Und im Mittelpunkt der neuesten Story steht einer der Klimagate-Wissenschaftler: Keith Briffa, ein Experte bei der Rekonstruktion historischer Temperaturverläufe anhand von Baumringdaten. Im Einzelnen involviert der jüngste Skandal eine Baumringaufzeichnung, die Briffa für eine abseits gelegene Region in Nordrussland aufbereitet hat. Der Name dieser Region: Yamal.
Viele Jahre lang haben Wissenschaftler Baumringdaten ausgewertet um zu versuchen, Temperaturen aus sehr viel früheren Zeiten zu messen, aber das Verfahren ist aus sich selbst heraus problematisch. Warum? Weil Baumringdaten neben der Temperatur auch viele andere Variablen reflektieren. Das Wachstum von Bäumen in Russland reflektiert ebenso wie alle Bäume weltweit auch Änderungen der Feuchtigkeit, des Niederschlags, der Nährstoffe, des Wettbewerbs um Ressourcen neben anderen Bäumen und Pflanzen, im Verhalten von Tieren sowie von Erosion und Bewölkung, und so weiter und so fort. Aber nehmen wir für den Moment einmal an, und sei es nur um des Arguments Willen, dass wir die mittlere Temperatur vor 1000 Jahren oder mehr zuverlässig aus Baumringdaten in einer entfernt gelegenen Gegend in Russland bestimmen können. Die zentrale Frage, die sich hier stellt, lautet: Wie wählt man die Bäume aus?
Es war die Art und Weise, mit der Briffa die Bäume ausgewählt hat, deren Daten Eingang in seine Analyse gefunden hatten, die das Interesse von Steve McIntyre erregte, einem Außenseiter-Amateurklimatologen aus Kanada. Die Klimagate-E-Mails haben klar gemacht, dass McIntyre den öffentlichen Zorn der mächtigsten UN-Klimawissenschaftler auf sich gezogen hatte, einschließlich James Hansen, Michael Mann und Phil Jones, während er insgeheim gleichzeitig deren Furcht und Respekt erhielt.
McIntyre waren ein paar Probleme bei der Art und Weise aufgefallen, wie Briffa die Beispiele der russischen Bäume ausgewählt hat, und er hat an Briffa geschrieben und von ihm die Daten verlangt, die Briffa in seiner veröffentlichten Baumringstudie verwendet hatte. Briffa lehnte das ab. Und so begann eine vier Jahre dauernde Saga, die viele begutachtete Journale, Hinter-den-Kulissen-Aktionen von Briffa und seinen Vertrauten sowie eine Anforderung nach dem Freedom of Information Act auf McIntyres Seite einschloss. Diese Anforderung McIntyres scheint am Rande der Genehmigung zu stehen. Aber selbst ohne den finalen Datensatz hat McIntyre über jeden Zweifel erhaben gezeigt, das Briffa eine der schlimmsten Sünden der Wissenschaft begangen haben könnte, wenn nicht sogar die Schlimmste im Bereich Klimatologie – nämlich die, Daten willkürlich ausgewählt zu haben – als er seinen Datensatz zusammen gefügt hatte, die seine Gesinnungsgenossen und sehr mächtigen Fachkollegen ebenfalls in einer Studie nach der anderen verwendet hatten.
Bekannt war bereits, dass die Yamal-Reihe eine lächerlich geringe Datenmenge umfasste. Schon dies allein führte zu einer Reihe von Fragen: Warum hat Briffa nur die Hälfte der Baumbohrkerne benutzt, die die angenehme Mittelalterliche Warmzeit abdecken, die ein anderer Wissenschaftler gesammelt hatte, einer, mit dem Briffa bekannt war? Und warum gab es in Briffas 20. Jahrhundert nur so wenige Baumbohrkerne? Bis 1988 waren nur zwölf Bohrkerne in einem Jahr benutzt worden, eine erstaunlich kleine Zahl aus einer Zeit, in der man am einfachsten Daten hätte sammeln können. Bis 1990 waren es nur noch zehn, bis 1995 nur noch fünf. Ohne jede Erklärung, wie diese seltsame Datensammlung zustande gekommen war, drängte sich der Verdacht der willkürlichen Auswahl förmlich auf, vor allem seit der scharfe Aufwärtsknick im 20. Jahrhundert fast ausschließlich auf einem einzigen Baum beruhte.
Der Datensatz aus zehn Baumbohrkernen von 1990. Erkennbar ist der Kern YAD061, dargestellt in gelb, der eine einflussreichste Baum der Welt.
Das alles wurde noch verdächtiger, als eine der Klimagate-E-Mails enthüllte, dass Briffa bereits im Jahr 2006 einen viel umfassenderen und damit verlässlicheren Datensatz aus dem Yamal-Gebiet präpariert hatte. Aber seltsamerweise hat er sich entschlossen, diesen Datensatz beiseite zu legen und stattdessen den viel schwächer besetzten Datensatz zu verwenden.
Die Yamal-Frage tauchte genau dann auf, als Briffa von Klimagate-Ermittlern befragt worden ist. Er sagte ihnen, dass er niemals daran gedacht hätte, eine umfangreichere Sammlung zu verwenden als die, welche er dann schließlich untersucht hatte, weil er nicht genug Zeit für eine umfangreichere Untersuchung gehabt hätte. Allerdings scheint das spezielle Thema der beiseite geschobenen Aufzeichnungen von dem Ausschuss weitgehend übergangen und wie so viele andere Antworten auf die Klimagate-Untersuchungen ohne Gegenfrage akzeptiert worden zu sein.
Aber der Trick wurde mittlerweile zu Krümeln zerrieben, und zwar durch den kürzlichen Beschluss des UK-information commissioner, dass Briffa die Liste der Orte nicht länger zurückhalten darf, die er in seiner beiseite geschobenen Regionalaufzeichnung für das Yamal-Gebiet verwendet hatte. Die Bekanntgabe dieser Stellen hat es McIntyre ermöglicht zu berechnen, wie die umfangreichere Reihe ausgesehen hätte, wenn Briffa diese zur Veröffentlichung ausgewählt hätte. Er hat gezeigt, dass sich darin keine Spur einer Hockeyschläger-Kurve befand, wie es aus Briffas willkürlich ausgewählten Daten hervorgegangen war.
McIntyres jüngste Graphik. Die willkürlich ausgewählte Reihe ist rot und zeigt die Form eines Hockeyschlägers. Die grüne, mit mehr Daten aktualisierte Reihe zeigt kein solches Aussehen.
Briffas Entscheidung, eine alarmistische, aber unzuverlässige Version der Yamal-Reihe zu veröffentlichen – anstatt einer verlässlicheren und durchaus wenig bemerkenswerten Reihe – war Gesprächsthema der Klima-Blogosphäre, mit vielen Kommentatoren, die offen das Wort Unehrlichkeit in den Mund genommen hatten.
Zweieinhalb Jahre nach der ersten Enthüllung der Klimagate-E-Mails tauchen immer neue Kontroversen seitens des Teils der Wissenschaftler und der Ermittler auf. Viele der Beteiligten versuchen verzweifelt, den Skandal unter den Teppich zu kehren. Allerdings bestand ihr einziger Erfolg darin, dass ihrer fragwürdigen Wissenschaft neue Aufmerksamkeit zuteil wurde, ebenso wie Schwindeleien hinter den Kulissen, die die Hoffnung beflügeln, dass vollständigere und unabhängigere Ermittlungen – auf beiden Seiten des Atlantiks – durchgeführt werden.
Climategate Continues
Von Andrew Montford und Harold Ambler
— Andrew Montford is the author of The Hockey Stick Illusion and the proprietor of the Bishop Hill blog. Harold Ambler is the author of Don’t Sell Your Coat and the operator of the blog talkingabouttheweather.com.
Link: http://wattsupwiththat.com/2012/05/24/the-sum-of-yamal-of-greater-than-its-parts/#more-64217
Übersetzt von Chris Frey EIKE
2 Kommentare
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
- Bitte geben Sie Ihren Namen an (Benutzerprofil) - Kommentare "von anonym" werden gelöscht.
- Vermeiden Sie Allgemeinplätze, Beleidigungen oder Fäkal- Sprache, es sei denn, dass sie in einem notwendigen Zitat enthalten oder für die Anmerkung wichtig sind. Vermeiden Sie Schmähreden, andauernde Wiederholungen und jede Form von Mißachtung von Gegnern. Auch lange Präsentationen von Amateur-Theorien bitten wir zu vermeiden.
- Bleiben Sie beim Thema des zu kommentierenden Beitrags. Gehen Sie in Diskussionen mit Bloggern anderer Meinung auf deren Argumente ein und weichen Sie nicht durch Eröffnen laufend neuer Themen aus. Beschränken Sie sich auf eine zumutbare Anzahl von Kommentaren pro Zeit. Versuchte Majorisierung unseres Kommentarblogs, wie z.B. durch extrem häufiges Posten, permanente Wiederholungen etc. (Forentrolle) wird von uns mit Sperren beantwortet.
- Sie können anderer Meinung sein, aber vermeiden Sie persönliche Angriffe.
- Drohungen werden ernst genommen und ggf. an die Strafverfolgungsbehörden weitergegeben.
- Spam und Werbung sind im Kommentarbereich nicht erlaubt.
Hi,
we have set up a small group in Scotland called the „Scottish Climate and Energy Forum“. Our website is: „http://scef.org.uk“. We don’t have a lot of people and could do with some help putting together an overview of the science.
Ich habe einen interessanten Artikel aus Schweden.
Bitte geben Sie mir eine E-mail Adresse, da die
“ Kontakte “ zu Zeit nicht funktionieren.
Mit freundlichen Grüßen
Heinz – Dieter Lingner