von Michael Limburg

Sehr geehrter, lieber Herr Prof. Ganteför,

wenn Sie mir diese etwas altmodisch vertraulichere Anrede noch gestatten, kennen wir uns doch schon, wenn auch nur entfernt, seit über 10 Jahren. Also, sehr geehrter, lieber Herr Prof. Ganteför, Sie hielten es für notwendig, wenn auch widerwillig, wie sie des Öfteren betonen, in zwei Videos als Rezensent (Energie & Klima) des von mir mitverfassten Buches „Strom ist nicht gleich Strom“ aufzutreten. Ich habe mir diese Videos – jedes rd. eine Stunde lang- angesehen und kann nur jedem empfehlen, dies auch zu tun. Nicht unbedingt wegen einiger von Ihnen scharfsinnig vorgetragener vermeintlicher oder realer Schwachstellen, sondern deswegen, weil Ihre Rezension mindestens so viel über Sie als Rezensenten aussagt, wie über das von Ihnen rezensierte Buch.

Framing der Autoren, oder Framing des Rezensenten?

Im Großen und Ganzen machen Sie keinen Hehl daraus, dass Sie dieses Buch – summa sumarum – nur für eine Art Propagandastück gegen die Energiewende halten, welches Sie nur auf Wunsch eines Bekannten von Ihnen lesen mussten. Und beschweren sich gleich am Anfang darüber, dass die Autoren in ihrem Buch eine Art Framing einsetzen, nämlich nur und ausschließlich Argumente gegen die Energiewende, vor allem aber gegen „Erneuerbare“ bringen, diese würde auch schon, wenigstens tlw., in den Kapitelüberschriften zum Ausdruck kommen. Sie beklagen auch, dass das Buch nur vom Strom handele (obwohl das ja schon im Titel steht) und Ihrer Meinung nach nicht wissenschaftlichen Standards genügen würde, sowohl was die Wortwahl anbelangt, als auch die Quellenangaben, aber besonders die notwendige Neutralität vermissen ließe. Weil, so sagen sie, es fehlten Argumente, die die Energiewende unterstützten und die seien gegeneinander abzuwägen. Das alles bräuchte Ihrer Meinung nach, ein Buch dieser Art.

Dabei merken Sie nicht einmal, dass Sie Ihrerseits zwar das Framing der Autoren beklagen, aber selbst gleich zu Anfang ein Framing setzen, in dem Sie verlangen, dass ein Sachbuch diesen Ihren Ansprüchen an ein wissenschaftliches paper genügen müsse und, da es das nicht täte, schon mal minderwertig sei.

Ein Bild, das Text enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Kommentar des Lesers Hansjörg Kramer zum YT Video „ Strom ist nicht gleich Strom, Teil 1 von Prof. Ganteför

Nun war es für uns als Autoren keineswegs die Absicht ein wissenschaftliches paper in Buchform zu verfassen, sondern eines, das von jedermann mit mittlerer Schulbildung gelesen und auch verstanden werden kann, und dass, selten genug am deutschen Büchermarkt, auf die unübersehbaren Schwachstellen der vielgepriesenen „Erneuerbaren“ hinweist, denn Lobpreisungen dafür gibt es mehr als genug. Sie konnten, oder wollten aber nicht erkennen, dass der Zweck des Buches genau darin bestand, dass was Sie bemängeln, in den Vordergrund zu stellen.

Also stellten Sie zuerst eine Behauptung als einen Popanz auf, als eine Forderung, die nicht erfüllt wurde, und arbeiteten sich dann Kapitel für Kapitel daran ab. Ein Strohmannargument nennt man diese Methode: Behaupte etwas, was nicht gesagt wurde, aber ähnlich klingt, und auch nicht beabsichtigt war, verdamme es dann, prügele auf den Urheber ein, und erfreue Dich breiter Zustimmung zu diesen Argumenten. Kein Wunder, dass Ihr Endergebnis überwiegend negativ war.

Vergleiche immer nur Vergleichbares – besonders als Wissenschaftler

Übrigens, wo ich schon mal dabei bin, haben Sie jemals einen „wissenschaftlichen“ Klimavortrag Ihres Kollegen Prof. Rahmstorf gesehen und gehört, oder das Buch von einem weiteren Berufskollegen, nämlich Prof. „John“ Schellnhuber, mit dem schönen „wissenschaftlichen “ Titel „Selbstverbrennung“?

Nein, .. das habe ich mir gedacht, und wenn doch, warum haben Sie diese nicht als Vergleichs-Beispiel erwähnt? Oder, gerade erst kürzlich, anlässlich Ihres 4 π Symposiums ließen Sie eine Frau Prof. Ulrike Lohmann zu Wort kommen. Eine Ehre, wie Sie bemerkten, weil von der berühmten ETH! Wir diskutierten darüber per eMail, Sie erinnern sich bestimmt. Hier meine Bemerkungen zu deren Ausführungen, die – so kam  es rüber – nur apokalyptisches in Bezug auf den Klimawandel zu verbreiten hatte.

Zitat aus eMail Limburg

„…Daraufhin habe ich mir ihren Vortrag zum Teil angeschaut und muss sagen: ich war entsetzt. Und begründete dann im Detail, warum das was Frau Lohmann ausschließlich Klimapropaganda war, und keinerlei Anspruch auf die Darstellung von Klimafakten erheben konnte. Wie kann man sich Wissenschaftler – noch dazu bei der renommierten ETH- nennen, und solche -bestenfalls- Halbwahrheiten verbreiten, oder sich auf Grafiken beziehen und die auch zeigen, die eindeutig „massiert“ wurden….“

Als Antwort ließen Sie mich wissen:

„Wir haben das Symposium als ideologieneutral angekündigt und das heisst, wir freuen uns, wenn jemand so Prominentes wie Frau Prof. Lohmann bei uns vorträgt. Wahrscheinlich haben wir unser Ziel der Neutralität wirklich erreicht, weil manche von mir fordern, dass Herrn Sinn nicht mehr zu Wort kommen dürfte, und andere fordern Redeverbot für die IPCC Forscher. Der beiden wichtigsten Vorträge sind meines Erachtens aber sowieso andere, weniger spektakuläre. Und dann gibt es noch einen besten Vortrag, aber das ist auch wieder ein anderer. Weiterhin machen wir ein zweites Symposium im September, da geht es dann um die Lösungen. „

Für mich bedeutet das, sofern einer prominent ist, darf er jeden noch so großen Unsinn vortragen, Hauptsache ein anderer nimmt von einer vermuteten Gegenseite dazu Stellung. Bei Ihnen durfte aber niemand von der Gegenseite auftreten, auch Prof. Sinn ist überzeugter Klimajünger, wenn ich mal so sagen darf. Und das nennen Sie dann Neutralität!

Unser Buch „Strom ist nicht gleich Strom“ ist kein Lobgesang auf die Energiewende

Übertragen auf unser Buch könnte das doch nur heißen, dass Sie bspw. irgendeinen Lobgesang auf die „Erneuerbaren“ gern auch auf die Energiewende, in einer ihrer nächsten Folge besprechen, dann hätten Sie der Neutralität genügt, und das wollen Sie ja, denn das, was Sie Frau Lohmann zubilligen, dass sollten Sie auch uns zubilligen. Das wäre doch nur fair. Nicht wahr?

Wenn es so ist, dann allerdings hat Ihre Rezension unserem Buch gegenüber eine schwere Schlagseite, denn Sie werfen uns vor, was Sie bei anderen begrüßen, und bauen zudem noch ein Framing auf, welchem wir zu genügen hätten, was aber unser Sachbuch in keinster Weise leisten sollte.

Ok, lassen wir es dabei bewenden.

Kritik Kapitel für Kapitel – und der Sündenfall EIKE

Kommen wir zu Ihrer – dankenswert vollständigen Analyse – unserer 35 Kapitel. Dabei muss ich erwähnen, dass ich selbst nur zu etwa 10 % zum Inhalt des Buches beigetragen hatte, es handelt sich um das Kapitel über die Nassauer von Feldheim, während mein Ko-Autor, eigentlich der Hauptautor war, welcher die übrigen 90 % schrieb. Ich sag´ das nicht um mich ggf. zu eskulpieren, ich stehe voll und ganz auch hinter dem, was in den anderen Kapiteln steht, sondern weil es die Lastverteilung darstellt. Dass mein Name an erster Stelle steht, ist nur der gewählten alphabetischen Reihenfolge zu danken.

Doch zurück zu Ihrer Kritik. Zu jedem der 35 Kapitel geben Sie einen Kurzkommentar ab, ziehen die von Ihnen erkannten wichtigen Aussagen heraus und bewerten diese.

Ohne jetzt nochmals alle Kapitel durchzustöbern und aufzuzählen fiel mir auf – und einer Reihe von Betrachtern ging es wohl, ihren Kommentaren nach, genauso- dass Sie den Löwenanteil der Kapitel als sachlich richtig bewerteten, und dort wo Sie anderer Meinung waren, oft dazu schrieben oder sagten, Sie wüssten das nicht so genau. Es schiene Ihnen jedenfalls so. Angesichts Ihres negativen Gesamturteils verblüfft mich das doch ein wenig. Sie verurteilen den Inhalt eines Buches obwohl sie ihm doch im Wesentlichen zustimmen, und dort wo sie es nicht tun, häufig ihre eigene Unsicherheit ob der Richtigkeit des Geschriebenen betonen.

Eine merkwürdige Kritik, finde nicht nur ich. Eher eine politische Rhetorik, nämlich etwas politisch Gewünschtes zu verkünden, aber im Kleingedruckten dann mehr oder weniger das Gegenteil festzustellen, als wissenschaftlich begründete und nachvollziehbare Kritik.

Richtig putzig ist – verzeihen Sie mir diesen Ausdruck – gleich am Anfang Ihr Glaubensbekenntnis an den „Weltklimarat“ mit seinen Ergebnissen. Putzig deswegen, weil Sie doch Wissenschaftler sind und dies auch vielfältig unter Beweis stellen. Steht für einen echten Wissenschaftler nicht der Zweifel an erster Stelle und nicht der Glaube?

Und dann noch Ihre Entschuldigung dafür, dass Sie – wenn auch vor etwa 10 Jahren – ganz aus Versehen vermutlich- bei einer EIKE – Veranstaltung aufgetreten seien. Mein Gott, wie tapfer!

Ein Bild, das Text enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Kommentar des Lesers Hans Wurst zum YT Video „ Strom ist nicht gleich Strom, Teil 1 von Prof. Ganteföhr.

Das Netz wird immer unsicherer – aber noch ist ja nichts passiert

Und geradezu gerührt, wenn ich das noch sagen darf, hat mich Ihre Begründung für die immer noch bestehende Netzsicherheit. Als Beweis gegen die im Buch aufgestellte Behauptung, dass mit fortschreitender Stromerzeugung aus „Erneuerbaren“ Quellen, die Gefahr eines Blackouts ständig zunehmen würde. Mit all seinen verheerenden Folgen. Sie glaubten das widerlegen zu müssen, mit der immer noch – Betonung liegt auf „immer noch“ – erfreulich geringen Netzausfallzeit. Sie führten zwar auch in einigen Nebensätzen die Zunahme der dafür notwendigen Redispatch- Maßnahmen an, merkten aber an, dass dies eben zwangsläufig so sei, und die Experten diese auch im Griff hätten.

Ein Bild, das Text enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Kommentar des Lesers Rolf Wiessner zum YT Video „ Strom ist nicht gleich Strom, Teil 1 von Prof. Ganteför.

Dabei weiß jeder einigermaßen Informierte, dass auch für die Stabilität komplexer Netze der altbekannte Spruch gilt, „letzte Tropfen bringen das Faß zum Überlaufen“. Was in diesem Zusammenhang bedeutet, lieber Herr Ganteför, dass jede weitere Einspeisung das Stromnetz kollabieren lassen kann. Und auch ohne neue Quellen kann das passieren, jede Minute, jede Stunde, jeden Tag, jede Woche, jedes Jahr. Unvorhersehbar, und damit unplanbar. Heute, oder morgen oder vielleicht auch erst übermorgen. Niemand weiß es, aber trotzdem wird das Risiko Schritt für Schritt erhöht. Und Sie heißen das gut. „Ist ja bis jetzt nichts passiert, oder?“ Doch damit das nicht geschieht, werden nicht etwa die Maßnahmen zurückgefahren, also um ein klares Bild zu verwenden, das Boot gewendet, sondern man dichtet ein neues Loch nach dem anderen ab, jagt aber mit erhöhtem Tempo immer weiter auf die Klippe zu. Stattdessen werden gerade die verschiedenen Szenarien durchgespielt, wie man dem mittels gewolltem Brownout, die Gefahr eines großen Blackouts vermindern kann. Vermindern, nicht verhindern, werter Herr Ganteför.

Ein Bild, das Text, Schreibwaren, stationär, Holzstift enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Und wenn wir bedenken, dass wir in den Nullerjahren so in etwa maximal 10 Redispatch Maßnahmen pro Jahr hatten, 2016 aber bereits 3.957 und in 2022 schon 12.623 – und das sind immer Maßnahmen auf ungeplante Ereignisse !!!-  dann fragt sich auch der Laie welche Alarmsignale Sie noch brauchen, um einzugestehen, dass höchste Gefahr im Verzuge ist?

Und nicht nur das, diese Maßnahmen kosten ja auch eine Unmenge von Geld, die ungeniert den Verbauchern aufgebürdet werden und sich in den Netzgebühren verstecken.  Und die steigen und steigen und steigen: Wofür eigentlich? Was kriegen wir dafür? Um die Welt zu retten lässt man die deutschen Verbraucher sinnbildlich über die Klinge springen?  Und selbst das gelingt nicht, denn Asien und Afrika und Südamerika machen bei dem Spiel nicht mit. Die wollen nicht arm bleiben, die wissen noch was das bedeutet. Im Normalfall Hunger und Unterernährung und Krankheit und Tod. Knapp 3,25 Mrd. € zahlten die deutschen Verbraucher allein für die Netzstabilisierung in 2022. Das waren schon 60 % mehr gegenüber dem Vorjahr und knapp 300 % mehr als in 2018. Tendenz weiter extrem steil steigend. Aber wofür?

Ein Bild, das Diagramm enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Über Ihre verschiedenen Erwähnungen der Notwendigkeit von Groß-Speichern will ich mich nicht weiter auslassen, nur soviel : Es gibt sie nicht, und wenn es sie gäbe wäre der Strom doppelt unbezahlbar, ein Aspekt der merkwürdigerweise bei Ihrer Rezension fast völlig unterwähnt blieb. Immerhin habe ich dankbar angemerkt, dass Sie Ihre Kollegin Frau Prof. Kemfert unzitiert ließen, die vor kurzem in einer ZDF Doku befand. Zitat „Speicher gibt es noch und nöcher!“.

Ich frage mich wie man die Energiewende trotz all dieser Mängel noch positiv sehen kann?  Um das Gleichnis vom Krankenhaus zu verwenden: Wer ist denn so irre und reist das einzige Krankenhaus ab, bevor ein neues steht und in Betrieb gegangen ist?

Und ich frage nicht mich, sondern Sie lieber Herr Ganteför, was brauchen Sie eigentlich noch, um zu sehen, dass die Energiewende nicht mal ins Nichts führt, wie Prof. Sinn beschönigend seinen Vortrag vom Dezember 2021 nannte, nein, das ist es nicht, sie führt direkt in die Zerstörung unserer Wirtschaft.

Ist das für einen so intelligenten und hochkompetenten Professor der Physik so schwer zu begreifen, wenn sogar inzwischen schon 88 % der Menschen in diesem Land zu der Überzeugung gekommen sind, dass das mit der Energiewende wohl nichts wird?

Gern wüsste ich Ihr Antwort.

Die beiden Videos von Prof. Ganteför können hier (Teil 1) und hier (Teil 2) eingesehen werden.

Das Buch „Strom ist nicht gleich Strom“ kann u.a. hier bezogen werden, oder besser noch, direkt beim tvr Medien Verlag 

 

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken