21. Analysewoche 2024 von Rüdiger Stobbe

Am Montag war der erste Tag der Woche, an dem der Strompreis über die Mittagszeit in den Keller fiel. Zwei Stunden war der Preis sogar minimal negativ. Am Samstag lag der Strompreis von 13:00 bis 15:00 Uhr bei 0€/MWh, wurde also „nur“ verschenkt. Sonntag hingegen wurde von 9:00 bis 11:00 Uhr der Strom verschenkt. Ab 11:00 bis 16:00 Uhr wurde zum verschenkten Strom noch ein Abnahmebonus (Negative Strompreise) mitgegeben. Weil die Negativpreisphase mehr als zwei Stunden andauerte, wird den regenerativen Stromerzeugern keine Vergütung gezahlt. Die konventionelle Stromerzeugung zwecks Netzstabilisierung wird als Systemdienstleistung abgegolten. Der Abnahmebonus wird vom Stromkunden (Sie und ich) übernommen. Jetzt beginnt die sonnenreiche Zeit, dieses Szenario wird ab diesem Frühling/Sommer Standard werden. Wobei noch anzumerken wäre, dass Betreiber von Dachsolaranlagen auf dem Ein- oder Zweifamilienhaus nicht betroffen sind. Sie erhalten die vereinbarte Vergütung für den erzeugten Strom. Das kostet dann den Staat, den Steuerzahlern (ebenfalls Sie und ich) richtig Geld. Die Politik, hier in Form der FDP, ist bereits auf das Problem aufmerksam geworden. Das Handelsblatt berichtet am 30.5.2024:

Die FDP will die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Neuanlagen beenden. Außerdem soll die EEG-Förderung künftig schneller als bislang entfallen, sobald an der Strombörse negative Preise auftreten. Zusätzlich fordern die Liberalen, den Ausbau der Erneuerbaren und der Netze stärker mit der Stromnachfrage zu verzahnen. Die Rolle von Stromspeichern soll gestärkt werden. Durch den rasanten Ausbau insbesondere der Photovoltaik wird der Bundeshaushalt stark belastet, weil Anlagenbetreiber eine Vergütung bekommen. Diese Kosten wollen die Liberalen reduzieren. „Bei jeder Stunde mit negativen Strompreisen zahlt der Steuerzahler doppelt, denn der Staat bezahlt für die Stromproduktion und für die Abnahme“, sagte Michael Kruse, energiepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, dem Handelsblatt. Negative Strompreise erklären sich so: Immer dann, wenn mehr Strom kurzfristig – am sogenannten Spotmarkt – gehandelt wird, als sinnvoll verbraucht werden kann, müssen die Stromverkäufer ihren Käufern noch Geld mitgeben, damit diese den Strom abnehmen. Alternativen gibt es in diesen Situationen nicht, weil Strom nur in begrenztem Umfang gepuffert werden kann: Es fehlen die entsprechenden Speicherkapazitäten.

Das Fehlen – und das wird sich in Zukunft kaum ändern – von Stromspeichern insbesondere auch im Kurzfristbereich führt dazu, dass der eben noch mit Bonus verschenkte Strom bereits eine Stunde später zu saftigen Preise zurückgekauft werden muss. Es ist selbstverständlich nicht der gleiche Strom. Aber unsere Nachbarn sind in der Lage, die bundesdeute Nachfrage aus Speichern oder entsprechender Stromproduktion zu befriedigen. Sie haben sich auf diese Form des schnellen Geldverdienens eingestellt und profitieren erheblich von der deutschen Energiewende. Beispiel: Am 26.5.2024 um 16:00 Uhr wurde der Strom noch mit einem Bonus von 0,6€/MWh verschenkt. Um 17:00 Uhr kaufte Deutschland aus dem Ausland Strom für 57€/MWh zurück. Um 18:00 Uhr waren es bereits 93,30€/MWh und ab 19:00 Uhr mussten um die 120€/MWh gezahlt werden. Erst ab 22:00 Uhr begann der Importstrompreis zu sinken. Er unterschritt die 70€/MWh nicht. Um 7:00 Uhr am Folgetag stieg er wieder auf über 120€/MWh. Alles Weitere in der nächsten Analysewoche. Nur so viel: Das Wetter trübte ein. Es gab keine negativen Strompreise. Dafür wurde die ganze Woche (Stichtag 31.5.2024) ohne Unterbrechung Strom auf hohem Preisniveau importiert.

Brandaktuelle Nachricht aus Österreich: Einspeisevergütung um 80 % gekappt: 20.000 Solarbesitzer erhalten Kündigung

Wochenüberblick

Montag, 20.5.2024 bis Sonntag, 26.5.2024Anteil Wind- und PV-Strom 47,7 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 64,0 Prozent, davon Windstrom 19,5 Prozent, PV-Strom 28,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,3 Prozent.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 21. Analysewoche ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 21. KW 2024: Factsheet KW 21/2024 – ChartProduktionHandelswocheImport/Export/Preise, CO2Agora-Chart 68 Prozent AusbaugradAgora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.

  • NEU: Meilenstein – Klimawandel & die Physik der Wärme
  • Klima-History 2: Video-Schatz des ÖRR aus dem Jahr 2010 zum Klimawandel
  • Klima-History 1: Video-Schatz aus dem Jahr 2007 zum Klimawandel.
  • Interview mit Rüdiger Stobbe zum Thema Wasserstoff plus Zusatzinformationen
  • Weitere Interviews mit Rüdiger Stobbe zu Energiethemen
  • Viele weitere Zusatzinformationen
  • Achtung: Es gibt aktuell praktisch keinen überschüssigen PV-Strom (Photovoltaik). Ebenso wenig gibt es überschüssigen Windstrom. Auch in der Summe der Stromerzeugung mittels beider Energieträger plus Biomassestrom plus Laufwasserstrom gibt es fast keine Überschüsse. Der Beleg 2022, der Beleg 2023/24. Strom-Überschüsse werden bis auf wenige Stunden immer konventionell erzeugt. Aber es werden, insbesondere über die Mittagszeit, immer mehr!

Jahresüberblick 2024 bis zum 26. Mai 2024

Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2024Chart 1Chart 2ProduktionStromhandelImport/Export/Preise/CO2

Tagesanalysen

Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2024 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.

Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.

Montag, 20.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 52,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 71,0 Prozent, davon Windstrom 12,9 Prozent, PV-Strom 39,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 18,7 Prozent.

PV-Stromerzeugung ist stark, Windstromerzeugung steigt erst im Verlauf des Tages etwas an. Der Preis sinkt über Mittag Richtung Null-Linie. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 20. Mai ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 20.5.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Dienstag, 21.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 55,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,8 Prozent, davon Windstrom 36,0 Prozent, PV-Strom 19,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,1 Prozent.

Die PV-Stromerzeugung sinkt, die Windstromerzeugung steigt, ganztägiger Stromimport auf hohem Preisniveau. Der Strompreis bewegt sich entsprechend der Nachfragezeiten. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 21. Mai ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 21.5.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Mittwoch, 22.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 50,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,5 Prozent, davon Windstrom  32,7 Prozent, PV-Strom 18,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,6 Prozent.

Die Windstromerzeugung sinkt über Tag, die PV-Stromerzeugung ist schwach. Die Strompreisbildung. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 22. Mai 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 22.5.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Donnerstag, 23.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 43,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 58,4 Prozent, davon Windstrom 13,8 Prozent, PV-Strom 29,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,4 Prozent.

Die Windstromerzeugung geht Richtung Null-Linie. Die PV-Stromerzeugung erholt sich. Die Strompreisbildung

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 23. Mai ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 23.5.2024: ChartProduktion, HandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Freitag, 24.5. 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 35,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,0 Prozent, davon Windstrom 10,7 Prozent, PV-Strom 24,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,8 Prozent.

Etwas mehr Windstromerzeugung bei heute wieder recht schwacher PV-Stromerzeugung. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 24. Mai ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 24.5.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Samstag, 25.5. 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 44,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,2 Prozent, davon Windstrom 11,3 Prozent, PV-Strom 33,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 18,5 Prozent.

Kaum Windstrom bei bezogen auf den Bedarf hoher PV-Stromerzeugung. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 25. Mai ab 2016.

Daten, Tabellen & Prognosen zum 25.5.2024: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Sonntag, 26.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 51,8 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,7 Prozent, davon Windstrom 13,0 Prozent, PV-Strom 38,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,9 Prozent.

Von 10:00 bis 14:00 Uhr reicht die regenerative Stromerzeugung um den geringen Sonntagsbedarf zu decken. Die Preise werden von 11:00 bis 16:00 Uhr negativ. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 26. Mai ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 26.5.2024: Chart, ProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? seit Beginn des Jahres 2019 mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE.

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