Woher kommt der Strom? Strompreis über die Mittagszeit im Keller

 21. Analysewoche 2024 von Rüdiger Stobbe

Handelsblatt berichtet am 30.5.2024:

Die FDP will die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für Neuanlagen beenden. Außerdem soll die EEG-Förderung künftig schneller als bislang entfallen, sobald an der Strombörse negative Preise auftreten. Zusätzlich fordern die Liberalen, den Ausbau der Erneuerbaren und der Netze stärker mit der Stromnachfrage zu verzahnen. Die Rolle von Stromspeichern soll gestärkt werden. Durch den rasanten Ausbau insbesondere der Photovoltaik wird der Bundeshaushalt stark belastet, weil Anlagenbetreiber eine Vergütung bekommen. Diese Kosten wollen die Liberalen reduzieren. „Bei jeder Stunde mit negativen Strompreisen zahlt der Steuerzahler doppelt, denn der Staat bezahlt für die Stromproduktion und für die Abnahme“, sagte Michael Kruse, energiepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, dem Handelsblatt. Negative Strompreise erklären sich so: Immer dann, wenn mehr Strom kurzfristig – am sogenannten Spotmarkt – gehandelt wird, als sinnvoll verbraucht werden kann, müssen die Stromverkäufer ihren Käufern noch Geld mitgeben, damit diese den Strom abnehmen. Alternativen gibt es in diesen Situationen nicht, weil Strom nur in begrenztem Umfang gepuffert werden kann: Es fehlen die entsprechenden Speicherkapazitäten.

26.5.2024 um 16:00 Uhr wurde der Strom noch mit einem Bonus von 0,6€/MWh verschenkt. Um 17:00 Uhr kaufte Deutschland aus dem Ausland Strom für 57€/MWh zurück. Um 18:00 Uhr waren es bereits 93,30€/MWh und ab 19:00 Uhr mussten um die 120€/MWh gezahlt werden. Erst ab 22:00 Uhr begann der Importstrompreis zu sinken. Er unterschritt die 70€/MWh nicht. Um 7:00 Uhr am Folgetag stieg er wieder auf über 120€/MWh. Alles Weitere in der nächsten Analysewoche. Nur so viel: Das Wetter trübte ein. Es gab keine negativen Strompreise. Dafür wurde die ganze Woche (Stichtag 31.5.2024) ohne Unterbrechung Strom auf hohem Preisniveau importiert.

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Wochenüberblick

Montag, 20.5.2024 bis Sonntag, 26.5.2024Anteil Wind- und PV-Strom 47,7 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 64,0 Prozent, davon Windstrom 19,5 Prozent, PV-Strom 28,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 16,3 Prozent.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 21. Analysewoche ab 2016.

Factsheet KW 21/2024 – ChartProduktionHandelswocheImport/Export/Preise, CO2Agora-Chart 68 Prozent AusbaugradAgora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.

Jahresüberblick 2024 bis zum 26. Mai 2024

bisherigen Jahr 2024Chart 1Chart 2ProduktionStromhandelImport/Export/Preise/CO2

Tagesanalysen

Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2024 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.

Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.

Montag, 20.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 52,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 71,0 Prozent, davon Windstrom 12,9 Prozent, PV-Strom 39,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 18,7 Prozent.

PV-Stromerzeugung ist stark, Windstromerzeugung steigt erst im Verlauf des Tages etwas an. Der Preis sinkt über Mittag Richtung Null-Linie. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 20. Mai ab 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Dienstag, 21.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 55,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,8 Prozent, davon Windstrom 36,0 Prozent, PV-Strom 19,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,1 Prozent.

Die PV-Stromerzeugung sinkt, die Windstromerzeugung steigt, ganztägiger Stromimport auf hohem Preisniveau. Der Strompreis bewegt sich entsprechend der Nachfragezeiten. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 21. Mai ab 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Mittwoch, 22.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 50,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,5 Prozent, davon Windstrom  32,7 Prozent, PV-Strom 18,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,6 Prozent.

Die Windstromerzeugung sinkt über Tag, die PV-Stromerzeugung ist schwach. Die Strompreisbildung. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 22. Mai 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Donnerstag, 23.5.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 43,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 58,4 Prozent, davon Windstrom 13,8 Prozent, PV-Strom 29,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,4 Prozent.

Die Windstromerzeugung geht Richtung Null-Linie. Die PV-Stromerzeugung erholt sich. Die Strompreisbildung

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 23. Mai ab 2016.

ChartProduktion, HandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Freitag, 24.5. 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 35,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,0 Prozent, davon Windstrom 10,7 Prozent, PV-Strom 24,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,8 Prozent.

Etwas mehr Windstromerzeugung bei heute wieder recht schwacher PV-Stromerzeugung. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 24. Mai ab 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.

Samstag, 25.5. 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 44,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 63,2 Prozent, davon Windstrom 11,3 Prozent, PV-Strom 33,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 18,5 Prozent.

Kaum Windstrom bei bezogen auf den Bedarf hoher PV-Stromerzeugung. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 25. Mai ab 2016.

ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

: Anteil Wind- und PV-Strom 51,8 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,7 Prozent, davon Windstrom 13,0 Prozent, PV-Strom 38,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,9 Prozent.

Von 10:00 bis 14:00 Uhr reicht die regenerative Stromerzeugung um den geringen Sonntagsbedarf zu decken. Die Preise werden von 11:00 bis 16:00 Uhr negativ. 

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 26. Mai ab 2016.

Chart, ProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? seit Beginn des Jahres 2019 mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE.