Zeitweise kalter Wind und eisige Nächte – die Schönheitsfehler im sonnigen April 2020
Trotz des vielen, wärmenden Sonnenscheins und des hohen Luftdrucks wird der April 2020 im Deutschland-Mittel bei weitem nicht so warm ausfallen, wie die Rekordmonate 2018, 2009 und 2007; so um die 10,3°C sind zu erwarten. Der Mittelwert kaschiert die in der oft klaren, trockenen, meist wolkenlosen Luft bitterkalten Nächte, und bei den häufigen, unter Hochdruckeinfluss erfolgenden Einbrüchen von Polar- oder Arktikluft aus Nord bis Nordost waren auch manche Tage trotz voller Sonne noch empfindlich kühl. Wieder einmal blieb die von der grünen Propaganda kolportierte Erwärmungswirkung des Kohlendioxids (CO2) aus. Den Verlauf der Nachttemperaturen an der DWD-Station Erfurt/Weimar zeigt folgende Grafik:
Ein Wetterkartenbeispiel verdeutlicht, warum dieser April teils empfindlich kühl, dürr und sonnenscheinreich verlief:
Ob auch die weitgehende Einstellung des Flugverkehrs im Zuge der „Corona-Krise“ diesen sonnigen, nachtkalten April begünstigt hat? Seit Mitte März, dem Beginn der Corona-Krise, sind viel weniger Cirrus-Wolken über Mitteleuropa zu beobachten. Das könnte, muss aber nicht zwangsläufig zur Nachtkälte beigetragen und die ein oder andere Sonnenstunde mehr gebracht haben, bedarf aber noch weiterer Untersuchungen und ist gewiss nicht die Hauptursache der hohen Temperaturschwankungen und des Sonnenscheinreichtums.
Die langfristige Entwicklung der April-Sonnenscheindauer
Im Gegensatz zu Lufttemperaturen und Niederschlägen, welche im Deutschland-Mittel (DWD) ab mindestens 1881 vorliegen, ist dies bei der Sonnenscheindauer erst seit 1951 der Fall. Aber schon dieser Datensatz zeigt die merkliche Zunahme der April-Sonnenstunden:
Bis immerhin 1893 zurück reicht der Datensatz aus Potsdam, welcher im Folgenden schwerpunktmäßig analysiert wird:
Sonnenscheindauer und Globalstrahlung
Zwar ist die Globalstrahlung, gemessen in J/cm², ein etwas genauerer Indikator für das Strahlungsklima eines Ortes oder einer Region, doch sind Daten hierfür noch viel rarer. In Potsdam liegt sie ab 1937 vor; anhand der engen Korrelation beider Messgrößen lässt sich die Brauchbarkeit der Sonnenscheindauer für weitere Untersuchungen nachweisen:
Die Entwicklung der Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen und die Zunahme der Sonnenscheindauer
In diesem Beitrag wurde schon ausführlich darüber berichtet, welche Telekonnektionen (Fernwirkungen) die Häufigkeitsverhältnisse der Großwetterlagen in Mitteleuropa und damit die dürre, fast stets zu sonnige Frühjahrswitterung begünstigt haben könnten; darauf soll hier nur am Rande eingegangen werden. In der Abbildung 5 ist die AMO zu sehen; hinzu kommen die stark nachlassende Sonnenaktivität, die NAO, die Ausdehnung des arktischen Meereises und die Temperatur- und Strömungsverhältnisse in der Stratosphäre sowie das ENSO-Phänomen. Bei allen Klagen über das momentane Extremwetter muss auf die schon immer vorhandene starke Neigung der Frühlingsmonate April und Mai zu Extremwetter im Jahresverlauf hingewiesen werden. Die Dominanz der Großwetterlagen mit nördlichem und östlichem Strömungsanteil im April 2020 erscheint vor diesem Hintergrund weitaus weniger dramatisch:
Doch welche Großwetterlagen begünstigen einen sonnigen April? Es sind alle so genannten antizyklonalen, also diejenigen, bei welchen Hochdruckeinfluss dominiert. Das DWD-Aprilmittel der Sonnenscheindauer wird hochsignifikant von der Häufigkeit dieser Wetterlagen beeinflusst:
Diese „Hochdruckwetterlagen“ herrschten auch im von Polarluft dominierten April 2020 vor. Doch anders als noch im letzten Märzdrittel mit teils noch strengen Nachtfrösten und kalten Tagen erwärmte die Aprilsonne die Luft tagsüber stark. Am Beispiel von Potsdam lässt sich der wärmende Einfluss der Aprilsonne langfristig belegen:
Anhand der Potsdam-Daten lässt sich sehr schön der langfristige Gleichklang zwischen der Häufigkeit der antizyklonalen Großwetterlagen, der Sonnenscheindauer und der relativen Luftfeuchtigkeit im April veranschaulichen; auf die Luftfeuchte werden wir später in anderem Zusammenhang nochmals zu sprechen kommen:
Es bietet sich geradezu an, neben den Großwetterlagen den Luftdruckmittelwert des Aprils zu betrachten:
Die Diskrepanz zwischen ausbleibender Häufung von Hochdruckwetterlagen, aber merklich steigendem Luftdruck und höherer Sonnenscheindauer in den etwa letzten drei Jahrzehnten illustriert die nächste Grafik:
Ob vielleicht der massive Ausbau der Windenergie in den letzten drei Jahrzehnten (er begann 1988) zum steigenden Luftdruck über Mitteleuropa und damit auch in Potsdam beitrug? Es zeigt sich folgender Zusammenhang:
Die Vorläufigkeit dieser Untersuchungsergebnisse muss betont werden; auch sind die gefundenen Korrelationen zwischen Anzahl der Windenergieanlagen (WEA) und dem Luftdruck in Potsdam mit 0,27 sowie der WEA-Anzahl und der Sonnenscheindauer (0,39) nur grenzwertig signifikant – Korrelationen können ohnehin kausale Zusammenhänge nur andeuten. Aber ähnliche, in diesem Falle negative Relationen zeigen sich auch zur Windgeschwindigkeit; diese nahm im April ab. Ob vielleicht mehr Staudruck durch die zahlreichen WEA und weitere Baumaßnahmen den steigenden Luftdruck mit verursacht hat? Zu den klimatischen Wetterlagen-Indikatoren, welche einen dürren, sonnenscheinreicheren April in letzter Zeit begünstigt hatten, gehören auch das abnehmende Zonalwindmittel und die ansteigende Höhenlage der 500-hPa-Fläche über Deutschland; leider liegen Daten dafür erst seit 1948 vor; doch der April 2020 wird die gefundenen Trends weiter verstärken:
Austrocknung der Landschaft durch Besiedlung und Nutzungsänderung – mehr Aprilsonnenschein
In zahlreichen Beiträgen zum Wärmeinseleffekt haben KOWATSCH/KÄMPFE/LEISTENSCHNEIDER die klimatischen Auswirkungen der zunehmenden Nutzungsänderungen in Deutschland beschrieben. Wohnungs-, Gewerbe- und Verkehrsanlagenbau, die Errichtung von Wind- und Solarparks, Meliorations- und Intensivierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft, aber auch Flussbegradigungen und weitere Veränderungen führten zu einem starken Rückgang intakter, für Wasser aufnahmefähiger Böden und Vegetationsflächen. Halbwegs brauchbare Daten für Deutschland zum Flächenverbrauch liegen erst seit den frühen 1990er Jahren in Form der so genannten „Siedlungs- und Verkehrsfläche“ vor. Sie darf keinesfalls mit der absolut versiegelten Fläche verwechselt werden, für die es leider keine verlässlichen Daten gibt; sie zeigt aber doch den Trend zur massiven Landschaftsveränderung an. Die folgende Grafik kann daher lediglich andeuten, dass der massive Flächenverbrauch in Deutschland wesentlich mit zu trockenerer Luft und mehr Sonnenschein im April beigetragen hat:
Luftreinhaltung und Sonnenscheindauer
Die sehr medienwirksamen Klagen der Deutschen Umwelthilfe gegen die Feinstaubbelastung in deutschen Städten täuschen über die wahre Entwicklung hinweg – diese zeigt seit drei Jahrzehnten massive Rückgänge bei Emissionen und Immissionen aller Luftschadstoffe. Wie schon bei den Nutzungsänderungen, liegen verwertbare Daten zur Luftbelastung erst seit 1990 vor; bei den Immissionen gar erst seit 1995. Sowohl Emissions- als auch Immissionswerte sanken in den letzten drei Jahrzehnten also stark – unsere Luft wurde klarer, die Fernsicht größer, der Himmel blauer. Möglicherweise atmen wir heuer die sauberste Luft seit Beginn der Industrialisierung vor gut 150 Jahren. Die Summe der Emissionen von Staub, SO2 und NO2 betrug 2019 nur noch etwa 17% der 1990er Werte! Dabei verschwand der einst so dominante Luftschadstoff Schwefeldioxid (SO2) fast völlig aus unserer Luft. Aber der fehlende „Industriedunst“ hatte auch eine intensivere und längere Besonnung zur Folge, weil es erstens weniger Kondensationskeime für Wolken- und Nebelbildung gibt; und zweitens kann nun auch die tief stehende Morgen- und Abendsonne unverschleiert scheinen:
In Ergänzung zum Beitrag habe ich mir gerade mal schnell die April-Mittelwerte für Luftdruck und relative Feuchte für den Sektor, der in etwa mit Deutschland übereinstimmt, angesehen (im 1000 hPa-Niveau, beim Druck SLP). Das geht nur beim NOAA seit immerhin 1948; der DWD hat dazu nix. Luftdruckanstieg seit 1948 um gute 2hPa; seit 1988 (immer schon mit 2020!) um satte 3 hPa. Feuchteabnahme seit 1948 um satte 11% (!) bei einem 73ig jähr. Mittelwert von 79%; seit 1988 um merkliche 3,9%. Auch diese Werte sind unter Vorbehalt zu betrachten; bestätigen aber das schon Gesagte.
„Das geht nur beim NOAA seit immerhin 1948; der DWD hat dazu nix.“
Das ist richtig für die Gebietsmittel, nicht für einzelne Wetterstationen. Den Luftdruck können Sie für Potsdam bis 1893 zurückverfolgen, für Hohen Peißenberg sogar bis 1781. Der Verlauf ist bei beiden Wetter-Stationen ziemlich ähnlich und korreliert mit der AMO. Anders sieht es für die Bewölkung, rel. Feuchte und Niederschlag aus. Hier ähneln sich die beiden Zeitreihen der beiden Wetteratationen auch: der Niederschlag im April ist seit etwa 1970 (Potdsam) bzw. 1980 (HohenPeißenberg) rückläufig. In 2020 sind es für Potsdam 0,9 mm/Tag, HohenPeißenberg 1,9 mm pro Tag. Der mittlere Niederschlag pro Jahr ist bei beiden Wetterstationen allerdings relativ konstant. Niederschläge nehmen im Winter-Halbjahr zu, im Sommer ab. Dem muss man meiner Meinung nach mit Landschaftsgestaltung begegnen: mehr Waldflächen, weniger Bodenversiegelung. Insgesamt sehe ich die Lage auch für Ost-Deutschland nicht so pessimistisch.Der April 2020 war wahrscheinlich deshalb so extrem da die Schneebedeckung auf der Nord-Halbkugel in diesem Jahr relativ gering war. Siehe https://climate.rutgers.edu/snowcover/table_area.php?ui_set=2
„Das ist richtig für die Gebietsmittel, nicht für einzelne Wetterstationen. Den Luftdruck können Sie für Potsdam bis 1893 zurückverfolgen, für Hohen Peißenberg sogar bis 1781.“
Sehr geehrter Herr Berberich,
Es ist schon merkwürdig, dass Sie auf Tatsachen verweisen, die längst im Beitrag „verarbeitet“ wurden – was ist denn in der Abb. 11 zu sehen??? Bingo- der Luftdruck von Potsdam! Aber anders als bei Sonnenscheindauer, Lufttemperatur und Niederschlagsmenge hat der DWD eben (leider) keine Deutschland-Flächenmittel für SLP, rel. Feuchte oder gar Bewölkung. Bei den Potsdam-Luftdruckwerten muss darauf verwiesen werden, dass es keine SLP-Werte sind; als relativ verlässlich und brauchbar für langfristige Analysen halte ich sie trotzdem; bei den HPB-Werten, die ich nicht untersucht habe, dürfte das ähnlich sein. Für klimatologische Betrachtungen sind Gebietsmittel (meist) besser; es sei denn, man sucht nach regionalen Besonderheiten, da muss man sich aber mit den nicht seltenen, oft nur schwer erkennbaren Stationsverlegungen rumärgern und erst umständlich und benutzerunfreundlich die Metadaten durchforsten – leider ist es beim DWD nicht immer Usus, nach Verlegungen wenigstens eine neue Stations-ID oder gar besser auch gleich einen neuen Namen zu vergeben; bei dem Umstieg von Neu- auf Altruppin hat’s mal geklappt.
„Bei meinen Daten des in Potsdam gemessenen Wolken-Bedeckungsgrads für April ergibt sich ein etwa anderes Bild.“
Sehr geehrter Herr Berberich,
möglicherweise gibt es bei Potsdam zwei Datensätze – einen des PIK und einen vom DWD. Und wenn Sie den gleichermaßen informativen wie schockierenden dreiteiligen EIKE-Beitrag von Herrn Limburg über die Temperaturmessungen gelesen haben, wird schnell klar, dass alle Messdaten nur mit Vorbehalt zu nutzen sind – übrigens sind Daten über Besonnung, Bewölkungsgrad und Niederschlag (vermutlich!) noch von viel schlechterer Qualität, als die für Lufttemperaturen. Deshalb führe ich stets eigene phänologische Beobachtungen und visuelle Wetterbeobachtungen seit über 40 Jahren durch – da muss man nix messen. Und die zeigen: Das Sommerhalbjahr, gerade auch der April, wird merklich sonniger, wolkenärmer und wärmer; bis auf den Erstfrühling verfrühten sich alle wichtigen Phasen der Pflanzenentwicklung; doch könnte der Wendepunkt zur Verspätung (vielleicht) bald erreicht sein: Die Mauersegler, zeitweise schon um den 30.April zurück, kommen seit einigen Jahren wieder etwas später; 2020 am 4. Mai. Der Frühling wurde außerdem immer trockener; Richtung Hochsommer und Herbst sind die Verhältnisse weniger eindeutig.
Der Vollständigkeit halber noch die DWD-Aprilmittelwerte für 2020: Wir haben einen neuen Rekord bei der Besonnung mit 292,4 Stunden – der „alte“ Rekord aus 2007 ist also „geknackt“. Mit 10,4°C war der 2020er April merklich kühler als z.B. 2007 – warum, steht im Text. 16,5mm Regen bedeutet mehr als 1893 und 2007, aber viel zu wenig. Im goldenen Westen könnte ein feuchterer Mai noch ganz gut was an der Ernte retten; im Osten sind wohl alle Hoffnungen dahin; am besten gibt man hier Gartenbau und Landwirtschaft ganz auf.
Der maximale Wirkungsgrad wird durch eintretende und austretende Windgeschwindigkeit bestimmt, im günstigsten Falle bei rund 60%. Das bedeutet aber noch nicht, dass 60% der kinetischen Energie des Windes auch in Rotationsenergie der Flügel ungesetzt werden. Es gibt Verwirbelungen mit dadurch erzeugter Verlustwärme, bevor die Verluste bei der Generierung von Elektrizität hinzukommen.
Man darf daher schätzen, dass ein Windrad für die gewonnene elektrische Energie das 2 bis 3-fache als kinetische Energie der Luft entzieht und damit einen Eingriff in die Natur mit der Folge sinkender Windgeschwindig-keit bedeutet. Der Gesamt-Wirkungsgrad ist damit schlechter als der eines modernen thermischen Kraftwerks. Ein echter Grüner würde daher bei Windanlagen von „Dino-Technik“ schwabulieren.
Nur einfältige Menschen glauben, dass der Energieentzug aus dem Wind ökologisch eine feine Sache und ohne Rückwirkungen auf das Öko-System sei. Sie sind damit nicht allein, auch unsere Physik-Merkel sieht das so.
Es wird Zeit, damit aufzuräumen, dass Wind und Sonne uns die Energie kostenlos ohne Rückwirkungen auf das Öko-System schenken. Das wurde nur in den Kinderfilmen der Teletubbies mit den am Horizont munter drehenden Windrädchen mit immer strahlender Sonne suggeriert. Vielleicht haben ja viele diese Kindersendungen gesehen und falsch eingeordnet!? Das war nämlich keine Sendung zur Einführung in die Physik!
„Doch warum wird es über Mitteleuropa im April momentan immer sonniger? Die Ursachenforschung hierzu ist schwierig, aber sie führt zu überraschenden Ergebnissen.“
Man sollte die Ursachenforschung nicht auf Mittel-Europa beschränken, sondern auf die gesamte Nordhalbkugel ausdehnen. Dazu bietet sich der von den Satelliten TERRA und AQUA im Zeit-Intervall 20003-201912 gemessene Wolken-Bedeckungsgrad an (CERES EBAF-TOA Ed 4.1 Cloud Area fraction 200003 201912.nc). Führt man eine lineare Ausgleichsrechnung durch erhält man für April folgende ausgeglichene Werte:
Arktis 67°N-90°N; 2000 61,5%; 2019 59,8%
Gemäßigte Zone 27°N-66°N; 2000 58,7%; 2019 58,0%
Tropen 0°-26°N; 2000 52,0 %; 2019 52,0%
In der Arktis und in der gemäßigten Zone hat sich die Wolkenbedeckung etwas verringert, in den Tropen ist sie konstant geblieben. Infolge des kurzen Zeitraums sind die Trends nicht signifikant.
WOLKEN-Bedeckung NHK auf „EarthWindMap“ unter TCW gestern mit Vorjahren (über Kalender-Funktion bis 2014) „augenscheinlich“ verglichen – aktueller 1. MAI „sieht“ erstmal viel „klarer“ aus – vermutl. Effekt fehlender „HYDRO-Meteore“ (300 Mio. To/p.a.) aus TriebWerken 😉
Schreibe ich auch seit Jahren (2008). Die Luftverschmutzung nimmt seit den 1980ern stark ab und die Aerosole und Sulfate und Wolken und es gelangt mehr Solareinstrahlung und Globalstrahlung zum Erdboden durch.
https://klimakatastrophe.wordpress.com/2008/03/14/von-der-globalen-verdunklung-zur-globalen-erleuchtung/
Neben Wärmeinseln und Flugverkehr ist die deutlich abgenommene Lufverschmutzung ganz bestimmt ein gewichtiger dritter Faktor bei der auffälligen Erwärmung, zumindest, seit Satelliten messen, vor allem auf der Nordhalbkugel – d’accord! Trotz der oftmals zitierten IR-Strahlungsabsorption des CO2 und resultierender Klimawirksamkeit scheint es recht fraglich, was von diesem Effekt in dem komplizierten Klimageschehen tatsächlich übrig bleibt. Jedenfalls stimme ich Herrn Kämpfe zu, wenn er wenig CO2-Einfluss auf die Temperaturen sieht.
„Jedenfalls stimme ich Herrn Kämpfe zu, wenn er wenig CO2-Einfluss auf die Temperaturen sieht.“
Der Einfluß ist nicht „wenig“ sondern „0“
„Doch warum wird es über Mitteleuropa im April momentan immer sonniger? Die Ursachenforschung hierzu ist schwierig, aber sie führt zu überraschenden Ergebnissen.“
Ich würde diesen Trend nicht allein auf die geringere Luftverschmutzung zurückführen. Die unterschiedliche Entwicklung der Temperaturen von Land und Ozean beeinflusst auch den Wolken-Bedeckungsgrad. Nach CERES_SYN1deg-Month_Terra-Aqua-MODIS_Ed4.1 Initial skin temperature 200003 201909.nc ergibt sich für den Monat April (2000-2019) folgender Trend des Temperatur-Unterschiedes zwischen Land und Ozean:
Arktis 67°N-90°N; -0,23 +/- 0,40 °C/Dekade
Gemäßigte Zone 27°N-66°N; +0,21 +/- 0,18 °C/Dekade
Tropen 0°-26°N; -0,15 +/- 0,12 °C/Dekade
Die Interpretation der Arktis ist schwieriger infolge der sich stark verändernden Meereis-Ausdehnung. Die Rolle der Arktis sollte man auch nicht überbewerten, da sie nur 4% der globalen Oberfläche ausmacht im Vergleich zur gemäßigten Zone (24%) bzw. zu den Tropen (22%). In der gemäßigten Zone erwärmt sich Land schneller als die Ozeane, in den Tropen ist es umgekehrt.
Sehr geehrter Herr Berberich,
Sie schreiben: „Ich würde diesen Trend nicht allein auf die geringere Luftverschmutzung zurückführen.“ Das habe ich auch gar nicht behauptet – im Übrigen wirkt ja die Luftverschmutzung (überwiegend) am oder in der Nähe ihrer Entstehung; auch wenn sie natürlich mit den Luftströmungen in weniger belastete Gebiete verfrachtet wird. Ich musste mich bei dem Beitrag, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, auf Deutschland konzentrieren. „Globale“ Bewölkungs- und Temperaturdifferenzen zu betrachten, halte ich aus folgenden Gründen nur für bedingt sinnvoll:
1. Bei den Bewölkungsdaten müsste man nach tiefen, mittelhohen und hohen Wolken unterscheiden – die hohen (Cirren – CH-Wolken) lassen viel mehr Strahlung durch; während tiefe (CL-Wolken) in unseren Breiten im Sommerhalbjahr (Tropen ganzjährig) kühlend und im Winter wärmend wirken. Bewusst habe ich die Potsdam-Werte der Bedeckung in Achteln daher nicht weiter betrachtet – es fehlt auch hier (leider) diese Differenzierung.
2. Bei der Entwicklung der Ozean-Land-Differenzen der Temperaturen wären für uns nur die Differenzen Atlantik/Europa interessant – könnte es sein, dass sich infolge der AMO-Warmphase hier die Differenz verringert hat, sich das Land also weniger stark erwärmte? Denn andernfalls müsste sich die Neigung zu feucht-kalten NW- und N-Lagen eigentlich erhöhen (bei schnellerer Land-Erwärmung fällt ja der Luftdruck über dem Land).
3. Die Zeitspanne von 2000 bis 2019 ist für sichere Aussagen ohnehin zu kurz geraten – man bräuchte Daten, die am besten bis in die 1970er Jahre zurück reichen – da hatten wir eine AMO-Kaltphase.
„Ich würde diesen Trend nicht allein auf die geringere Luftverschmutzung zurückführen.“
Das bezog sich auf den Kommentar von Herrn Michael Krüger.
„Globale“ Bewölkungs- und Temperaturdifferenzen zu betrachten, halte ich aus folgenden Gründen nur für bedingt sinnvoll“
Wolken transportieren Wasser von den Ozean- zu den Landflächen. Je größer der Temperatur-Unterschied zwischen Land und Ozean desto mehr feuchte Luft kann transportiert werden. Diesen Zusammenhang wollte ich für die NH überprüfen. Zur Vereinfachung habe ich nur 3 Klimazonen auf der NH unterschieden. Für Europa ist natürlich nur die Temperatur-Differenz zwischen Atlantik und Europa wichtig. Wenn die AMO eine wichtige Rolle spielt, müsste man eine sichere Prognose für die AMO haben. Dies ist aber sicher auch schwierig.
Sehr geehrter Herr Berberich,
ich habe mir jetzt noch mal die Potsdam-Bewölkungswerte angesehen: Seit 1893 Zunahme(!) des April-Bedeckungsgrades um fast 0,5 Achtel; auch in den letzten gut 3 Jahrzehnten (seit Beginn der massiven Klimaerwärmung 1988 in Mitteleuropa) geringe Zunahme um 0,02 Achtel. Wie kann das bei so viel mehr Sonnenschein (seit 1988 fast 1,8 Stunden mehr pro Tag!, das entspricht im Monat fast 54 Stunden – alles noch ohne 2020er Werte) sein? Es sind die Cirrus-Wolken, die so massiv häufiger wurden; CL- und CM- Wolken wurden viel seltener; das bestätigen auch meine Beobachtungen aus dem langsam zur Wüste werdenden Weimar. Längere Witterungsphasen mit Nebel und Hochnebel, wie in den 1970ern und 1980ern, gibt es gar nicht mehr; und der infolge der häufiger gewordenen S- und SW-Lagen auch viel häufigere Föhn verstärkt diese Dürre noch.
Stefan Kämpfe 4.Mai 2020 um 17:57
„Seit 1893 Zunahme(!) des April-Bedeckungsgrades um fast 0,5 Achtel; auch in den letzten gut 3 Jahrzehnten (seit Beginn der massiven Klimaerwärmung 1988 in Mitteleuropa) geringe Zunahme um 0,02 Achtel.“
Bei meinen Daten des in Potsdam gemessenen Wolken-Bedeckungsgrads für April ergibt sich ein etwa anderes Bild. Ich glätte die Zeitreihe mit einem symmetrischen Gauss-Filter (Abkling-Zeit 15 Jahre). Die geglättete Kurve zeigt schwach ausgeprägte Maxima im Jahr 1930 (5,21) und 1965 (5,24). Danach nahm der Wolken-Bedeckungsgrad ab (2020 4,4). Die aktuellen Werte der vergangenen vier Jahre verdeutlichen die Abnahme 2017 5,6, 2018 4,3, 2019 3,5, 2020 3,3. Am HohenPeißenberg trat 1930 ein Maximum des Bedeckungsgrads (5,7) auf und nimmt seither stetig ab: 2020 5,24. Die Abnahme fällt offensichtlich in Alpen-Nähe der Alpen geringer aus.
Welchen Einfluss hat die Energieentnahme aus der Luftströmung durch WEA?
Also im wesentlichen beeinflussen die WKAs auf vier Wegen das Wetter und das Klima.
1. Sie bremsen zwangsläufig den Luftaustausch und reduzieren damit auch zwangsläufig den atmosphärischen Feuchtigkeitstransport vom Meer an Land. Was die Größenordnung des Einflusses betrifft so sei da auf meinen Artikel hier im letzten Jahr verwiesen.
2. Die erhöhte Oberflächenreibung für Luftströmungen (durch die WKAs) führt laut Simulationen dazu, dass Wetterlagen langsamer wechseln. vgl. Fleming, R. J., 2018: An Updated review about carbon dioxide and climate change. Environmental Earth Sciences, 77, 14 pp.
3. Vor den WKAs entsteht eine Art Staulage, so dass sich die Feuchtigkeit bevorzugt im Bereich vor den WKAs abregnet. Diese ergeben auch Simulationen von Windkraftbefürwortern wie C. L. Archer et al „Precipitation reduction during Hurricane Harvey with simulated offshore wind farms“, 2018_Environ._Res._Lett._13_084007
4. Durch die WKAs entstehen Turbulenzen welche die Schichtung der Atmosphäre beeinflussen und damit auch die Niederschlagsbildung
Voll Krass! Da ist er ja der menschengemachte Klimawandel.
LUFT-BildAufnahme einer OFF-ShoreAnlage in einer Linie quer zur Wind-Strömung stehend gesehen, wo sich dahinter ein „irrer“ Wolken-Teppich bis zum Horizont gebildet hatte – war evtl. eine „offizelle“ Ansicht des Betreibers – sah echt „gespenstig“ aus – (wer kennt es auch ?) 😉
Meine Anmerkungen „2. Mai 2020 um 14:18“ (Der maximale Wirkungsgrad….) waren eigentlich zu Ihrer Frage gedacht. Vermute, dass der Fehler bei mir lag, jetzt stehen sie oben sehr einsam herum und suchen nach dem Auslöser des Geschriebenen.