Grünfeld, Robert
Das dm-Magazin alverde, für seine politische Erziehung schon länger bekannt, gibt in der aktuellen November-Ausgabe den Leserinnen Tipps, wie sie als brave Konsumentinnen Energie sparen können, um das Versagen der Ampel-Regierung nicht so deutlich werden zu lassen. Das geht, weil „Klimaschutz“ drüber steht.
Dabei ist die politische PR im Sinne der Regierung in Stuttgart und Berlin erstaunlich offen: Winfried „Waschlappen“ Kretschmann wird interviewt und darf seine für Schwaben sinnlose Aufforderung, die Heizung herunterzuschalten, wiederholen.
Dann folgt eine Doppelseite mit Energiespar-Tipps vom Kaliber des „Waschlappens“. Hier die schönsten Stilblüten der alverde-Redaktion:
Dabei laufen durch einen herkömmlichen Duschkopf 15 bis 25 Liter erhitztes Wasser pro Minute durch[sic]. Nach zehn Minuten hat man also eine Wanne voll. Was da hilft? Wasser abdrehen beim Einschäumen.
Nein, wer hätte es gedacht. Nun, wenn ich eine Brause von oben habe, muß ich sowieso abschalten, weil das Duschgel sonst sofort weggespült wird. Habe ich eine Handbrause, muß ich abschalten, um beide Hände frei zu haben.
Öfter mal kalt duschen.
Macht Habeck, der es zuerst empfahl, selber? Da es nicht überprüfbar ist – eher nicht. Der Mann ist über 50 und hat seine „harte“ 20er Phase hinter sich.
Am besten morgens duschen, wenn Sie unter Zeitdruck stehen.
Und wenn ein Handwerker, z.B. ein Sanitärinstallateur, abends müffelt? Nun gut, alverde ist eine Frauenzeitschrift. Aber es gibt auch Krankenschwestern, die nach der Schicht eine warme Dusche gebrauchen können – dummerweise aber nicht so gut verdienen wie ein Redakteur.
Schauen wir mal auf unsere Waschmaschine. Die wenigsten von uns waschen bei 20°, dabei können wir das bei normal verschmutzter Wäsche bedenkenlos.
20°? Meine Maschine fängt bei 30° an. Oder sie meinen Raumtemperatur – ob aber das Leitungswasser im Winter tatsächlich so warm ist, darf bezweifelt werden. Die Enzyme im Waschmittel brauchen zwischen 30 und 60°, um zu funktionieren. Ein Kollege berichtete in dem Zusammenhang einmal, daß er eine befreundete Familie nur ungern besuche, weil diese ihre Wäsche stets sparsam bei 40° oder weniger wasche. Ergebnis: Die Handtücher im Bad und Klo muffeln. Dieses Problem geben die Autoren sogar zu:
Sollte die Maschine mal müffeln, legen Sie für Bettwäsche oder Handtücher einen 60°-Waschgang ein.
Wußten Sie, daß ein Wäschetrockner doppelt bis dreifach so viel Strom wie eine 60°-Wäsche verbrauchen kann? Das Trocknen an der frischen Luft spart enorm Strom.
Daß elektrische Heizungen besonders viel brauchen, ist eine Binsenweisheit. Halten die Redakteure ihre Leserinnen für unbedarfte Kinder?
Lüften Sie Stoß, statt Fenster dauerhaft zu kippen.
Heizung auf und Fenster kippen? Wer, derdie selber zahlt, würde das tun?
Und halten Sie die Türen zwischen beheizten und unbeheizten Zimmern geschlossen.
Kein Kommentar.
Die restlichen Tipps sind ähnlich banal – man hat den Eindruck, die Redaktion bekam den Auftrag, irgendwas zum grünen Weltretten per Verzicht zu schreiben, und saugte sich dann etwas aus den Fingern, egal, ob die meisten vernünftigen Gebührenzahler es sowieso machen. Man wartet am Ende nur noch auf die „zwei Pullover“ von Wolfgang Schäuble, der zudem empfahl, nicht laufend nach Galapagos zu fliegen (War Sie schon einmal da? Unwahrscheinlich, das Archipel ist ein wissenschaftliches Juwel und darf nicht so einfach betreten werden.).
Die tatsächliche Botschaft des Artikels lautet also: Die grüne Regierung hat Recht, wir müssen das Klima und die Umwelt, oder so, retten. Daher ist die Leistung von Habeck und Scholz nicht miserabel – sie tun das Notwendige. Die Probleme sind nicht künstlich gemacht, sondern eine logische Folge des bisherigen luxuriösen Lebens. Die Verteuerung ist nicht die Schuld der wahnwitzigen Politik Merkels. Sie und die Ampel können nichts für die Wohlstandsverluste und Sparzwänge, die wir hinnehmen müssen, um nicht ruiniert zu werden.
Gerd Held formuliert es so bei der Achse:
So ist in diesem Herbst 2022 im Grunde nur eine Negativ-Botschaft geblieben: Die Bürger sollen drastische Einschnitte bei ihrem Lebensstandard, bei ihren kulturellen Aktivitäten und bei ihrer Sicherheit hinnehmen. Deutschland soll zu einem Land des kollektiven Verzichtens werden.
Man fragt sich dann nur, wieso private Produktmagazine von Drogerien diese PR mitmachen. Vielleicht liegt es daran, daß die Leserinnen so viel Strom und Gas sparen sollen, damit sie noch Geld haben, die teuren Öko-Kosmetikprodukte der Kette zu kaufen. Genau dafür ist so ein Magazin nämlich da – als Journalismus getarnt Reklame für Lippenstift und Cremes machen.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Nicht nur die Drogeriemagazine. Die aktuelle Apothekenumschau ist voll davon. Weil es die kostenlos in der Apotheke gibt, stelle ich mir die Frage, wer die Hefte finanziert und diesen Inhalt vorgeschrieben hat.
Es gab ja dort mal einen Artikel von der AAS, Amadeu-Stiftung, über rechte Kinder mit blonden Zöpfen. „Staatsknete“ …
„Die Bürger sollen drastische Einschnitte bei ihrem Lebensstandard, bei ihren kulturellen Aktivitäten und bei ihrer Sicherheit hinnehmen. Deutschland soll zu einem Land des kollektiven Verzichtens werden.“
Tja – wie die Niedersachsen-Wahl zeigte, finden die Bürger das mehrheitlich ganz toll – und haben folglich nix Besseres als diesen Schwachsinn verdient.
Herrlich der Artikel und vor allem die treffende Kommentierung!
„Wussten Sie, dass ein Wäschetrockner doppelt bis dreifach so viel Strom wie eine 60°-Wäsche verbrauchen kann? Das Trocknen an der frischen Luft spart enorm Strom.“
Klar, vor allem für Winter und Regenwetter ein interessanter Vorschlag! Keine schönere Beschäftigung als Wäsche draußen aufhängen! Vielleich auch Teppichböden wie in alten Zeiten draußen ausklopfen – das rettet uns! Doch im Ernst: Zeitgemäße Wäschetrockner arbeiten alle mit Wärmepumpen und sind erstaunlich sparsam. Woran man erkennt: Die „schlauen“ Ratgeber fahren lieber im SUV von Event zu Event und machen einen großen Bogen um die Hausarbeit. Und schreiben erbärmlichen Dumm-Sch.. bei Alverde.
Hier in der Umgebung kann ich Wäsche im Sommer auch nicht mehr draußen auf dem Balkon trocknen lassen. Die Spatzen und andere Vogelarten sind in Berlin nicht ausgestorben sondern haben sich seit 20 Jahren extrem vermehrt. Seit 20 Jahrne sind hier die Bäume stark gewachsen. Da besuchen die Vögel meinen Balkon. Wenn dort ein Wäscheständer steht, überlegen die, ob sie sich das mal genauer angucken müssen und fliegen dorthin. Danach ist die Wäsche voller Sch…haufen. Die Insekten und Spinnen freuen sich auch über dieses Futter. Die Wäsche muss mit höherer Temperatur nochmal gewaschen werden. Würde die danach wieder auf dem Balkon zum Trocknen gestellt, geht es sofort wieder mit waschen und trocknen los … bis in die Unendlichkeit.
Marketing. Man kauft dann vornehmlich bei den „Guten“ ein. Die grün-Gehirn-Gewaschenen rennen in das politisch korrekte Kaufhaus. „Deutsche, kauft nicht bei Juden“ war doch nichts anderes. Wie schrieb Broder:“wenn ihr euch fragt wie das damals möglich war. Weil sie so waren wie ihr heute seid“
Tatsächlich sind moderne Wärmepumpentrockner sehr effizient. A+++ Geräte verbrauchen im Jahr ca. 180kWh oder 72€ im Jahr bei 0,4€ pro kWh , das ist fast nichts. Das sind dann zwei Trockenvorgänge in der Woche. Die wenigsten werden im Sommer wenn man im Freien z.B. auf dem Balkon Trocknen kann, den Trockner verwenden. Und im Winter wird hoffentlich keiner so dumm sein, und das aus Energiespargründen in der Wohnung Trocknen. Der Tipp den DM gibt könnte so sehr schnell nach hinten losgehen, wenn man deshalb Schimmel in der Wohnung bekommt.
DM hat das Fernsehen vergessen. Am besten die Tagesschau täglich weglassen, das sind dann ca. 9,1 kWh im Jahr, also ca. 3,50€. Klingt nach wenig, aber dafür das man auf nichts wichtiges verzichten muss, sondern sogar wertvolle Zeit geschenkt bekommt, mein Top Tip.
Die Leute sparen nicht. Hier im Norden sind die Parkplätze mit SUVs voll. Ob zum Freimarkt, oder Dom … Es wird weiter gefahren und geheizt gerade für die Kinder.
Wolle SUV kaufe?
Das gute Gefühl, auf der richtigen Seite in der Gemeinschaft der Schuldfreien dabei zu sein, soll bewahrt werden. Problematisch wird es erst, wenn sich der mündige Bürger in der Mehrzahl „veräppelt“ fühlt; dann kann sowas gewaltig nach hinten losgehen, mit Umsatzeinbußen, Mitarbeiterstimmung und das trotz bisher positivem Ruf des Unternehmens . . .