Doch hinter den Kulissen ist die Geschichte darüber, was in Großbritannien das Leben erhält, viel weltlicher. Verwandelt sich die Brise in leichtes Säuseln, importieren die Briten stillschweigend große Mengen Kohle- und Gasstrom über eine Verbindungsleitung mit Frankreich.
Der UK Stromnetzbetreiber National Grid begrüßt die neue Netzverbindung an Frankreich
Not a Lot of People Know That, Paul Homewood, 23 January 2021
„Nach fast dreijähriger Bauzeit – und trotz der Einschränkungen durch Corona – fließt kohlenstoffarmer Strom nun mit voller Kapazität durch IFA2. Unsere zweite Stromverbindungsleitung zwischen Großbritannien und Frankreich bringt uns einen Schritt weiter auf dem Weg zu Null-CO2 Emissionen.“
Die Interconnexion France-Angleterre 2 (IFA2), die sich entlang des Meeresbodens zwischen Fareham, Hampshire in Großbritannien und in der Nähe von Caen, Normandie in Frankreich, erstreckt, wurde nun in Betrieb genommen. National Grid verbreitet nun, dass kohlenstoffarmer Strom durch das 149 Meilen lange Unterwasserkabel fließt. Die Verbindung arbeitet mit Hochspannung, damit können wir überschüssige saubere Energie teilen.
Es ist natürlich eine bemerkenswerte technische Leistung, wenn es die gesamte Energie fossiler Brennstoffe herausfiltern und nur „saubere“ Energie durchlassen kann!
Die Wirklichkeit ist jedoch das Gegenteil. Was wir bekommen, ist der Strommix an der Küste, natürlich nur leicht „schmutziger“ Strom.
Lassen Sie es mich erklären.
Bisher haben Gas und Kohle in diesem Monat 11% der französischen Erzeugung geliefert. Kernkraft-, Wasser-, Wind- und Solarenergie werden im französischen Stromnetz jedoch immer maximiert, da sie nicht ein- und ausgeschaltet werden dürfen bzw. können und die meisten ihrer Kosten fix sind.
Anders ausgedrückt, es sind Gas, Kohle und Biomasse, die die weitere Energie liefern, die erforderlich ist, um den aktuellen Bedarf bis zur insgesamt benötigten Energiemenge zu ergänzen:
http://energodock.com/france/electricity-shares
In dem Maße, in dem tatsächliche Strombedarf oberhalb der vorrangig eingespeisten Energie liegt, muss dies durch die variablen Kohle- und Gaskraftwerke gedeckt werden. Wie wir in der folgenden Tabelle sehen können, gab es diesen Monat nicht einmal eine Stunde, in der kein Strom aus Gas erzeugt wurde.
http://energodock.com/france/electricity-generation
Auch im Sommer war die Situation nicht anders.
Ganz einfach, Frankreich verfügt nicht (mehr) über genügend Kernkraft und erneuerbare Energien haben oft keine Laune, um den eigenen Bedarf im Land zu decken, ganz zu schweigen von einem Überschuss, der an Großbritannien verkauft werden kann.
Bisher waren in diesem Monat Kohle mit durchschnittlich 1,3 GW und Gas mit 6,9 GW dabei. Die neue IFA2 Verbindung hat eine Kapazität von 1000 MW, daher kann man mit Recht sagen, dass die gesamte zusätzliche Leistung aus Kohle stammt, wenn o.g. Verhältnisse eingehalten werden.
Die Dinge sind natürlich komplizierter, da Frankreich ausserdem häufig Strom aus anderen Teilen Europas [viel z.B. aus Deutschland] importieren muss. Angesichts der Tatsache, dass das meiste davon immer noch auf Kohle und Gas basiert, ist die Argumentation des National Grid ein noch größeren Unsinn.
Unnötig zu erwähnen, dass National Grid dies nicht tut, um die Eisbären zu retten, sondern um Geld zu verdienen. Sie haben Verträge im Rahmen des Kapazitätsmarktes, bei denen sie für die Gewährleistung der Bereitschaftsleistung [back-up !] rund 12 Mio. GBP pro Jahr bekommen. Sie können daher auch Geld verdienen, indem sie Strom zu günstigeren Preisen vom Ausland ankaufen, ganz zu schweigen vom möglichen Export, wenn auf dem Festland gerade Mangel ist.
In der Zwischenzeit kann die Regierung behaupten, sie habe die Emissionen reduziert.
Übersetzt durch Andreas Demmig
***
National Grid denkt voraus
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Viele Bekannte beziehen inzwischen ihren Strom von einem „Ökostromanbieter“. Ich habe es aufgegeben zu versuchen ihnen zu erklären dass der Strom immer vom nächsten Kraftwerk kommt, egal welches Papier sie bei wem auch immer unterschrieben haben. Sinnlos, die MINT Kompetenzen reichen bei > 80% der Leute nicht aus das zu begreifen. Der Glaube dass jetzt nur noch „Ökostrom“ aus der Steckdose kommt ist unerschütterlich. Entsprechend wird auch gewählt, das Resultat kennen wir ja…..
„„Nach fast dreijähriger Bauzeit – und trotz der Einschränkungen durch Corona – fließt kohlenstoffarmer Strom ….“Das ist doch wohl eindeutig die falsche Richtung => kohlenstoffarmer Strom. Gelänge es vermehrt „kohlenstoffreichen Strom“ im Netz zu haben, wäre doch weniger Kohlenstoff für das in der Atmosphäre sich sammelnde CO2 vorhanden. Dann hätte womöglich Annalena Baerbock doch weise vorausschauend recht gehabt, dass das Netz ein Speicher wäre, zwar nicht für Strom, aber immerhin für Kohlenstoff“.- Bilde ich mir das nur ein, oder nimmt die Zahl der Vollidioten täglich zu? Vielleicht sollte man hierzu mal einen Inzidenzwert mit radikalem Lockdown schaffen. –
Das ist doch die gleiche Story mit Nordlink, dem Kabel zwischen Norwegen un Deutschland. Zitat Tennet: „Der Energieaustausch über NordLink wird die Versorgungssicherheit sowohl für das deutsche als auch das norwegische Stromnetz erhöhen und den Austausch erneuerbarer Energien, insbesondere aus Wasserkraft und Wind, zwischen den beiden Ländern ermöglichen.“ Die Ökostrombetrüger wird es freuen, zweimal zuzuschlagen.
Ja, es sind nur diese 1.000 MW, wobei nie einer über die unvermeidlichen Übertragungsverluste schreibt.
Wenn meine Informationen stimmen, hat dieser Interconnector IFA2 gerade mal lächerliche 1000MW (1GW); das ersetzt gerade mal einen Kraftwerksblock- mehr ist da nicht.Derartige Investitionen erhöhen also nicht die Versorgungssicherheit, sondern sind nur für Investoren interessant, um aus Strompreisdifferenzen(!) Gewinn zu generieren.Sollten so viele dieser Connectoren in Betrieb sein, dass die Versorgungssicherheit spürbar verbessert wird, werden sich die Preisdifferenzen angleichen und damit kann dann weniger Gewinn erwirtschaftet werden, auch wenn die gehandelten MWh in Summe zunehmen. Da wird dann wohl auch hier der Merit Order Effekt zuschlagen. Damit wäre auch hier wieder „der Staat“ gefordert, das Ganze zu subventionieren.