Allerdings sind ganze Absätze plus Graphiken, die zeigen, wo die CO2-Emissionen am schnellsten zugenommen haben, aus der Summary in der Debatte eine Woche vor der Veröffentlichung entfernt worden. In anderen Abschnitten wurden die Aussagen signifikant abgeschwächt. Sie waren allesamt einem schmerzhaften Gerangel zwischen den Regierungen in den entwickelten und denen in den Entwicklungsländern zum Opfer gefallen, und zwar darüber, wer an der Klimaänderung schuld ist und wer die Verantwortung für eine Abschwächung derselben übernehmen soll.
Ein Autor witzelte, dass er sich gefühlt habe wie ein „Pfand“, das in einem Spiel geopfert worden ist. Viele andere Autoren sagten Fairfax, dass die Verbitterung viel größer war als auf früheren IPCC-Versammlungen.
Der Vorfall war ein Vorgeschmack auf das, was zu einer verbissenen Schlacht im nächsten Jahr in Paris zu werden verspricht. Dort ist geplant, dass Länder einen neuen bindenden Vertrag aushandeln über radikale Maßnahmen gegen die globale Erwärmung. Viele Staaten, darunter die USA, Brasilien, China und Saudi-Arabien kämpften verbissen dafür sicherzustellen, dass die Summary in den Verhandlungen vor Paris nicht als Waffe gegen sie eingesetzt werden kann.
Der Bericht der Arbeitsgruppe III im IPCC war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Welt, um die Temperaturänderung unter zwei Grad zu halten, sehr schnell zu einer Energieversorgung übergehen müsse, die von Erneuerbaren dominiert wird wie Wind und Sonne. Die Kohlenstoff-Speichertechnologie sollte den restlichen Verbrauch fossiler Treibstoffe regeln.
Allerdings haben viele Autoren gesagt, dass die von den Regierungen entsandten Delegationen es abgelehnt haben, kontroverse Teile in die Summary for Policymakers mit aufzunehmen. Ihre Arbeit überlebt nur im vollständigen technischen Bericht, der von viel weniger Menschen gelesen wird und der nicht den Medien übergeben worden ist.
Einige der involvierten Ökonomen und Wissenschaftler haben sogar darüber nachgedacht, ihre Arbeit komplett zurückzuziehen, so dass sie hätten frei sprechen können ohne unbedingt der IPCC-Linie folgen zu müssen.
Man hat Fairfax gesagt, dass der Ko-Vorsitzende der Arbeitsgruppe III, Prof. Ottmar Edenhofer, einer derjenigen ist, der ob der Änderungen sehr verärgert ist. Man glaubt, dass er „unverfälschte“ Teile des Berichtes ebenso wie die korrigierte Summary an der Technischen Universität Berlin vortragen wird. [Dies ist inzwischen geschehen, aber mir ist nichts dergleichen bekannt geworden oder ob das wirklich so gewesen ist. A. d. Übers.]
Allerdings sagte er auch, dass die beteiligten Regierungen die „Eigentümerschaft“ der Ergebnisse des Berichtes übernommen haben und dass daran „nichts Falsches sei, solange die Wissenschaftler die Kontrolle über den Gesamtbericht behalten“.
Der Ökonom Reyer Gerlagh von der Tilburg University in den Niederlanden war Mit-Leitautor eines Kapitels in dem Bericht. Er musste erleben, dass vieles seiner Arbeit – nämlich die Erforschung der Verbindungen zwischen Ökonomien und deren Kohlenstoff-Emissionen – aus der Summary entfernt wurden.
„Einige Regierungen sagten, dass wir nicht Dinge schreiben dürfen, bei denen sie unmittelbare Konsequenzen in internationalen Verhandlungen vorhersehen”, sagte Prof. Gerlach. „Sie können die wissenschaftlichen Ergebnisse nicht ändern [So? A. d. Übers.]. Aber sie können sagen, dass es Manches gibt, dessen Erwähnung auf dem Niveau der Summary nicht angebracht ist. Das deprimierte mich persönlich … ich wurde für diese Arbeit nicht bezahlt. Die meiste Arbeit hierzu leistete ich am Wochenende, abends oder im Urlaub. Meine Bezahlung erfolgt nicht in Gestalt von Geld oder Zeit. Meine Bezahlung ist mein Glaube, dass ich der Gesellschaft Vorteile verschaffen kann, wenn ich die Informationen zur Verfügung stelle“.
Trotzdem sagte Prof. Gerlach, dass er nicht verärgert sei. „Ich kann ihren Standpunkt verstehen“, sagte er von den Ländern, die nach Änderungen oder Auslassungen verlangten.
In anderen Teilen der Summary führten Widerstände aus reichen Nationen dazu, dass ein Satz gelöscht wurde des Inhalts: „Im Jahre 2010 waren zehn Nationen für etwa 70 Prozent der CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Treibstoffe verantwortlich“.
Sie forderten auch erfolgreich die Entfernung eines Satzes, dem zufolge es die ethische Abschwächung des Klimawandels erforderlich machen würde, dass die entwickelte Welt „hunderte Milliarden Dollar pro Jahr“ an Nicht-OECD-Mitglieder zahlen sollte, damit diese in grüne Technologien investieren können.
Widerstand aus Kreisen des „oberen mittleren Einkommens” führte zur Löschung einer Graphik, die den rasanten Anstieg der Emissionen in jenen Ländern in der Dekade bis 2010 zeigte verglichen mit anderen Teilen der Welt.
„Die Atmosphäre der Verhandlungen war natürlich bei einigen Details sehr durch Streit gekennzeichnet”, sagte Dr. Stephan Singer, Direktor der Energiepolitik für den WWF [!!], der bei der Debatte als Beobachter zugegen war. „Einiges wird in den zugrunde liegenden Kapiteln viel deutlicher ausgesprochen als in der Summary“. Aber Dr. Singer sagte auch, dass die Veränderungen nicht von der zentralen Aussage ablenken sollten. „Dieses Dokument ist ausreichend genug, um den Regierungen zu sagen, was sie tun müssen, um unter dem Temperaturanstieg von zwei Grad zu bleiben, trotz einer manchmal vagen und mehrdeutigen, von den Regierungen durchgedrückten Ausdrucksweise, die auf einem Konsens basiert und um die manchmal stundenlang gestritten wurde“.
[Die wohl abenteuerlichste Aussage stammt wieder einmal vom Ko-Vorsitzenden des Berichtes Rajendra Pachauri. A. d. Übers.], erwiderte er doch auf die Frage, was in dem Bericht ausgelassen worden ist: „Der gesamte IPCC-Prozess und die Annahme der Summary basiert auf Diskussionen, und natürlich, wenn man unterschiedliche Standpunkte hat, fehlt die Übereinstimmung. Die Stärke des Prozesses ist es, mit der wir in der Lage waren, dieses Problem zu lösen“. [Hervorhebung vom Übersetzer].
Übersetzt von Chris Frey EIKE
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Ein Beispiel für die nachträglichen „Korrekturen“ sind die Aussagen zu Biofuels. Im (WGIII AR5 „Climate Change 2014, final draft Report, dated 17 December 2013, chapter 8.3.3, page 21) steht:
„Biofuels have direct, fuel?cycle GHG emissions that are typically 30–90% lower per kilometre travelled than those for gasoline or diesel fuels. However, since for some biofuels, indirect emissions—including from land use change—can lead to greater total emissions than when using petroleum products, policy support needs to be considered on a case by case basis“
Zusammefassung: Biofuels schmutziger als Erdöl Kraftstoffe.
In der ’summary for policymakers‘ stand nach Aussagen diverser Zeitungen (nach dem folgenden Text googlen)
“Increasing bioenergy crop cultivation poses risks to ecosystems and biodiversity.”
Dieser Satz fehlt jetzt.