– Ohne Mineraldünger droht der Hungertod –
Klaus Ridder
Ich bin in der Landwirtschaft groß geworden, das waren in etwa die Jahre 1947 bis 1960, wo ich noch Erinnerungen habe. Es waren in dem Dorf Helstorf an der Leine, praktisch in den südlichsten Ausläufen der Lüneburger Heide, 30 Landwirte, die mehr oder weniger von der Landwirtschaft lebten. Von diesen 30 Landwirten gab es 3 Großbauern mit mehr als 100 Hektar Acker- und Weidefläche. Heute sind die „Kleinbauern“ alle verschwunden und es gibt noch 2 „leistungsfähige“ Höfe und 2, die am Rande der Existenz wirtschaften. Der Grund liegt einfach im Strukturwandel, Landwirtschaft lohnt sich nicht mehr – es sei denn, man betreibt sie nach modernsten Erkenntnissen. Doch was versteht man darunter?
Am Beispiel der Kartoffel- und Getreideernte versuche ich mal zu erklären, wie es damals war.
Es gab einen Schädling, den gestreiften Kartoffelkäfer – schon die roten Larven bedienten sich an den Blättern und erst recht die Käfer selbst. Zum Spritzen mit Schädlingsbekämpfungsmitteln (z.B. das bekannte E605) fehlte den Bauern oft das Geld, also suchten wir Kinder (= Kinderarbeit) tagelang nachmittags nach der Schule die Larven und Kartoffelkäfer von den Kartoffelpflanzen und vernichteten sie. Der Ertrag an Kartoffeln war ohnehin bescheiden und wenn man sie an die Städter in Hannover verkaufte, bekam man 3 bis 5 DM für einen Zentner (= 50 kg), Anlieferung bis in den Keller eingeschlossen. Soviel bezahlt man heute für 2,5 kg. Ja, und die „armen Leute“, von denen es in der Nachkriegszeit viele gab (es gab ja noch kein Hartz IV), suchten nach der Ernte die Felder ab, um noch ein paar Kartoffeln auf den abgeernteten Feldern zu finden.
Die Getreidefelder blühten und das waren nicht nur die Getreideähren. Es waren die blauen Kornblumen oder der rote Mohn – schön anzusehen. Die Ernte, noch ohne Mähdrescher, war mühsam und bis zum Dreschen im Winter, also bis es das ersehnte Korn gab, musste alles mehrmals angefasst werden: Mähen, abnehmen von der Sense und Garben binden, aufstellen zu Stiegen, trocknen, Abfuhr in die Scheune, lagern, dreschen und manchmal musste mit einer „Staubmühle“ „Spreu vom Korn“ getrennt werden. Dann war das Korn aber immer noch nicht sauber, weil darin noch die Samen von Mohn- und Kornblumen enthalten waren. Dann wurde das Korn in eine Reinigung gefahren und gereinigt, bevor die Müller es annahmen. Korn mit „Fremdsamen“ war für die Mehlherstellung nicht zu gebrauchen.
Der Ertrag auf den mageren Heideböden war nicht so üppig (20 Doppelzentner pro Hektar?)
Irgendwann kam Anfang der 60er Jahre für mich die Wende, meine Eltern gaben die Landwirtschaft auf, es lohnte sich nicht mehr und wir 3 Söhne konnten auch nicht mehr zuause helfen, weil wir Berufe lernten und in der Ausbildung keine Zeit mehr für die Tätigkeit in der Landwirtschaft vorhanden war.
Änderung in der Landwirtschaft
Seit dieser Zeit hat sich im Verlaufe von 50 Jahren die Landwirtschaft grundlegend verändert und heute gibt es, wie schon erwähnt, noch 2 leistungsfähige Höfe in meinem Heimatdorf Helstorf; diese haben sich auf bestimmte Produkte spezialisiert.. Zum einen gibt es keine „Knechte“ und „Mägde“ mehr (25 % der berufsfähigen Menschen arbeiteten in der Landwirtschaft), die für wenig Geld Arbeiten verrichteten und zum anderen mussten die Arbeitsabläufe so geändert werden, dass mit teuren Maschinen die Arbeiten erledigt werden können. Und dann kam die Chemie hinzu, aber das fing ja praktisch schon mit Justus von Liebig (1803-1873) an, der erkannte, dass Pflanzen wichtige anorganische Nährstoffe in Form von Salzen aufnehmen und den Grundstein für die Mineraldüngung legte und somit den Beginn der Agrochemie einleitete. Ohne das Wirken des Agrarforschers wären Millionen von Menschen an Hungersnöten gestorben.
Die Mineraldüngung wurde fortentwickelt ( zum Beispiel das Haber Bosch-Verfahren – Gewinnung von Ammoniak) , hinzu kam die Entwicklung von Mitteln zur Unkraut- und Schädlingsbekämpfung.
Heute wachsen Getreide, Kartoffeln, Rüben und Gemüse dank der Düngung mit Mineralstoffen praktisch auf allen Böden (Sand, Klei, Lehm,..). Und Kartoffelkäfer gibt es auch nicht mehr, auch sind die Äcker frei von Unkraut – es wird halt gespritzt. Und in der Landwirtschaft arbeiten nur noch 2 % arbeitsfähige Menschen und der Ertrag ist um das etwa vierfache höher.
Um allein in Deutschland 83 Millionen Menschen zu akzeptablen Preisen zu ernähren, geht es wohl nicht anders. Die Erträge sind im ökologischen Landbau um 30 bis 40 % niedriger als beim konventionellen Landbau. Somit ist die sog. Bioware teurer und die teuren Produkte kann sich nicht jeder leisten. Und ob Bioprodukte immer „bio“ sind – ich habe da meine Zweifel.
Übrigens, die beiden noch leistungsfähigen Bauern in Helstorf haben sich spezialisiert. Der eine Bauer hat von den ehemaligen Kleinbauern Land dazu gekauft und baut großflächig Getreide an, das er verkauft. Getreide kann praktisch im Einmannbetrieb angebaut und auch geerntet werden. Eine Nachbehandlung wie Reinigung ist nicht mehr erforderlich. Es ist frei von Mohn- und Kornblumensamen. Die großen Schweineställe, mit den Ferkelzucht betrieben wurde, hat er zu Gewächshäusern für Geranien umgebaut. Im Frühjahr erntet er Spargel, den rumänische Gastarbeiter stechen, und verkauft in der Saison Spargel und Geranien.
Der andere Bauer betrieb bis 2021 Milchwirtschaft mit 150 Kühen und eine vollautomatische Anlage für die Ferkelzucht. Beide Erwerbsquellen waren und sind ohne Chemie nicht möglich, zumal die Preise für Milch seit Jahren sehr niedrig sind und die Ferkel für wenig Geld verkauft werden, weil Schweinefleisch zu „Spottpreisen“ in den Supermärkten zu haben ist. Gespart werden muss übrigens auch bei der Kastration der männlichen Ferkel. Derzeit erfolgt die Kastration mit der Hand ohne Betäubung, praktisch werden dem Ferkel die Hoden einfach weggeschnitten. Eine Betäubung, wie von Tierschützern befürwortet wird, kostet pro Ferkel ein paar Euro und die derzeitige Kalkulation lässt das aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu.
Überrascht war ich bei meinem Besuch 2021 in Helstorf. Der Milchbauer, übrigens ein Schulfreund von mir, hatte seine 150 Milchkühe verkauft. Es lohnte sich nicht mehr.
Ich habe kürzlich eine Abrechnung eines Arbeiters, der bei der Nürburgring GmbH 1948 beschäftigt war, gesehen: Ein Liter Milch hat 1948 mal 26Pfennige gekostet und der Stundenlohn für einen Arbeiter lag bei 80 Pfennige. Man musste praktisch für einen Liter Milch etwa 20 Minuten arbeiten – heute sind es etwa 3 Minuten. Ja, es ist richtig, die Nürburgring GmbH hat auf ihren Flächen nach dem Krieg auch Landwirtschaft betrieben.
Zuviel des Guten?
Mineraldünger, Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel kosten Geld. Kein Landwirt kommt deshalb auf die Idee, zu viel davon zu gebrauchen. Es wird bedarfsgerecht gedüngt und gespritzt. Dazu werden Bodenproben genommen und untersucht – danach richtet sich die Menge des aufzubringenden Mineraldüngers.
Wie schon erwähnt, liegen die Erträge beim ökologischen Landbau 30 bis 40 % niedriger . Auch gibt es nicht genug Mist und Gülle für die biologische Nährstoffversorgung.Würde man tatsächlich die Landwirtschaft umstellen, wären für den flächendeckenden ökologischen Landbau zusätzlich zur Ernährung der Bevölkerung bis 2050 1,1 Milliarden Hektar Land zusätzlich erforderlich (das entspricht der Fläche von 300x NRW) . Und denken wir vielleicht auch daran, dass bei weniger Ertrag zusätzliche Fahrten mit Ackermaschinen wie Traktoren und Mähdrescher erforderlich sind. Der Treibstoffverbrauch ist somit höher.
Und Schädlingsbekämpfungsmittel?
Zugegeben, die verwende ich in meinem Garten auch. Wir haben 30 Buchsbäume und die werden von einem aus China eingeschleppten Schädling, dem Buchsbaumzüngler, befallen. Zuerst versuchte meine Frau , die Raupen und Nester abzusammeln. Das dauerte viele Stunden und half nicht. Auch eine Falle für 30 €, das war praktisch ein Kunststoffeimer mit einem Duftstoff, brachte keinen Erfolg. Die Buchsbäume drohten kaputt zu gehen.
Dann bekam meine Frau eine Allergie vom Absammeln und wir entschlossen uns, den Schädling doch chemisch zu bekämpfen – das half und wir konnten unsere 30 Buchsbäume retten.
Auch der Landwirt hat keine Zeit, beispielsweise die Kartoffelkäfer abzusammeln – also spritzt er.
Vielleicht noch ein Beispiel von einem Bio-Bauernhof in Mecklenburg, den ein früherer Nachbar aus meinem Heimatdorf dort betreibt.. Gezüchtet werden Angus-Rinder, streng „biologisch“. Die Rinder laufen Sommer und Winter frei auf großen Weiden herum und ernähren sich nur von Gras. Die Zucht ist zertifiziert und das selbstvermarktete Fleisch ist begehrt von Privatpersonen und Restaurants, aber sicher für den Normalverbraucher zu teuer.
Bei einem Besuch erläuterte mir Bauer Heinz Büsing ein Problem. Auf den Weiden hat er Jakobskreuzkraut festgestellt – und das kann tödlich für die Rinder sein, wenn die das fressen. Er hat dann die einzelnen Pflanzen rausgestochen. Doch das reichte nicht aus. Mit Unkrautvernichtungsmitteln darf er das Jakobskreuzkraut nicht bekämpfen. Er muss also weiter die Pflanzen ausstechen und hoffen, dass es die Rinder nicht fressen.
Ist Glyphosat krebserregend?
Früher wurden auf unserem Bauernhof die Wege im Garten mit Unkraut-Ex freigehalten. Das war ein weißes Pulver, das wir mit Wasser verdünnten und mit einer Gießkanne vorsichtig verteilten. Das half, die Wege waren unkrautfrei. Es hatte für uns Jugendliche noch einen brauchbaren Nebeneffekt, wir fertigten mit Löschblättern, die wir in der Lösung mit Unkraut-Ex eintauchten, Knallfrösche. Die funktionierten zwar nicht immer so, wie wir es wollten, aber knallen, das schafften sie immer.
Viele Jahre später, wir hatten in Schweden einen alten Bauernhof gekauft, versuchte ich, dort ein Unkrautbekämpfungsmittel zu kaufen, als Privatperson bekam ich keins. Ich brachte mir dann ein Produkt aus Deutschland mit, das den Stoff Glyphosat enthielt. Doch eine Wirkung war nicht festzustellen – dabei war eine kleine Flasche recht teuer (15 €?). Glyphosat, ein Wort, das wohl über 3 Jahre durch die Medien geht. Es ist ein Unkrautbekämpfungsmittel, das von der US-Firma Mansato entwickelt wurde und seit vielen Jahren erfolgreich weltweit im Einsatz ist.
Es ist als Grundstoff in vielen Mitteln, die zur Unkrautbekämpfung verkauft werden, enthalten. Man spricht davon, dass es krebserregend sein kann. Bewiesen ist das nicht.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Wernigerode vertritt übrigens auch die Auffassung , dass keine signifikanten Anhaltspunkte für die Krebsgefahr von Glyphosat vorliegen.
Ein Unkrautbekämpfungsmittel, wie auch Glyphosat, soll Unkraut vernichten und vernichtet somit auch Blüten mit Nektar für die Bienen, praktisch wird der Biene die Nahrung entzogen. Das ist nun eine ethische Frage: Wohl des Menschen oder Wohl der Biene? Aber, auch dafür gibt es eine Lösung: Landwirte sähen auf freien Flächen neben dem Acker Blumen an, das ist gut für die Bienen und auch gut zum Anschauen. Übrigens, in Schweden werden an den Straßenrändern Blumen ausgesät anstatt Gras, das gemäht werden muss. Das ist auch gut für die Bienen und für das Auge.
In einem großen Blumencenter in Hennef wurde ich über Glyphosat aufgeklärt und bekam auch ein Informationsblatt.
Zukunft der Landwirtschaft
Immer mehr Menschen (10 Milliarden 2050?) müssen künftig ernährt werden und das bedeutet eine neue Herausforderung für die Landwirtschaft. Die Felder werden vollautomatisch und satellitenunterstützt bearbeitet werden. Gentechnisch behandelte Pflanzen werden resistent gegen Schädlinge sein. Immer kostbarer werdendes Wasser wird aus dem Meer gewonnen und nur noch tröpfchenweise sparsam den Pflanzen zugeführt werden. Man spricht von ‚Präzisionslandwirtschaft‘. Aber, ganz ohne Risiko wird auch die künftige Landwirtschaft nicht betrieben werden können und leider verhindern die ideologischen Vorstellungen sog. Nichtregierungsorganisationen (NGO’s) wie Deutsche Umwelthilfe (DUH), Greenpeace, BUND, usw. wichtige fachliche Diskussionen.
Klaus Ridder
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Sehr geehrter Herr Ridder!
Letztes Jahr fand ich beim Aufräumen in der Garage ein Mittel mit Glyphosat.
Bei uns sprießt in der Garageneinfahrt und auf den Stellplätzen ganz gut das Unkraut.
Glyphosat, richtig angewendet, wirkt recht gut, taugt aber nicht zur Vorbeugung.
Ich mischte eine sehr kleine Menge an, füllte es in eine Sprühnebelflasche ähnlich Fensterreiniger.
Man besprüht nur die Pflanze, die Blätter, trägt es nicht in den Boden ein.
Nach mehreren Tagen zeigte sich der Erfolg, alle besprühten Pflanzen verwelkten.
Sogar bei Brennnesseln hilft das Zeugs gut, der Wirkstoff geht bis in die Wurzeln.
Unsere „Brennnesselplantage“ hinter dem Haus sprühte ich nur teilweise ein, nicht die Ränder.
Dieses Jahr kam nur der Randbereich wieder, wo noch das Wurzelwerk intakt war.
Laut Hersteller wird eine spezielle Nährstoffzufuhr blockiert, die die Pflanze absterben lässt.
Im Gegensatz zu Unkrautex wirkt es nicht prophylaktisch, nur bei schon vorhandenen Pflanzen.
Dieses Jahr versuchte ich ein anderes Mittel, Zusammensetzung ähnlich dem altbekannten Unkrautex.
Es nennt sich Wegerein, Suchmaschinen finden es meist als „we ge rein“ besser.
Das gibt es auch flüssig, ich kaufte eine Dose mit 1,2 kg als Granulat.
Ich mischte lediglich eine halbe Gießkanne, 5 Liter, an, erst mal vorsichtig probieren.
Erfolg verblüffend, die Wirkung war am zweiten Tag schon deutlich erkennbar.
Von dem Zeugs erhoffe ich mir etwas Langzeitwirkung, bin auf das nächste Jahr gespannt!
Ich habe mir extra die beiden Stellen gemerkt, wo ich es auf die Steine/Fugen goss.
Tja – wie schreibt die hiesige Regionalzeitung Heilbronner Stimme:
Der Weizen ist in diesem Jahr in Punkto Ertrag und Proteingehalt unterdurchschnittlich, wobei je nach Standort und Düngung eine weite Streuung herauskommen kann, wie Schleihauf erläutert. Zudem sei der Weizen in der Hitze und Trockenheit notgereift.
Der Getreideexperte berichtet von zahlreichen Schmachtkörnern. Aufgrund der Düngemittelpreise, die im Vergleich zur Vorsaison vier Mal so teuer geworden sind, hätten wohl viele Landwirte zurückhaltender gedüngt. Faber vermutet, dass die für Qualitätsweizen wichtige Spätdüngung hier und da ausgeblieben ist. Die Folge zeigt sich auch in dem um etwa ein Prozent niedrigeren Eiweißgehalt. Dieser ist aber wichtig, damit das Weizenmehl bestimmte Backeigenschaften hat. Für Backweizen ist ein Proteingehalt von mindestens 12 Prozent nötig. Für Aufmischweizen werden 13 und für Eliteweizen 14 Prozent vorausgesetzt.
Und die Verringerung des Düngemitteleinsatzes ist doch wohl das erstrebenswerte Ziel unserer grünen Politik!
Danke für diesen insgesamt guten Artikel.
Jakobskreuzkraut und andere Probleme mit Bio-Ware: Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) ist auch für den Menschen hoch giftig (lebertoxisch). Wenn nun irgendwelche „Bio-Kräuter“ wie Kamille für Tee oder Arznei-Salbei ohne chemische Unkrautbekämpfung angebaut werden, können sie mit Jakobskreuzkraut und anderen Giftpflanzen verunreinigt sein – das ist viel schädlicher, als die paar Chemie-Rückstände in konventioneller Ware. Ähnliches gilt für Schimmelpilzbefall (Aflataxine) oder belastete Bockshornklee-Keime.
„Mineraldünger, Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmittel kosten Geld. Kein Landwirt kommt deshalb auf die Idee, zu viel davon zu gebrauchen. Es wird bedarfsgerecht gedüngt und gespritzt. Dazu werden Bodenproben genommen und untersucht – danach richtet sich die Menge des aufzubringenden Mineraldüngers.“
Es kommt sogar noch besser: Mit digitalem, GPS-gesteuertem Präzisions-Farming (praktisch jeder Quadratmeter eines großen Ackers wird nach den Erfordernissen des Bodens und der Pflanzen gezielt individuell gedüngt und nur bei Bedarf mit Pestiziden behandelt) werden Mineraldüngereinsatz und Pestizide weiter reduziert.
Blühstreifen: Die sind aus ökonomischer und ökologischer Sicht unsinnig. Sie reduzieren die Anbaufläche, blühen aber, weil sie oft Phacelia, Sonnenblumen und Marokkanische Malven enthalten, nur wenige Wochen. Den Insekten hilft das kaum. Viel besser ist es, Weg- und Grabenränder seltener zu mähen und nicht zu düngen. Dort wachsen dann von April bis in den Herbst mit Löwenzahn, Veilchen, Schafgarbe, Wilder Möhre, Bitterkraut, Kanadischer Goldrute, Glattblatt-Aster und anderen Arten stets blühende Pflanzen für die Insekten.
Was mir im Beitrag fehlt, ist das in der BRD (Blöden Republik Dämelland) völlig verschlafene Bewässerungsproblem. In diesem Dürre-Sommer wäre Bewässerung selbst von Getreide zur Ertragserhöhung wichtig gewesen. Und wir bleiben ein recht wasserreiches Land – man muss das Wasser nur auffangen und speichern. Kostet was, sichert aber unsere Ernährungsgrundlage. Von Israel könnten wir da viel lernen – aber wir sin ja mit Gendern, Klimaschutz und der Energiewende beschäftigt… .
Herr Kämpfe schreibt: „… Und wir bleiben ein recht wasserreiches Land – man muss das Wasser nur auffangen und speichern…“. Ein richtiger und sinnvoller Vorschlag. Kleine Ergänzung. Man kann es auch versickern lassen, dann wäre der Boden der Speicher. Falsch ist die jetzige Methode. Das Wasser sofort ins Meer ableiten. Die jetzige Methode mit den vielen Drainagen und unterirdischen Ableitungsrohren ist sogar teurer.
Heute machen die Landwirte alles um EU-Subventionen abzugreifen. Auch „Biolandwirte“. Mit Landschaftspflege hat die heutige Landwirtschaft nichts mehr zu tun. Überall bei uns im Norden wächst inzwischen Energiemais, vor die Felder setzt man Blühstreifen zur Deko. Milchbauern geben auf und setzen auf Bio-Rindfleisch … Für die Luxus-Gastronomie und Oberschicht. Und erhalten natürlich auch reichlich EU-Subventionen. Dann werden Höfe und Land noch für den Biotourismus für Städter vermarktet. Ich mache um diese Höfe inzwischen einen großen Bogen.
Meine Äpfel sehen aus wie aus den Regalen von Kaufland und habe so viel davon, dass ich den Nachbarn verschenken muss. Die Bäume sind frei von Schorf, die Rosen frei von Rost, Läuse sind seltene Gäste. Brauche nur mit der Flasche klappern, da springt der Zünsler vom Buchsbaum und rennt weg….
Da ich entgegen aller Gartempfehlungen harte Chemie in Polen, zum Tei auch Holland besorge.
Kann nur jedem empfehlen, der seine Pflanzen liebt, es mir gleich zu tun. Die ganzen Bioapostel, die das Internet mit Empfehlungen für Hausmittelchen vollmüllen, greifen bei Krankheiten auch zu Chemie, und nicht auf Kräutertee und Hoffnung, dass sie es überleben.
Das konsequente Umsetzen der Bioideologie hat man in Sri Lanka gesehen, kennt man auch aus dem Mittelalter…
Reife Äpfel am eigen Baum schon Anfang August? Wo das? Bei mir werden gerade die Tomaten reif. Ohne Chemie. Ich wohne an Kleingartengebieten. Da wird auch alles ohne Chemie reif und wächst gut. Gerade sind die Brombeeren reif.
Bei uns in Potsdam ist das so. Auch ohne Chemie.
Äpfel schon alle reif und geerntet, oder abgefallen.
Die Reife ist nur von der Sorte abhängig, habe eine sehr frühe dabei.
Von der Chemie ist die Anzahl, die Größe und der Fremdfleischanteil im Apfel abhängig.
Und vor allem die Freude, dass alle Blätter grün und gesund sind, keine gelbe mit schwarzen Punkten. Schon wenige Stunden nach einer Behandlung stelle ich mit Freude fest, dass die schlaff hängenden Blätter wieder kraftvoll nach Oben zeigen mit Hinweis auf Gesundheit und Wohlbefinden.
Ertrag gibt es auch ohne Chemie.
Ein Artikel, die Landwirtschaft vor 70 Jahren richtig beschreibt, im Osten war es ähnlich die Zusammenlegung zu LPG führte zu gewollten industriellen Produktion. Das heutige Wohlstandsproblem ist teilweise erhebliche Überproduktion in D. Wir haben bisher Schweinefleisch nach China exportiert !!!!! Die dabei anfallende Gülle stellt zum Teil schon ein Problem dar.Gleichzeitig haben wir gemessen am Einkommen mit die niedrigsten Nahrungsmittelpreise in Europa. Der Fördertopf für Landwirtschaft in der EU war bisher immer mit der größte Posten. Die sehr effizienten ,aber teuren Landmaschinen gehen nur in einer subventionierten Landwirtschaft oder in sehr großen Einheiten. Landwirtschaft wie es die Grünen es wollen wird niemand betreiben wollen. 365 Tage im Jahr ohne großen Urlaub arbeiten bei überschaubaren Einkommen,das will von der (grünen) Jugend niemand mehr. Ich habe mich erst kürzlich mit einem Bauern unterhalten (300ha,Milchwirtschaft 150 Kühe, Getreideanbau ) Da ist Urlaub ein Fremdwort. Melkautomaten ca. 1 Mio Euro schlicht nicht finanzierbar und Behörden, inclusive Zoll die eine Kuh nicht vom Schwein unterscheiden können, traktieren solche Leute.Was hat die Landwirtschaft in einem noch Industrieland für eine Zukunft?
Das beste und billigste Düngemittel für die Zukunft ist die Zunahme des CO2-Gehalts der Luft. Das führt zu viel grösseren Ernten, was auch in EIKE wiederholt erwähnt wurde.
Danke für den Artikel. Als ich einen Artikel vor etlichen Jahren über Justus Liebig schrieb, stellte fest, dass auch er schon gegen die grünen Ideologen zu kämpfen hatte. Später in seinen chemischen Briefen bezeichnete er sie als die Pestilenz des Jahrhunderts. Mit scharfer Zunge schrieb er:
„Für die Naturphilosophie ist der Zustand der Materie, den man lebendig nennt, dasselbe, was die otahaitischen Priester für Tabu (unantastbar, heilig) erklären; versucht man, dieses Geschlecht zum Sehen zu bringen, so reißen sie sich lieber die Augen aus. Die Tätigkeit, das Wirken der Naturphilosophen war die Pestilenz, der schwarze Tod des Jahrhunderts. Von ihnen stammen diese des wissenschaftlichen Geistes unwürdigen Meinungen her, daß die Schöpfungskraft der Natur aus verwitterten Gebirgsarten, verwesten Pflanzenstoffen und Regenwasser die mannigfaltigsten Pflanzen, ja selbst Tiere, lebendige Wesen ohne Samen zu erzeugen vermag, daß Läuse bei Kindern in Folge von Krankheitsprozessen entstehen, daß der tierische Organismus fähig ist, Eisen und Phosphor zu erzeugen!Wer möchte ihnen nicht mitleidig und nachsichtig das Spielzeug lassen, womit sie, anstatt mit würdigeren Beschäftigungen, ihr Leben ausfüllen, stünden sie nicht an vielen Orten an der Spitze der Universitäten, der Brennpunkte der Wissenschaften, von denen aus die Wahrheit und das Licht sich nach allen Seiten hin verbreiten soll; vergifteten diese falschen Propheten nicht unsere Jugend, und machten sie unfähig, an unseren Forschungen Teil zu nehmen, dem Staate und ihren Mitmenschen zu nützen! Einen Menschen, der im Zustande der Tollheit einen anderen umbringt, sperrt der Staat ein und macht ihn unfähig zu schaden; und ihnen erlaubt man, heut zu Tage noch, unsere Ärzte zu bilden und diesen ihren eigenen Zustand der Tollheit mitzuteilen, der ihnen nach Gewissensruhe und nach Prinzipien erlaubt, Tausende zu töten!“
Klasse! Und heute die Grün-Idioten…
In dem Artikel wird vieles angerissen, weniges zum aktuellen Stand gesagt und den Gründen warum wir mehr Aufmerksamkeit der Politik auf die mittel- und kleinbäuerlichen Betriebe bedürfen und weniger Geld für die großindusdrielle Agrarlobby. Vom Selbstversorgungsgrad liegt Deutschland, wie viele Länder der EU teilweise weit über dem Bedarf. Bei Getreide tendieren wir zwar gerade in Richtung Unterversorgung, jedoch weniger aufgrund bäuerlichen Wirkens, sondern wegen einer realitätsfernen EU-Politik. Bei der Fleischproduktion, alle Fleischarten eingerechnet haben wir eine Überversorgung auf 121%, also insgesamt völlig ausreichende Strukturen und Erträge. Was derzeit unter dem Green Deal läuft hat wenig mit ökologischer Ausrichtung der europäischen Landwirtschaft zu tun, aber sehr viel damit das weltweit agierende Investorengruppen denen wurst ist ab auf den Feldern Dixi-Klos stehen oder Getreidehalme, hauptsache die Fördergelder aus Brüssel sprudeln kräftig. Und damit das so bleibt und noch besser wird, treffen deren Heerscharen Lobbyvertreter gerne auf bäuerlich abstinente Brüsseler Verwaltungsbeamte um diese zu bepuseln und nebenher den neuesten Schrei an „fortschrittlicher“ Landwirtschaftsförderung Richtlinienkonform zu überreichen. Wir brauchen sehr viel mehr Anerkennung der täglichen Arbeit auf den Feldern, förderung deren ökologischer Investitionen die in weiten Teilen auch Förderung in klimaneutrale Umgestaltung wäre und wir würden immer noch nicht am Hungertuch nagen und auch das Preisgefüge muss darunter nicht zwingend leiden, wie ja die derzeitige Überproduktion hinlänglich beweist. (Zahlen aus Statista 2021)
Man bedenke, die Welt wirtschaftet arbeitsteilig am effizientesten, des einen Überproduktion ist des anderen Unterproduktion.
Aktuell haben wir laut Medien eine Weizenversorgungskrise durch den Russland-Ukraine-Krieg. Dabei produziert Deutschland sogar etwas mehr Weizen als die Ukraine; anteilig an Weltweizenproduktion: Ukraine 3,1 %, D 3,5 %, Russ. 8,4 %. Wenn man deutsche Bauern entfesseln/lassen würde, könnten diese ad hoc mehr liefern. „Ein Teil die Welt hungert“ und Deutschland macht staatlich verordnete Zwangsflächenstillegung zum Schutz der Artenvielfalt, etc.. Wie viele Käfer wiegen ein Menschenleben auf?
Da muss erst Putin einen Krieg vom Zaun brechen, damit aktuell in Deutschland einmalig für 2023 Erleichterungen für zusätzlichen Getreideanbau, etc. vom grünen Landwirtschaftsminister nach sehr sehr langem Zögern, wohl gerade noch rechtzeitig, nach großem öffentlichen Druck, zugestanden werden.
Ein guter Artikel, weil er die Argumente gut darlegt, aber auch zu weiterem Nachdenken anregt. So bei mir: Bitte schaut die beiden identischen Häuser auf dem Titelbild an. Das einstige Bauernhaus vor 100 Jahren, im Gegensatz zu heute: 1) Die Flächen um das Haus sind heute versiegelt. 2) das Haus besitzt Dachrinnen, das Regenwasser wird schnell in den nächsten Bach geleitet. Das alte Haus: Keine Dachrinnen, der Boden um das alte Haus ist weitgehend unversiegelt. Ein Regen führt zu Matsch, der das Wasser aber in den Untergrund versickern läßt. Das Dachregenwasser fließt frei über den Hof in vielen Rinnsalen in die Straßenkandel – so hieß das bei uns früher- von dort in die „Bachstraße“ – so heißt die inzwischen asphaltierte Straße bei uns heute noch- und dann in einen Teich in der Siedlung oder am Rande der Ortschaft oder verteilte sich vor dem Kocher in den Au- und Sumpfwiesen. Nach dem Regen mußten wir Kinder Gummistiefel anziehen oder man schlüpfte für einen schnellen Gang über den Hof in die Holzklumpen. Diese ganze Unordentlichkeit verhinderte heiße Sommer, sorgte für Verdunstung, sorgte für die Auffüllung des Grundwasserspiegels, führte zu mehr Sommerregen. Wollen wir das zurück? Ganz bestimmt nein. Deshalb sind die heißen Sommer in den Wärmeinseln, wo die Wetterstationen stehen auch keine Klimakatastrophe, sondern eine vom Menschen herbeigeführte Umweltveränderung, die auch die Wetterfaktoren nach 30 Jähren=Klima ändert und zur Versteppung und Austrocknung Deutschlands führt. Man muss die wahren Ursachen benennen, nur so kann man Fehlentwicklungen wieder rückgängig machen.