Im vorigen Jahr habe ich vor College-Studenten in Ottawa einen Vortrag gehalten zum Thema menschlicher Fortschritt. Ich redete mich durch die gewöhnliche Vielzahl von Indikatoren – steigende Lebenserwartung, Bildung und Pro-Kopf-Einkommen, abnehmende Kindersterblichkeit, Mangelernährung und Krebs-Todesfälle – um darzulegen, dass die Welt zu einem deutlich besseren Ort wird trotz der immer weiter zunehmenden Bevölkerung.

Es kam mir so vor, als sei das Publikum echt erfreut gewesen, zur Abwechslung mal gute Nachrichten zu hören. Ich hatte sie erfolgreich der Causa Rationaler Optimismus übergeben. Und dann stellte jemand in der Zuhörerschaft eine Frage zum Klimawandel, und ich habe es verdorben.

Während ich einräumte, dass die verfügbaren Daten einen „lukewarming”-Trend der globalen Temperaturen zeigten, warnte ich vor exzessivem Alarmismus. Verfügbare Ressourcen sollten für die Anpassung an Klimawandel aufgewendet werden und nicht auf die Verhinderung globaler Änderungen der Temperatur – eine Aufgabe, die ich zusammen mit vielen Anderen als sowohl ruinös teuer als auch zum größten Teil als nutzlos ansehe. Die Zuhörer waren zuerst schockiert – ich schätze mal, dass sie mich bis hierher als einen rationalen und den Daten folgenden Akademiker einschätzten – dann wurden sie ärgerlich und schließlich feindlich.

Mein Publikum in Ottawa war in keiner Weise eine Ausnahme. Sehr oft, wenn ich in Europa und Nordamerika über den sich verbessernden Zustand der Welt vortrage, erkennt es die positiven Trends an, macht sich aber gleichzeitig vor etwas Sorgen, dass Matt Ridley so ausdrückte: „Dieses glückliche Intermezzo (in der Menschheitsgeschichte) wird ein schreckliches Ende nehmen“. Natürlich sind apokalyptische Phantasien so alt wie die Menschheit selbst. In der Bibel beispielsweise findet man die Geschichte der Sintflut, mit der „Gott alle lebenden Wesen vernichtete, die es auf der Erde gab: Mensch und Vieh, kriechende und fliegende Wesen“.

Das akkadische Gilgamesch-Epos enthält ebenfalls den Mythos von zürnenden Göttern, welche die Erde überfluten, während eine apokalyptische Sintflut eine prominente Rolle in der Dharmasastra der Hindus spielt. Und dann ist da noch Al Gore. In seinem Film aus dem Jahre 2006 An Inconvenient Truth warnt Gore, dass „falls Grönland aufbrechen und schmelzen würde, oder falls die Hälfte von Grönland und die Hälfte der Westantarktis schmelzen würde, dann würde das hier mit dem Meeresspiegel um Florida passieren:“ Es folgte eine Animation von Florida in den Fluten versinkend. Gore zeigte auch Animationen von San Francisco, Holland, Peking, Shanghai, Kalkutta und Manhatten, wie sie allesamt ertrinken. „Aber genau dies würde in Manhattan passieren, sie können es genau messen“, sagt Gore beim Anblick des größten Teils der Stadt unter Wasser.

Es ist möglich, wie ich annehme, dass unsere Endzeit-Besessenheit angeboren ist. Jüngste Forschungen zeigen, dass unsere Spezies, der Homo Sapiens Sapiens 300.000 Jahre alt ist. Während der meisten Zeit unserer Existenz war das Leben, um Thomas Hobbes zu zitieren, „einsam, ärmlich, hässlich, brutal und kurz“. Unsere Lebenserwartung betrug 25 bis 30 Jahre, und unsere Einkommen verharrten Jahrtausende lang auf einem Niveau unter dem Mindestniveau. Im Gegensatz dazu sind unsere Erfahrungen mit relativer Üppigkeit, wenn es hoch kommt, gerade mal zwei Jahrhunderte alt. Das sind 0,07% unserer Zeit auf der Erde. Ist es da ein Wunder, dass wir so anfällig für Pessimismus sind?

Mit diesen Gedanken frage ich mich, wie viele Enthusiasten der globalen Erwärmung alle Implikationen ihrer (meiner Ansicht nach) überzogenen Befürchtungen einer drohenden Apokalypse durchdacht haben. Falls es stimmen sollte, dass eine globale Erwärmung das pure Überleben auf der Erde gefährden sollte, dann müssen alle anderen Überlegungen notwendigerweise hinter der Verhinderung des Eintretens der globalen Erwärmung zurückstehen.

Dies schließt an erster Stelle die Fortpflanzungsrechte von Frauen ein. Einige Globale-Erwärmungs-Panik-Chaoten haben sich nicht entblödet, genau diese in Frage zu stellen. Bill Nye, eine Möchtegern-TV-Größe, fragte sich laut, ob wir „nicht einer Politik folgen sollten, welche Menschen dafür bestraft, weitere Kinder zu bekommen“.

Dann gibt es da Reisen und Ernährung. Ist es wirklich so schwierig, sich eine Zukunft vorzustellen, in der jeder von uns zu Beginn eines jeden Jahres ein Kohlenstoff-Zertifikat (carbon credit) bekommt, welches eingrenzt, was wir essen (lokal angebaute Kartoffeln sind in Ordnung, aber Lachs aus Alaska ist verboten*) und welches festlegt, wie weit wir reisen dürfen (der Besuch unserer Verwandten in Ohio einmal pro Jahr wird erlaubt, aber Reisen nach Paris sind verboten). Tatsächlich ist es fast unmöglich, sich nur einen einzigen Aspekt der menschlichen Existenz vorzustellen, der frei wäre von Einmischungen seitens der Regierung – alles im Namen der Rettung der Umwelt.

[*Im Original steht tatsächlich das Wort ,verboten‘ kursiv gesetzt so da: „… Alaskan salmon will be verboten]

Diese Gedanken mögen verrückt klingen, aber sie gewinnen langsam immer mehr an Boden. Gerade vorige Woche kam eine Studie mit folgenden „Erkenntnissen“ heraus: „Ein Kind weniger könnte im Mittel in entwickelten Ländern CO2-Reduktionen von 58,6 Tonnen CO2-Äquivalent (tCO2e) pro Jahr bewirken; autofrei leben 2,4 tCO2e pro Jahr, Vermeiden von Transatlantik-Flügen 1,6 tCO2e pro Jahr und Verspeisen einer auf Pflanzen basierenden Diät 0,8 tCO2e pro Jahr“.

Und dann ist da noch Travis N. Rieder, ein Gelehrter am Johns Hopkins’ Berman Institute of Bioethics, der sagt: „Vielleicht sollten wir unsere Kinder schützen, indem wir sie gar nicht erst bekommen“. Er möchte werdende Eltern in reichen Ländern mit Strafsteuern belegen, die sich mit jedem zusätzlichen Kind erhöhen sollen.

Und das bringt mich auf meinen finalen Punkt. Seit dem Fall des Kommunismus‘ war die globale Erwärmung zweifellos die stärkste Waffe in der Hand all jener, die Kontrolle zu erlangen wünschen über das Leben ihrer Mitmenschen. Lukewarmers wie ich warnen nicht vor Visionen einer Umwelt-Apokalypse aufgrund irgendeines perversen Hasses auf die Natur. Im Gegenteil, sich um die Umwelt zu kümmern ist löblich und, wie ich zufällig glaube, fast universell. Aber Umweltaktivismus können wie alle -ismen totalitär werden. Dieser Grund ist es, dass wir, wenn es um Umweltpolitik geht, sehr aufpassen müssen.

CapX

Link: https://www.thegwpf.com/the-totalitarianism-of-climate-alarmists/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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