Helmut Kuntz

Uns fehlt zunehmend Energie. Nicht zufällig oder unabwendbar, sondern von unseren „Eliten“ ganz bewusst und konsequent herbeigeführt. Weiter stellen zumindest die Bürger fest, dass Energie – ob mit oder ohne Strom – immer teurer wird, wobei dies für Strom seit dem Beginn der neuen Energien wie eine festgenagelte Konstante gilt.
Doch nun ist endlich der Durchbruch geschafft. Ein vorwiegend von Bundestags-Abgeordneten und Vertretern aus Bundesministerien geleiteter ThinkThank weiß: Wenigstens Strom wird bald nichts mehr kosten.

Wind- und Solarkraft gibt es bald im Überfluss …

sagen Vertreter einer Denkfabrik mit der sinnigen Bezeichnung „SPRIN-D BUNDESAGENTUR FÜR SPRUNGINNOVATION HEIMAT FÜR RADIKALE NEUDENKER:INNEN“ [2], wie es die „WELT“ kürzlich berichtete:
WELT: [1] Angesichts der steigenden Energiepreise ist kaum vorstellbar, dass es Wind- und Solarkraft bald im Überfluss geben wird. Tatsächlich gibt es aber die nötige Technologie und das Kapital, wie Beispiele zeigen. Damit könnte eine Zukunftsvision aus den 1960er-Jahren Realität werden …
… Damit arbeiten sich regenerative Energien an eine technische Vision aus den 1960er-Jahren heran: „too cheap to meter“ – Energie lässt sich künftig so günstig produzieren, dass es sich gar nicht mehr lohnt, diese abzurechnen.
… Grüner Strom könnte damit zu einem öffentlichen Gut werden, geerntet auf einer staatlich ermöglichten Energie-Allmende, für alle kostenlos verfügbar …

Solche Vorhersagen sind nicht ganz neu. Während Tritti(h)n der GRÜNE vor langer Zeit noch von einer Kugel Eis, allerdings als zusätzliche Kosten, sprach belehrte bereits ein Redakteur der Heimatzeitung den Autor, dass Strom mit Sicherheit bald nichts mehr kosten werde und auch gar nicht kann, da Sonne und Wind keine Rechnungen auszustellen vermögen. Das war zu der Zeit, als Solareinspeisung noch mit 50,6 … 57,4 Cent/kWh netto für 20 Jahre vergütet wurde, während diese Energiemenge in Wirklichkeit ca. 2 Cent wert war.

Es hat viele Jahre gedauert, doch zum Schluss hat dieser Redakteur anscheinend wirklich Recht behalten. Zwar bemerkt der normale Bürger davon noch nichts, aber eine von einem solch honorigen Gremium – und davon vorwiegend Politiker*innen – geleitete Denkfabrik kann sich nicht irren.

Wer sitzt bei SPRIN-D im Aufsichtsrat

Homepage: Dem Aufsichtsrat der SPRIND GmbH gehören an:
Dr. Franziska Brantner, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Yasmin Fahimi, Deutscher Bundestag
Prof. Dietmar Harhoff, Ph. D., Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb
Dr. Kristina Klas, Bundesministerium der Finanzen
Susanne Klatten, SKion GmbH
Ronja Kemmer, Deutscher Bundestag
Dr.-Ing. E. h. Peter Leibinger, TRUMPF GmbH + Co. KG (Vorsitzender des Aufsichtsrats)
Dr. h.c. Thomas Sattelberger, Bundesministerium für Bildung und Forschung
Prof. Dr. Birgitta Wolff (Stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats)

Technik

Es wird wohl daran liegen, dass Atom- und Kohlestrom immer noch die Leitungen blockieren und der kostenlose Ökostrom nur deshalb beim Verbraucher einfach (noch) nicht ankommt. Herausgefunden hat dieses Wissen der Autor nicht selbst, sondern bei der Politikberaterin, Fachfrau für Klima und Energie, Professorin C. Kemfert, nachgelesen:
[3] C. Kemfert: … In einem Beitrag in „Capital“ schreibt sie über Mythen der Energiewende. Strom werde billiger durch den weiteren Ausbau der Erneuerbaren, Atom- und Kohlestrom verstopfe die Netze …

Dazu muss man noch wissen, dass Ökostrom, um wirklich dem GRÜNEN Nachhaltigkeitsanspruch zu genügen,vom immer irgendwie an das grässlich-tödliche Atom erinnernden Elektron als Transportmedium auf die viel natürlicheren Moleküle gewechselt hat und es seitdem den berüchtigten „Molekülstau im Netz“ [3] gibt, wie wir ihn aktuell erleben. Es wird der ewige Verdienst von Frau Kemfert bleiben, dies alleine herausgefunden zu haben. Gleichzeitig belegte sie damit ihr herausragendes Energie-„Fachwissen“ und gewann Anschluss an das elitäre Niveau GRÜNER Fachpersonen, wie Özdemir mit seinen Gigabyte an Strom und Annalena mit ihrem Strom speichernden Netz.

Man muss nur vorausschauend denken …

Tritti(h)n wurde mit seiner damaligen Kugel Eis zu einem berühmten Visionär. Allerdings fehlte ihm noch die zusätzliche Komponente, die nötige, präzise „Vorausschau“. Dann hätte er die Kugel nämlich mit dem Paradigmenwechsel verknüpft und Raum für mehr vorausschauende Analyse gelassen und wäre so bereits damals zum Ergebnis gekommen, dass man die Kugel Eis nicht aufschlägt, sondern wegnehmen muss und wenn man das oft genug macht, eine Bepreisung des Stromes – weil zu aufwendig – gar nicht mehr sinnvoll ist:
WELT: [1] Die aktuell hitzigen Debatten um explodierende (und politisch explosive) Gaspreise, die Rückkehr zur heimischen Braunkohleverstromung und eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken lassen offenkundig wenig Raum für vorausschauende Analyse. Übersehen wird leider etwas Offenkundiges: Der technische Paradigmenwechsel hin zu den regenerativen Energien kommt zusammen mit einem ökonomischen.
Erneuerbare Energien haben keine Brennstoffkosten und extrem niedrige Betriebskosten. Das bedeutet nüchtern durch die Brille des Ökonomen betrachtet, dass bei elektrischer Energie im Wesentlichen nur noch die Kapitalkosten zu Buche schlagen. Daraus wiederum folgt, dass eine verbrauchsabhängige Bepreisung des Stroms weder nötig noch sinnvoll ist.
… Das alte Abrechnungsmodell ist zum einen viel zu aufwändig; allemal in Deutschland mit einer Strompreisbildung aus Strombeschaffung und Vertrieb, Stromnetzentgelten, Umsatzsteuer, Stromsteuer, EEG-Umlage, Offshore-Netzumlage, Konzessionsabgabe (für Wegerechte der Kommunen), KWK-Umlage und Umlage für schaltbare Lasten. Der Irrsinn wächst in der Bürokratie bekanntlich mit der Länge der Liste …
In diesem Absatz liegt schon auch Wahrheit drin. Staatsbürokratie konnte noch nie und nirgendwo effektiv wirtschaften.

Wenn die Bürger alles schon vorher (an die EU) bezahlen, wird es danach doch billig(er)

WELT: [1] Die Europäische Union finanziert erstens riesige Wind- und Solarparks zu Nahe-Nullzins-Konditionen
Die Mathematik dahinter ist dann ganz einfach. Die Erstellungskosten nähern sich mit jedem Jahr längerer Laufzeit dem idealen Wert von null Cent pro Kilowattstunde bei null Kilogramm Kohlendioxid an. In der arabischen Wüste geht das bereits heute, mit günstigen, wartungsfreien Paneelen.

Warum das mit Sicherheit funktioniert

Gute Wissenschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Thesen sorgfältig und von allen Seiten überprüft werden. Das erfolgt. Also handelt es sich hier eindeutig um gute Wissenschaftler.
WELT: [1] Ist das alles zu schön, um wahr zu sein? Eine Milchmädchenrechnung, die unerwünschte Nebenwirkungen außer Acht lässt, angefangen bei riesiger Verschwendung achtloser Verbraucher, wenn Strom plötzlich gratis wäre? Was ist mit den Stromnetzen? Die muss doch auch jemand betreiben und bezahlen. Und was ist mit dem Grundproblem des Wind- und Solarstroms, der Speicherung und der Grundlastfähigkeit?

Die Lösung: “Too cheap to meter“ umsetzen und energieintensive Industrie vertreiben

Was der ThinkThank nun als Lösung vorschlägt, kennt man irgendwie aus sozialistischen Ländern. Dem Autor ist nur kein solches Land bekannt, wo es zur Lösung und nicht zur Mangelverwaltung geführt hätte. Das kann aber eine reine Falschinterpretation sein, vielleicht ist ja genau das der Sinn.
WELT: [1] Gegenfrage: Wann trauen wir uns endlich wieder, radikal bessere Lösungen umzusetzen? „Too cheap to meter“ ist das richtige Anreizsystem für eine sozial-ökologische Energiewende, die ihren Namen verdient.
Natürlich wäre eine Mengenbeschränkung in dem Modell nötig. Aber die gibt es heute im Stromnetz bereits … Jeder Stromabnehmer ist bei der Menge limitiert … Auch bei Handel, Gewerbe und Dienstleistungen wird es eine sinnvolle Kontingentierung geben müssen.
… Energieintensive Produktion muss dorthin wandern, wo es grüne Energie im Überfluss gibt.
… Vielleicht müssen wir … künftig eine kleinere Flatrate zahlen … Zwanzig Euro im Monat für 20 Kilowatt Spitzenlast wäre ein realistischer Wert … Sozial Schwache können hier einfach befreit werden

Hierzu die Anmerkung, dass dies bei vollem Abzapfen der Spitzenlast rund um die Uhr 14 ct/kWh wären. Kostenlos ist das sicher noch nicht – vor allem wenn man den Strom nicht rund um die Uhr irgendwo hinaus bläst -. Aber 14 Staaten in Europa haben heute schon einen Haushaltsstrompreis der darunter liegt und das ohne Flatrate, also auch bei geringerem Verbrauch. Liegt das nun daran, dass diese die Ideen schon umgesetzt haben, oder etwa das Gegenteil?

WELT: [1] Und was die Speicherung angeht: Hier gilt im Kern das gleiche wie für die Erzeugung.
Die Aussage zur Speicherung macht stutzig. Speichern von Strom im erforderlichen, großen Maßstab ist bis heute und in der mittleren Zukunft ungelöst, beziehungsweise nach (noch) heutigen Maßstäben unbezahlbar. Wenn diese Kosten aber die EU-Bürokratie „übernimmt“, fällt das nicht mehr auf.

Es muss einfach nur gelingen, die Liste dafür haben wir schon

Milchmädchen waren Waisenknab*innen gegen diese Ansammlung von Inkompetenz und Wunschdenken (rein persönliche Meinung des Autors). Aber Geld löst bekanntlich alle Probleme – und kann man einfach drucken …
WELT: [1] Betriebskosten sind vernachlässigbar bei Pumpspeicherkraftwerken mit internationaler Vernetzung wie Nordlink für norddeutschen Windstrom in Norwegen, Großbatterien (gerne auch dezentral verteilt in Fahrzeugflotten) oder gerade erprobten (Zufügung des Autors: Müsste richtiger lauten: Im kleinen bis kleinsten Prototypmaßstab, teils auch nur als Idee vorhandenen Lösungsversuchen von:) Technologien wie Druckluft-Kavernen, Wärmespeicherung durch das Schmelzen von Salzen oder kinetischer Speicherung durch große, schwere Schwungräder.

Wenn es gelingt, haben wir das Stromparadies

Träumen Visionen heißt die neue, innovative Vorgehensweise. Und man geht mit solchen inzwischen auch nicht mehr zum Arzt, wie einstmals von einem Bundeskanzler vorgeschlagen, sondern zum ThinkThank aus Regierungskreisen. Das Vorgehen hat sich ja bewährt. Wir haben die Technologien noch nicht, wir haben das Kapital noch nicht, aber den festen politischen Willen, den desaströsen Weg weiter zu gehen. Weil er beginnt, (schon) in Deutschland zu versagen, nun natürlich europäisch.
WELT: [1] Wem es gelingt, die Kapitalkosten für Investitionen in Speichertechnologien zu senken und gleichzeitig die Laufzeit beziehungsweise Zyklenfestigkeit zu erhöhen, der darf nicht nach Kilowattstunde abrechnen. Das lohnt dann auch hier nicht.
… Was hindert uns also? Wir haben die Technologien. Wir haben das Kapital. Es braucht nur noch den politischen Willen. Der muss sich für Too-cheap-to-meter-Energie kontinental bilden, in unserem Fall also europäisch.

Falls diese geradezu genialen Lösungen nicht klappen sollten, sind die unfähigen Ingenieure an den verheerenden Folgen schuld

Dem Bürger muss klar sein, dass diese Ideen kein Selbstzweck oder diskutierbar sind. Die Verlinkung weist darauf hin.
WELT: [1] Beim Klimaschutz schlägt nun die Stunde der Ingenieure
Verlinkt auf WELT 18.11.2021: Der Klimawandel ist da, und er ist durch den Menschen verursacht. Wird er zu krass, drohen verheerende Folgen. Darauf können wir mit Verleugnung reagieren wie manche US-Republikaner, oder mit Selbstbetrug wie viele Grüne. Wirklich zielführend aber wäre nur ein dritter Weg …

Mit etwas mehr Intelligenz wird alles zwanghaft kostenlos und bringt zusätzlich hohe Renditen und Überfluss

Solche auch noch von jeglichem Rest an Realität entkernten Vorschläge liest man selbst in den schlimmsten GRÜNEN Programmen nicht. Der Autor als studierter Elektrotechniker würde sich noch schämen, so etwas Abgehobenes im Kindergarten als Märchen zu erzählen. Und ihm tun die Kinder leid, welche Umsetzungen davon einmal bezahlen und vor allem durchleiden dürfen.
Doch seit dem „Merkelzeitalter“ kann (nicht nur) beim Klima und Energie aber wirklich nichts unsinnig genug sein, um nicht allseits hoch gelobt und finanziert zu werden. Die Bezeichnung „Sprunginnovation“ in diesem ThinkThank kann man fast als ideelle und fachliche Kopplung an das wissenschaftliche Niveau der Freitagshüpfer betrachten. Diese sind auch davon überzeugt, dass „Springen“ all ihre Probleme löst und jeden Wunsch in Erfüllung gehen lässt.

Und nun muss man sich klar machen, dass diese „Intelligenz“ teils als NGO, teils direkt im Bundestag und überwiegend in den Ministerien die Energiepolitik mit bestimmt.
WELT: [1] Wenn wir Windstrom im Norden mit Solarstrom im Süden Europas kombinieren, im Idealfall Nordafrika und die nördliche Sahara in das Kostenlos-Stromnetz einbeziehen, den Strombedarf etwas intelligenter mit dem Angebot zusammenbringen in einem Netz mit intelligent und flexibel zuschaltbaren Quellen, dann haben wir nicht nur das Grundlastproblem gelöst und die Dekarbonisierung Europas ein großes Stück vorangebracht. Wir haben dann endlich ein Energiesystem geschaffen, mit dem wir unseren Kindern nicht immer größere Lasten aufbürden.
„Too cheap to meter“-Energie trägt ökonomisch wie das Internet eine interessante Ambivalenz in sich. Sie hat eine ungewöhnlich hohe Rendite, gerade weil sie nichts kostet. Grüne Energie im Überfluss wird Dinge ermöglichen, die wir uns heute noch schwerer vorstellen können als kostenlose Energie.

(Nicht nur) Australien bietet bereits einen kleinen Vorgeschmack, zu was die Umsetzung auch nur eines kleinen Teils solcher Visionen führt:
[4] EIKE, 27.04.2022: Anschluss hergestellt: Verbraucher leiden unter Übertragungskosten für Wind- & Solarstrom

*Die Idee zu diesem Artikel kam über die Info auf „kaltesonne“

Quellen

[1] WELT, 25.04.2022: NACHHALTIGKEIT Darum könnte grüne Energie schon bald kaum noch etwas kosten

[2] SPRIN-D BUNDESAGENTUR FÜR SPRUNGINNOVATION HEIMAT FÜR RADIKALE NEUDENKER:INNEN

[3] Tichys Einblick, 22. Januar 2020: Claudia Kemfert, Chefideologin der Energiewende

[4] EIKE, 27.04.2022: Anschluss hergestellt: Verbraucher leiden unter Übertragungskosten für Wind- & Solarstrom

 

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