Stefan Kämpfe
Zwei markante Kälteeinbrüche im ansonsten sehr milden Herbst 2022 waren erste Warnschüsse – nun ist der Winter da, ausgerechnet jetzt, in Zeiten der von Altkanzler Schröder begonnenen, von Altkanzlerin Merkel forcierten und von der „Ampel“ noch weiter beschleunigten Energiewende, deren Schwächen bei Dunkelflauten und Kälte nun schonungslos offengelegt werden. Der Wintereinbruch passt auch nicht gut zur Regierungsdoktrin der menschengemachten Klimaerwärmung – die irrige Ausrede „es wird kälter, weil es wärmer wird“ muss mal wieder herhalten. Im Folgenden werden mögliche Ursachen des Winterwetters und dessen Folgen für uns alle beleuchtet.
Seit 2018 verstärkte Zirkulationsstörungen – endet das Zeitalter der West- und Südwestlagen?
Mit dem Februar 2018 begann eine Phase der Dominanz so genannter, oft zu Witterungsextremen neigender meridionaler Großwetterlagen (Nord-, Süd- und Ostwetterlagen), welche letztmalig über längere Zeit nur in den stürmischen Mildwintern 2019/20 und 2021/22 unterbrochen wurde. Ein ganz anderes Bild im Winter 2020/21, in den Frühjahren und Sommern sowie im Dezember 2022: Zwar gab es Phasen mit „Westwetter“, doch waren diese schwächer entwickelt und meist nur von kurzer Dauer. Es häuften sich Nord-, Ost-, Zentraltief- und Südlagen, was der Hauptgrund der enormen Temperaturkontraste sowie der Kälteeinbrüche im Februar/März 2018, im Mai 2019, im Februar, April und Mai 2021 sowie im April und Dezember 2022 war, während fast alle Sommer und Herbste zu warm ausfielen. Auffallend häuften sich außerdem meist windschwache, Unbestimmte Großwetterlagen ohne eindeutige Anströmrichtung, Näheres zu diesen hier und hier. Auch diese so genannten XX-Lagen tendieren zu Sommerhitze und Winterkälte. Sollte sich diese Tendenz fortsetzen, so hätte das ein Fortbestehen der großen Temperaturschwankungen zur Folge. Auf nähere Hintergründe und Ursachen der Zirkulationsstörungen soll hier nicht eingegangen werden; Näheres dazu hier, hier und hier. Eines ist jedoch klar: Sollte die Häufigkeit der warmen Süd- und Südwestlagen in naher Zukunft abnehmen; so würde auch der bislang noch starke Erwärmungstrend auch im Sommer und Herbst enden; im Winter/Frühling gibt es schon seit 1988 keinen signifikanten Erwärmungstrend in Deutschland mehr.
Es wird kälter, weil es wärmer wird – doch wo in den nördlichen Breiten ist es gegenwärtig merklich zu warm?
Wer die bei EIKE in unregelmäßigen Abständen erscheinenden Kältereports von Christian Freuer liest, beispielsweise hier, bekommt Informationen über weltweit zunehmende Ereignisse in Sachen Kaltwetter, die uns von den „Qualitätsmedien“ vorenthalten werden. Aktuell zeigt uns aber auch ein globaler Blick auf den 45. bis etwa 70. Breitengrad nirgendwo merklich übernormale Temperaturen – es dominieren schon jetzt, im Frühwinter, bläuliche bis violette Farben für den Temperaturbereich von etwa 0 bis minus 40°C. Selbst solche normalerweise Anfang Dezember noch sehr milden Regionen wie England, Benelux und Nordfrankreich sind diesmal zu kalt.
Die angeblich so schlimme Wärme ist also diesmal nirgendwo im beginnenden Nordwinter zu finden – aber vielleicht kommt sie ja später in Gestalt des so unbeliebten „Weihnachtstauwetters“. Häufig behaupten Katastrophisten und Alarmisten auch, wegen der Klimaerwärmung würde es mehr schneien. Diese Behauptungen waren besonders im schneereichen Januar 2019 (Alpen) zu hören – doch sie passen nicht so gut zu den Beobachtungen der insgesamt abnehmenden Zahl der Tage mit einer Schneedecke in Deutschland; stellvertretend sei hier die Entwicklung in Potsdam gezeigt:
Aber was ist mit der These, es schneie wegen der Klimaerwärmung zwar seltener, aber wenn, dann intensiver? Auch hier hilft ein Blick in die Vergangenheit: Im Flachland erwiesen sich die Winter 1969/70, 1978/79 und teilweise auch die von 1984/85 und 1986/87 als enorm schneereich; solche Rekordschneehöhen von 50 cm bis 1 Meter, dazu teils mehrere Meter hohe Schneewehen wie im Katastrophenwinter 1978/79, wurden seitdem nie wieder erreicht. In den Mittel- und Hochgebirgen verliefen unter anderem die Winter 1951/52, 52/53, 69/70, 80/81 sowie der Februar/März 1988 sehr schneereich. Und warum unsere Winter in der jüngsten Vergangenheit so sehr mild ausfielen, zeigt die nächste Grafik – es ist nicht der Klimanotstand, sondern eine periodische Häufung positiver NAO-Werte, einhergehend mit vielen Westwetterlagen. Diese winterliche Westlagen-Häufung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Dauer sein.
Die meteorologischen Hintergründe der aktuellen Dezemberkälte – zeitweise Blockierung der Westdrift
Dem letzten kalten Dezember (2010) gingen ein nur kurzzeitig heißer, schon Ende Juli beendeter Sommer sowie ein insgesamt etwas zu kühler Herbst voraus. Diesmal folgte einem langen, heißen Sommer ein merklich zu warmer Herbst mit enorm vielen Süd- und Südwestlagen im Oktober/November, was in ähnlicher Form letztmalig vor dem rekordmilden Winter 2006/07 zu beobachten war und auch in früheren Vergleichsfällen oft auf einen milden Folgewinter hindeutete. Aber zwei markante Kältewellen, eine längere ab Mitte September und eine kürzere, schon winterliche um den 20. November, deuteten schon die latente Bereitschaft der Atmosphäre zu weiteren, zumindest gelegentlichen Kälteeinbrüchen an. Nach dem 21. November kehrte die milde Südluft nochmals zurück, bevor zum Monatswechsel ein Hoch über Fennoskandien die Regie übernahm. Dabei zog ein kleines Höhentief vom 1. bis zum 3. Dezember westwärts über Mitteleuropa hinweg und löste gebietsweise bei leichtem Dauerfrost intensive Schneefälle aus; 10 bis 15 cm Schneehöhe sind für das niederschlagsarme Thüringer Becken schon bemerkenswert.
Nachfolgend sickerte von Südosten mildere Luft ein und ließ den Schnee im Flachland tauen; doch ab dem Nikolaustag begann zwischen einem mit weit über 1060 hPa enorm kräftigen Grönland-Hoch und einem Skandinavien-Tief ein gewaltiger, mehrtägiger Kaltluftausbruch aus der Arktis nach West- und Mitteleuropa, welcher sich aber wegen des wärmenden Einflusses von Nordmeer, Nord- und Ostsee zunächst vor allem in höheren Luftschichten bemerkbar machte.
Die schnellere Auswirkung des Kaltlufteinbruches in der Höhe zeigt sich beispielsweise am Verhalten der Stundenwerte der Lufttemperaturen zu einem bestimmten, immer gleichen Zeitpunkt an einer Flachland- und einer Bergstation:
Anschließend blieb die Westdrift weiterhin blockiert, und die höhenkalte Luftmasse konnte sich auch in den unteren Luftschichten merklich abkühlen. Mäßige bis strenge Nachtfröste waren die Folge, und trotz des Tiefdruckeinflusses war Deutschland besonders in seinen zentralen Landesteilen vom dynamischen Wettergeschehen (Wind, stärkere Niederschläge) vorübergehend weitgehend abgeschnitten – die folgende Abbildung zeigt, warum:
Die meteorologischen Hintergründe der Deutschen Energiekrise – Menetekel des Scheiterns der Energiewende
Weil Deutschland aus grün-ideologischen Gründen seine sicheren, zuverlässigen, umweltfreundlichen Kernkraftwerke abschaltet und den Kohleausstieg forcierte, während gleichzeitig der bisherige Hauptlieferant für Erdgas, Russland, weitgehend ersatzlos ausfiel, kam es zu einer für die Nachkriegszeit beispiellosen Energiekrise, einhergehend mit einer Hyperinflation. Millionen Deutsche sitzen nun im Dunkeln und Kalten, weil sie die exorbitant gestiegenen Strom- und Heizkosten nicht mehr bezahlen können, und viele Unternehmen stehen vor dem wirtschaftlichen Aus. Die aktuelle Frühwinter-Kälte kommt da zur absoluten Unzeit, weil jedes Grad weniger Außentemperatur den Heizenergiebedarf um etwa 6% steigen lässt. Zwar versichern Bundesnetzagentur und Bundesregierung, die Stromversorgung sei gesichert und die Erdgasspeicher gefüllt – aber zu welchem Preis und wie lange? Sollte sich der Winter dauerhaft einnisten oder mehrmals zurückkehren, könnte es doch eng werden – vom noch fernen Winter 2023/24 ganz zu schweigen. Als Ausweg bietet sich, zumindest für die Stromerzeugung, der von der Ampel-Koalition beschlossene forcierte Ausbau der Erneuerbaren Energien, besonders von Wind- und Solarenergie, an – doch der erweist sich als enorm problematisch. Massiv steigende Lohn- und Rohstoffkosten, Fachkräfte- und Rohstoffmangel, der enorme Platzbedarf der Wind- und Solaranlagen, ökologische Probleme sowie Proteste gegen den notwendigen, viel zu langsamen Leitungsausbau und nicht zuletzt die fehlenden, in absehbarer Zeit nicht in technisch-ökonomischer Reichweite befindlichen Energiespeicher, verhindern einen raschen Zubau. Doch könnten auch meteorologisch-klimatische Gegebenheiten die Energiewende scheitern lassen? Auf den ersten Blick erzeugen die „Erneuerbaren“ doch schon heute an stürmischen Winter- und besonders an sonnig-windigen Frühlings- und Sommertagen so viel Strom, dass oftmals Windkraftanlagen abgeregelt werden müssen – die überschüssige Energie kann nicht gespeichert werden. Doch leider häuft sich in letzter Zeit auch das Gegenteil – ganzjährig mehr windschwache Wetterlagen; in Kombination mit herbstlich- winterlicher Bewölkung sind das die so genannten „Dunkelflauten“.
Zunehmend geraten auch Wind- und Solarenergie in den Verdacht, unser Klima massiv zu beeinflussen; Näheres unter anderem hier und hier. Wichtige, ernste Hinweise für die Begrenztheit und die schon jetzige Übernutzung der Ressource Wind sind die Häufigkeitszunahme der windschwachen, Unbestimmten XX-Wetterlagen sowie die tendenzielle Abnahme der Windstärke in Norddeutschland:
Ausführlicher werden die meteorologischen Hintergründe der Energiewende hier behandelt. Eine gute Seite hat das Winterwetter aber doch: In Deutschland, dem Land des Missmanagements, der Fehlplanungen, der Gender-Toiletten, der überbordenden Bürokratie, des Bildungsnotstandes, der verlotternden Infrastruktur und der überteuerten Mieten und Preise, geht wenigstens für ein paar Tage mal alles glatt!
Weitere Aussichten: Rettet uns diesmal noch eine Milderung? Weihnachtstauwetter in Sichtweite
Der Autor dieses Beitrages hatte in seiner Wintervorschau hier schon auf recht eindeutige Indizien für einen insgesamt relativ milden Winter 2022/23 hingewiesen. Hinzu kommt der in den letzten Jahrzehnten sehr verlässliche Witterungsregelfall des Weihnachts- und Silvestertauwetters, welches sich in den meisten Läufen der Mittelfrist-Modelle ab etwa dem 10. Dezember schon für die mit Weihnachten endende Woche abzeichnet.
Für den weiteren Verlauf der Hochwinterwitterung im Januar/Februar 2023 liefert aber erst der Witterungstrend zwischen dem 25. Dezember und dem 10. Januar oft wichtige Hinweise; momentan ist dieser noch nicht absehbar: Wird oder bleibt es in diesem Zeitraum mild, so setzt sich das oft tendenziell im Hochwinter fort; für Kälte gilt Ähnliches. Außerdem erhöht der aktuelle dezemberliche Kälteeinbruch die Wahrscheinlichkeit weiterer winterlicher Kälteeinbrüche; die keinesfalls zuverlässigen Langfrist-Modelle gehen momentan aber von einem milden bis sehr milden Januar und Februar aus.
Diesmal scheint also der Winter zumindest vorübergehend nochmals Milde walten zu lassen – das deutsche Energie-Harakiri bleibt vorerst ungestraft. Aber die lang anhaltend Dunkelflaute im Spätherbst/Frühwinter 2022 sowie die auch insgesamt enttäuschenden Erträge der Erneuerbaren Energien in den sehr windschwachen Jahren 2021 und 2022 sollten allen Verantwortlichen zum Umdenken bewegen – der momentane Kurs des Ausstiegs aus der Kohle- und Kernenergie kann ohne wirklich praktikable, bezahlbare, zuverlässige Alternativen nicht weiter fortgesetzt werden.
Stefan Kämpfe, Diplom-Agraringenieur, unabhängiger Natur- und Klimaforscher
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Roy Spencer schrieb irgendwo, dass in der Regel Meteorologen, im Gegensatz zu „Klima-Forschern“, dem Klima-Hype skeptischer gegenüber stünden – offenbar in den USA. Für EIKE stimmt es – ganz anders bei unseren Klima-Aktivisten und Wetterfröschen im Staatsfernsehen, dem perversen Gegenteil. Doch im Staatsfernsehen geht es um grünen Klima-Alarm, so, wie der Staat es wünscht. Kein „aufrechter“ deutscher Untertan darf da fehlen – am Ende könnte es der Karriere schaden.
Das Ergebnis: Jedermann (und Frau) in Absurdistan glaubt dem alltäglichen Klima-Wahn. Auch wenn dank „Klimaerwärmung“ und irrer Klima- und Energiewende-Politik heute wieder gefroren werden muss – wie im letzten Krieg. Die allerletzte Generation könnte sich das Kleben sparen – festfrieren tut es auch und würde die „Sinnhaftigkeit“ verdeutlichen. Die Klima-Erwärmung ist „schrecklich“ und die grüne Klima-Verdummung funktioniert prächtig – in Absurdistan.
Aus dem Energiedilemma kommt Deutschland nur dann raus, wenn es alle Möglichkeiten nutzt und nicht aus Ideologie- und Glaubensgründen die Energie in gut und böse einteilt. Und: ein moderner Industriestaat braucht zuverlässige und preisgünstige Kilowattstunden und keinen unregelmäßig teuren Zappelstrom.
Trotz der Energiekrise und des kalten Dezembers werden in 14 Tagen wieder die Panikmacher auf dem Teppich sein mit Klimaerwärmung, Erderhitzung und letzte Generation, um die Erhöhung der CO2-STeuern durchzudrücken. Irgendjemand muss die ganze Mißwirtschaft dieser Regierung bezahlen, damit Deutschland weiterbesteht.
Auch wenn Frau Kosch und andere Bots hier immer wieder behaupten, dass die Bevölkerung den Ausbau der EE fordert, so spricht die tatsächliche Ausgestaltung des eigenen Lebens eine andere Sprache. Reine E-Autos sind nur Zweitwagen zum Darstellen der eigenen Haltung. Für Neubauten werden Wärmepumpen propagiert, aber man traut dem Braten nicht und schafft sich noch ein bis zwei Holzöfen an (zumindest auf dem sprichwörtlichen flachen Land).
Nur diejenigen Deutschen fordern den Ausbau der alternativen Energien, die glauben, das Stromnetz sein ein Speicher für den Zappelstrom, alles genau berechnet. Und ich fürchte fast, das ist über die Hälfte der Deutschen.
Ach so. Deutschland exportiert in den letzten Wochen auch immer weniger Gas in die Nachbarländer. Es geht ums Überleben und nicht mehr um Solidarität…
Ich hatte auf einen durchschnittlichen Winter getippt. Die Arktische Oszillation liegt weiter im Negativen. Der Polarjet deutet darauf hin, dass es zu Weihnachten und danach nach kurzer Warmphase wieder kälter werden könnte. Wird es zu Jahresbeginn kalt, so tippe ich auf einen kalten Winter.
Die Industrie spart derzeit vor allem Gas. Zu deren Schaden. Wenn es nicht zu kalt wird, könnte das Gas für diesen Winter noch reichen.