature, 461. Retrieved from http://users.clas.ufl.edu/rrusso/gly6932/vinther_etal_nature09.pdf
Link: https://andymaypetrophysicist.com/2023/02/04/the-ipcc-ar6-report-erases-the-holocene/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
„Das erklärte Ziel des IPCC ist es, „Regierungen auf allen Ebenen mit wissenschaftlichen Informationen zu versorgen, die sie zur Entwicklung von Klimapolitiken nutzen können“.
Die zahllosen Arbeiten, trotz Vorselektion auch Qualität darunter, werden für Presse und Entscheidungsträger so „zusammengefasst“, dass möglichst viel Alarm herauskommt, wie auch dieser Artikel zeigt. Die Politik zeigt sich zufrieden und tut so, als wäre die Alarm-„Forschung“ seriöse und objektive Wissenschaft. So können die „Weltretter“ auch weiterhin das Land und die Menschheit schädigen äh „retten“ – mit dem Klima-Wahn.
Doch die Politik funktioniert noch simpler: Wer macht schon ohne Not Politik gegen die mehrheitlich grünen Medien, die vierte Macht im Staat, und die Klima-Hysterisierten auf der Straße, aufgehetzt von skrupellosen Alarm-„Forschern“? Die Politik knickt ein, könnte sonst Stimmen kosten. Ein Chamäleon des Machterhalts hat es vorgemacht. Die Suppe auslöffeln muss das Wahlvieh – selber schuld!
Die Klima-Angst wurde den Wählern so gründlich eingeimpft, dass Grüne triumphieren und ein leichtes Spiel haben – voraussichtlich auf Jahrzehnte und länger. Zahllosen Menschen wird mit skrupellosem Schüren der Klima-Panik die Gesundheit ruiniert und die Menschheit geschädigt. Doch das interessiert die „Weltretter“ nicht.