Zweifellos ist dies ein weiterer Erfolg grün-roter Ideologen auf ihrem Weg zur Umgestaltung unserer Republik in eine Ökodiktatur. Selbst seriösere Medienberichte, als Beispiel sei die ARTE TV-Sendung „Chronik eines Desasters“ vom 7.3.2013 (22-15 h) genannt, wagen es hierzulande nicht mehr, die Öffentlichkeit korrekt über die Kernkraft und das Fukushima-Unglück zu informieren – von bemerkenswerten Einzelfällen abgesehen, wie in der Zeitschrift "Die Junge Freiheit" (hier und hier). So war in der ARTE-Sendung über die folgenden maßgebenden Fakten so gut wie nichts zu vernehmen, was nach Meinung besser informierter Zuschauer als Unterschlagung empfunden wurde.
1) Es gab in Fukushima keinen einzigen „Strahlentoten“.
2) Die Ursache der Katastrophe von Fukushima war der Tsunami, nicht eine angebliche Unsicherheit der Kernkraftnutzung.
3) Es wurden haarsträubende Fehler bei der Auslegung des Kernkraftwerke in Fukushima gemacht, die bei deutschen Kernkraftwerken unmöglich sind.
4) Es gab massive (nach unseren Gesetzen vermutlich sogar strafrechtlich relevante) Schlampereien der Betreiberfirma TEPCO sowie der japanischen Behörden.
5) Die unzureichenden Sicherheitssysteme der Anlagen in Fukushima sind mit dem weltweit einzigartigen Sicherheitsstandard deutscher Kernkraftwerke überhaupt nicht vergleichbar.
Ausführliche Beschreibungen, was in Fukushima wirklich vorfiel, finden sich zum Beispiel hier und hier. Trotz der wohl schon als kriminell anzusehenden Unterlassungen der japanischen Betreiberfirma TEPCO – stellvertretend seien unzureichende Schutzmauern gegen Tsunamis und fehlende Wasserstoffrekombinatoren zur Vermeidung von Knallgasexplosionen genannt – blieben die Folgen dieses Unfalls relativ gering. Die radioaktive Belastung der Anrainer hat sich als ungefährlich herausgestellt (s. auch hier). Japan, aber auch die Ukraine denken in sachgemäßer Beurteilung nicht daran, die Kernenergie aufzugeben. Zeitgenossen, die noch einigermaßen klar bei Verstand sind, geben schließlich nach einem Flugzeug- oder einem Eisenbahnunglück auch nicht die Fliegerei oder das Bahnfahren auf.
Im Zuge der grünen Volkstäuschung über Fukushima im Speziellen und über die Nutzung der Kernenergie im Allgemeinen war es den deutschen Medien folgerichtig kein Wort der Erwähnung wert, dass der Rest der Welt an der Markteinführung der neuen Generation-IV-Reaktoren arbeitet. Rund 650 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Technik trafen sich vom 4. bis 7. März in Paris zur 13. „Fast Reactors and Related Fuel Cycles”-Konferenz in Paris (FR13).
Bild 1: Poster auf der "Fast Reactors and Related Fuel Cycles”-Konferenz in Paris
Diese findet alle 4 Jahre unter der Federführung der Internationalen Atomenergie-Organisation IAEA statt. Knapp 30 Länder waren diesmal vertreten, wobei Frankreich mit 40% die mit Abstand größte Teilnehmerzahl stellte, gefolgt von Russland (14%), dem angeblichen Aussteigerland Japan (9%) und den USA (8%). Deutschland war mit lediglich 24 Teilnehmern vertreten, davon die Hälfte an deutschen Institutionen arbeitenden Ausländern. In diesem Zusammenhang darf an folgende Fakten erinnert werden: Aktuell werden 437 Kernreaktoren in 30 Ländern betrieben. Die Länder mit den meisten Reaktoren sind: USA 103, Frankreich 58, Japan 50, Russland 33, Korea 23, Indien 20, Kanada 19, China 18, England 16, Schweden 10, Deutschland 9, Spanien 8, Belgien 7, Tschechien 6, Schweiz 5, Ungarn 4, Slowakei 4 und Finnland 4. Im Neubau befinden sich insgesamt 64 Anlagen (Quelle: International Atomic Energy Agency).
Allerdings beruhen die heute üblichen Kernreaktoren im Wesentlichen immer noch auf den völlig veralteten Konzepten der ehemals militärisch genutzten Reaktoren, bei denen bekanntlich die Herstellung von Kernwaffenmaterial im Vordergrund stand. Diese wurden nach und nach in Anlagen zu rein ziviler Nutzung umgewandelt, was etwa mit dem Umbau eines Panzers in ein Familienauto vergleichbar ist. In diesen alten Kernreaktorsystemen, die immer noch die Basis fast aller weltweit zivil genutzten Reaktoren bilden, werden die die Kernspaltung induzierenden Neutronen bis auf thermische Energien abgebremst („moderiert“). Man spricht daher von thermischen Reaktoren. Die modernen Konzepte der „schnellen Reaktoren”, oder besser „Schnellspaltreaktoren (Fast Reactors)”, moderieren dagegen nicht, sondern sie arbeiten mit schnellen Neutronen. Ihr Nachteil ist das aufwendigere Kühlsystem, denn zur Abfuhr der Nutzwärme eignen sich eigentlich nur Flüssigmetalle. Der weit überwiegende Vorteil dieser neuen Systeme gegenüber den thermischen Reaktoren ist dagegen das günstigere Verhältnis von Neutroneneinfang zu Spaltung. Dieses sorgt dafür, dass kein Überschuss an Plutonium verbleiben muss und bereits vorhandenes Plutonium abgebaut werden kann. Plutonium macht zusammen mit den sogenannten minoren Aktiniden 99,99% der Langzeittoxizität des nuklearen Abfalls aus. „Schnelle Reaktoren” stellen daher die ultimative Lösung des sogenannten „nuklearen Abfallproblems” dar. Nebenbei: da die Lösung des nuklearen Abfallproblems der politischen grünen Bewegung einen entscheidenden Stützpfeiler entzieht, ist sie bei diesen Leuten höchst unerwünscht. Das Jahrzehnte lange Hinauszögern (Moratorium) und Verhindern bei der Suche nach einem Endlager, das immer wieder erfolgreich am Leben erhalten werden konnte, darf als Beleg für diese Einschätzung gelten.
Das Konzept von Schnellspaltreaktoren ist nicht einmal neu, Demonstrationsanlagen wurden bereits in den 50er Jahren gebaut. Ihr Hauptproblem entstand freilich darin, dass man sich – bedingt durch die historische Entwicklung – bis heute auf flüssiges Natrium als Kühlmittel festgelegt hatte. Natrium ist ein notorischer „Neutronendieb”, leicht entflammbar, daher gefährlich und hat überdies ungünstige nukleare Reaktivitätseigenschaften. Flüssiges Blei ist ungleich besser geeignet, es vermeidet alle Nachteile von Natrium. Der einzige Grund für die Verwendung von Natrium bestand in der damals noch beabsichtigten Anwendung natriumgekühlter Reaktoren als Antrieb für Militärflugzeuge. Obwohl diese Anwendung nicht mehr diskutiert wird, hat sich das Konzept der Kühlung mit Natrium bis heute erhalten. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass es für die großen Kernreaktorunternehmen aus Kosten-, Genehmigungs- und Planungsgründen problematisch ist, in ihren Entwicklungslinien sehr schnell zu große Änderungen zu realisieren (oft sind Abteilungen oder ganze Unternehmen mit einer bestimmten Linie „verheiratet“ und fürchten um ihre Stellung, wenn etwas Neues zum Zuge kommt). Gründe dieser Art, aber auch jahrelang sich hinziehende Genehmigungsverfahren bei der Einführung neuer Konzepte erklären den hohen Zeitverzug bei Innovationen von Kernkraftwerkstypen.
Die Pariser Konferenz FR13 war dementsprechend auch noch ganz auf natriumgekühlte Systeme ausgerichtet. Man darf sich die Konferenz aber keineswegs als rein akademische Veranstaltung vorstellen. Die Industrie reagiert auf die erhöhten Sicherheitsanforderungen mit neuen, interessanten Konzepten und arbeitet Hand in Hand mit der IAEA und den nationalen Aufsichtsbehörden. Neben zahlreichen Vorträgen zu Sicherheitskonzepten, internationalen Generation-IV Roadmaps und ausgeklügelten Wiederaufarbeitungsmethoden abseits des üblichen PUREX-Verfahrens, wie z.B. neue praktisch rückstands- und emissionsfreie Flüssigsalz-Verfahren, warben Firmen aus verschiedenen Ländern an Ständen mit konkreten neuen Verfahren und Systemen. So bietet beispielsweise die amerikanisch-japanische GE Hitachi mit dem S-PRISM-Reaktor ein bereits schlüsselfertiges Kraftwerk an, das sich in der Lizensierungsphase und unmittelbar vor der Markteinführung befindet. Sogar ein beeindruckendes Modell des Kraftwerks konnte auf einer Fläche von 1/2 m2 begutachtet werden – mit Knöpfen zum Herumspielen.
Bild 2: Modell des S-PRISM-Reaktors
Ähnlich imposant war Modell der französischen natriumgekühlten 600-MWe-Demonstrationsanlage ASTRID, die gerade von Areva und der „cea” geplant wird.
Bild 3: Modell des ASTRID-Reaktors
ASTRID war denn auch das Hauptthema der Veranstaltung, denn man will der Öffentlichkeit anschaulich vermitteln, dass derartige System sicher und wirtschaftlich sind und dass sie funktionieren. Mit schnellen Reaktoren wird eine doppelte Strategie verfolgt: zum einen für die "Treibhausphoben" die CO2-freie Energiebereitstellung, was allerdings für die Kernenergie ganz allgemein gilt und für die "Radiophoben" die Entschärfung und Nutzung des sogenannten „nuklearen Abfalls”. Bedingt durch hindernde politischen Einflüsse ziehen sich Projekte zu Schnellspaltreaktoren aber leider entsetzlich lange hin. ASTRIDs Vorgänger Superphenix wurde bereits 1998 stillgelegt. Auch das russische Gegenstück, die BN-Serie, läuft bereits über Jahrzehnte. Wissen droht verloren zu gehen, deshalb ist es erklärtes Ziel der IAEA, die erworbenen Kenntnisse über Schnellspaltreaktoren in die nächste Generation hinein zu retten.
Das „Young Generation Event” war somit ein Highlight der Veranstaltung. Im Vorfeld gab es bereits einen 5-Minuten-Videowettbewerb auf Youtube, dessen Gewinner unter Erstattung von Reisekosten und Unterbringung eingeladen wurden. Während der Konferenz haben junge interessierte Kerntechniker, Ingenieure und Wissenschaftler in Arbeitsgruppen zu Themen wie Wirtschaftlichkeit und Sicherheit insgesamt 7 Vorträge erarbeitet, die im Plenarsaal, dem „Amphiteatre” des Palais de Congress, wo die FR13 stattfand, in einer Podiumsdiskussion vorgetragen wurden. Die zentrale Botschaft an die „Alten” war: Hört mehr auf die Öffentlichkeit, nehmt Leute mit Bedenken ernst, klärt auf! So steigt die Akzeptanz der Kernenergie, insbesondere der Generation IV. Eine zweite Botschaft an die „Alten” war, auf die Wirtschaftlichkeit zu achten. Die Ausbeute heutiger Kernreaktoren, mit einem Erntefaktor (EROI) gerade vier mal so hoch wie der von fossilen Kraftwerken, ist mikrig, verglichen mit dem 100 Millionenfach höheren Energiegehalt von Kernbrennstoff gegenüber Kohle. Eine dritte Botschaft war schließlich, eine stärkere Zusammenarbeit mit der Wissenschaft zu erreichen.
Eines der Videos kam übrigens aus Deutschland, nicht aber von den großen Forschungsinstituten (die waren ohnehin kaum vertreten), sondern von dem kleinen unabhängigen „Institut für Festkörper-Kernphysik” (IFK) in Berlin. Man mag es kaum glauben, aber im Land der ultimativen Ökospinner und Kernkraftverweigerer wird tatsächlich ein neues nukleares Reaktorkonzept entwickelt, der „Dual Fluid Reactor” (DFR). Er lässt die Probleme der heutigen Leichtwasserreaktoren, aber auch die der Generation-IV-Konzepte weit hinter sich. Und er ist dabei auch noch extrem kosteneffizient – glaubt man den Entwicklern. Zwei Doktoranden aus Berlin, Mitglieder des IFK, stellten den DFR in einem Video vor und wurden prompt nach Paris eingeladen. Hier konnte das Konzept auf einem Poster propagiert und erläutert werden. Es gibt eben neben dem ideologisch verblendeten deutschen Mainstream auch noch echte Entwicklungen, folgerichtig ohne einen Cent staatlicher oder industrieller Unterstützung. Wenn man vom „Energiewende”-Rausch irgendwann einmal mit einem schlimmen Kater wieder aufwachen wird, wird man sich solcher Konzepte sicher wieder entsinnen – falls es für Deutschland bis dahin nicht zu spät ist.
Prof. Dr. Kondo, Chairman der japanischen Atomenergiekommission, betonte übrigens in der Eröffnungssitzung, dass die japanische Regierung keineswegs eine Aufgabe der Kernenergie plant, sondern lediglich einen Energiefahrplan erarbeitet, in dem der zukünftige, anzustrebende Energiemix festgelegt wird. „Fukushima” war auf der FR13 ansonsten so gut wie kein Thema. Allen Anwesenden war es schließlich bewusst, dass hier eher ein Kommunikations- als ein medizinisch-physikalisches Problem vorliegt, siehe Statement der „Young Generation” oben. Dass der deutschen Presse das makabere Spiel gelungen ist, die Erdbebenopfer zu Strahlenopfern umzumünzen, ist allerdings ein Musterbeispiel dafür, wie man Kommunikationskanäle missbrauchen kann.
Auf der FR13-Konferenz wollte niemand, der nicht gerade aus Deutschland kam, die hiesigen Verhältnisse wirklich glauben, so weit ist es mit Deutschland wieder gekommen. In vergangenen Zeiten waren es abstruse Theorien über Wert oder Minderwert von biologischen Rassen mit den bekannt katastrophalen Folgen. Heute ist der Unsinn leider nicht geringer geworden. Das anthropogene CO2, der Klimaschutz, der „Nutzen“ von Windturbinen und Biomais für die deutsche Energieversorgung und für die Rettung der Welt vor dem Wärmetod sowie schließlich die unabdingbar aufzugebende Kernkraft vernebeln wieder einmal die deutschen Gehirne und bringen die restliche Welt zum Lachen oder zum Fürchten. Unaufgeregtes, kühles Handeln auf technisch-rationaler Basis, gesundes Selbstbewusstsein, Furchtlosigkeit und positives Denken an Stelle von irrationalen Ideologien und angstgesteuerten Wunschvisionen waren noch nie deutsche Stärken.
von Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke und Michael Limburg.
Der Beitrag wurde mit fachlicher Beratung des Instituts für Festkörper-Kernphysik erstellt.
Weiterführender link:
Deutschland verpasst den neuen Atomkraft-Boom
Zwei Jahre nach Fukushima ist die Kernenergie im Aufschwung. Mehrere Staaten steigen in die Atomkraft ein, während Deutschland laufende AKW stilllegte. Dabei wurde die Sicherheitstechnik verbessert. Von Daniel Wetzel
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Man stelle sich mal den Altmaier vor, wie er dieses Vorhaben prämiert…
Kommentar 11 Herr Urbahn…
Die Wiederaufbereitung wurde nicht entwickelt um fiktive Atommüllprobleme zu lösen, sondern um spaltbares Plutonium zu gewinnen, bzw. den Kernbrennstoff besser zu nutzen. Das hierdurch der hochradioaktive Abfall vermindert wird, ist ein Beiwerk. Ich meine, Sie haben sich in Ihrem Focus auf radioaktive Abfälle verannt.
Bei einer Abtrennschärfe von 99,5% und einem Urananteil von 98% bei den Aktiniden ergibt sich ein Anteil von 100ppm anderer Aktinide.
Nach meiner Auffassung wäre es sehr viel sinnvoller als sich um die Generation IV -Reaktoren zu kümmern, die eh nur als Ergänzung der Generation III -Reaktoren dienen sollen, das PACER-Programm wieder zu reaktivieren. Mit Kosten von geschätzt etwa 3-5 Milliarden € hätten wir die Fusion und das Erbrüten von U233 aus Th232 verwirklicht.
MfG
H. Urbahn
#6: ja Herr Narrog, es gibt eine Grund: Wir bei der GRS haben uns, ich kann sagen Jahrzehnte, mit der Endlagerung hochradioktiver Stoffe befaßt. Das Ergebnis dieser Arbeit: Transurane suind erst dann bei der Endlagerung vernachlässigen, wenn diese im PPM-Bereich vorliegen. Alle geringeren Abtrennungsgrade erlauben dies nicht. Zu dem und ich wiederhole es noch einmal handeln Sie sich durch die Transuranspaltung langlebige Spaltprodukte mit einer Aktivität in der Größenordnung der Transuranaktivität ein.
MfG
H. Urbahn
Sehr geehrter Herr Ruprecht,
ich meine Sie sollten darauf verzichten mir Emotionalität vorzuwerfen. Ich meine auch, dass ich das DFR Konzept soweit verstehe wie dies anhand der bescheidenen technischen Informationen irgendwie möglich ist.
Viele Grüsse
Holger Narrog
Kommentar 4 Herr Urbahn
Bei jedem Trennverfahren ergibt sich ein Wirkungsgrad. Wenn Sie Aktinide von Spaltprodukten trennen, liegt dieser in der Grössenordnung 99 – 99,9%.
Das bedeutet, dass eine abgetrennte Spaltproduktfraktion auch ein wenig Uran, Plutonium etc. enthält und umgekehrt.
Sie betonen immer wieder die Notwendigkeit einer ppm genauen Abtrennung der Aktiniden.
Gibt es dafür einen Grund? Was ist denn schlimm daran, wenn die hochradioaktive Melange der Spaltprodukte 0,5% Aktiniden, grösstenteils Uran, enthält? Meinen Sie nicht, dass Sie sich ein wenig verannt haben?
Gruss
Holger Narrog
Kommentar 3, 4 Herr Mayer, Herr Urbahn
Der EPR in Flamenville entsteht in einem wesentlich entspannteren Aufsichtsrechtlichen Umfeld als dies in D der Fall wäre.
Ein Kernkraftwerk des WWER1000, AES2006 soll gem. WNN News in Russland 2,5 Mrd. $ und in Bulgarien 4 Mrd. € kosten.
Es ist meines Erachtens eine Melange aus Auflagen, Prüfungs-, Dokumentations- und Zertifizierungsanforderungen die den Neubau von Kernkraftwerken in einigen westlichen Ländern so teuer gemacht hat, dass die Wettbewerbsfähigkeit in Frage gestellt wird. Die Kernkraft hat meines Erachtens in Westeuropa erst dann wieder eine reale Chance wenn diese Melange systematisch in Frage gestellt wird. Dabei kann dann geprüft werden, ob ein 1000 jähriger Hochwasserschutz (heute 10000 J) ausreicht, oder ob ein KKW in der Norddeutschen Tiefebene eine seismische Ausrüstung benötigt.
Ich habe selber einen Entwurf eines Schnellen MSR grob gerechnet und mich dabei auch mit der Brennstoffaufbereitung beschäftigt. Die Hauptherausforderung ist die, dass frisch gespaltene Spaltprodukte in der ersten Minute durchschnittlich 37MW/g und nach 1 Tag 1kW/g Wärme abgeben. Aus meiner bescheidenen Sicht lässt sich das nicht konzentriert handhaben.
Beispiel: Gem. der Forscher aus Grenoble sollen die mittels eines Heliumbubbling ausgetragenen niedrigsiedenden Spaltproduktfluoride (in Heliumgas) in mehreren Metallbädern getrennt werden. NbF5 und I2 liessen sich in einem PbBi Bad aus dem Strom abtrennen. Allerdings müsste man diese Mischung dann einige Zeit gekühlt zwischenlagern wobei Jod zu Xe zerfällt dass dann in eine Verzögerungsstrecke gegeben werden kann. Das NbF5 liesse sich dann nach ein paar Tagen aussieden. Wenn man sich diese Apparatur mit Behältern, Kühlung, Notkühlung, Ventilen, Rohren, Messtechnik usw. vorstellt, dann ergibt dies einen unrealistischen technischen Aufwand und enorme Risiken. Bitte bedenken Sie es entsteht eine Vielfalt unterschiedlicher Spaltprodukte.
Viele Grüsse
Holger Narrog
An die Herren Narrog, Mayer und Urbahn,
Sie verwechseln Onsite-Wiederaufarbeitung mit interner Wiederaufarbeitung.
Eine Wiederaufarbeitung (PUREX) nach klassischer Art lediglich auf dem gleichen Gelände bringt selbstverständlich kaum Vorteile oder sogar Nachteile. Synergieffekte ergeben sich erst, wenn diese integraler Bestandteil des Brennstoffkreislaufs ist. Veränderte Verfahren wie die Elektroraffination bringen aber bereits wirtschaftliche Vorteile, wenn Sie auf die Brennelemente abgestimmt sind. Dies war auch das Konzept des integralen schnellen Reaktors IFR, von dem auch ein Prototyp gebaut wurde. Der S-PRISM Reaktor wird auch so angeboten. Bedenken Sie bitte auch, dass Abtrennungen im ppm-Bereich hier überhaupt nicht vonnöten sind. Die Austauschzyklen können hier sehr viel kürzer sein, die Zusammensetzung muss lediglich im Reaktor wieder kritisch werden können.
Sie übertragen Ihre Ansichten nun aber auf einen komplett geschlossenen Flüssigsalz-Kreislauf, und das ist definitiv falsch. Hier ergeben sich enorme Synergie-Effekte, ohne dass neue Verfahren entwickelt werden müssen. Hier ist eine derartig präzise Abtrennung noch weniger nötig, denn Sie können die Spaltstoffe immer auf einem hohen Konzentrationsniveau abtrennen (der Reaktor liefert sie ja ständig nach). Auch dies bringt weitere wirtschaftliche Vorteile. Altbewährte Verfahren wie die fraktionierte Destillation können hier perfekt zum Einsatz kommen.
Herr Urbahn, ich weiss nicht, wo Sie Ihre Aussage hernehmen, dass kein Land seine Reaktoren durch Gen. IV ersetzen will. Gerade der Artikel macht deutlich, dass *alle* Länder unter hohem Druck stehen, Ihre Infrastruktur langfrsitig umzustellen, und auch fleissig daran arbeiten, dies zu tun. Dies führt natürlich nicht zu einer sofortigen Abschaltung alter Reaktoren, aber zu einer Bevorzugung von Gen. IV bei Neubauten, wie China dies bereits vorführt. Das war gerade der Tenor der Konferenz.
Langfristig thermische und schnelle Reaktoren parallel zu installieren ist unsinnig und wird zwangsläufig zu einer Umstellung auf Gen. IV führen. Dass natriumgekühlte Reaktoren der Weisheit letzter Schluss sind, würde ich allerdings auch bezweifeln.
@Urbahn: Die „Probleme“ bei der Endlagerung ergeben sich nicht aus den langlebigen Spaltprodukten, sondern aus den Aktiniden. Dieses Thema hat Herr Narrog/Trummler/vandale hier auf EIKE einmal mit dem Artikel „Atommüll ein (ökologisches) Problem“ dargestellt. Eine detailliertere Darstellung des Endlager-Themas können sie auch bei der Nucleopedia unter http://tinyurl.com/bk4mdfz erklicken.
Gruß
Sehr geehrter Herr Ruprecht,
ich habe keine Abneigung gegen Natrium gekühlte Reaktoren. Allerdings erachte ich diese aufgrund ihrer Komplexität und Limitationen nicht unbedingt als zukunftsträchtig.
Gem. veröffentlichter Berichte gibt es Untersuchungen und Tests in der CSR, USA, J und Fr zur Aufbereitung von Brennstoffsalzen wie sie Ihnen vorschwebt. Manche Versuche sind positiv ausgegangen, andere wie die Elektroraffination haben nicht die gewünschte Trennschärfe gezeigt. Meist fanden diese Versuche mit nicht-radioaktiven Stoffen statt. Ich habe nirgends einen Bericht gefunden in dem frisch gespaltene Spaltprodukte verwendet wurden.
Von der Ingenieurskunst her ist die Wiederaufbereitung frisch gespaltenen Brennstoffs eine echte Herausforderung. Aufgrund der enormen Wärmeentwicklung von z.B. 1kW Wärme/g 1 Tag nach der Spaltung sind Aufwand und die Risiken enorm.
Erprobt ist die Wiederaufbereitung von festem Kernbrennstoff mit hohem Abbrand der mind. 6 Jahre zum Abklingen zwischengelagert wurde. Eine solche Anlage mit einem jährlichen Durchsatz von 1600 to kostet gem. AREVA 2006 16Mrd. $. Somit können Sie einen Betrag in etwa dieser Grössenordnung als Kosten einer internen Wiederaufbereitung zu den Kosten eines solchen Kernkraftwerks addieren.
Man sollte doch ein wenig in der Realität bleiben.
Sehr geehrter Herr Narrog,
der Kostenanstieg bei den deutschen Anlagen hatte weniger mit wie schreiben mit der Auslegung gegen extrem unwahrscheinliche Ereignisse zu tun, sondern sehr viel mehr mit den sich endlos hinziehenden und überbordenden Genehmigungsverfahren. Bei den Konvoianlagen ist dies alles viel straffer gehandhabt worden mit der Folge deutlich sinkender Kosten pro Anlage.
Ich sehe ebenso wie Sie die anlageninterne Wiederaufarbeitung sehr kritisch, den ich kenne bisher kein Verfahren, daß eine Abtrennung der Transurane von den Spaltprodukten erlaubt, daß in den Spaltprodukten der Transurananteil im ppm -Bereich liegt. Zu dem handelt man sich bei der Spaltung der Transurane langlebige Spaltprodukte ein, deren Aktivität in der gleichen Größenordnung liegt, wie die Aktivität der Transurane. Man gewinnt hinsichtlich der Endlagerung also nichts.
Zu dem Artikel selber folgende Anmerkung: kein land, der in der Gruppe der die Reaktoren der IV. Generation zusammengeschlossenen Länder, will mit der IV. Generation alle anderen Reaktoren ersetzen. diese dienen allenfalls als Ergänzung der Reaktoren der III. Generation.
MfG
H. Urbahn
@Narrog: Die Kosten moderner Kernkraftwerke werden weniger durch das System selbst, sondern vielmehr durch die bürokratische Schikane drumherum bestimmt. Ein AES-2006 mit WWER-1200/491 bietet auch nicht weniger oder mehr Sicherheitstechnik als ein EPR, ist pro kW trotzdem billiger. Das Dilemma sieht man auch, wenn man die EPR/AP1000-Preise in EU/USA und China vergleicht.
@Ruprecht: Die interne Wiederaufarbeitung für einen einzelnen Block ist aus wirtschaftlicher Sicht sicher abwegig. Wenn ein KKW mehrere Blöcke besitzt, zb 6 Stück a 1200+ MW, könnte eine WAA direkt am Standort sicher Sinn machen. Ob es das wirtschaftliche Optimum ist, bezweifel ich mal.
Gruß
Lieber Herr Narrog,
in Ihrem Zorn gegen die Ökoreligion, wo ich Sie ja gut verstehe, lesen Sie Texte oft nicht gründlich genug. Denn in dem Artikel wird auch deutlich gemacht, dass *trotz* dieser Versäumnisse kein Mensch zu Schaden gekommen ist. Dass Sicherheitsanforderungen bei Kernenergie maßlos überzogen sind, wird Ihnen jeder Kernphysiker (so auch ich), der aktiv im Strahlenschutzbereich arbeitet, sofort bestätigen, und diese Aussage klingt in dem zitierten Abschnitt auch durch. Dies war hier aber nicht das Thema.
Dass eine interne Wiederaufarbeitung technisch „abwegig“ ist, ist Ihre persönliche Meinung, die Sie aber weder belegen noch mit mir bekannten Ingenieuren teilen. Die Verfahren sind marktreif und sicher, sowohl für Elektroraffination als auch für Destillation. Siehe dazu auch die Diskussion in dem EIKE-Artikel „Energiewende wirkt: Altmaiers Billion € reicht bei weitem nicht!”, http://tinyurl.com/b9ym5ov , Beitrag #18 und #22.
Grundsätzlich kann ich Ihre Kritik an natriumgekühlten Reaktoren verstehen, aber dies haben die Herren Lüdecke und Limburg in dem Artikel ja auch deutlich zum Ausdruck gebracht. Ich habe deshalb nicht die geringste Ahnung, wo Sie hier einen „Bärendienst” unterstellen wollen.
Ich sehe, ehrlich gesagt, auch keinen Zusammenhang zwischen Ihren Ausführungen über Druckwasserreaktoren und dem obigen Artikel. Es steht Ihnen allerdings frei, sowohl Ihre Kritik als auch Ihr eigenes Konzept auf entsprechenden Fachtagungen und Fachzeitschriften vorzustellen. Ich habe Sie auf der FR13 in Paris jedenfalls nicht gesehen.
Mich würde es jedenfalls sehr freuen, Sie auf einer Fachtagung mal zu treffen, um Ihre Bedenken besser zu verstehen.
MfG
Götz Ruprecht
Institut für Festkörper-Kernphysik, Berlin
Der Artikel zeigt, dass die Kernenergiebefürworter ein mindestens genauso grosses Hindernis für die Kernenergie darstellen wie deren Gegner.
Wenn man den Abschnitt..
Ausführliche Beschreibungen, was in Fukushima wirklich vorfiel, finden sich zum Beispiel hier und hier. Trotz der wohl schon als kriminell anzusehenden Unterlassungen der japanischen Betreiberfirma TEPCO – stellvertretend seien unzureichende Schutzmauern gegen Tsunamis und fehlende Wasserstoffrekombinatoren zur Vermeidung von Knallgasexplosionen genannt –
liest, so kommt man dem Dilemma näher. Aufgrund der Propaganda der Ökologen hat man in Deutschen Kernkraftwerken extreme Sicherheitsvorkehrungen etabliert die nicht im Verhältnis zum Risikopotential stehen und die jede Wirtschaftlichkeit im Keime ersticken. Biblis A kostete 1974 1 Mrd. DM und ward trotz der Stillegung sehr profitabel. Brokdorf kostete dann 1986 5 Mrd. DM. Der EPR in Frankreich wird mittlerweile auf 6,5 Mrd. € taxiert und befindet sich an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit.
Viele heutige Kernkraftwerksentwürfe sind darauf ausgelegt fiktive Probleme zu lösen. Deren Entwickler sind sich bewusst, dass die Entwürfe nie das Papier verlassen werden und so enthalten diese häufig geballt technisch abwegige Ideen wie interne Wiederaufbereitungsanlagen, Reaktoren die sich nicht warten, oder reparieren lassen Gen IV MOSART, REBUS, oder die Ingenieurwissenschaften gänzlich ignorieren.
Auf der Seite „Kernkraftwerk der Zukunft“ findet man ein auf Wirtschaftlichkeit und Realität ausgerichtetes Konzept. Dieses ist soweit ausgearbeitet wie dies ohne die Infrastruktur eines Forschungszentrums möglich ist.
Vandale