von Holger Douglas
Neben staatstragenden Dokus wie »Hass gegen Queer« findet die ARD noch ein wenig Zeit, über den sogenannten Atomausstieg und die Folgen zu berichten. Wenige Tage vor der Abschaltung der letzten Kernkraftwerke kam die ARD um die Ecke und fragte, ob man wirklich einem Industrieland die AKWs ohne Folgen abschalten kann.
Die offensichtlichen Widersprüche fallen sogar den Leuten von der ARD auf, die diese Doku (»Deutschland schaltet ab«) eilig zusammen geschustert haben. »Wie passt das zusammen?«
Unter rauchenden Schloten hört man: »Deutschland holt Kohlekraftwerke aus der Reserve wie hier Block sieben im Großkraftwerk Mannheim. 70 km südöstlich wird eines der letzten Kernkraftwerke abgeschaltet. Es stößt kaum Treibhausgase aus, sondern nur Wasserdampf«, heißt es unter dramatisch erscheinenden Nebelschwaden, die aus dem niedrigen Hybridkühlturm des Kernkraftwerkes Neckarwestheim kommen. Gleichzeitig werden – so weist der Sprecher hin – bei unseren europäischen Nachbarn die Kernkraftwerke ausgebaut.
Ins Bild gerückt wird Professor Harald Schwarz von der Universität Cottbus-Senftenberg, den wir bei Tichys Einblick häufig ausführlich zu Wort kommen lassen. Wenn er im Ausland die deutsche sogenannte Energiewende vorstellt, bekommt er zu hören: »Aber ihr wisst schon noch, wie elektrische Stromversorgung gemacht wird?« Schwarz ist übrigens überrascht, dass unser Stromsystem noch stabil ist.
Ein Mitarbeiter des Kernkraftwerks Isar 2 sagt, dass er den Atomausstieg nicht nachvollziehen könne. »Alle reden vom Klima und wir fahren die Kohlekraftwerke an. Unerklärlich.« Zumal die Anlage »top in Schuss« sei, alle Revisionen wurden gemacht und sie sei perfekt gewartet. Zehnmal war das Kraftwerk Weltmeister in der erzeugten Jahresmenge an Strom.
Rafael Grossi von der internationalen Atomenergieorganisation in Wien IAEA übt keine direkte Kritik an dem deutschen Ausstieg, sondern weist auf die einzige Rolle Deutschlands hin: »Im Rest der Welt finden Sie das Gegenteil!« Frankreich hat 56 Reaktoren, es werden mehr. Belgien hat die Laufzeit von zwei seiner fünf Reaktoren verlängert. In den Niederlanden sollen zwei neue Reaktoren gebaut werden. In Großbritannien stehen neun Reaktorblöcke, zwei weitere sind im Bau. In Schweden laufen sechs Reaktoren, dort sollen weitere Kernkraftwerke hinzukommen. In Finnland produzieren fünf Reaktoren Strom. In Polen werden sechs Reaktoren geplant.
Es passiere gerade sehr viel, so Grossi, und bleibe nicht nur bei Absichtserklärungen. Er fabuliert allerdings, dass die meisten Länder rund 15 bis 20 Prozent Atomkraft anstrebten, »damit sie dann erneuerbare Energien besser in ihre Stromnetze integrieren können«. Kernkraftwerke also lediglich um sogenannte »Erneuerbare« herumbauen, um der Klima-Ideologie Referenz zu erweisen.
Gezeigt wird ein Besuch Habecks in Schweden, das bis vor kurzem noch aus der Atomkraft aussteigen wollte, aber eine 180-Grad-Wende vollzogen hat. Eine tatsächliche Wende also, keine 360-Grad-Wende à la Baerbock.
Einer der Filmautoren fragt Habeck bei einer Pressekonferenz in Schweden mit der schwedischen Wirtschaftsministerin Ebba Busch nach dem Gegensatz zwischen Schweden und Deutschland bei der Atompolitik. »Wie haben Sie Ebba Busch erklärt, dass es Deutschland ohne Atomkraft in Zukunft schaffen wird, seine Klimaziele zu erreichen?« Statt »schaffen wird« hätte er formulieren müssen: »schaffen will«. Habeck beginnt sein berühmtes Stottern: »Das ist der Unterschied im Energieverständnis. Schweden baut ein Atomkraftwerk und habe starke Wasserkraft, die dauerhaft grundlastfähigen Strom lieferten.«
Immerhin kommt Habeck das Wort von der »Grundlast« über die Lippen, diesen Begriff haben Grüne bisher immer abgeschmettert. Grundlast sei doch sowas von gestern, heißt es lautstark fast unisono aus den grünen Reihen. »Wir werden sehr zeitnah die Ausschreibung für Wasserstoffkraftwerke starten«, betet Habeck die neue Wunderlösung an. »Also wir bauen auch neue Kraftwerke, nur eben Kraftwerke, die zu unserem Energiesystem passen.« Habeck erzählt von einem Wettbewerb zwischen den Energiesystemen, die müssten zu dem Land passen.
Von Ebba Busch muss Habeck sich entgegnen lassen: »Wir brauchen alle gute Energieformen; wir brauchen viel Strom, auch wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Ist es möglich, sich hohe Klimaziele zu setzen und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand zu steigern? Bei dieser Schlüsselfrage sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir beides brauchen«, so Busch deutlich.
30 Prozent des Stroms in Schweden stammen aus Kernkraftwerken. In der Dokumentation erklärt Busch: »Die Frage des Klimaschutzes ist eine Schicksalsfrage. Schweden hat noch immer einen hohen CO2-Ausstoß in der Schwerindustrie und im Transportsektor. Wenn wir das durch Strom ersetzen wollen, geht das nicht allein mit erneuerbaren Energien. Da brauchen wir Atomenergie.« Jetzt will Schweden weiter neue Kernkraftwerke in aller Welt einkaufen.
Die Autoren der ARD-Doku besuchen Olkiluoto 3, den neuen Druckwasserreaktor in Finnland. Der Reaktor mit seinen 1600 MW wird 14 Prozent des finnischen Strombedarfes decken. Der ist mit seinen rund 11 Milliarden Euro Baukosten und einer extrem langen Bauzeit unter anderem deshalb so teuer geworden, erklärt ein Pressesprecher des KKW, weil sie nach einer langen Auszeit vom Atom erst wieder lernen mussten, wie Kernkraftwerke gebaut werden. Finnland hat übrigens den zweitniedrigsten Strompreis in Europa.
Gezeigt wird der finnische Fraktionsvorsitzende der Grünen, ehedem ein fundamentaler Kritiker der Atomenergie, heute fundamentaler Befürworter. Eigene Positionen müssten hinterfragt und verändert werden, meint er. Ohne Atomkraft werde es schwieriger, Treibhausgase zu reduzieren.
Eine ARD-Doku wäre keine ARD-Doku, wenn das Team nicht durch halb Europa reisen würde. Weiter geht es zu Professor Bruno Merk, einem nach Großbritannien ausgewanderten Kernphysiker. Merk will einen neuen Reaktor entwerfen, der die restlichen Kernbrennstoffe weiter ausnutzen kann. Denn dort sind noch 95 Prozent der Energien enthalten. Die bisherigen Reaktoren können aus technischen Gründen mit drei bis fünf Prozent nur einen geringen Teil der Energie des Urans ausnutzen. Merk hat Deutschland nach der Entscheidung Atomausstieg verlassen – wie viele andere Wissenschaftler auch.
Doch dies wird noch viele Jahre dauern. Keine Frage, diese Forschung ist wichtig, doch sie wurde in Deutschland so gründlich ausradiert, wie das eben nur hierzulande möglich ist. Aber nichts davon in der Doku, politische Gründe ausgespart. Die Autoren besuchen nicht jene Wissenschaftler in Berlin, die einen neuen Dual Fluid Reaktor entwickeln. Das Unternehmen ist zwar in Kanada angesiedelt, doch demnächst werden in Berlin Versuche dazu stattfinden.
Stattdessen wird »Klimaaktivistin« Zion Lights vorgestellt, eine konvertierte ehemalige Anti-Atomkraftaktivistin, die jetzt weltweit für Atomkraft als Mittel gegen den Klimawandel wirbt. Etwas, das sie mit Michael Shellenberger gemeinsam hat. Früher war sie in Großbritannien eine landesweit bekannte Gegnerin der Kernenergie. Sie hat ihre Meinung geändert, sagt der Film. Warum? Wegen der »Klimakrise«.
Gemeinsam mit Lights besuchen die Autoren in England das Mammutprojekt Hinckley Point C; dort werden zwei neue Reaktoren gebaut. »Es müssen noch viel mehr Atomkraftwerke gebaut werden«, betont Zion Lights jetzt mit derselben Verve und Radikalität doch genau andersrum – 180Grad-Wenden sind offenbar in. Jetzt schwärmt sie: »Es ist phantastisch, dass wir neue Kraftwerke bauen.« Deutlich sagt sie: »Wir brauchen Kraftwerke mit Grundlast!« Und fragt Deutschland: »Wollt ihr Atomkraft oder wollt ihr Kohle?« Lights inszeniert auf der Straße gemeinsam mit Statisten eine »Hochzeit« zwischen Erneuerbaren und Kernkraft.
Doch Kernkraftwerke sind teuer, sehr teuer sogar. Sie machen diesen Nachteil dadurch wett, dass sie mit wenig Brennstoff lange Zeit sehr große Energiemengen produzieren können. Das war ein wesentlicher Grund, warum in den 70er und 80er Jahren in Deutschland sogenannte »Konvoireaktoren« gebaut wurden: eine Konstruktion, ähnliche Zulassungen und Genehmigungen. Das reduzierte den Aufwand. Dazu war ein großes Potential und Knowhow für den Bau vorhanden. Doch hochspezialisierte und zertifizierte Schweißer beispielsweise gibt es kaum mehr. Darunter leidet übrigens auch der Bau in Hinckley Point.
Kernkraftwerke stellt man nicht einfach auf die Wiese, es sind äußerst komplexe Industrieanlagen, die eine entsprechende Infrastruktur von Forschung und Entwicklung über Bau bis hin zu kompetenten Fachleuten in den Genehmigungsbehörden benötigen. Diese Strukturen sind in Deutschland nahezu vollständig zerschossen worden. Grün dominierte Politik hat verbrannte Erde hinterlassen. Kein Wort davon in der Reportage.
Die Kosten des Baus an der englischen Westküste haben sich vervielfacht. Damit sollen die Kohlekraftwerke wegen der Klimakrise ersetzt werden, sagt ein Sprecher von Hinckley Point. Im Film kommt nicht heraus, dass dieser Gegensatz unsinnig ist. Auch Kohlekraftwerke werden weltweit massiv ausgebaut – sogar deutlich mehr als Kernkraftwerke. Sie sind einfacher und billiger zu bauen, Stein- und Braunkohle liegen überall in hohen Mengen in der Welt unter und auf der Erde und sind die preisgünstigste Art der Energieerzeugung. Absurd anzunehmen, Kernkraftwerke könnten schnell alles übernehmen.
Der Aktivistin folgt in der ARD-Doku die Technikhistorikerin Anna Veronika Wendland, die sich mit Kernkraft und ihrer Geschichte befasst und die das Abschalten für einen Fehler hält, nicht weil Kernkraftwerke hohe Energiemengen produzieren, sondern weil sie angeblich so schön CO2-frei sind.
Der aus einer SPD-wählenden Familie stammende Wendland, die aufgrund ihrer Position in den letzten Jahren immer wieder verunglimpft und diffamiert wurde, geht das Narrativ vom angeblich notwendigen Kampf gegen den Klimawandel und das CO2 flüssig und mühelos über die Lippen. Deswegen hält sie es für einen Fehler, die Kernkraftwerke anstelle der Kohlekraftwerke auslaufen zu lassen. Kernkraft könnte die Rolle übernehmen, die die Kohle spielt, sagt sie ohne Blick auf Zahlen und Realitäten. Nachgefragt wird ebenfalls nicht.
Dann wieder Bilder vom Steinkohlekraftwerk Mannheim, eine imposante und sehr moderne Industrieanlage. Dort wurden 2022 zwei Millionen Tonnen Steinkohle verbrannt. Der Sprecher dramatisch: »Importiert aus der ganzen Welt mit entsprechenden Folgen für das Weltklima.« Kein Wort davon, dass dieses Kraftwerk eines der effektivsten ist, zudem mit aufwändigen Filtersystemen fast vollständig sauber gemacht, die Verbrennung optimiert. Da kommt kaum noch Ruß raus, kaum Stickoxide, kein Schwefel.
Da sendet die ARD noch kurz vor knapp eine Reportage über das Aus der Kernkraft, doch die gerät zahnlos. Wirklich kritisch nachgefragt wird nirgendwo. Nicht einmal bei jenem dubiosen Patrick Graichen. »Der ist der Kopf hinter der deutschen Energiewende«, so der Sprecher. »Patrick Graichen war früher einer der wichtigsten Lobbyisten für erneuerbare Energien. Jetzt ist er Staatssekretär verantwortlich für den Umbau des deutschen Energiesystems.«
Dieser Satz wird als Fakt formuliert, kein Konjunktiv schränkt den verwegenen Anspruch ein, mal eben so ein Energiesystem »umbauen« zu können. »Es kommt mir ein bisschen so vor, gestatten Sie mir, wenn ich das so sage«, fragt der Reporter, »wenn wir unterwegs sind auf der Autobahn und alle kommen einem entgegen. Dann kann man ja denken, die sind alle falsch abgebogen. Aber vielleicht denkt man auch irgendwann, wir sind wir falsch abgebogen.«
Graichen redet tatsächlich davon, dass auf der Welt ein großer Wind- und Solarboom stattfinde. »Wenn ich mir die Zahlen angucke, weiß ich, dass wir auf dem richtigen Kurs sind und die Mediendiskussion, die alle Jahre wieder eine neue Sau durchs Dorf treibt, die kann ich dann tatsächlich auch an mir vorüberziehen lassen.« Keine kritische Nachfrage, sondern der Satz: »Die weltweite Entwicklung hin zur Atomkraft eine Erfindung der Medien?« Fragt der Sprecher aber nicht als Frage an Graichen. Interessant wäre dessen Antwort.
Die ARD-Reporter schauen noch kurz bei Trimet vorbei, der Aluminiumhütte in Hamburg. Die verbraucht so viel Strom wie eine Großstadt mit einer Million Einwohner. »Wie lange geht es hier noch weiter?« 240-mal wurde im vergangenen Jahr der Strom abgestellt. Die Produktion friert ein, ein kompletter Verlust der Produktion droht, wenn der Strom länger ausfällt. Zwei Drittel der Öfen sind zudem ausgeschaltet, die Strompreise sind zu hoch.
Alles auch nicht neu, es wurde auch hier bei TE immer wieder beschrieben. Jetzt kommt es bei der ARD an. Spät und zahnlos. Ganz zu schweigen, dass wenigstens das CO2-Narrativ ein klein wenig einschränkend im Konjunktiv erzählt wird. Eine entsprechende Nachfrage geht ebenfalls nicht an Graichen. Der darf dagegen am Schluss unwidersprochen noch seine neue Wunderwaffe ins Feld führen: »Im klimaneutralen Zustand sind dann dafür die Wasserstoffkraftwerke da.« Also irgendwann im Wunderland.
Speicher und Wasserstoff stehen noch lange nicht zur Verfügung, so der Sprecher und fügt nicht hinzu, ob überhaupt. Leider fehlt auch hierauf die Antwort von Graichen.
Ebba Busch, Wirtschaftsministerin in Schweden, will also neue Atomkraftwerke bauen lassen. »Schweden hat gerade den Ausstieg aus der Atomenergie rückgängig gemacht«, informiert der Sprecher.
Nichts also ist unumkehrbar.
Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Deutschland, der Beleg, wie dicht Genie und Wahnsinn beieinander liegen. Einerseits technische Talente und Wissenschaftler, die D zu einem einstmals führenden Industrie- und Wissenschaftsstandort machten. Andererseits Hirn-tote Grün-Ideologen, grauenhaft dumm und unfähig, wie die Nacht dunkel ist, die alles wieder einreißen und zerstören. Kopiert von unfähigen Polit-Versagern aller Couleur, unter tatkräftiger Mithilfe einer CDU-Merkel samt Nachfolger – Vorsatz? Und dieser „Elite“ haben wir unser aller Zukunft anvertraut.
Der durchschnittliche Strompreis in Europa Mitte 2021 lag bei 21,9 Cent je Kilowattstunde.
Die höchsten Strompreise für private Haushalte in Europa im Jahr 2021 wurden in Deutschland [32 Cent pro kWh] und die niedrigsten Strompreise in Ungarn [10 Cent] gezahlt.
Die Strompreise für europäische Gewerbe- und Industriekunden waren 2021 in Deutschland am höchsten [18 Cent pro kWh] und in Schweden am niedrigsten [6 Cent].
Quelle: https://strom-report.com/strompreise-europa/
Kernenergie versus Erneuerbare oder Ungarn versus Deutschland:
In Deutschland hatte 2021 die Kernenergie einen Anteil von 13,3 % am Strommix und die Erneuerbaren einen Anteil von 45,7 %.
In Ungarn ist ein Kernkraftwerk mit vier Reaktorblöcken und einer installierten Nettogesamtleistung von 1,902 GW (Gigawatt / 1902 Megawatt) am Netz. Die Kernenergie hatte in Ungarn 2011 einen Anteil von 42 Prozent an der Gesamtstromerzeugung; laut IAEA lag der Anteil 2019 bei 49,2 %.
Was die Erneuerbaren (45,7 %) für Deutschland sind, ist die Kernenergie (49,2 %) für Ungarn.
Woran erkennt man eigentlich den Erfolg der speziell in Deutschland praktizierten Energiewende?
Offensichtlich am Strompreis bestimmt nicht.
Laut Weltklimarat ist die Kernenergie zusammen mit Windkraft die klimafreundlichste Energiequelle. Und im Gegensatz zu Wind braucht Kernkraft keine Backup-Kraftwerke für Flauten.
Aber von 33 Ländern, die 2021 Kernreaktoren betreiben, bauen oder den Bau neuer planen, ist Deutschland das einzige Land, das endgültig am 15. April 2023 aus der Kernenergie ausgestiegen ist. (Statista Research Department: Kernkraftwerke – Anzahl der Atomreaktoren weltweit bis 2021)
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Energiewende seit 2000 und Strompreisentwicklung?
„Im Jahr 2000 erreichten die realen Strompreise ein Minimum, seither gab es – ebenso wie bei den nominellen Strompreisen – eine Trendumkehr und die Strompreise steigen nun sowohl nominell aus auch real wieder.“
Quelle: LUKAS EMELE: Entwicklung der Strompreise im Verhältnis zur Kaufkraft und Abhängigkeit der Strompreise von den Primärenergiekosten im Untersuchungszeitraum 1950 bis heute [2008].
„Im Jahr 2021 betrug der Strompreis für die Industrie in Deutschland 9,03 Cent pro Kilowattstunde. Die abgebildeten Werte sind ohne auferlegte Steuern. Werden diese berücksichtigt, betrug der Strompreis inkl. Steuern für industrielle Verbraucher im selben Jahr rund 21,38 Cent pro Kilowattstunde. Inklusive der Steuern stiegen die Industriestrompreise gegenüber dem Jahr 2000 deutlich um rund 15 Cent pro Kilowattstunde.“
Quelle: Strompreise für die Industrie in Deutschland bis 2021 / Veröffentlicht von Statista Research Department, 14.04.2023
Sind Kernreaktoren Preistreiber oder Preisdämpfer?
Im Jahr 2000 waren noch 19 Kernreaktoren in Deutschland am Netz mit einer Nettoleistung von 21476 Megawatt.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernreaktoren_in_Deutschland
Am 15. April 2023 nahm man die letzten 3 Kernreaktoren vom Netz.
Durchschnittliche Strompreise für Neuabschlüsse in der Industrie (Stand 02/2023) bei einem Jahresverbrauch von 160.000 bis 20 Millionen kWh: 40,11 Eurocent (inklusive Stromsteuer)
Quelle: https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/bdew-strompreisanalyse/
Offensichtlich gibt es keinen Zusammenhang.
Gewerbe- und Industriestrompreise in Deutschland bis 2022 | Statista
Silke Kosch
Der Link „https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154902/umfrage/strompreise-fuer-industrie-und-gewerbe-seit-2006/“ öffnet:
Strompreise für Gewerbe- und Industriekunden in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2022 (in Euro-Cent pro Kilowattstunde)
Erhebungszeitraum 1. April 2012 bis 1. April 2022
Die Frage lautet: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Energiewende seit 2000 und Strompreisentwicklung?
„Strommenge, die auf Basis erneuerbarer Energien (Wasserkraft, Windenergie, Biomasse, biogener Anteil des Abfalls, Fotovoltaik, Geothermie) erzeugt wurde, stieg seit 1990 auf fast das 13-fache.
Diese Entwicklung ist besonders auf die Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zurückzuführen und hat ganz wesentlich zum Rückgang der fossilen Bruttostromerzeugung beigetragen.
Die verschiedenen erneuerbaren Energieträger tragen unterschiedlich zum Anstieg der Erneuerbaren Energien bei. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft war bis etwa zum Jahr 2000 für den größten Anteil der erneuerbaren Stromproduktion verantwortlich. Danach wurde sie von Fotovoltaik-, Windkraft- und Biomasseanlagen jedoch deutlich überholt.“
Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/erneuerbare-konventionelle-stromerzeugung#zeitliche-entwicklung-der-bruttostromerzeugung
Bruttostromerzeugung 2000 in TWh:
– Wasser: 22
– Biomasse: 4
– Wind: 10
Bruttostromerzeugung 2023 (geschätzt) in TWh:
– Wasser: 17
– Biomasse: 50
– Wind: 125
– Fotovoltaik: 61
Anstieg von 36 TWh (2000) auf 253 TWh (2023) ist eine Versiebenfachung.
Anstieg des Strompreises von ~ 6 Eurocent (2000) auf ~ 40 Eurocent (2023) entspricht fast einer Versiebenfachung.
Ursache für den Preisanstieg können die Kernrektoren nicht sein, da sie ab 2000 nach und nach vom Netz genommen wurden und deshalb immer weniger die Leitungen verstopfen konnten.
6 Eurocent (2000) ?
ca. 28 Pfennig im Jahr 2000, bei uns
und nach 22 Jahren
40 Eurocent (2023)?
Bruttoarbeitspreis 29,89 Cent bei uns im Haus, was der Netzstrombezug kostet.
Da haben sich die Stromkosten ca. verdoppelt in 22 Jahren, mehr aber auch nicht.
Wenn man z. B. beim Vergleichsportal Verivox nach einem günstigen Stromtarif sucht, wird man feststellen, dass die Strompreise variieren.
Wenn man den Strompreis eines Jahres angeben möchte und nicht alle Strompreise, muss man einen Mittelwert bilden. Das Gleiche gilt für Strompreisvergleiche unterschiedlicher Länder.
Zum Verständnis ein Beispiel: Wie groß oder schwer sind erwachsene Männer in Deutschland?
Bestimmt nicht 1,81 Meter und 78 Kilogramm.
Hier eine Anekdote:
– Bruttostrompreis 1998: 6 Eurocent pro kWh
– Bruttostrompreis 2022: 32 Eurocent pro kWh
– Preissteigerungsrate pro Jahr: ~ 7 %
Bei einer Preissteigerungsrate pro Jahr von 2 %, wie von der EZB „empfohlen“, wäre der Strompreis 2022 nur ~ 10 Eurocent pro kWh.
Als Schweden 1980 den Ausstieg aus der Kernenergie beschloss, war ich irritiert. – Ich fragte. telefonisch bei einem Freund in Schweden nach. Seine Antwort war beruhigend: „Du musst den Beschluss bitte genau lesen. Darin heißt es: Wir steigen dann aus, wenn ein adäquater Ersatz für die Kernkraftwerke existiert.“
Dazu konnte es nicht kommen, denn Schweden hat keine Kohle. – Der Ausstieg aus der Kernenergie muss daher in Schweden ausfallen.
Die Schweden haben doch erst 2 AKW abgeschaltet und stillgelegt und ein AKW-Neubau ist selbst in Schweden nicht in Sicht.
Die Diskussion um den Atomausstieg sollte viel gelassener geführt werden. Ganz bestimmt geht es nicht darum, ob Deutschland technologisch abgehängt wird oder nicht.
Um zu visualisieren, um was es geht, kann man sich auf energy-charts die jährliche Stromproduktion seit 2002 anzeigen lassen. Strom aus Kernenergie ist schön plakativ in Rot dargestellt. Seit 2007 geht es mit den roten Balken abwärts und im letzten Jahr war es noch ein kleiner roter Klecks, der in diesem Jahr zu einem rotem Strich wurde und auch so bleiben wird.
Balkendiagramme zur Stromerzeugung | Energy-Charts
Die Kernenergie in Deutschland ist in den letzten 2 Jahrzehnten schlicht in die Bedeutungslosigkeit abgesunken und nicht mehr der Rede wert.
Trotzdem wird noch drüber geredet, aber ich bin sicher – das gibt sich. Sind wir froh, dass wir diese konzeptionell veralteten Wasserkocher los sind.
Silke Kosch
„Die Kernenergie in Deutschland ist in den letzten 2 Jahrzehnten schlicht in die Bedeutungslosigkeit abgesunken und nicht mehr der Rede wert.“
Ja klar aber nur wegen der Energiewende und Verfeindung der Atomenergie. Wenn nur die Stromrechnungen auch in ihrer Bedeutungslosigkeit sich auflösen könnten.
Die höheren Stromrechnungen werden uns nicht verlassen und werden noch schlimmer.
@ Silke Kosch
Ich dachte bisher, man wolle den CO2-Ausstoß reduzieren – zumindest ist dies die große Erzählung der Rattenfänger (Politics).
Mit der Abschaltung der deutsche Kernkraftwerke passiert offentsichtlich das Gegenteil, da notwendiger Ersatz durch Kohle- und Gaskraftwerke, anderes ist ja nicht verfügbar, mehr CO2 freigesetzt wird (man schaue sich die Tages-Energieerzeugungscharts an, die erzeugte Wind- und Solarenergie passt nie, entweder deutlich zu viel oder deutlich zu wenig [z.B. Agorameter]! Jährlich kummulierte Energieerzeugungsanteile verschleiern das Energieknappheitsproblem [z.B. obiger Link von Frau Kosch]).
Wenn sodann die Wärmepumpen- und E-Autowende zum tragen kommen sollte, wird erneut noch mehr Strom benötigt, also noch mehr CO2-Ausstoß (WKAs und PVs werden ja auch nicht CO2-frei gebaut. Sie sind alle 20 Jahre abzureißen und sodann neu zu errichten. Sehr nachhaltig, oder?). Könnte aber auch sein, dass man den Bedarf anpasst, Fahrverbot, Wärmepumpenabschaltung, Beleuchtungsabschaltung, Industrievertreibung, … .
Mit dem vorhandenen Energiemix zur Stromerzeugung wirft eine Wärmepumpe mehr CO2/kWh-erzeugte Wärmeenergie aus als eine neue gute Gas-Brennwertheizung (A oder A+), dafür ist die Wärmepumpe gleich dreimal so teuer wie die Gasheizung. Mit viel Geld der Bürger wird nichts bewirkt, außer ein bürgerfinanziertes Konjukturprogramm für Heizungs- und Autoindustrie.
Da wir keinen ausreichenden Zuwachs an Wind- und Sonnenenergiegewinnung haben, sowie die Energiespeicher bei Größenordnung +/- Null verharren, dies jedoch bei massiv steigendem Strombedarf, folgt gemäß Angebots-Nachfrage-Regel, dass der Strompreis wohl stark steigen und der Gaspreis eher sinken wird. Ergo, wird die Wärmepumpe und das E-Mobil nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Betrieb mehr kosten als eine Gasheizung bzw. ein Verbrennerauto. Dies nenne ich Negative-WIN-WIN-Konstellation für die Bürger dieses Landes.
Natürlichen werden jetzt unsere Politics anfangen mit Subventionen, Strafen, Preisdeckeln und Abgaben planwirtschaftlich rumzufummeln – sie wollen ja wieder gewählt werden. Viele Markpreise werden ihre Signalfunktion verlieren. Am Ende haben wir massive Fehlinvestitionen, noch mehr Schulden, noch mehr Alimentation, Rationierung, Zuteilung, Verzicht, Freiheitseinschränkungen, Enteignung, Überwachung und Bestrafung und wohl auch weniger Umweltschutz und mehr CO2-Ausstoss. Nebeneffekt: totale Fragilisierung der Gesellschaft.
Was passiert wenn unsere Politcs in Wirtschaftsbereiche eingreifen (zu deren Entlastung sei erwähnt-sie sind ja generell nicht vom Fach):
– in die Wohnungspolitik = Wohnungsbau geht zurück (bricht zusammen), Mieten steigen
– in die Energiepolitik = Energie wird knapp und teuer
– in die Geldpolitik = Geld verliert seinen Wert (Inflation, Verarmung)
– in die Digitalisierung = es dauert länger und kostet mehr, der Datenschutz geht den Bach runter, Abiturprüfungen müssen verschoben werden
– in die Verteidigung = nicht einsatzfähig, für 3 Tage Munition, für 50 Milliarden/Jahr Ausgaben keine Armee
– in das Gesundheitswesen = wenn es darauf ankommt fehlt es an allem, sodann sperrt man die Bürger weg bzw. aus den Krankenhäusern aus (Covid-19)
– in das Schulwesen = innere Überlastung der Lehrerschaft, zerfallende Schulgebäude, sinkender Bildungsstand, permanent falsche Ausbildungsziele (kein MINT, dafür Schön- und Weltgeistiges, obwohl Handwerker und Ingenieure benötigt werden)
– in den Katastrophenschutz = wenn es darauf ankommt versagend, nicht vorbeugend, unterfinanziert
– in den Grenzschutz = quasi nicht mehr vorhanden, es lebe beliebige unkontrollierte Einwanderung und Einlieferung
Bleibt nur noch zu fragen, wer ist Schuld? Ach ja, der Russe ist schuld, oder?
Viel zu lang und zu kompliziert. Das versteht Frau Kosch nicht.
Ich denke Frau Kosch weiß es, Sie verstellt sich nur, aus ideologischen Gründen.
Stimmt, die Entscheidung nicht weiter zu lesen, wurde mir leicht gemacht. Ich bin nur bis „Rattenfänger“ gekommen. Danach konnte nicht Sinnvolles mehr folgen.
Silke Kosch
Weiterlesen könnte bedeuten, sich der Gefahr von alternativen Argumenten die der eigenen Ideologie/Religion/Blase wiedersprechen, oder?
“ veraltete Wasserkocher“
…. da kann man sehen, wovon der, die, das Silke Kosch etwas versteht!
Schweden hat keine einzige AKW-Baustelle jetzt.
Schweden hat das AKW-RINGHALS-1 am 31.12.2020 stillgelegt.
Schweden hat das AKW-RINGHALS-2 am 31.12.2019 stillgelegt.
Schweden hatte mal über 50% Atomstrom, jetzt nur noch um 30%.
Schweden hatte mal 13 AKW und da sind bereits 7 stillgelegt.
Schweden hat noch 6 AKW die Strom bringen, sind alle älter 38 Jahre.
Wen die Schweden es schaffen die Abschaltungen auszugleichen, grenzt das an ein Wunder.
An einen Ausbau der AKW-Leistung ist in Schweden nicht zu denken.
Warum richten Sie diesen Kommentar an Herrn Douglas, und nicht an Frau Ebba Busch? Douglas hat doch nur den Sprecher dieser Dame zitiert.
Peter Kraus: Merke! – Richtig ist: „Schweden hat noch keine einzige KKW Baustelle jetzt.
Ulrich Wolff am 20. April 2024 um 13:40
Merkt! – Richtig ist: „Schweden hat immer noch keine einzige KKW Baustelle jetzt.
Merke! – Richtig ist:
Am 28.09.2010 wurde bei EIKE veröffentlicht im Artikel
„Die Renaissance der Kernenergie in der Welt!“
Ulrich Wolff: Merke! – Richtig ist: Schweden hat nach 13 Jahren noch keine einzige KKW Baustelle jetzt und das wird sich auch nichts ändern die nächsten Jahre.
Also ich fand die Doku ganz nett. Da wollen halt einige vorbeugen, falls das mit der Energiewende doch nichts wird und haben das schon mal in der ARD angedeutet.
Ich habe mir das Geschwätz der ARD bewusst nicht angetan. Das sind Alibisendungen, ohne tiefgreifende Nachfragen. Herr Schwarz ist mit Sicherheit Fachmann ,aber nicht der einzige. Wo bleiben denn die Fachleute, welche dem Staatsfunk mal richtig erklären dürfen,dass er ,der Staatsfunk teil des Problems ist.Er schwafelt seit Fahren von Energiewende und Wasserstoffwirtschaft. An Dummheit und Blödheit nicht zu überbieten.
Immerhin kommt solch eine Dokumentation, die auch „die andere Sichtweise“, also meiner Meinung nach die normale derer, die noch Logik im Gehirn haben, mal im öffentlichen Rundfunk. Das regt vielleicht die graue Masse mal an, über alles nachzudenken, statt nur zu glauben,, weil es ja richtig war, da es im Fernsehen lief.
Nichtsdestotrotz weiß ich nicht, wie man in Deutschland noch optimistisch bleiben soll, nur Ideologen allerorten nach dem Vorreiter-Prinzip oder: „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!“. In 20 Jahren gibt es in D den heutigen Wohlstand mit Sicherheit nicht mehr! Die Deindustriealisierung wirkt mittlerweile…