Andrew Montford
[Weil das hierzulande kaum anders sein dürfte, wird dieser Beitrag hier übersetzt, obwohl nur UK gemeint ist. A. d. Übers.]
Im Jahr 2012 wurde ein Großteil Europas von einer extremen Kältewelle heimgesucht, die im Osten begann und sich allmählich nach Westen ausbreitete, bis selbst in UK Temperaturen bis minus 11 °C gemessen worden sind. Sollte sich dies heute wiederholen, würde es meiner Meinung nach zu rotationsbedingten Netzausfällen und Stromausfällen in ganz UK und möglicherweise auch in weiten Teilen Westeuropas kommen.
NESO scheint gefährlich selbstgefällig zu sein. Das Problem liegt darin begründet, dass NESO die maximale Nachfrage im System anhand einer „durchschnittlichen Kälteperiode” ermittelt und anhand der sogenannten „derated capacity” (reduzierte Kapazität) feststellt, ob die verfügbare Erzeugungskapazität ausreicht, um diese Nachfrage zu decken.
Aufgrund der steigenden Nachfrage durch Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge führt eine sehr kalte Periode zu einem Anstieg der Nachfrage, der über den Wert einer „durchschnittlichen” Kälteperiode hinausgeht.
Das große Problem liegt jedoch auf der Nachfrageseite. Bei der Leistungsreduzierung von Generatoren werden in der Regel „durchschnittliche” Wetterbedingungen berücksichtigt, möglicherweise auch unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeit von Wartungsausfällen. Windparks werden natürlich auf einen viel geringeren Prozentsatz ihrer Kapazität heruntergeregelt als Gaskraftwerke, was die Tatsache reflektiert, dass der Wind möglicherweise nicht weht.
Bei einer Kältewelle wie 2012 wäre jedoch davon auszugehen, dass unsere erneuerbaren Energien überhaupt nichts beitragen würden – solche Perioden sind durch Windstille und winterliche Düsternis gekennzeichnet. Das würde bedeuten, dass die thermischen Kraftwerke (Gas und Kernkraft) die gesamte Last der Lieferung von 60 GW oder mehr an UK sowie einen erheblichen Bedarf an Exporten über die Verbindungsleitungen nach Frankreich tragen müssten. Aber würde das ausreichen? Anders ausgedrückt: Sind die Leistungsreduzierungsfaktoren für thermische Kraftwerke angemessen?
Unter durchschnittlichen Bedingungen mag das der Fall sein. Unter den extrem kalten Bedingungen des Jahres 2012 gab es jedoch beispielsweise Probleme mit dem Einfrieren von Gasversorgungsventilen, dem Einfrieren oder nur teilweisen Öffnen von Versorgungspumpen und Reglern sowie dem Einfrieren von Kühlsystemen. Das bedeutete, dass viele Generatoren, die sich als verfügbar gemeldet hatten, nicht ansprangen. Andere starteten zwar, aber aufgrund von Ausfällen entweder in der Gasversorgung oder im Kühlsystem stieg ihre Leistung nicht an und sie wurden schnell wieder vollständig abgeschaltet. Andere Anlagen liefen sechs oder acht Stunden lang einwandfrei und fielen dann aus – alte Anlagen vertragen es nicht, stundenlang unter maximaler Belastung zu laufen.
Überlegen Sie, was dies heute bedeuten könnte. Am ersten Tag der Kältewelle könnten wir Folgendes erwarten:
• Wind: 1 % der Kapazität
• Thermisch: 70 % der Kapazität.
Das allein wäre schon schlimm genug, aber da auch die Verbindungsleitungen exportieren wollen, würde dies zu einem ernsthaften Problem werden.
Am zweiten Tag wäre die Verfügbarkeit der thermischen Stromerzeugung auf etwa 40 % gesunken, da wir mit dem Problem konfrontiert waren, dass veraltete Gaskraftwerke nicht mehr in der Lage waren, über Stunden hinweg mit maximaler Leistung zu laufen. Dann hätten wir schwierige Entscheidungen treffen müssen. Wir hätten wahrscheinlich die Verbindungsleitungen gekappt und müssten anschließend entscheiden, ob wir die Versorgung mit Erdgas für die Heizung von Haushalten oder für die Stromerzeugung priorisieren wollten.
Am dritten Tag müssten wir mit ziemlicher Sicherheit die Nachfrage drosseln – mit anderen Worten: rollende Stromausfälle verhängen. Dies müsste möglicherweise im gesamten Land gleichzeitig erfolgen. Und da Zentralheizungen und Wärmepumpen ohne Stromversorgung nicht genutzt werden können, würde dies zweifellos zu vielen Todesfällen durch Unterkühlung führen.
Der derzeitige Ansatz der NESO ist unzureichend. Sie muss dringend zu einer geeigneten szenariobasierten Modellierung für Kapazität, Zuverlässigkeit und Energiedauer übergehen und dabei auch die gegenseitigen Abhängigkeiten der Gas- und Stromnetze in ganz Europa berücksichtigen. Außerdem muss sie untersuchen, wie extreme Wetterereignisse und geopolitische Ereignisse die Strom- und Gasexporte und -importe einschränken oder in die Höhe treiben könnten. Sie berücksichtigt keine Ereignisse mit geringer Wahrscheinlichkeit, aber großen Auswirkungen, und dieses Versäumnis könnte katastrophale Folgen haben.
Andrew Montford is the director of Net Zero Watch.
Link: https://www.netzerowatch.com/all-news/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE















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Im Grunde, auch wenn so ein Fall Menschenleben kosten würde, habe ich mir so etwas bereits für letzten Winter gewünscht …
Und ich bin mir sicher, dass, je früher das Szenario eintritt, es noch weit weniger Tote nach sich zieht – um die es mir unendlich Leid täte! – als die, die es kosten wird, wenn dieses Szenario „später“ eintritt.
JEDES JAHR werden mehr konventionelle Kraftwerke zerstört – damit wären die Folgen weitaus dramatischer, ds sich einfach der Ausfallzeitraum verlängert …
Mit jedem Kraftwerkstod – beginnt der Ausfall früher – und er hält länger an …
Das muss jedem mit Grundwissen einfach klar sein…
Wenn wir das durch das Wissen über die Gasspeicherstände ergänzen …
Für mich bilden sich verschiedene Fakten, die schon auf anderen Gebieten offen sichtlich sind, auch hier ab:
Es ist alles so unnötig, was da unvermeidbar kommt …
Ich könnte heulen … Aber die Menschheit lernt nur unter grossen Schmerzen – und vergisst leider seit 2000 Jahren immer wieder innerhalb von 3 Generationen …
In Frankreich wird mit Kernstrom geheizt. Da gab es vor einem oder zwei Jahren die Zahlen dazu: Es steigt dort mit dem Beginn der Heizperiode die Stromnachfrage um 28 GW. Die Zahl stimmt so in etwa, das kann man mit Überschlagsrechnung sehen. Wenn nun statt normalem Winter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt eine Kältewelle kommt mit minus 20 Grad, dann werden in Frankreich zusätzlich 56 GW in Winter gebraucht, und dann reicht es nicht allen Bedarf zu decken. Und die Franzosen werden nicht bereit sein zu frieren, nur um den Deutschen Strom zu verkaufen.
Erst wenn den Deutschen der A…. abfriert werden sie bemerken, welchen Unsinn sie angestellt haben mit der Abschaltung aller Kernkraftwerke und der folgenden Zerstörung auch der Kohlekraftwerke — ich erinnere an die Zerstörung des modernsten Kohlekraftwerks Deutschlands Hamburg-Moorburg nach nur 5 1/2 Jahren Betrieb.
Bei einem Kältewinter wie 2010 sind unsere Gasspeicher spätestens in Februar leer. Schaden von 40 Milliarden wird dafür veranschlagt. Die Industrie wird dann vermutlich zuerst abgeschaltet.
Alle Jahre wieder, oder?
Reine Optimierung, voreilige Abschaltungen, geringe Lagerhaltung, maximierter Kapazitätenabbau ohne Beistellung große Reserven schaffen zukünftige Fragilität.
Der Mittelwert ist selten tauglich, „im Mittel war der Fluß ein Meter tief, dennoch ist die Kuh ersoffen“ oder „steige in keinen Fluß der im Mittel ein Meter tief ist“, oder?
Der Mittelwert alle Patienten auf der Intensivstation liegt bei 38 Grad, damit ist keiner in Lebensgefahr … Müller ist kur nach dieser Feststellung erfroren (war ins Eis eingebrochen) und Meier förmlich verglüht, aber der Mittelwert war in Ordnung.