Portia Roberts

[Hinweis: Alle Flächenangaben in Acres im Original sind in Hektar umgerechnet worden.]

Es ist Sommer, die Klimaanlagen laufen auf Hochtouren, die Geländewagen sind voll beladen, und die Familien machen sich auf den Weg zu den Stränden, Wäldern, Bergen und Nationalparks. Dank unserer einzigartigen Geschichte des Naturschutzes und einer Kultur der Bewahrung haben die Amerikaner viele Jahrzehnte lang den Zugang zu natürlicher Schönheit als selbstverständlich angesehen. Die Ehrfurcht, ja sogar die Liebe zu dieser natürlichen Schönheit wird durch die 400 Nationalparks unseres Landes, Hunderte von Meilen geschützter Küsten und 800 Millionen Hektar Wald verkörpert, von denen nur 40 % unter staatlicher Verwaltung stehen.

Organisationen wie Save the Bay und Tausende andere, die von besorgten Bürgern gegründet wurden, setzen sich für die Wiederherstellung und den Schutz von Lebensräumen ein. So entstand die moderne Umweltbewegung, die gemeinnützige Organisationen hervorgebracht hat, die sich für die Politik einsetzen, Aufklärung betreiben, Austernbänke anlegen, Meeresschildkröten schützen, Wälder säubern, „die Wale retten“, Drohnenbetreiber auf die negativen Auswirkungen unbemannter Fahrzeuge auf die Tierwelt hinweisen und natürlich Bohr- und Bergbauprojekte einschränken oder verhindern, um Arten und Lebensräume zu erhalten.

Doch jetzt ist die Umweltbewegung mit sich selbst im Zwiespalt. Die uneingeschränkte Befürwortung der so genannten „grünen Energie“ durch die Bewegung, noch verstärkt durch beispiellose staatliche Auflagen und Subventionen, führt zu Energieprojekten, die den Lebensraum zerstören und die Schönheit der Landschaft beeinträchtigen, und zwar in einem Ausmaß, das nicht nur den Betrachter, sondern auch die Umweltschützer schockiert, die sich immer noch für den Schutz und die Erhaltung der Natur einsetzen – und auch die Gründungsväter der Naturschutzbewegung.

In Kalifornien müssen für ein 920 Hektar großes Solarprojekt Tausende von 150-200 Jahre alten Joshua-Bäumen zerstört werden, die auch den Lebensraum der bedrohten Wüstenschildkröten bilden. Die Anwohner sind dagegen. Die Behörden genehmigen es. Der im östlichen Teil des Staates erzeugte Strom wird Berichten zufolge Gemeinden Hunderte von Meilen westlich zugute kommen.

In Maine stehen sich Umweltgruppen und Naturschützer, die die Wildnis und die Tierwelt schützen wollen, in der Frage gegenüber, wo massive Windturbinenprojekte errichtet werden sollen. Paradoxerweise verfügt der Bundesstaat über die strengsten Bergbaugesetze der Nation, die jede Möglichkeit ausschließen, auch nur einen Teil der Rohstoffe direkt zu beziehen, die für den Bau der Turbinen und Solarpaneele benötigt werden, die in das Stromnetz von Maine eingespeist werden sollen. Unterdessen wird in Vermont energisch gegen ein Solarpanelprojekt vorgegangen, das 227 Fußballfelder unberührter Landschaft überdecken würde.

Diese so genannten „grünen“ Technologien, die für die Erzeugung intermittierender Energie unter bestimmten Bedingungen und in bestimmten Regionen nützlich sind, beeinträchtigen nicht nur die visuelle Umwelt, sondern haben auch noch unbekannte weitere Auswirkungen auf unsere Umwelt, wenn sie in großem Maßstab eingesetzt werden. Es gibt jedoch erste Hinweise darauf.

Wissenschaftler untersuchen noch immer die Auswirkungen von massiven Offshore-Windkraftanlagen auf die Meerestemperaturen und die Meeresfauna. Erst jetzt werden sich einige Gemeinden und Umweltgruppen mit dem monumentalen Ausmaß des nicht recycelbaren Plastikmülls an den Rotorblättern auseinandersetzen, der sich am Horizont abzeichnet, wenn diese Turbinen außer Betrieb gehen. Erst diesen Monat brach bei Vineyard Wind ein Teil eines Flügels einer einzelnen Windturbine von der Größe des Eiffelturms ab, fiel ins Meer und machte mehrere Strandsperrungen erforderlich. Hinzu kommen weitere neu entdeckte Folgen, wie z. B. Studien, die zeigen, dass massive Solaranlagen, die häufig für die Sahara-Wüste vorgeschlagen werden, zu höheren globalen Temperaturen beitragen würden. Wir wissen auch, dass große Solaranlagen zum Verlust von Lebensraum führen, Vögel verwirren, den Abfluss von Wasser ankurbeln, die Wasserwege verschmutzen, die Gesundheit des Bodens beeinträchtigen und Tierwanderungen stören.

Trotz zahlreicher Belege dafür, dass wir bei der großtechnischen Nutzung von landraubender grüner Energie mit Vorsicht vorgehen sollten, verspricht der Inflation Reduction Act (IRA) Billionen zur Subventionierung solcher Projekte. Die so genannte grüne Energie ist – mit der bemerkenswerten Ausnahme der Kernenergie – vom Abbau bis zum Einsatz außerordentlich land- und ressourcenintensiv. Einige Umweltgruppen schlagen allmählich Alarm, sowohl wegen des Tiefseebergbaus als auch wegen der Ausweitung des konventionellen Bergbaus, um die riesigen Mengen an wichtigen Materialien zu gewinnen, die für eine aggressive Elektrifizierung und groß angelegte Solar- und Windprojekte benötigt werden.

Gemessen an der Gesamtfläche pro Megawatt haben Kohle, Erdgas und Kernkraft im Vergleich zu Wind- und Solarkraftwerken einen winzigen Fußabdruck. Ein Solarkraftwerk benötigt in der Regel 2 bis 4 Hektar pro Megawatt, während ein Erdgaskraftwerk weniger als 0,2 Hektar pro Megawatt benötigt. Bei diesen Schätzungen ist noch nicht einmal die Zunahme der Flächen berücksichtigt, die für die erforderlichen Metalle und den Bergbau benötigt werden.

In den 100 Jahren seit den Anfängen des modernen Umweltschutzes haben wir die Ressourcen und Flächen immer effizienter eingesetzt, die wir zur Energieversorgung nutzen. Doch jetzt geht die „grüne“ Energiepolitik auf Kosten eines weitaus höheren Flächen- und Wasserverbrauchs. Die „grüne“ Politik ignoriert auch die zunehmende Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen und die Umweltauswirkungen in Übersee. Bei der Erzeugung von Nutzenergie, welche die wirtschaftliche Produktivität antreibt, geht es immer um Kompromisse. Es ist unwahrscheinlich, dass die Amerikaner die immer offensichtlicher werdenden „grünen“ Kompromisse hinnehmen werden.

Eine Zukunft mit dichteren, saubereren und natürliche Lebensräume bewahrenden Städten erfordert, dass wir den Verbrauch an natürlichen Ressourcen und Land weiter senken, vor allem, wenn unsere Bevölkerungszahl in 20 bis 60 Jahren ihren Höhepunkt erreicht haben wird. Neben erschwinglichen Autos, Klimaanlagen und Smartphones wünschen sich praktisch alle Amerikaner saubere Luft, artenreiche Meere und weite Freiräume, zu deren Verwirklichung unsere Vorfahren im 19. Jahrhundert entscheidend beitrugen. Man kann darauf wetten, dass künftige Generationen das auch wollen. Das liegt in unserer Natur. Und unsere Energiepolitik und -entscheidungen sollten dies reflektieren.

Portia Roberts is the Policy Director for the National Center for Energy Analytics and holds an MA from Johns Hopkins SAIS.

This article originally appeared at Real Clear Energy

Link: https://www.cfact.org/2024/07/28/can-american-conservation-survive-green-energy/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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