Die energiepolitisch spannendste Frage der nächsten Monate ist die nach der Stärke des Winters. Der Deutsche Wetterdienst beruhigte die Bundesregierung und die deutsche Öffentlichkeit im November:
„Die Winterprognose des Deutschen Wetterdienstes ist für alle Energieverbraucher eine gute Nachricht. Wir erwarten einen vergleichsweise milden Winter. Sollte das Modell recht behalten, können wir dadurch Heizenergie einsparen.“
Das hört sich mittlerweile wie regierungsamtliches Pfeifen im Walde an. Denn die neusten mittelfristigen Wettervorhersagen des europäischen ECMWF (Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage) sagen bis zum 4. Advent eine starke Abkühlung voraus. (Siehe unten die Prognose für den 4. Advent, Quelle: Kachelmannwetter.com)
Quelle: kachelmannwetter.com/ECMWF
Die Grafiken zeigen, daß sich die kalte Wetterlage von Polen bis Nordfrankreich erstreckt. Frankreichs Stromverbrauch, der zu einem bedeutenden Teil zum Heizen eingesetzt wird, hat in Ermangelung ausreichender Kernenergiekapazität großen Einfluß auf die Stromversorgung und die Strompreise in Deutschland.
Wer sich weiter täglich informieren will, sei auf die Seite Wo bleibt die globale Erwärmung verwiesen.
Auch global zeigen die Indizes keine Erwärmung an.
Die Abweichung der globalen Temperatur vom 30-jährigen Mittel der satellitengestützten Messungen der University of Alabama (UAH) ist im November 2022 gegenüber dem Oktober von 0,32 Grad auf 0,17 Grad Celsius gesunken. (siehe erste Grafik oben). Die durchschnittliche Temperatursteigerung pro Jahrzehnt beträgt seit 1979 nach wie vor 0,13 Grad Celsius – kein Hinweis auf eine besorgniserregende oder gar katastrophale Entwicklung.
Ganz im Gegenteil: Die Meereisausdehnung der Arktis hat seit 2016 wieder zugenommen. Seit 2016 gehen die Temperaturen weltweit leicht zurück.
Wie lange reicht das gespeicherte Gas ?
„Die Verfügbarkeit von Energie für die elektrische Stromerzeugung ist für diesen Winter gesichert“,
sagte
Robert Habeck auf einer Pressekonferenz in Süd-Afrika zur Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland. Doch wenn man analysiert, woher der Strom in diesen Tagen in Deutschland kommt, ist das alles andere als beruhigend. Im folgenden Diagramm sehen wir die Stromerzeugung seit dem 1.12. Die Solarenergie liefert praktisch kaum etwas, Windenergie leidet unter einer anhaltenden Flaute. Am 10.12. um 15 Uhr wurden 60 Gigawatt Strom verbraucht. Solar (hellgelb) lieferte 0,7 GW, Wind
onshore (hellgrün) 1 GW,
offshore (graugrün) 1,6 GW, Erdgas (hellbraun) 16 GW, Steinkohle (dunkelbraun) 12 GW und Braunkohle (mittelbraun) 14,6 GW. Selbst die im Streckbetrieb befindliche Kernenergie (rot) lieferte mit 3,8 GW mehr als Solar und Windenergie zusammen.
Wie soll in solchen Situationen Deutschland versorgt werden, wenn im Jahre 2024 die hinzugeschalteten Stein-und Braunkohlekraftwerke vom Netz genommen worden sind und die Kernkraftwerke schon im April 2023 abgeschaltet worden sind? Man schaue sich in der Grafik den hellbraunen Bereich von Strom aus Erdgas an, der teuersten Stromerzeugung mit der knappsten Energie, die wir haben. Wenn allerdings teures Fracking-Gas die dunkelbraunen und mittelbraunen Flächen von Braun- und Steinkohle sowie die roten Flächen von Kernenergie zusätzlich ersetzen soll, dann wissen wir heute schon, daß die Strompreise weiter durch die Decke gehen werden. Das würde die Ampelkoalition nicht überleben.
Schon ein mittelmäßig kalter Winter stellt die Regierung vor kaum lösbare Probleme. Schon jetzt leeren sich die Speicher mit einer Rate von 0,5 % pro Tag. Jeder kann sich ausrechnen, wie lange Speicher, die zu 94 % (am 10.12.2022) gefüllt sind und nach Vorgabe der Bundesregierung im Februar noch 40 % Speicherstand haben sollen, bei anhaltender Kälte reichen werden. Es kann gerade mit Glück gutgehen. Doch was passiert im nächsten Winter? Wie kann der Bundeskanzler in Anbetracht dieser Sachlage die Förderung von Gas aus Schiefergestein rundherum ablehnen?
In dieser Aussage sind drei Fehler: Es lohnt sich wirtschaftlich, denn es wäre 1. deutlich preiswerter als US-Fracking-LNG-Gas, 2. es würde auch nur ein Jahr dauern, bis das erste Gas fließen kann ( was jetzt der Fall wäre, wenn die Bundesregierung verantwortungsvoll gehandelt hätte) und 3. der Gasbedarf wird mitnichten zurückgehen. Drei Fehler in einem Satz mit fatalen Folgen für den Standort Deutschland hört man nicht alle Tage von einem Bundeskanzler.
Nach der Gas- und Stromkrise nun auch noch eine Ölknappheit
Vor dem Ukraine-Krieg deckte russisches Öl 35 % des hierzulande benötigten Öls ab. Obwohl es bis heute kein europäisches Importverbot für Pipeline-Öl gibt, hatte Wirtschaftminister Habeck der EU zugesagt, ab 1. Januar kein Öl mehr über die Druschba-Pipeline, die die Standorte Schwedt und Leuna versorgt, zu beziehen. Die alternativen Belieferungen über Rostock oder Danzig werden nur einenTeil der Pipeline-Importe abdecken. Über den Preis schweigt die Politik.
Hinzu kommen nun die Boykottbeschlüsse der EU: Dem Öl- Lieferanten Rußland soll nur noch 60 $ pro Faß Öl gezahlt werden, obwohl der Weltmarktpreis deutlich höher ist. Putin hat schon erklärt, daß Rußland zu diesen Bedingungen nicht liefern wird. Nun gibt es zwei mögliche Folgen des EU-Beschlusses. Rußland hat sich bereits eine
Schattenflotte von 100 Tankern zugelegt, um sein Öl in andere Regionen zu transportieren.Wenn es Rußland gelänge, sämtliches Öl bei anderen Marktteilnehmern wie Indien oder China unterzubringen, hätte das für alle Marktteilnehmer wenig Folgen- außer für Deutschland das bislang preiswertes Pipeline-Öl aus Rußland importierte. Sollte es allerdings Rußland nicht gelingen, das Öl vollständig unterzubringen, wäre zuwenig Öl auf dem Weltmarkt. Die OPEC+ hat bereits angekündigt, daß sie die Ölförderung nicht erhöhen wird. In diesem Fall würden die Ölpreise bei gleichbleibender Nachfrage weltweit steigen. Einen solchen Boykott würde man wohl eher als Knieschuß bezeichnen.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Derzeit spart in Deutschland vor allem die Industrie massiv Gas ein. Und es wird deutlich weniger in europäische Nachbarländer von Deutschland exportiert. Wenn der Winter nicht zu kalt wird, könnte das Gas diesen Winter noch reichen. Für den darauf folgenden Winter wird es knapp und teuer.
Ach jetzt auf einmal NÄCHSTER Winter, Herr Krüger?? Ich dachte im Februar ist das Gas aus… Vorher wars immer Novmber… Aber nächsten Winter klapps gaaaanz bestimmt mit dem Zusammenbruch Herr Krüger…
Die Wärmepumpe, der nächste Schildbürgerstreich im „Energiewendeland“
In Welt online konnte man lesen dass die Bundesregierung als Lösung für ihre selbstverschuldete Energiekrise nun auf die Wunderwaffe „Wärmepumpe“ setzt. Der Betrieb von Öl- und Gasheizung wird verboten werden. Ein Schildbürgerstreich!
Eine Wärmepumpe ist eine Stromheizung mit der Wärme aus der Umgebung, meistens der Umgebungsluft, zum Heizen benutzt werden soll. Die JAZ, also der Wirkungsgrad gemessen am eingesetzten elektrischen Strom soll hier bei 3 – 4 liegen, soll heißen aus 1 kWh elektrischer Energie gewinnt die Wärmepumpe 3 – 4 kWh Heizwärme. Soweit die Theorie. Das soll aber nicht das eigentliche Thema hier sein. Es geht sich um die benötigte Kraftwerksleistung für dieses „Wärmewunder“.
Die Regierenden berufen sich für dieses Vorhaben u.a. auf eine Studie der AGORA Energiewende:
https://static.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2022/2022-04_DE_Scaling_up_heat_pumps/A-EW_273_Waermepumpen_WEB.pdf
Bei der Analyse dieser „Studie“ fällt auf dass man es geschafft hat 57 Seiten zu schreiben ohne (nach meiner Durchsicht) eine einzige Angabe zur benötigten Kraftwerksleistung zu machen! Das ist auch eine Leistung, wenn auch eine mit dem Ziel des Lügens durch Unterlassung. Warum das so ist, kann man schnell erkennen wenn man selbst rechnet.
Eine Wärmepumpe hat 5 kW Anschlussleistung (Planungsrichtwert). Bei 1 Mio Anlagen sind das 10^6 * 5 *10^3 = 5 GW Leistungsbedarf. Ups, 4 große Kraftwerke.
In D gibt es ca. 5,5 Mio Ölkessel und 6,5 Mio Gasthermen. Will man die alle ersetzen benötigt man 12 *5 * 10^6 * 10^3 = 60 GW Kraftwerksleistung.
Jetzt kann man einwenden dass die nicht immer alle gleichzeitig laufen, rechnen wir also optimistisch mit 50% Gleichzeitigkeitsfaktor = 30 GW zusätzlicher Kraftwerksleistung. Das ist aber eher zu optimistisch gerechnet, die Versorgungsunternehmen wissen das am Besten:
Ergänzungen der Stadtwerke Bühl GmbH zur TAB Niederspannung 2019 Stadtwerke Bühl GmbH Stand: Oktober 2022 Seite 15 von 31 10.3. Wärmepumpenanlagen zur Heizung oder Klimatisierung 10.3.1. Anmeldung und Genehmigung Elektrische Wärmepumpen in Heizungs- und Klimaanlagen beziehen die Energie mit hoher Gleichzeitigkeit. Die besonderen Belastungsverhältnisse, die der Betrieb von Wärmepumpen im Niederspannungsnetz hervorruft, können die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Stromversorgung der übrigen Kunden beeinflussen. Aus diesem Grund dürfen Wärmepumpen ab einer elektrischen Leistung von 3,7 kW nur mit Zustimmung der Stadtwerke Bühl GmbH an das Niederspannungsnetz angeschlossen und in Betrieb genommen werden. ….
10.3.4. Sperrzeiten Bei Netzengpässen behält sich die Stadtwerke Bühl GmbH vor, die Wärmepumpe zu steuern. Dabei wird die Unterbrechung nicht länger als 2 Stunden am Stück dauern und insgesamt 6 Stunden pro Kalendertag nicht überschreiten. Die Betriebszeit zwischen zwei Unterbrechungen ist mindestens so lang wie die jeweils vorangegangene Unterbrechungszeit. Zwischen 21:00 Uhr und 06:00 Uhr des Folgetages findet keine Unterbrechung des Strombezugs statt
Ups, Wärmepumpen sind also genehmigungspflichtig durch den örtlichen Netzbetreiber und unterliegen zusätzlich, bei hoher Netzbelastung, Sperrzeiten.
Davon steht natürlich nichts in der AGORA Studie, noch reden die Politiker und die sie begleitenden Medien darüber. Für die Menschen wird das dann dieselbe Überraschung wie die Wall-Box für das E-Mobil, die ist ja auch genehmigungspflichtig. Was das EVU zu einer Wall-Box
plus einer Wärmepumpe sagt, kann man sich ja jetzt denken. Der Gleichzeitigkeitsfaktor ist hoch, also bewegt sich die benötigte Kraftwerksleistung eher Richtung 40 GW als darunter. Aktuell (Dezember 2022) liefern alle Windräder und PV-Dächer noch keine 10 GW.
Es ist illusorisch zu glauben dass diese Leistung jemals verfügbar sein wird, zumal alle Kernkraftwerke, Kohle- und Gaskraftwerke abgeschaltet werden sollen.
Es ist der wiederholte Betrug durch Unterlassung in dem die wirklich fundamentale Frage, nämlich die nach der benötigten Kraftwerksleistung, gar nicht gestellt und somit eine Machbarkeit vortäuscht wird die gar nicht gegeben ist. Ein Vorgehen welches sich wie ein roter Faden durch die gesamte Energiepolitik seit Trittins Lüge von der Kugel Speiseeis zieht. Es muss wohl erst das Licht ausgehen und die Wohnung kalt bleiben bevor die Deutschen bemerken dass sie belogen werden. Auf vorherige Einsicht ist nicht zu hoffen, leider.
Nach einfachem Menschenverstand ist Heizung erforderlich, wenn es kalt ist. Wie hoch ist daher die Wahrscheinlichkeit, daß es nur im halben Land kalt ist, in der anderen Hälfte aber so warm, daß keine Heizung notwendig ist?
Also gerade bei Heizbedarf dürfte die Gleichzeitigkeit rel. hoch sein.
Aber in diesem Fall kommen dann die noch und nöcher Speicher von Kaemfert zum Einsatz. Die liefern Strom ohne Ende, daher sind ja auch die jetzt geplanten Gaskraftwerke reines „Stranded Investment“, wie die gute Frau Expertin nicht müde wird zu warnen. Und die muß es ja schließlich wissen …
Ups…: Wirkungsgradsteigerungen vergessen! Hinsetzen, neu rechnen!
Gut dass Sie aufgepasst haben… 😁
Wirkungsgradsteigerung = 0
Endergebnis = unverändert.
Der Wetterdienst hatte seiner Zeit dem Führer versichert dass der Winter 1941 – 42 in Russland eher milde verläuft. Das Grüne Reich hat Russland den Wirtschaftskrieg erklärt, der Winter scheint auch diesmal nicht auf Seiten Deutschlands zu sein…..
„…nach Vorgabe der Bundesregierung im Februar noch 40 % Speicherstand haben sollen, bei anhaltender Kälte reichen werden…..“ Glück? Die Vorräte reichen ewig lang, wir stehen doch am Beginn einer furchtbaren Klimaerwärmung. Die letzte Generation sorgt sich nicht um die Heizvorräte, sondern sie will die Winterhitze bekämpfen.
Deutschland ist kein Irrenhaus, sondern die Irren leiten das Haus.
„Wie soll in solchen Situationen Deutschland versorgt werden?“
Keine Sorge, das ist alles durchgerechnet! Es gibt Speicher noch und nöcher!
Außerdem gilt für Deutsche:
„Aber bei dem Deutschen ist das Selbstbewußtsein schlimmer, hartnäckiger und widerwärtiger als bei allen andern, weil er sich einbildet, die Wahrheit zu kennen, nämlich die Wissenschaft, die er sich selbst ausgedacht hat, die aber für ihn die absolute Wahrheit ist.“ [aus Tolstoi, Krieg und Frieden]
Wahrscheinlich halten auch die Politiker und verschiedene Experten ihre selbst ausgedachte Behauptungen für die absolute Wahrheit …