Ein kleiner Hinweis für Annalena Baerbock: Die Veränderung des Meeresspiegels muss nicht unbedingt etwas mit dem Klimawandel zu tun haben. Sie kann auch tektonische oder bodenmechanisch-hydrogeologische Ursachen haben.
Von Uta Böttcher.
Immer wieder liest man, dass Küstenstädte und gar ganze Inseln schon in naher Zukunft im Meer versinken werden. Grund: der menschengemachte Klimawandel. Doch ist das auch richtig? Eine wichtige Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt ist: Relativ zu welchem Bezugspunkt wird der Meeresspiegel denn gemessen? Ist ein Anstieg nur lokal begrenzt, läuten bei Geowissenschaftlern die Alarmglocken. Denn dann liegt eine lokale Ursache nahe – meist begründet in der Dynamik unseres Planeten und wohl kaum im menschengemachten Klimawandel. So verhält es sich auch bei den Inseln des Südpazifik, wie den Fidschi-Inseln, die unsere Außenministerin Annalena Baerbock kürzlich besuchte (Foto oben), um dort mit traurigem Gesicht durch den Sand zu waten.
Weil in dieser Region der Meeresspiegel besonders schnell ansteige, müsse man die Menschen dort vor dem Untergang retten, lautete ihre Botschaft. Dabei sind die Bewohner Ozeaniens mit Erdbeben und Überflutungen vertraut. Bei den Fidschis und den umliegenden ozeanischen Inselgruppen haben wir es mit Vulkaninseln zu tun. Es ist einer der tektonisch aktivsten Bereiche der Erde. Starke Erdbeben erschüttern die Region, und Tsunamis überfluten den Strand. Die Bewohner der Südseeinseln haben es mit jährlichen Meeresspiegelschwankungen um 20 Zentimeter zu tun – verursacht von den Strömungen im Pazifik. Dieser Ort ist also denkbar ungeeignet, um einen globalen Meeresspiegelanstieg zu untersuchen. Belastbare, naturwissenschaftlich fundierte Daten zu erarbeiten, ist viel mühsamer, als mit einer Entourage von Hofberichterstattern Fotos mit im Korallensand versinkenden Außenministerinnenfüßen zu machen und diese zu verbreiten. Leider.
Denn: Unser Planet ist ein äußerst komplexes System, bei dem alle Komponenten in ständiger Bewegung sind. Die Erdkruste bewegt sich vertikal und horizontal, die Landmassen werden in geologischen Zeiträumen über den Globus hinweg bewegt, Wasser- und Luftströmungen verändern sich ununterbrochen, Gletschereis schmilzt und entsteht neu. Das Innere unseres Planeten ist heiß. Feste Lithosphärenplatten driften auf zähflüssiger Gesteinsmasse des Erdmantels. Diese zirkuliert wie das Wasser in einem Kochtopf und treibt die darauf treibenden Platten gemächlich und unaufhaltsam aufeinander zu, voneinander weg oder aneinander vorbei.
Beweise für den Klimawandel?
Rund um die Ränder der driftenden Platten sind Erdbeben und Vulkane platziert. So auch hier (Grafik von brgfx / freepik, bearbeitet von U. Böttcher).
(Grafik von brgfx / freepik, bearbeitet von U. Böttcher).
Für die Bewohner der Inseln Ozeaniens gehören Erdbeben und Überflutungen daher zum Alltag. Die geotektonischen Verhältnisse könnten kaum komplizierter sein. Während die australische und die pazifische Platte aufeinander zu driften, taucht die pazifische Platte an der Tonga-Kermadec-Subduktionszone nach Westen ab, in direkter Nachbarschaft verschwindet die australische Platte Richtung Osten an der Salomon-Neue-Hebriden-Subduktionszone unter der pazifischen. An den Plattenrändern entstehen Tiefseegräben wie der Kermadec-Tonga-Graben, fast 11.000 Meter tief. Und zwischen diesen Subduktionen bekommt die Erdkruste Risse und sinkt beckenförmig ein, zum Beispiel rund um die Fidschi-Inseln.
Die abtauchende pazifische Platte ist von der schnellen Sorte: Mit mehr als acht Zentimetern im Jahr ist ihre Subduktionsgeschwindigkeit eine der höchsten unseres Planeten. Dadurch schafft sie es weit in den zähflüssigen Erdmantel hinein, bevor sie schließlich in diesem aufgeht. Die Erdbeben geschehen in bis zu 600 Kilometer Tiefe. Schließlich schmilzt das Oberflächengestein auf, geht sozusagen in den Erdmantel über. Wie Kohlendioxidbläschen in einem Mineralwasserglas steigt diese Gesteinsschmelze wieder nach oben, denn sie ist leichter als das umliegende Mantelgestein, und es entstehen Vulkaninseln wie die Fidschis. Starke Erdbeben sind die Konsequenz dieser tektonischen Verhältnisse – die Gesteinsplatten bleiben aneinander hängen, und die Spannung entlädt sich von Zeit zu Zeit – und diese wiederum verursachen Tsunamis.
Genau wegen dieser geologischen Besonderheit sind die Inseln im Südpazifik ein denkbar ungeeigneter Ort, um nach Beweisen für den Klimawandel zu suchen.
Glücklicherweise gibt es Forscherteams, die sich zum Ziel gesetzt haben, den Anstieg des Meeresspiegels von der Absenkung der Erdkruste zu unterscheiden. Dies bedeutet jahrelanges, geduldiges Sammeln von Daten. Zuerst müssen auf den Südseeinseln geeignete Plätze gefunden werden, wo die Messpunkte über Jahre hinweg zuverlässig funktionieren. Dorthin reisen die Wissenschaftsteams in regelmäßigen Abständen, um die Veränderungen zu messen.
Fehlende valide Daten
Was dabei herauskommt, sind richtige Messdaten – nicht zu vergleichen mit den Ergebnissen von Computersimulationen, wie es zum Beispiel die langfristigen Klimaprognosen sind. Auf den Torres Inseln (Nord-Vanuatu, Südwest-Pazifik) ergaben Untersuchungen eines französischen Forscherteams, dass die Inseln in den Jahren von 1997 bis 2009 um 11,7 Zentimeter abgesunken sind (siehe auch 1). In einer anderen, großräumiger angelegten Studie wurde der Einfluss vertikaler Landbewegungen auf den südwestlichen Inseln des tropischen Pazifiks untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Absenkung der Erdkruste bei bis zu 4,2 Zentimetern pro Dekade liegt.
Für Tahiti wird bis zum Ende des Jahrhunderts eine Absenkung von 80 Zentimetern prognostiziert. Die Südseeinsel Vanikoro, ebenfalls zu Vanuatu gehörend, sinkt jedes Jahr um sieben Millimeter (siehe auch 3). Auch das kurzzeitige Versinken einer Kokosplantage auf der Insel Tegua hatte tektonische Ursachen. Im Jahr 2005 hatten die Vereinten Nationen dort öffentlichkeitswirksam die ersten Klimaflüchtlinge der Welt ausgerufen. Eine Kokosplantage war im Meer versunken, und ein Dorf wurde umgesiedelt. Als sich bei einem großen Erdbeben im Jahr 2009 die Spannung im Untergrund wieder löste – dafür sind Erdbeben schließlich da – stieg die Kokosplantage wieder auf und war im Trockenen. (siehe auch 4).
Forschung ist darauf angewiesen, dass Gelder zur Verfügung stehen. Wenn die Themen der Forschungsprojekte, die ausgeschrieben werden, sich nur noch um den durch Menschen gemachten klimabedingten Meeresspiegelanstieg drehen, ist es kaum möglich, mit diesem Budget Untersuchungen zum lokalen Anstieg des Meeresspiegels aus anderen Gründen zu unternehmen. Die Ursachen lokaler Veränderungen des Meeresspiegels sind vielfältig und haben sehr häufig tektonische oder bodenmechanisch-hydrogeologische Ursachen. Es wäre sicherlich eine gute Idee, Geowissenschaftlern Forschungsgelder zur Verfügung zu stellen, um die komplexen Zusammenhänge zu untersuchen und dadurch besser zu verstehen. Denn nur wenn man valide Daten statt Computersimulationen hat, können die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Mich als Geologen würde das jedenfalls freuen.
Uta Böttcher ist Diplom-Geologin, mit dem Fachbereich angewandte Geologie, speziell Hydrogeologie.
(1) www.pnas.org vom 27.7.2011: “Comparing the role of absolute sea-level rise and vertical tectonic motions in coastal flooding, Torres Islands (Vanuatu)” von Valérie Ballu, Marie-Noëlle Bouin, Patricia Siméoni, Wayne C. Crawford, Stephane Calmant, Jean-Michel Boré, Tony Kanas, and Bernard Pelletier. Zu finden unter folgendem Link: https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.1102842108
(2) www.iddri.org vom März 2019: “Relative sea-level rise and the influence of vertical land motion at Tropical Pacific Islands” von Martinez Asensio A., Wöppelmann G., Ballu V., Becker M., Testut L., Magnan A.K., Duvat V.K.E.. Zu finden unter: https://www.iddri.org/en/publications-and-events/scientific-publication/relative-sea-level-rise-and-influence-vertical-land und: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0921818118306751?via%3Dihub
(3) Der Spiegel, Ausgabe 24, 2012: „Rätsel der sinkenden Inseln“ von Gerald Traufetter Zu finden unter folgendem Link: https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/86403001
(4) http://www.welt.de vom 30. 10. 2013: Familie kämpft um Asyl als Klimaflüchtlinge von Ulli Kulke. Zu finden unter folgendem Link: https://www.welt.de/vermischtes/article121354764/Familie-kaempft-um-Asyl-als-Klimafluechtlinge.html)
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
„Tektonische Ursachen“?
Ob Annalena das überhaupt aussprechen kann?
Wir wäre es, wenn wir ihr es in ihrer Sprache des schnellen nichts sagenden Redeflusses in „traktornistische Ursachen“ übersetzen?
Das „Geschenk“ für die Menschheit steht doch schon lange fest. Es wird nur an der Verpackung gebastelt.
Danke für diesen ergänzenden, aufschlussreichen und gut verständlichen Artikel zu der Dynamik im Pazifik und dem medialen Klima-Untergangshype bei den Inseln dort. Ob das auch grüne Lücken-Journalisten von der Alpenprawda und dem Fokus lesen? Die grün-medialen Klima-„Weltretter“? Auch leise Zweifel bzgl. Annalena: Sie wird nur akzeptieren, was den Klima-Alarm verstärkt, auch wenn es der größte Unsinn ist. Das verlangt schon die Grüne Partei von ihr. Deshalb wird auch das Land von grüner Klima- und Energiepolitik skrupellos ruiniert.
„..Ob das auch grüne Lücken-Journalisten von der Alpenprawda und dem Fokus lesen?“ Manche schon, aber wer will schon seinen Job riskieren oder beim Chefredakteur vortanzen müssen?
Auch ich bediene meine Tageszeitung regelmäßig, dort sind Journalisten, die ich direkt kenne (sogar schon Bier getrunken) und dazu ergänze ich noch durch die Grafiken unserer Heimatwetterstation Ellwangen. Und: Es wurde noch niemals was veröffentlicht.
Nicht einmal die Grafik von den Kälter werdenden Eisheiligen in unserer Region. Aber immerhin, es erscheint auch kein Artikel mehr, in welchem behauptet wird, dass es wegen der Klimaerwärmung die Eisheiligen nicht mehr gibt.
Und zum Gegensatz die Schweden steigt…
Naja, ist doch klar. Unser Planet Erde schrumpft in sich zusammen. Da muss ja doch bei gleicher Menge Wasser ebendieses um die Erdkugel herum „ansteigen“ !
Der Meeresspiegel wird steigen!
Das jedenfalls prognostizierte der deutsche Kipppunkt-Papst Herr Prof. Dr. Dr. hc. mult. Hans Joachim Schellnhuber in einem Interview, veröffentlicht im KURIER am 29.03.2024: »Die Prognose, die der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber den rund 300 Zuhörern präsentierte, war einigermaßen ernüchternd. „Wir fahren auf die Wand zu. Wenn es nicht gelingt, den Klimawandel in den Griff zu bekommen, und wir zu Ende des Jahrhunderts eine Erwärmung von 2,7 Grad haben, wäre ein Drittel der jetzt bewohnten Erde unbewohnbar. Es müssten zwei bis drei Milliarden Menschen umgesiedelt werden. Das wäre das Ende der jetzigen Zivilisation.“ Wenn alles schief gehe, werde der Meeresspiegel um 70 Meter steigen, „das Meer werde ganze Völker verschlucken„.
Nach den „supergenauen“ Satellitenmessungen (immerhin auf eine Stelle nach dem Komma genau!) steigt derzeit der Meeresspiegel jährlich um 2,8 mm. Bis zum Ende des Jahrhunderts sind es noch 76 Jahre. Der Meeresspiegel steigt also bis 2100 ganze 212,8 mm und nicht 70 Meter (70.000 mm).
Bei derzeitigem Anstieg würde es 25.000 Jahre (70.000 : 2.8) dauern, bis der Meeresspiegel um 70 Meter gestiegen wäre.
Für einen gelernten Physiker kann der “Klima-Experte“ und Vielflieger (siehe EIKE 02.08.23) erstaunlich gut Schlechtrechnen. Laus senilitatis.
„…Nach den „supergenauen“ Satellitenmessungen (immerhin auf eine Stelle nach dem Komma genau!) steigt derzeit der Meeresspiegel jährlich um 2,8 mm. Bis zum Ende des Jahrhunderts sind es noch 76 Jahre. Der Meeresspiegel steigt also bis 2100 ganze 212,8 mm und nicht 70 Meter (70.000 mm).“
ALL diese „^Satellitenmessungen“^sind nur „Ergebnisse intelligenter Mathematik-Nachbearbeitung nach Gusto der Bearbeiter selbst. Die ROHDATEN der Satelliten-„Messung“ per Radar auf Wasser aus 1336km rasanter Flughöhe, bewegen sich im METERBEREICH!
Bei der ESA hat man dazu ein paar schlaue Formulierungen gefunden, dies zu vernebeln. So etwa dass man beim Übergang von einem Satelliten zum Nachforger, die „Ergebnisebene auf Millimetergenauigkeit abgeglichen“ habe. Also sprich den einen getricksten Wert auf den nächsten genau angepasst. Doch unsere „superschlauen Reporter“ machen daraus in ihrer totalen Ahnungslosigkeit gleich ein „millimtergenaues Messen des Meeresspiegels“ …
Es ist ein spannendes Thema und die Autorin des Artikels oben hat recht. Wenn man gewisse „Ergebnisse“ nicht will und kein Geld dafür bereutstellt, dann kommen diese auch nicht.
Werner Eisenkopf
Radwegebau(vortäuschung) in Peru, Baerbock auf Fidschi und Palau, Wasserstoff-Partnerschaft mit Namibia: Nehme es von den Armen der reichen Länder und gebe es den Reichen der armen Ländern. Dazu noch ein gutes Stück Reisebüro Klimarettung, oder?